Es lässt sich nicht in Worte fassen, wie sehr sich mein Leben seit The X Factor verändert hat. Ich lebe jetzt in London, bin in einer Band und kann viele tolle Länder bereisen … Das ist wirklich irre!
Wenn ich uns heute und damals bei The X Factor vergleiche, wird mir klar, wie sehr wir als Band vorangekommen sind. Und zwar in allem: im Gesang, bei den Moves und im Verständnis, was es heißt, auf der Bühne zu stehen und in einer Band zu sein. Wir haben viel Selbstvertrauen gewonnen, und wir wissen jetzt, dass wir vor dem Publikum wir selbst sein können.
Obwohl mein Leben nun ganz anders ist als früher, hat sich in gewisser Weise doch nicht so viel verändert, weil ich immer noch ein normales Leben führe. Ich werde immer gefragt: „Ist es jetzt nicht unmöglich, all das zu machen, was du früher gemacht hast?“, aber ich kann nach wie vor etwas trinken oder zum Essen gehen, ohne dass ich von Paparazzi belästigt werde. Ich muss das eben ein bisschen schlauer anstellen als früher.
Wenn ich einfach mal ausgehen will, versuche ich nicht so viel darüber nachzudenken. Ich gehe einfach los und tue es. Es macht einen wahnsinnig, wenn man sich ständig den Kopf zerbricht, ob man irgendwo sicher ist. Du musst schließlich dein Leben leben. Ich weiß ein paar Läden, wo mich die Inhaber oder ihre Freunde kennen. Wenn ich dort bin, kümmert es keinen.
Manchmal wird es ein bisschen viel, aber damit muss man zurecht kommen. Wenn du eine Straße entlanggehst, und irgendjemand fotografiert dich, was soll’s? Du stehst eben in der Öffentlichkeit und es ist keine große Sache. Stören würde es mich, wenn jemand Fotos von mir in meiner Wohnung macht. Man braucht einen Ort, wo man sich zurückziehen kann.
Eine der Grundregeln, an die ich mich zu halten versuche, lautet: hart arbeiten, alles geben und freundlich sein. Um Erfolg zu haben, musst du hart arbeiten, und dass man nett zu den Leuten ist, sollte selbstverständlich sein. Wenn alle ein bisschen freundlicher zueinander wären, wäre die Welt ein viel schönerer Ort. Du hast die Wahl, ganz normal mit den anderen umzugehen oder ein bisschen netter zu sein und jemanden damit glücklich zu machen.
Wir hatten das große Glück, an einige unglaubliche Orte reisen zu können. Sydney ist einer meiner Favoriten. Es ist ziemlich englisch – die Kultur und die Leute dort erinnern an London –, aber alles ist ein bisschen fröhlicher, weil das Wetter so toll ist. Außerdem läuft alles dort etwas langsamer, weil alle so entspannt sind.
LA liebe ich ebenfalls, aber ich glaube, dass man es erst für sich entdecken muss. Man muss wissen, wo man hingehen sollte und wie man dort hinkommt. Wenn man Freunde hat, die man auf Partys und in Restaurants treffen kann, ist LA die beste Stadt der Welt. Aber wenn du allein bist, fühlst du dich ziemlich schnell einsam.
New York ist ganz anders als LA, aber genauso großartig. In New York fällt es leicht, auszugehen und Leute zu treffen. Jeden Abend ist irgendetwas los. Es passiert dort so viel, dass du locker am frühen Abend losziehen und bis in die Morgenstunden unterwegs sein kannst. Auch New York erinnert an London, aber alles läuft dort schneller ab. Wenn du in New York bist, um vier Uhr früh mit Jetlag aufwachst und auf ein Konzert gehen willst, findet wahrscheinlich gerade irgendwo eines statt. Vor zehn Uhr abends geht kaum jemand essen, und das Abendessen zieht sich oft bis ein Uhr nachts. In New York kann man auch super einfach nur die Leute beobachten.
Wir sind auf unseren Reisen unglaublich tollen Menschen begegnet. Michelle Obama war zum Beispiel fantastisch. Ich glaube, sie und Barack sind wirklich so, wie sie in der Presse rüberkommen – sehr normal. Sie sind, wie sie sind, und haben eben zufällig Jobs, bei denen sie in der Öffentlichkeit stehen. Michelle ist eine fantastische First Lady.
Red nose day!
15. März 2013
Jeder liebt sie. Ich glaube, das liegt daran, dass sie so warmherzig und freundlich ist.
Ich persönlich versuche auf Reisen immer, Einheimische kennenzulernen. Als wir in Chicago waren, stellte mir jemand von unserer Plattenfirma ein paar Leute aus der Gegend vor. Ich spielte Golf mit ihnen. Es war nett, mal rauszukommen und etwas anderes zu machen. Zufällig waren sie mit Barack Obama befreundet, spielten jeden Sonntag mit ihm Golf und erzählten mir, dass er ein total bodenständiger Typ ist. Einer der Jungs lud mich sogar zum Grillen in sein Haus ein, und ich konnte seine Familie kennenlernen. So etwas ist wirklich toll.
Für Comic Relief nach Ghana zu reisen, war eine unglaubliche Erfahrung, die mein Leben verändert hat. Ich fühlte mich so klein angesichts der Menschen, die wir trafen, und was wir dort sahen, war wirklich bewegend. Dass Comic Relief so wahnsinnig viel Geld sammelte, bedeutet uns sehr viel, weil sich dadurch das Leben vieler Menschen verändern wird. Wenn man mich wieder einladen würde, wäre ich sofort dabei.
Ich beherrsche noch keine Fremdsprachen, aber ich würde wirklich gerne Gebärdensprache lernen. Viele Leute sprechen Fremdsprachen, aber jemanden zu helfen, der nicht kommunizieren kann, wäre großartig. In Irland habe ich ein Mädchen und ihre Mutter kennengelernt, die sich in Gebärdensprache unterhielten. Ich habe für sie das Zeichen für „Danke schön“ gemacht. Sie konnten es kaum fassen. Wenn jemand, der Gebärdensprache spricht, zu einer Show oder zur Autogrammstunde kommt und man ihm antworten könnte, wäre das ein echt gutes Gefühl. Das wäre bestimmt besser als auf Französisch Steak und Bratkartoffeln bestellen zu können.
Ich kaufe auf unseren Reisen nicht viel ein, deshalb spare ich erstaunlicherweise Geld, wenn ich unterwegs bin. Hier und da entdecke ich etwas, aber in meinen Koffer passt gar nicht so viel rein. Onlineshopping geht auch nicht, weil ich keine Adresse zum Liefern habe, wenn wir so viel unterwegs sind. Meistens kaufe ich mir nur ein paar Kleinigkeiten als Andenken oder Geschenke für meine Familie und Freunde.
Ich habe das noch nie jemandem erzählt, aber aus LA habe ich ein ganz besonderes Souvenir mitgenommen. Wir wurden eingeladen, Johnny Depps Tochter zu treffen, und fuhren in sein Studio. Auf dem Weg schickte mir ein Freund eine SMS: „Du musst unbedingt etwas klauen und mitbringen.“ Also ließ ich ein Stück rosa Seife aus Johnny Depps Klo mitgehen. Wenn er das liest, hält er mich bestimmt für durchgeknallt!
Wir sind in so vielen Fernsehshows weltweit aufgetreten, aber an eine Show in Japan kann ich mich gut erinnern, weil sie total verrückt war. Was Liveshows angeht, war der erste Auftritt im Madison Square Garden ein echtes Erlebnis für uns. Fast alle waren da, die an dem Projekt One Direction mitgearbeitet hatten: vom Grafiker unseres ersten Albumcovers bis zu den Songproduzenten.
One Direction ist nicht nur die Band, sondern alle, die uns auf dem Weg dorthin unterstützt haben und es bis heute tun. Das bedeutet uns viel. Auch unsere Freunde und Familien waren da, und es war schön, hinterher mit allen anzustoßen. Die Halle ist einfach fantastisch, und es war Wahnsinn, von der Bühne auf so viele bekannte Gesichter hinunter zu schauen.
Wo
WIR
STEHEN
Obwohl so viel um uns herum passiert, glaube ich nicht, dass es für uns schwer war, mit beiden Füßen auf dem Boden zu bleiben. Ich kann aber nachvollziehen, dass manche dabei abheben. Denn wenn du vollständig in einer Seifenblase des Ruhms lebst, denkst du am Ende, du bist der größte Star aller Zeiten. Mir tun diejenigen, deren ganzes Leben davon erfasst wird, fast leid, weil ich weiß, wie schwer es dann ist, auf dem Boden zu bleiben. Wir führen außerhalb der Band jedoch ein vollkommen normales Leben und lassen uns von dem ganzen Trubel nicht mitreißen.
Meine Familie ist großartig. Sie gehen genauso mit mir um, wie immer. Mit meinen Freunden von zu Hause ist es dasselbe. Man muss hin und wieder etwas Abstand vom Berühmtsein gewinnen, sich daran erinnern, in was man da verwickelt ist, und alles im richtigen Licht betrachten. Es ist ein echt cooler Job, aber es macht mich nicht zu einem besseren Menschen als andere.
Ich achte sehr auf Kleinigkeiten, etwa darauf, zu sagen, dass die Leute „mit“ und nicht „für“ uns arbeiten. Ich hasse es, wenn jemand sagt, dass andere für ihn arbeiten – ich glaube, das dient nur dazu, dass sie sich wichtig vorkommen. Wir arbeiten alle hart für dasselbe Ziel.
OBEN: Fotosession für das Magazin AERA.
18. Januar 2013
Eine meiner Freundinnen macht sich immer lustig über mich, wenn ich vor ihr durch eine Tür gehe. „Tust du das, weil du berühmt bist?“, sagt sie dann. „Halt mir gefälligst die Tür auf!“ Ich mag es, wenn mich Leute wegen so etwas aufziehen.
Wenn du nicht freundlich zu anderen bist, spricht sich das herum. Bei der ersten Begegnung mit jemandem gibt es nämlich keine Grauzone. Die...