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E-Book

Wissenschaftliche Arbeiten schreiben

AutorWolfgang Winter
VerlagRedline Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl120 Seiten
ISBN9783864146145
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Wer nur selten mit wissenschaftlichen Texten in Berührung kommt, dem geben Zitierregeln, passende Formulierungen oder statistische Ausführungen meist Rätsel auf. Um solche Texte zu schreiben, bedarf es einiger Vorbereitung. Damit man damit nicht unnötig Zeit verschwendet, hat Wolfgang Winter dieses Buch geschrieben, in dem alle relevanten Regeln versammelt sind. Mittlerweile in der dritten Auflage und um die Regeln für Bachelor- und Masterarbeiten erweitert, ist dieses Buch die optimale Anleitung für angehende Akademiker.

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Leseprobe

Gliederung





Im Gegensatz zum Thema selbst finden sich alle weiteren zentralen inhaltlichen Stolpersteine (Problemstellung, Zielsetzung, Vorgehensweise sowie Begriffsklärungen und die Frage des Bezugsrahmens) in irgendeiner Form in der Gliederung verankert bzw. abgebildet. Sie sollten es zumindest sein, denn auch das charakterisiert eine gute Gliederung. Doch wozu benötigt jede wissenschaftliche Arbeit eine Gliederung, und welche Bewertungskriterien werden an sie angelegt?


Anforderungen an eine Gliederung


  • Eine Gliederung zeigt die Befähigung des Autors zur eigenständigen Analyse und Strukturierung eines Themas und der zugehörigen Problemstellung. Der größte und häufigste Fauxpas, den man hierbei begehen kann, ist, einem zum betreffenden Thema anerkannten Standardwerk die Gliederung zu entnehmen und sich an diese »anzulehnen«. Die größte Schwierigkeit wiederum besteht darin, aus einer Fülle von Quellen und möglichen Strukturierungen eine eigenständige und überschneidungsfreie Gliederung zu entwickeln, die dem persönlichen Denkstil entspricht.
  • Eine gute Gliederung schafft Übersicht und nicht Verwirrung in Bezug auf den logischen Ablauf der Arbeit. Bei der Strukturierung einer Arbeit taucht immer wieder die Frage auf, wie viele Gliederungspunkte und -ebenen man einführen sollte, mit anderen Worten, wie viele Kapitel eine Arbeit aufweisen sollte und wie tief diese in Abschnitte und ggf. Unterabschnitte unterteilt sein darf. Folgende Faustregeln können hierbei hilfreich sein:
    • Seitenumfang der Arbeit. In der Tendenz gilt: je mehr Hauptkapitel, desto unübersichtlicher. Die Arbeit wirkt dann schnell »zerfleddert« und nicht »aus einem Guss«. Eine Seminararbeit mit 20 Seiten sollte nach Möglichkeit nicht mehr als vier Hauptkapitel aufweisen. Hierbei ist in der Regel die Beschränkung auf zwei Gliederungsebenen ausreichend, bei Bachelor- und Masterarbeiten auf drei, bei Dissertationen auf vier und mehr. Aber auch für umfangreichere Arbeiten gibt es so etwas wie eine »natürliche Begrenzung«, die spätestens bei der Ebene 1.1.1.1.1 erreicht ist. Prüfen Sie selbst, ob eine solche Tiefengliederung dem Leser einen zusätzlichen Informationsgewinn liefert oder ob sie nicht primär zu Lasten der Balance und Übersichtlichkeit der Gliederung geht.
    • Umfang eines Abschnittes. Will man einen Text als eigenständigen, d. h. mit einer nummerierten Überschrift versehenen Gliederungspunkt ausweisen (z. B. »3.2.1 Werbungskostenpauschale«), so sollte dieser einen Umfang von mindestens 0,5–1 Seite haben.
    • Anzahl der Zielsetzungen. Verfolgt eine Arbeit mehr als eine Zielsetzung, so ist es in den meisten Fällen sinnvoll, jede der Zielsetzungen in einem separaten Kapitel oder zumindest einem separaten Abschnitt des Hauptkapitels der Arbeit zu behandeln.
    • Verhältnis von Kapitel zu Abschnitten. Als einfachste Regel sollte man sich merken: Eine Gliederung sollte keinesfalls mehr Kapitel aufweisen, als ein Kapitel Abschnitte besitzt. Bei Arbeiten, die den Leser z. B. durch all ihre Kapitel 1–8 führen, ohne in den einzelnen Kapiteln in die Tiefe zu gehen, zeigt sich meist, dass es sinnvoller gewesen wäre, mehrere Kapitel in einem zusammenzuziehen und darunter die Inhalte in entsprechenden Abschnitten zu behandeln. Hierzu folgendes Beispiel:

Konsequenzen der EU-Osterweiterung
auf Wertschöpfungsaktivitäten deutscher Unternehmen


  1. Einleitung
  2. Forschung und Entwicklung
  3. Produktion
  4. Logistik
  5. Marketing
  6. After Sales
  7. Finanzen
  8. Personal
  9. Organisation
  10. Fazit und Ausblick

Besser wäre zum Beispiel folgende Gliederung:


  1. Einleitung
  2. Primäre Wertschöpfungsaktivitäten
    • 2.1 Forschung und Entwicklung
    • 2.2 Produktion
    • 2.3 Logistik
    • 2.4 Marketing
    • 2.5 After Sales
  3. Sekundäre Wertschöpfungsaktivitäten
    • 3.1 Finanzen
    • 3.2 Personal
    • 3.3 Organisation
  4. Fazit und Ausblick
  • Eine gute Gliederung steuert die korrekte Gewichtung der Einzelteile der Arbeit. Mit Ausnahme des einleitenden und abschließenden Kapitels gelten für alle Kapitel und Abschnitte einer Arbeit folgende einfache Faustregeln:
    • Alle Kapitel bzw. Abschnitte, die sich auf derselben Gliederungsebene befinden, sollten in etwa denselben Textumfang aufweisen.
    • Ein Abschnitt sollte nicht mehr Textumfang aufweisen als ein übergeordnetes Kapitel.

Konsequenzen der EU-Osterweiterung
auf Wertschöpfungsaktivitäten deutscher Unternehmen

1.Einleitung
2.Primäre Wertschöpfungsaktivitäten
2.1 Forschung und Entwicklung
2.2 Produktion
2.3 Logistik
2.4 Marketing
2.5 After Sales
15 Seiten
1 Seite
1 Seite
12 Seiten
1 Seite
1 Seite
3.Sekundäre Wertschöpfungsaktivitäten
3.1 Finanzen
3.2 Personal
4 Seiten
2 Seiten
2 Seiten
4.Fazit und Schluss
  • Bei den oben genannten beiden Faustregeln handelt es sich – entgegen der häufigen Annahme – nicht um vordergründige, rein formale akademischen Schikanen. Vielmehr lässt eine derartige Ungleichgewichtung unmittelbar darauf schließen, dass Gliederung und Thema nicht miteinander harmonieren. Im obigen Fall liegt laut Gliederung der Schwerpunkt der Arbeit offensichtlich auf der primären Wertschöpfungsaktivität »Logistik«, da dieser Abschnitt nicht nur 4/5 des Kapitels 2 bestreitet, sondern obendrein dreimal so umfangreich ausgearbeitet ist wie das gesamte Kapitel 3. Überlegen Sie sich, wie bei diesem Schwerpunkt das zugehörige Thema anders gestellt bzw. formuliert werden müsste!
  • Eine Gliederung ist verantwortlich für die Logik der hierarchischen Ebenen, auf denen sich die einzelnen Inhalte gemäß ihrer Stellung in der Arbeit befinden müssen. Hierzu folgendes Beispiel: Werbung ist in der betriebswirtschaftlichen Literatur ein Instrument der Kommunikation, und diese ist eine Säule des so genannten Marketing-Mixes. Folglich wären beide der folgenden Gliederungen grob falsch, da sie die Inhalte kategorial falsch zueinander in Beziehung setzen:
  • 3 Marketing-Mix
    • 3.1 Kommunikation
    • 3.2 Werbung

Werbung ist Teil der Kommunikation, nicht gleichrangig.


  • 3 Marketing-Mix

    3.1 .......

    3.2 .......

  • 4 Kommunikation

    4.1 Werbung

    4.2 .........


  • Analog: Kommunikation ist Teil des Marketing-Mixes und nicht gleichrangig.
  • Eine Gliederung ist nach Möglichkeit »ergebnis- bzw. inhaltsneutral«, d. h. teilgebietsorientiert und weder Fragenkatalog noch Liste von Kurzantworten zum Thema. Es gilt nicht als guter Stil und mithin als unüblich, Kapitelüberschriften in der Art und Weise von Projektpräsentationen als so genannte Action-Titles zu formulieren, wie etwa:
  • 3 Klassische Werbung hat ausgedient

    3.1 TV: Der Konsument will nicht mehr fernsehen

    3.2 Radio – zu viel Konkurrenz

    3.3 Anzeigen: Wer liest heute noch Zeitung?

  • 4 In Zukunft nur noch Guerilla-Marketing

    4.1 Noch mehr Gratis-SMS

    4.2 Virales Marketing längst nicht ausgeschöpft

    4.3 Zielgruppe 45+ noch erreichbar?

  • Wie schon bei der Themenformulierung angesprochen, geht es in erster Linie darum, auf die einzelnen Kapitel bzw. Abschnitte keinen unnötigen Beweisdruck zu legen.
  • So wie Gliederung und Thema einander nicht widersprechen dürfen, so sollte auch die Untergliederung eines Kapitels der Kapitelüberschrift Rechnung tragen.

Unterstützung oder tödliche Hilfe



Der vielleicht größte Widerspruch, dem man sich als Autorin/Autor einer wissenschaftlichen Arbeit, die als Prüfung unter wissenschaftlicher Betreuung entsteht, ausgesetzt sieht, resultiert aus eben dieser wissenschaftlichen Betreuung. Wissenschaftliches Arbeiten bedeutet, mindestens ab der Stufe Bachelorarbeit, das selbstständige Erstellen einer freien wissenschaftlichen Arbeit. Der Betreuer verlangt ergo eine eigenständige Strukturierung, der Studierende aber erwartet andererseits Unterstützung durch den Betreuer. Und wo der Betreuer sich aus didaktischen Gründen zurückhält, sieht er sich in der allseits grassierenden...

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