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E-Book

Wie Tiere unsere Seele berühren

Das Verhalten von Tieren verstehen

AutorBirgit Rusche-Hecker
VerlagVerlag Die Silberschnur
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783898459099
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Der Familienhund betrachtet das Sofa als seinen hauseigenen Thron. Die Katze verschmäht zwar den Kratzbaum, schärft ihre Krallen aber gern an der Tapete, und der süße Welpe entdeckt schon früh sein Faible für Hosenbeine. Kommt Ihnen das bekannt vor? Die Autorin hat zahlreiche klassische Fälle aus ihrer Praxis gesammelt, die vielen Tierhaltern Kopfschmerzen bereiten. Indem sie neben ihren Erläuterungen auch die Tiere selbst zu Wort kommen lässt, beantwortet sie mühelos Fragen wie: Wie - und vor allem was - nehmen Tiere wahr? Wie gehen sie damit um, und wie können wir Menschen unsere Tiere entlasten? Denn häufig spiegeln Tiere ihre Menschen, um ihnen wichtige Lernhilfen aufzuzeigen. Birgit Rusche-Hecker arbeitet in ihrer Praxis energetisch und therapeutisch mit Menschen und Tieren und ist durch das Fernsehen als Tierkommunikatorin bekannt. Sie geht in diesem Buch auch auf ernstere Problemstellungen ein und zeigt in oft bemerkenswerten Dialogen, wie selbst kranken oder traumatisierten Tieren geholfen werden kann ... wenn man ihre Botschaften verstehen lernt.

Birgit Panjari Rusche-Hecker (Jg. 1967) ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und systemische Familientherapeutin. Seit 2003 ist sie in eigener Praxis tätig. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit sind die Mensch-Tier-Beziehungen, die sie bereits seit ihrer Kindheit intensiv beobachtet, erforscht und selbst erlebt. Mit ihren mentalen, hellfühligen und therapeutischen Fähigkeiten hat sie bereits über 5000 Mensch-Tier-Teams in ganz Europa begleiten dürfen und gibt ihr Wissen in Seminaren und Fortbildungen weiter, um weltweit ein besseres Verständnis für uns selbst, unsere Tiere und unsere Umwelt zu wecken.

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Leseprobe

WIE TIERE UNS UND UNSERE WELT WAHRNEHMEN

Werteempfinden einer Katze

Tilo, ein getigerter Kater, war sehr hartnäckig und brachte sein verzweifeltes Frauchen so dazu, mir folgende Mail zu schicken:

Unser Problem ist wahrscheinlich ein Klassiker, für mich im Moment allerdings sehr unangenehm: Tilo pinkelt immer auf Fußmatten und auf die Putzlappen, die ich im Flur zum Schuheabstreifen liegen habe. Das macht er schon seit Jahren, was zur Folge hat, dass ich weder Fußmatte noch Lappen hinlegen kann. Nun pinkelt er allerdings auch so auf den Boden oder auf Schuhe, die ich stehen lasse. Ebenfalls uriniert er aktuell auf einen Sessel. Ich bin dadurch ziemlich entnervt. Es stinkt im ganzen Haus, und ich komme aus dem Putzen und Waschen nicht heraus und befürchte, dass er auch noch andere Möbelstücke bepinkelt (das hatten wir vor 1 bis 2 Jahren schon einmal).

Ich würde mich freuen, wenn Sie das mit meinem Kater besprechen könnten, so dass ich den Hintergrund seiner Handlung verstehen und gegebenenfalls etwas verändern kann. Ich möchte wieder Fußmatten und Teppiche auslegen können, ohne befürchten zu müssen, dass sie ruiniert werden.

Nachdem ich diese Mail gelesen hatte, nahm ich Kontakt zu Tilo auf:

Ich: »Hallo Tilo.«

Tilo: »Hallo.« Er klingt sehr klar in seiner Stimme.

Ich: »Tilo, dein Frauchen hat mich gebeten, mit dir zu sprechen. Ist das okay?«

Tilo: »Ja.« Er macht auf mich einen eher naiven Eindruck, ist offen, angstfrei und wartet nun ab. Tilo ist nicht der Typ, der absichtlich etwas tun würde, was anderen schaden könnte. Das käme ihm gar nicht in den Sinn.

Ich: »Tilo, dein Frauchen wüsste gern, wie du dich bei ihr fühlst.«

Tilo: »Gut. Wieso?«

Ich: »Sie sagt, dass du überall hinpieselst. Wir würden gern verstehen, warum du dein Geschäft nicht im Katzenklo verrichtest.« Er schaut mich mit riesigen Augen ungläubig an.

Ich: »Tilo, wir Menschen mögen es nicht, wenn Tiere ins Haus, auf die Schuhe, auf Teppiche oder Möbel pieseln. Kannst du das bitte im Katzenklo machen?« Er sieht aus, als würde er ein Ufo bei der Landung beobachten und ist völlig irritiert. Es war ihm nicht bewusst, dass das nicht erwünscht ist.

Ich: »Kannst du dein Klo benutzen?«

Tilo: »Ja, schon.«

Ich: »Tust du es bitte auch?«

Tilo: »Ja.« Er ist völlig verblüfft und muss dieses Gespräch erst einmal verdauen.

Ich: »Du musst dir keine Sorgen machen, dass jemand böse sein könnte. Es ist nur ein unschöner Geruch für dein Frauchen, und sie muss immer putzen. Mach ihr die Freude und lass ihre Schuhe, Lappen, Teppiche und Möbel trocken. Soll ich ihr etwas von dir ausrichten?«

Tilo: »Nein.«

Ich: »Danke, Tilo.«

Einige Tage später meldete sein Frauchen per Mail:

Mein Kater Tilo hat seit ihrem Gespräch vor fünf Tagen nirgendwo mehr hingepinkelt!

Danke dafür!

Natürlich ist es nicht immer so einfach. Gerade die Unsauberkeit von Katzen hat einen eher komplexen Hintergrund, wie Sie in den weiteren Kapiteln noch feststellen werden. Wir können in solchen Situationen aber mit viel Fingerspitzengefühl der Ursache auf den Grund gehen. Ich habe dennoch dieses Beispiel angeführt, weil es deutlich macht, dass unsere Tiere keine Ahnung davon haben, dass uns unser Hab und Gut wichtig ist. Ich habe noch keine Wildkatze gesehen, die einen Kratzbaum und Spielzeug besitzt. Von Plüschdecken mal ganz abgesehen. Tiere haben kein Werteempfinden wie wir. Es ist ihnen egal, welche Farbe ihr Halsband oder welche Form ihr Schlafplatz hat. Diese Dinge empfinden die meisten Tiere eher als überflüssig bis lästig. Es sind vielmehr menschliche Vorlieben, doch das Tier selbst braucht sie nicht.

Ebenso wenig kann eine Katze eine Fußmatte oder einen Sessel wertschätzen. Wenn sie dann von mir erfährt, dass die Menschen von ihrem Verhalten nicht begeistert sind, ist die Katze in den meisten Fällen völlig irritiert. Sie wusste es bis zu diesem Zeitpunkt einfach nicht. Woher auch? Tilo hat die Regeln in seinem Zuhause, nachdem er sie verstand, sofort umgesetzt. Es kann sein, dass er sie irgendwann mal wieder vergisst, aber dann können wir ihn daran erinnern. Unsere Tiere wollen uns nicht ärgern oder strafen, sie drücken sich vielmehr auf ihre Weise aus. Entweder wollen sie uns etwas mitteilen, oder ihnen sind die Konsequenzen ihres Handelns nicht bewusst. Aber sie handeln niemals aus einer bösen Absicht heraus. Diese Vermutung entspringt menschlichem Denken. Tiere sind nicht böse. Sie sind lediglich ressourcenorientiert und folgen angeborenen Trieben. Sie zerstören, verletzen oder töten nicht, um jemandem zu schaden. Als mein Welpe während meiner Abwesenheit meine Möbel im Flur mit seinen kleinen spitzen Zähnchen umschreinerte, war ihm schlichtweg langweilig. Gehen Sie also immer davon aus, dass Ihr Tier etwas ausdrücken möchte, wenn es sich auffällig verhält. Um herauszufinden, was dies sein kann, gibt es Tierärzte, Tierheilpraktiker, Tiertrainer, Tierpsychologen und Tierkommunikatoren.

Unter allen Kontakten, die ich hatte, gab es nur einen Hund, der bissig war und der sein Verhalten in Ordnung fand. Darauf angesprochen sagte mir dieser Hund klipp und klar, dass er damit weitermachen würde. Alle meine Einwände, dass er andere verletze und seinen Menschen ernste Schwierigkeiten bereite, prallten an ihm ab. Er war fest entschlossen, sein Verhalten beizubehalten. Natürlich hat auch dieser Hund seine Geschichte, und irgendetwas in seinem Leben wird dazu geführt haben, warum er sich heute so verhält. Mir blieb jedoch nichts anderes übrig, als mich liebevoll von ihm zu verabschieden, in der Hoffnung, dass der Same meiner Freundlichkeit vielleicht irgendwann aufgehen wird.

Grundsätzlich wird kein Tier mit der Anlage geboren, Böses zu tun. Alle Hundeangriffe, von denen wir hören, haben eine Vorgeschichte. Ich habe viele Jahre Unterricht in Schulen zum Thema Hund gehalten und war überrascht über die Antworten der Kinder auf meine Frage nach »bösen« Hunderassen. Diese Frage habe ich immer gestellt, um mit dieser Denkweise schon bei den Kleinen aufzuräumen, denn die Kinder nannten jedes Mal die üblichen Rassen wie Rottweiler, Boxer, Dobermann, Kampfhund und so weiter. Ich habe die Kinder erst einmal alle aufzählen lassen. In jeder Klasse aber gab es ein Kind, das irgendwann sagte: »Es gibt keine bösen Hunde. Sie werden nur von uns Menschen dazu gemacht.« Es war mein Ziel, dass die Kinder während ihrer Aufzählungen selbst darauf kommen. Ich habe ihnen erklärt, welche Folgen unser Verhalten auf Hunde und andere Tiere hat und dass ein Hund, der sich in dieser aggressiven Form zeigt, wahrscheinlich kein schönes Leben hatte. In einer liebevollen Umgebung aber, in der ein Tier seinen Bedürfnissen entsprechend leben darf, wird es in den seltensten Fällen aggressiv werden.

Orientalischer Basar

Manche Tiere nutzen die Kontakte mit mir für knallharte Verhandlungen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass sie auch die Bereitschaft für Kompromisse mitbringen, obwohl ich das nicht garantieren kann, denn das Tier entscheidet immer selbst. Im folgenden Fall zeigte der Kater Freddy, dass er durchaus bereit war zu kooperieren.

Freddys Halterin bat mich, mit ihrem schwarzen Kater Kontakt aufzunehmen, weil sie jede Nacht damit verbrachte, nach ihm zu suchen. Schwarze Katzen sind nachts sehr gefährdet, weil sie schlecht zu sehen sind, und deshalb hatte sein Frauchen Freddy nachts lieber im sicheren Haus. Ihr Kater aber reagierte weder auf ihr Rufen noch auf Lockangebote in essbarer Form. Sie hatte lediglich Glück, wenn sie mit einem Laserpointer eine Maus in Bewegung imitierte. Dann konnte es passieren, dass er aus irgendeinem seiner Verstecke den roten Punkt am Boden sah und ihm ins Haus folgte. Sicher war diese Methode allerdings nicht. Freddys Halterin wünschte sich vor allem, nachts schlafen zu können, anstatt mit ihrem Kater Katz und Maus zu spielen.

Ich nahm Kontakt zu Freddy auf, der gerade sehr entspannt irgendwo im Gebüsch lag und die Aussicht genoss.

Ich: »Hallo Freddy.«

Freddy: »Hallo«, sagte er gelangweilt.

Ich: »Freddy, dein Frauchen macht sich nachts Sorgen um dich. Weil dich niemand im Dunkeln sieht, ist die Gefahr groß, dass du überfahren wirst.« Das sah der Kater nicht so. Also erklärte ich weiter.

Ich: »Freddy, dein Frauchen würde sich viel besser fühlen, wenn du nach Hause kämest, wenn es dunkel wird. Dann könnte sie beruhigt schlafen gehen.«

Freddy fragte ganz trocken: »Was bekomme ich dafür?«

Für einen Moment war ich sprachlos. Als ich mich gesammelt hatte, fragte ich ihn nach seinen Forderungen. Der Kater verlangte zusätzliche Streicheleinheiten und Zuwendungen von seiner Halterin. Mit ihm lebte eine weitere Katze im Haushalt, die in den Wochen vor unserem Kontakt sehr krank war und viel Aufmerksamkeit bekommen hatte, und Freddy fühlte sich zurückgesetzt. Ich machte ihm verschiedene Angebote, doch er ließ sich auf keine anderen Vorschläge meinerseits ein und bestand auf seinen Forderungen. Dabei blieb er völlig entspannt. Ich kam mir vor wie auf einem orientalischen Basar. Mein Verhandlungspartner war zudem sehr gut...

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