April, April! Uraufführungen am 1. April, kein Scherz:
1871 – Uraufführung der Oper Linda d’Ispahan von Francesco Malipiero im Teatro La Fenice in Venedig.
1873 – Das Streichquartett e-Moll, das einzige Streichquartett von Giuseppe Verdi, wird im privaten Rahmen in der Empfangshalle des Albergo delle Crocelle in Neapel zum ersten Mal aufgeführt. Es ist das einzige italienische Kammermusikwerk des 19. Jahrhunderts, das sich im Konzertrepertoire halten kann.
1895 – Die komische Oper La vivandière von Benjamin Godard wird wenige Monate nach dem Tod des Komponisten an der Opéra-Comique in Paris uraufgeführt.
1909 – An der Hofoper in Sankt Petersburg wird die Oper Die Heirat von Modest Mussorgski uraufgeführt.
1914 – Große Resonanz ist zu verzeichnen auf die Uraufführung der Oper Notre-Dame von Franz Schmidt an der Hofoper in Wien. Die Oper entstand nach dem Roman Der Glöckner von Notre-Dame von Victor Hugo.
1916 – Die dreiaktige komische Oper Die Schneider von Schönau von dem niederländischen Komponisten Jan Brandts-Buys wird an der Dresdner Hofoper uraufgeführt und beschert dem Komponisten international Erfolg.
1923 – Uraufführung der Operette Mädi von Robert Stolz im Berliner Theater in Berlin.
1932 – Am Prinzessin-Theater in Den Haag wird das der Operette nahestehende Singspiel Wenn die kleinen Veilchen blühen von Robert Stolz uraufgeführt.
1937 – Uraufführung der grotesken Oper Amelia geht zum Ball von Gian Carlo Menotti an der Academy of Music in Philadelphia.
1943 – Die Oper Das Schloß Dürande von Othmar Schoeck nach der gleichnamigen Novelle von Joseph von Eichendorff wird uraufgeführt an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin.
1954 – An der City Centre Opera in New York City wird die Oper The Tender Land von Aaron Copland zum ersten Mal aufgeführt.
Am 1. April geboren wurden:
1629 – Jean-Henri d’Anglebert, französischer Komponist, Cembalist und Organist
1643 – Christian Demelius, deutscher Komponist
1721 – Pieter Hellendaal, niederländischer Komponist, Organist und Violinist
1732 – Joseph Haydn, österreichischer Komponist ▶ Geburtsdatum, gefälschtes
1802 – Hubert Ries, deutscher Violinist und Komponist
1811 – Johann Heinrich Runge, deutscher Orgelbauer
1840 – Wassili Wassiljewitsch Kühner, russischer Komponist
1866 – Ferruccio Busoni, italienischer Pianist und Komponist, Dirigent und Musiklehrer
1873 – Sergei Rachmaninow, russischer Pianist, Komponist und Dirigent
1883 – Wladimir Kenig, polnischer Komponist
1891 – Hans Kayser, deutscher Komponist und Musiktheoretiker
1905 – Winfried Zillig, deutscher Komponist und Dirigent
1920 – H. E. Erwin Walther, deutscher Komponist und Musikpädagoge
1924 – Georges Barboteu, französischer Hornist
Günther Becker, deutscher Komponist
Robert Gerle, US-amerikanischer Geiger und Musikpädagoge ungarischer Herkunft
1932 – Jiří Smutný, tschechischer Komponist, Dirigent und Musikpädagoge
1939 – Binnette Lipper, US-amerikanische Komponistin und Musikpädagogin
1940 – Graciela Paraskevaidis, argentinische Komponistin
1959 – Christian Thielemann, deutscher Dirigent
Am 1. April starben:
1528 – Francisco de Peñalosa, spanischer Kleriker, Sänger und Komponist
1680 – David Denicke, deutscher Kirchenlieddichter
1807 – Václav Josef Bartoloměj Praupner, tschechischer Komponist
1865 – Giuditta Pasta, italienische Opernsängerin
1888 – Jean Conte, französischer Komponist
1899 – Josef Eisenkolb, rumäniendeutscher Komponist
1915 – Johann Joseph Abert, deutsch-böhmischer Komponist, Dirigent und Kontrabassist
1917 – Scott Joplin, US-amerikanischer Komponist und Pianist
1921 – Joseph-Daniel Dussault, kanadischer Organist und Musikpädagoge
1930 – Cosima Wagner, Leiterin der Bayreuther Festspiele, zweite Ehefrau Richard Wagners
1958 – Břetislav Bakala, tschechischer Dirigent, Chorleiter und Komponist
1964 – Božidar Kunc, kroatischer Komponist
1985 – Herman Roelstraete, belgischer Komponist, Sänger und Organist, Pädagoge, Dirigent und Musikhistoriker
1991 – Martha Graham, US-amerikanische Tänzerin, Choreographin und Pädagogin
2005 – Alexander Brott, kanadischer Komponist und Dirigent, Violinist und Musikpädagoge
▶ Dreizehn ▶ Februar, 29ster ▶ Freitag ▶ Silvester ▶ Traumdatum ▶ Weihnachten
Arbeitskleidung HAYDN konnte nur korrekt gekleidet und mit bestem Jabot versehen auf dem teuersten Papier komponieren.
Der Tapezierer Clemens Mathieu hat berichtet, wie er RICHARD WAGNER bei der Arbeit antraf: »Als er in den im ersten Stock befindlichen Saal geführt wurde, begrüßte ihn Wagner in phantastischer Kleidung von seinem Klavierstuhle aus. Auf dem Haupte hatte er ein Samtbarett. Der lange, sehr weit gearbeitete Rock war aus rosa Atlas gefertigt, mit weißem Atlas gefüttert, ringsum mit einer Rüsche aus gleichem Stoff besetzt, in deren Mitte fortlaufend Röschen eingenäht waren. Die nach vorne halbweiten Ärmel zeigten die nämliche Garnierung und waren mit reichen, auf die Hand fallenden Spitzen versehen. Vom Hals bis zur Taille reichte ein weißes Spitzenjabot, von der Taille an zog sich zwischen den beiden Flügeln des offenen Rockes ein aus Volants bestehender, nach unten breiter werdender weißer Einsatz. Darunter trug er einen mit Fischbeinstäben verstärkten Reifrock.« Zu Mathieu sagte Wagner: »Pedant in allem, widerstrebt es meinem Schönheitssinn, daß mein Rock irgend eine Falte zeigt, wenn ich auf dem Klavierstuhle sitze.«
▶ Hitze ▶ Samt und Seide ▶ Stimulanzien ▶ Tagesablauf ▶ Unterhose ▶ Wie es ihnen kam
Clemens Mathieu: »Erinnerungen eines Tapezierers an Richard Wagner, München, November 1865«, zit. nach: Das Pump-Genie. Richard Wagner und das Geld. Nach gedruckten und ungedruckten Quellen bearbeitet von Hanjo Kesting, Frankfurt am Main 1993, S. 414.
Ariernachweis Am 20. Februar 1941 strich das Berliner Reichssippenamt den Namen des um 1720 in Ofen geborenen ungarischen Juden Johann Michael Strauß aus dem Trauungsbuch von St. Stephan in Wien. Es handelte sich um den Großvater von Johann Strauß, dem Walzerkönig, der nach Ansicht der Nazis der Masse nur mit gefälschtem Ariernachweis präsentiert werden konnte. ▶ Antisemitisches ▶ Klang, judenfreier ▶ Neujahrskonzert ▶ Reichsmusikkammer
Armlos, völlig CARL HERRMANN UNTHAN wurde ohne Arme geboren, entwickelte aber sehr schnell eine außerordentliche Geschicklichkeit der Füße: Mit zwei Jahren konnte er selbständig essen, mit zehn brachte er sich das Geigenspiel bei, wobei das Instrument auf einem Schemel vor ihm lag. Wie im Katalog der wissenschaftlichen Sammlungen der Humboldt-Universität zu Berlin (in der seine ungewöhnliche Existenz anatomisch und physiologisch dokumentiert ist) erläutert wird, konnte Unthan »in einem Akt die Zehen spreizen, die Zehen 1, 4 und 5 beugen sowie die Zehen 2 und 3 strecken« und so auch größere Gegenstände greifen. Das ständige Training der Beweglichkeit seiner Füße sowie seiner Bein- und Hüftgelenke machte es ihm möglich, alle Tätigkeiten auszuführen, bei denen im Alltagsleben nicht Beine und Hände gleichzeitig nötig sind. Diese – etwa das Herunterheben von Gegenständen von höheren Punkten – konnte er auch in seinen späteren zirzensischen Darbietungen immer nur nacheinander ausführen. Im Alter von 16 Jahren besuchte er ein Konservatorium, das er im Jahr darauf abschloss. Bereits als Jugendlicher konnte er ein nahezu völlig eigenständiges Leben führen: Er konnte sich alleine an- und ausziehen, rasieren und Krawatten binden. Briefe und Texte schrieb er in klarer Schrift mit den Füßen oder tippte sie auf der Schreibmaschine. Mit 20 Jahren trat er als Solist mit Orchestern auf. Sein Siegeszug begann im Leipziger Krystallpalast, seinerzeit das größte Varietétheater in Deutschland, weshalb er trotz seiner ostpreußischen Herkunft oft als »das armlose Wunder von Leipzig« bezeichnet wurde.
Der Komponist und Musiktheoretiker Johann Christian Lobe hat Unthans Virtuosität beschrieben: »Er trägt nicht allein langsame gesangvolle Stellen, sondern auch ziemlich schnelle Passagen von den tiefsten bis zu den höchsten Tonregionen, über alle vier Saiten gleitend, sauber und rein vor; er producirt auch Triller mit zwei Zehen so schnell und nett, wie der beste Virtuose mit zwei Fingern, er spielt ganze Reihen von Doppelgriffen in Terzen und Decimen. Was aber fast noch mehr sagen will, er trägt mit geläutertem Geschmack und vieler Empfindung vor, indem er alle Nuancen des Ausdrucks vom Pianissimo bis zu mittleren Stärkegraden in seiner Gewalt hat.« Als in einer dieser Vorstellungen eine Saite der Violine riss, ersetzte er sie selbst mit Hilfe seiner Zehen. Das brachte ihn auf die Idee, dieses Kunststück in den folgenden...