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Widerstandsfähigkeit in der Schule fördern: Welche Bedeutung kann Schule für die Förderung der Resilienz bei Kindern psychisch kranker Eltern haben?

AutorOliver Specht
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl57 Seiten
ISBN9783958206939
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Heutzutage sehen sich Schulen einer sich tendenziell entwickelnden zweigeteilten Schülerschaft gegenüberund befinden sich somit in einer komplexen Ausgangslage. Die Differenz des Aufwachsens von Kindern hat sich vergrößert. Neben sehr entwicklungsförderlichen Lebenswelten gibt es eine wachsende Kinderpopulation, die in benachteiligten Umwelten heranwächst. Opp sieht eine pädagogische Herausforderung gerade darin, auch die Entwicklung von benachteiligten Kindern und Jugendlichen zu unterstützen (Opp, Fingerle 2008). Eine solche mögliche Gruppe von Kindern mit möglicherweise benachteiligenden Entwicklungsbedingungen stellen Kinder psychisch kranker Eltern dar. In der vorliegenden Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, welche Bedeutung die Schule bei der Förderung der Resilienz bei Kindern psychisch kranker Eltern haben kann. In dieser Studie wird zunächst die Zielgruppe von Kindern psychisch kranker Eltern näher betrachtet. Dabei sollen insbesondere die Entwicklungsbedingungen und Bewältigungsstrategien der Zielgruppe anhand von Studien dargestellt werden, um mögliche Entwicklungsrisiken aufzuzeigen und die Bedeutung von Resilienzförderung für die Zielgruppe Kinder psychisch kranker Eltern zu untersuchen. Durch kritische Betrachtung und Auswertung der Resilienzforschung werden daraufhin Resilienzfaktoren für die untersuchte Zielgruppe herausgearbeitet, die Ansatzpunkte für eine Resilienzförderung liefern können. Diese Faktoren werden schließlich bei der Analyse eines Beispielprogramms als Analysekriterien herangezogen. Die Schule wird als möglicher Schutzfaktor charakterisiert und Ansätze sowie potenzielle Probleme von schulischen Resilienzförderprogrammen dargestellt. Die Arbeit schließt mit der Analyse eines Beispielprogramms zur Resilienzförderung für die Grundschule ab. Die Geeignetheit des Programms für Kinder psychisch kranker Eltern wird mit Hilfe der für die Zielgruppe herausgearbeiteten Resilienzfaktoren näher untersucht. Es werden zudem auch mögliche Potenziale, Probleme und Widersprüche schulischer Resilienzförderung anhand des Beispielprogramms herausgearbeitet.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.2.1.2, Entwicklungspsychologische Besonderheiten: Bereits Babys können Verhaltensauffälligkeiten zeigen und ihre soziale und kognitive Entwicklung kann beeinträchtigt sein. Bei depressiven Müttern fand man heraus, dass sie sowohl sprachlich als auch über Körperkontakt weniger mit ihren Kindern kommunizieren (Baumann 2000, S. 49). Erfahrungen zeigen, dass die Interaktionsmerkmale Unterstimulation, Überstimulation und Unberechenbarkeit als Interaktionsmuster auch in der Kommunikation zwischen psychisch kranken Eltern und ihren älteren Kindern zu finden sind (Deneke 2005, S. 141ff., zit. nach Lenz 2008, S. 19). 20 bis 30 % der Kinder mit psychisch schwer kranken Müttern können die grundlegende Entwicklungsaufgabe des Aufbaus einer organisierten Bindungsbeziehung zur Mutter in der frühen Kindheit nicht erfüllen (Lenz 2008, S. 16). Im Kleinkindalter von 2 bis 4 Jahren können die betroffenen Kinder von der normalen Entwicklung abweichen. Entwicklungsdefizite können bei ersten Ablösungsschritten von den Eltern, beim Erkunden der Umwelt und beim Spracherwerb bestehen. So beschäftigen sich Kinder depressiver Mütter in Spielsituationen häufiger allein, wirken meist ängstlicher und erkunden eine neue Umwelt oftmals nur sehr zögerlich (Baumann 2000, S. 51). Remschmidt und Mattejat (1994) haben darüber hinaus festgestellt, dass das Identifikationsverhalten der Kinder mit ihren Eltern aufgrund der psychischen Erkrankung eines Elternteils vermindert ist. Im Vorschulalter lernen Kinder die Perspektive anderer immer mehr in ihre Überlegungen einzubeziehen. Bei Kindern depressiver Mütter zeigen sich häufig bereits in diesem Alter typische depressive Kognitionen mit Hoffnungslosigkeit und Schuldgefühlen. Auch sind die mit zunehmenden Alter immer bedeutsamer werdenden außerfamiliären Kontakte und Erfahrungen oftmals sehr reduziert, wodurch häufig auch die Kinder isoliert sind (Baumann 2000, S. 52). Im Schulalter, wo die bisherige Entwicklung des Kindes zum ersten Mal einer strengen Außenbeurteilung unterzogen wird, können Schwierigkeiten im Bereich der Schulleistungen, des Verhaltens oder der sozialen Integration auftreten. In diesem Alter entwickeln die Kinder oftmals Schamgefühle für den erkrankten Elternteil, was dazu führen kann, dass sie andere Kinder nicht zu sich nach Hause einladen und sich somit isolieren. Auch Schuldgefühle, für die Krankheit mit verantwortlich zu sein, können eine zusätzliche Belastung darstellen (Baumann 2000, S. 52). Lernschwierigkeiten und Lernstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen, schwache Schul- und Arbeitsmotivation sowie soziale Probleme beim Umgang mit Gleichaltrigen und Schulschwänzen treten gehäuft auf (Serbanescu 1993, zit. nach Baumann 2000, S. 54). Die Befunde zu Schulleistungen sind jedoch inkonsistent. So erlebt nach Lenz nur eine substanzielle Minderheit der Kinder bedeutsame schulische Misserfolge. Bei Kindern depressiv erkrankter Elternteile konnten gar keine Auswirkungen auf die Schulleistungen festgestellt werden. Ebenso kommen Untersuchungen, die sich allgemein mit den Auswirkungen von psychischen Erkrankungen der Eltern auf die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten beschäftigen, zu unterschiedlichen Ergebnissen. Auch hier ist die Qualität der Mutter Kind Interaktion entscheidend (Lenz 2008, S. 16). Auch im Jugend- und Erwachsenenalter kommt es häufig zu entwicklungspsychologischen Beeinträchtigungen. Zusammenfassend wurde festgestellt, dass bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben, im Vergleich zu Kindern aus Kontrollgruppen, ein größerer Anteil der Kinder mit einem psychisch kranken Elternteil scheitert bzw. weniger erfolgreich ist (Mattejat 2005, S. 66f.). Weitere Belastungen können sich durch Einschränkungen der Erziehungsfähigkeit bei psychisch kranken Eltern ergeben, welche die Entwicklung insgesamt negativ beeinflussen können. Darunter zählen Fähigkeiten der Eltern die kindlichen Bedürfnisse nach körperlicher Versorgung und Schutz zu befriedigen. Ebenso sind es Fähigkeiten der Eltern dem Kind als stabile und positive Vertrauensperson dienen zu können, ihren Kindern ein Mindestmaß an Regeln und Werten vermitteln zu können oder grundlegende Lernchancen eröffnen zu können (Lenz 2008, S. 17ff.). Auch die Einschränkung der Erziehungsfähigkeit ist nicht bei allen psychisch kranken Eltern gegeben bzw. variiert im Ausmaß. Sie kann je nach Art, Intensität und Verlauf der psychischen Erkrankung unterschiedlich ausgeprägt sein.
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