Wie Ihr Kind zu einer PERSÖNLICHKEIT wird
Rundum gesund soll es sein: Wachsen, gedeihen, reifen, das Leben fröhlich und aktiv angehen, mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen, anstehende Probleme bewältigen und sich im Laufe der Jahre zu einer in sich selbst ruhenden Persönlichkeit entwickeln. Sie als Eltern können eine solch positive Persönlichkeitsentwicklung Ihres Kindes gezielt unterstützen.
So verleihen Eltern ihren Kindern »ZAUBERKRÄFTE«
»Was hält das Leben für mich bereit?« Mit großen Augen schaut ein Baby erwartungsvoll in die Welt. Seine Eltern sind begeistert von ihrem Nachwuchs, genießen seine Lebenslust und lassen sich davon anstecken. Ihr Kind bringt sie mit seiner Komik, seinem Temperament, seiner Neugier und seiner Klugheit immer wieder zum Staunen. Mit der Zeit wird es groß und größer, ganz verschiedene Facetten seiner Persönlichkeit werden immer sichtbarer: Seine Einzigartigkeit, seine Individualität zeigt sich deutlich. Als Mutter, als Vater begleiten und unterstützen Sie die Entwicklung Ihres Kindes über die Jahre und freuen sich an seinen Fortschritten. Sie erleben aber auch mit, dass sein Leben nicht nur Erfolge zu bieten hat, sondern auch erste, herbere Enttäuschungen, vielleicht sogar Leid und Schmerz. Wir Erwachsenen wissen längst, dass Hochs und Tiefs zum Leben gehören.
Ihrem Kind fehlt diese Erfahrung noch. Erst nach und nach lernt ein kleiner Mensch, auch mit den Kümmernissen und Tücken des Lebens fertig zu werden und Krisen zu verarbeiten. Eltern wissen, dass ihr Kind vielen Widrigkeiten des Lebens trotzen kann, wenn es ausreichend Kraft, Stärke und Persönlichkeit mitbringt. Deshalb heißt eine der in diesem Zusammenhang immer gleich lautenden Fragen: Wie kann ich meinem Sprössling helfen, seine eigene Kraft, Stärke und Persönlichkeit zu entwickeln? Wie kann ich ihm beibringen, Probleme beherzt anzugehen und zu lösen?
Wie lernt er, Enttäuschungen zu verkraften?
Eltern wünschen sich, dass ihr Kind an der Bewältigung von Krisen wächst. Dass es dabei an Profil gewinnt und aus schwierigen Situationen vielleicht sogar wie der Phoenix aus der Asche unbeschadet hervorgeht. Sie möchten, dass ihr Kind Gelassenheit, Klugheit, Humor entwickelt – lauter Eigenschaften, die ihm helfen, mit Krisen fertig zu werden.
Am liebsten würden Eltern ihrem Kind »Zauberkräfte« verleihen – ganz besondere Kräfte und Fähigkeiten, die es immer dann beflügeln, wenn es in Schwierigkeiten steckt und auf Anhieb keine Lösungen für anstehende Probleme in Sicht sind. Den wenigsten Erwachsenen ist in diesem Zusammenhang bewusst, dass sie selbst über diese gewünschten »Zauberkräfte« verfügen und dass sie ihre besondere Kraft und Stärke an ihre Kinder weitergeben können. Aber wie?
Am wichtigsten dabei ist, zu verstehen, was Entwicklung bedeutet. Was sie fördert und was nicht. Vieles davon wissen Eltern bereits – aus den Erfahrungen ihrer eigenen Kindheit. Deshalb lohnt es sich, zunächst einmal einen Blick zurückzuwerfen.
DIE EIGENE ENTWICKLUNG BETRACHTEN
Wer sein Kind begleiten, fördern, seine Entwicklung positiv beeinflussen will, sollte bei sich selbst beginnen, sollte sich nachdenklich und interessiert betrachten: »Welche Lebenserfahrungen, welche Lebenseinstellungen haben mich eigentlich wesentlich geprägt?«
Versuchen Sie, auf Abstand zu sich selbst zu gehen. Nehmen Sie Ihr eigenes Denken und Trachten genauer unter die Lupe – keine einfache Übung, aber eine lohnenswerte, denn Sie profitieren im Umgang mit Ihrem Kind von dieser Selbstbesinnung und Selbsterkenntnis.
Wenn Sie Rückschau halten, Ihrem eigenen Leben nachspüren, Ihre Erfahrungen auf den Prüfstand stellen, wird damit automatisch ein Stück Ihrer eigenen Kindheit wieder lebendig.
Sie werden sich darüber klar, welchen Einflüssen Sie ausgesetzt waren, was Sie selbst geprägt hat, woher Sie Ihre eigene Kraft nehmen, wie Sie gelernt haben, Ihre Stärken zu entwickeln und mit Ihren Schwächen zu leben.
Etliche dieser alten Muster werden im Umgang mit Ihrem Kind wieder wirksam, denn immer wenn Sie mit ihm reden, flüstern, lachen, singen, streiten, wenn Sie ihm die Welt zeigen und erklären, greifen Sie bewusst oder unbewusst auf Verhaltensmuster zurück, die Sie selbst einst wiederum von Ihren Eltern übernommen und verinnerlicht haben. Das ist für Ihr Kind spürbar – ablesbar an Ihrer Stimme, Gestik und Mimik: an der Art Ihrer ganz speziellen Zuwendung. Aufgrund dieses Wissens lohnt der Versuch, sich die eigenen, lange zurückliegenden Erfahrungen und Prägungen vor Augen zu führen.
Selbstbetrachtungen sind hilfreich, um deutlicher wahrzunehmen, über welche Stärken Sie verfügen, was Sie brauchen, um neue Kräfte zu tanken. Sie erkennen Ihre besonderen Fähigkeiten deutlicher und können einen Teil Ihrer Kraft als »Zauberkraft« an Ihr Kind weitergeben.
Weil ein kleines Kind aufnahmefähiger als ein großes ist, sollten Sie sich ihrer Zauberkräfte möglichst frühzeitig bewusst werden. Stellen Sie sich dazu einmal folgende Fragen:
• Worauf kommt es im Leben an?
Fragen Sie sich, wann und wie Sie eigentlich herausgefunden haben, worauf es im Leben ankommt, ob und durch wen Sie selbst einst bei diesem Lernprozess unterstützt wurden. Haben Sie Leid, Kummer, Ärgernisse nur mit Glück oder dank einer inneren Kraft, einer inneren Stärke hinter sich gelassen, die Sie in sich trugen? Weil sich Erwachsene im Leben bereits mit einigen Problemen herumgeschlagen haben, wissen sie normalerweise auch, woher sie die Kraft genommen haben, Schwierigkeiten durchzustehen:
- Die einen konnten im Laufe ihres Lebens in scheinbar ausweglosen Situationen auf Verhaltensmuster aus ihrer eigenen Kindheit zurückgreifen, vermittelt von Eltern, die offenbar wussten, worauf es im Leben ankommt.
- Die anderen mussten dagegen ohne Unterstützung der Familie, weitgehend allein auf sich gestellt herausfinden, mit welchen Strategien man schwierige Situationen im Leben meistern kann.
• Was macht Ihre Persönlichkeit aus?
Welche spezielle Erfahrung hat Sie besonders geprägt und gefestigt? Was hat Sie befähigt, Hindernisse aus dem Weg zu räumen? War es zum Beispiel das perfekte Englisch, schon im Kindergarten gelernt, das Sie wesentlich weitergebracht hat, oder der vorschulische Unterricht in Biologie und Physik? Ihre Kenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen, die Ihnen Ihre Eltern bereits vor der Schule vermittelt haben, oder der Flötenunterricht und die Ballettgruppe, die Sie ab Ihrem dritten Lebensjahr absolviert haben? Lauter schöne, gute und hilfreiche Erfahrungen, die Sie möglicherweise in Ihrer Kindheit gesammelt haben. Aber treffen sie den Kern der Sache?
Waren sie wirklich die entscheidenden Kraftquellen, die Sie ins Erwachsensein mitgebracht und in Ihrem Leben genutzt haben und immer noch nutzen?
- Was hat Sie so stark gemacht, dass Sie es nicht nötig hatten, Gleichaltrige zu erniedrigen, womöglich sogar zu verprügeln, vor ihnen mit Ihren Habseligkeiten anzugeben, sich über andere zu erhöhen und sich als besser, schlauer, hübscher zu betrachten? Und was hat Ihnen später geholfen, nicht computersüchtig, magersüchtig, kaufsüchtig, drogensüchtig oder von irgendetwas anderem abhängig zu werden?
- Was hat Ihnen die Kraft gegeben, Ihren ersten großen Liebeskummer zu überstehen, die erste Trennung, den ersten Abschied von einem lieben Menschen und alles andere Schmerzliche, Leidvolle, Schwierige, was Sie im Leben zu bewältigen hatten?
• Kennen Sie Ihre inneren Stärken?
Fragen Sie sich, seit wann Sie sich Ihrer inneren Kraft und Stärke bewusst sind. Seit wann Sie den Mut haben, sich nicht nur der Sonnenseite, sondern auch den Schattenseiten des Lebens zu stellen und Herausforderungen als Chance zu begreifen und sie anzunehmen.
DIE ERSTEN JAHRE LIEGEN IM DUNKELN
»Wie weit kann ich eigentlich zurückdenken?«
Wer als Erwachsener an die eigene Kindheit denkt, erinnert sich zum Beispiel an erste Badevergnügen im Planschbecken, ans Entenfüttern am Teich oder an das abendliche Bilderbuch-Angucken. Die ersten zärtlichen Schmusestunden und Flüsterspiele aus der Babyzeit sind dagegen wie im Nebel verschwunden. Kein Wunder, sagen die Hirnforscher, denn Erinnerungen, auf die wir später noch zurückgreifen können, kommen erst mit dem Kleinkindalter. Sie stehen in einem engen Zusammenhang mit dem Erlernen der Sprache.
DIE SINNE ERINNERN SICH
Bilder, Gedanken, Gefühle – unterschiedliche Eindrücke, mal ganz kurze, mal längere Sequenzen, bleiben uns plastisch und detailgetreu in Erinnerung. Jahrzehnte später können wir diese Erlebnisse wieder abrufen. Vor allem im Gedächtnis abgespeicherte Gerüche aus unserer frühen Kindheit haben wir schnell wieder parat. So ist uns der angenehme Kaffeeduft aus der großelterlichen Küche noch ewig in der Nase, wir erinnern uns an den Geruch von Sonnenöl, Meer, warmen, sonnigen Kiefernwäldern … Wer sich erinnert, hat damit automatisch das ganze Drumherum wieder vor Augen: Diese Erinnerungen sind Wurzeln, aus denen wir positive Kräfte...