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E-Book

Wir schaffen das!

Sieben Tipps zur Kommunikation für einen erfolgreichen Generationenwechsel

AutorFranziska Müller Tiberini
VerlagElster Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl140 Seiten
ISBN9783906065960
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis23,99 EUR
Ob Landwirtschaft oder Handwerksbetrieb, KMU oder börsenkotierte Aktiengesellschaft, eigentümergeführt oder gemanagt - Nachfolgeregelungen oder Generationswechsel sind einschneidende Ereignisse im Leben einer Unternehmung. Für die juristisch richtigen Schritte gibt es Ratgeber en masse. Aber wie überzeugt man jene, die bleiben, oder jene, denen die Unternehmung auch gehört? Die Bedeutung der transparenten und klugen Kommunikation wird häufig unterschätzt. Franziska Müller Tiberini hat jahrzehntelange Erfahrung mit den Ablöseprozessen bei Nachfolgeregelungen. Ihre Ratschläge helfen beim erfolgreichen Übergang von einer Führungseben zu einer anderen.

Franziska Müller Tiberini war bis 1991 im familieneigenen Betrieb in leitender Position tätig. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre und absolvierte das 'Owner/President Management Program' an der Harvard Business School in Boston, USA, absolviert.Bis 1994 war Franziska Müller Tiberini als 'Contracted Researcher' am International Institute for Management Delovepment IMD in Lausanne tätig. Sie führt eine Unternehmensberatung im Bereich der Familiengesellschaften. Sie ist Autorin der Bücher 'Wenn Familie den Laden schmeißt' (2001) und 'Erben in Familienunternehmen' (2008).

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Leseprobe

I.5 Eine Strategie für den eigenen Lebensplan


Es ist für jung oder alt sehr hilfreich, über das weitere Leben nachzudenken: Was möchte ich alles im Leben erreichen?

In gut organisierten Familienunternehmen hat die persönliche Erarbeitung eines Lebensplans durch jedes Familienmitglied schon manche wichtige Klärung gebracht. Das kann bei kleinen Dingen anfangen (zum Beispiel Interesse an einem längeren Sprach-Auslandaufenthalt oder eine Zusatzausbildung), aber auch andere und bedeutendere Konsequenzen haben: In einem Fall stieg ein Familienmitglied wieder aus dem Unternehmen aus, weil es eher einen Lebensweg als Fotograf einschlagen wollte.

Auch für ältere Generation kann das Nachdenken über die Zukunft klärend sein; das Leben endet ja nicht, nur weil sie vielleicht die Leitung des Unternehmens abgibt. In einem Fall klärte die Frage nach der Zukunft auch das Verhältnis zwischen den Ehepartnern: Eine Ehefrau hatte sich noch unter anderem große Reisen für die Zukunft vorgenommen; ihr Mann, Geschäftsführer des Unternehmens, war blass erstaunt, dass sie jetzt für beide noch eine gemeinsame Reise in die Welt eingeplant hatte. Welche Themen sind für einen Lebensplan wichtig?

Wo möchte ich in fünf, in zehn Jahren stehen?

Was möchte ich beruflich anpacken?

Möchte ich eine Weiterbildung machen? Welche?

Welche Reisen würde ich gern unternehmen?

Welche Hobbys will ich pflegen (musizieren, wandern)?,

Plane ich ein soziales Engagement; als Person oder einfach finanziell?

Was möchte ich mit der Familie erleben?

Was ist mir wichtig im Leben und welche Schwerpunkte setze ich?

Meine «Bucket-List»:* Was sind meine Träume, meine Wünsche, die ich mir erfüllen möchte, wenn ich Zeit (und die Firma übergeben) habe?

*«The Bucket list»

«The Bucket list» (deutscher Titel: «Das Beste kommt zum Schluss») ist ein wunderbarer Film von Rob Reiner mit Jack Nicholson and Morgan Freeman aus dem Jahre 2007. Zwei ältere Männer liegen im selben Zimmer eines Krankenhauses und warten auf ihre weitere Krebsbehandlung. Es ist klar: Ihr Leben wird endlich sein und bestenfalls zwölf Monate dauern. Da beginnt der eine eine Liste der Dinge zu erstellen, die er in seinem Leben noch tun will, bevor er den Löffel abgibt (Bucket =heisst aber Eimer hier: der Löffel). Die ihnen verbleibenden Monate nutzen sie dazu, die jeweils erstellten Listen gemeinsam «abzuarbeiten». Man sollte es den beiden alten Männern in gewissem Sinne gleichtun: eine Liste der eigenen Wünsche und Erwartungen aufzustellen. Mit ihr ist man immer dafür gerüstet, im Falle des Falles die Liste zu zücken und an seinen Wünschen zu arbeiten. Der Film ist nicht nur wegen dieser «Bucket list» empfehlenswert.

Dass Planungsstrategie für eine Familie mit, aber auch ohne Firma durchaus Sinn macht, hat der amerikanische Strategieberater Patrick Lencioni plausibel nachgewiesen. Er beschreibt diesen Prozess in seinem Buch als sehr lustvoll in seinem Buch «Die 3 Fragen des hektischen Familienlebens» (Wiley-VCH, Weinheim 2009). Wenn Kinder in vielen Aktivitäten eingebunden und beide Elternteile berufstätig sind, so ist es nicht schlecht, wenn sich die Familie einmal im Jahr zusammensetzt und sich zumindest überlegt: «Was wird im kommenden Jahr für uns als Familie wichtig sein?»

Es geht ja auch darum, ein gemeinsames Verständnis von den Anforderungen und Belastungen der oder des jeweils Anderen zu entwickeln. Wenn der Vater einen großen Kongress organisiert, der Sohn die Maturaarbeit schreiben muss, die Mutter in ihrer Firma verantwortlich als Projektleiterin ein Logistiksystem einführt und die Tochter in einer großen Ballettaufführung mitmacht, ist es gut, wenn alle wissen, wer wann Prioritäten aus den eigenen Verpflichtungen hat und wie auf diese Rücksicht genommen werden sollte.

Das Abklären solcher Dinge hat ja meist Weiterungen: Wen brauchen wir, der oder die uns hilft? Großmutter, Tante, Chauffeur, Freunde, Nachbarn, so dass niemand frustriert ist und jedes Familienmitglied für sein Projekt die entsprechende Wertschätzung auch innerhalb der Familie bekommt. So kann die Absprache untereinander bei aller Vielfalt der Aktivitäten ein unglaublich verbindendes Element einer initiativen und kreativen Familie sein: Wir schaffen das und wir haben das geschafft! Das wirft die Frage nach den Werten einer Familie auf.

I.5.1 Die Bedeutung der Werte

Warum haben Werte, Werthaltungen solch große Bedeutung für unser individuelles und kollektives Leben?

Werte sind das, «was uns etwas wert ist»! Wert ist, was wir als Wert bestimmen, alleine oder zusammen mit unserem Umfeld. In das, was uns etwas wert ist, investieren wir Zeit, Energie und Geld. So gesehen haben Werte viele Bedeutungen.

Werte werden überliefert (durch die Geschichte, die Gesellschaft, die Religion). Werte werden erlernt (Politik, Wirtschaft, Schule, Familie). Werte werden modifiziert (durch Erkenntnisse, Einsichten, Erfahrungen). Viele Leute verbinden Werte ausschließlich mit Materiellem. In diesem Sinne können Werte in verschiedenen Währungen ausgedrückt werden. Der Geldwert meint die «Währung» für Leistungen in einem bestimmten System, zum Beispiel in einem Unternehmen. Werte in Zusammenhang mit Beziehungen, etwa in der Familie, umfassen Wertschätzung und Liebe. Innerhalb eines Unternehmens besteht der Gegenwert für die erbrachte Arbeitsleistung aus einer Kombination von Lohn (Geld) und Wertschätzung (Anerkennung). Werte haben – gleich den Geldwährungen – diverse Wertungen: je nach Land, Firma oder Familie. Je nach Zugehörigkeit (hineingeboren, dazu gestoßen, bewusst gewählt) akzeptiert eine Person die herrschenden Werte, oder sie entscheidet dagegen, zieht sich zurück, verlässt eventuell das System. Umso wichtiger sind die Werte, die eine Familie mit Unternehmen untereinander verbindet. Wenn sie sich nicht darauf berufen kann, wird sie auch nicht in der Lage sein, die mit dem Unternehmen verbundenen Werte zu versichern.

Gerne verweise ich auf das Buch «Familienunternehmen verstehen», das von Arist von Schlippe, Almute Nischak und Mohammed El Hachimi herausgegeben wurde. Die genauen bibliographischen Angaben befinden sich im Anhang. Alles, was soeben besprochen wurde, ist nur möglich, wenn die Familie ein gemeinsames geistiges Fundament, ein gemeinsames Credo, hat. Sonst wird sie sich weder zusammenfinden noch untereinander abstimmen können. In meiner Arbeit mit Familienunternehmen, habe ich oft in Workshops Werte von Familien definiert. Die von den Familien am häufigsten, übereinstimmenden Begriffe waren: Vertrauen, Respekt, Wertschätzung, Fairness, Transparenz. Was verstanden dann die Familien darunter, und welche Ideen hatten sie, diese umzusetzen? Die wesentlichen Meinungen und Haltungen seien im Folgenden zusammengefasst, zuerst in einer Definition, dann in einem prägnanten Glaubenssatz:

Vertrauen – Unter Vertrauen verstehen wir: Vertrauen verbindet; es ist Voraussetzung für die Zusammenarbeit in der Familie. Wir sind verlässlich und pünktlich; wir halten uns an das, was wir sagen und versprechen.

Trotz Vertrauen ist Vertrauen nie einfach garantiert, es muss immer wieder neu erarbeitet werden; Vertrauen manifestiert sich im Alltag.

Glaubenssatz: Vertrauen ist die Basis für unsere Zusammenarbeit!

Respekt – Jedes Familienmitglied wünscht, dass es ernst genommen wird. So wie man anderen zuhört, wünscht man, dass einem zugehört und eine andere Meinung akzeptiert wird. Wir begegnen uns auf gleicher Augenhöhe. Ich muss spüren, dass ich als Geschäftspartnerin und privat Person wahr- und ernst genommen werde.

Glaubenssatz – Wir begegnen uns mit gegenseitigem Respekt: Wir verhalten uns aufmerksam und empathisch zu unserem Gegenüber und nehmen es als gleich zu behandelnde Person wahr.

Fairness – Wir behandeln uns von gleich zu gleich. Wir halten uns an die gemeinsam abgesprochenen Regeln. Wir nehmen uns Zeit, um auszudiskutieren, was wir meinen. Wir geben einander Chancen, aufeinander zuzugehen. Fairness in der Familie ist eine Haltung.

Glaubenssatz – Fairness bedeutet, einen Entscheidungsprozess so zu führen, dass er es ermöglicht, alle einzubeziehen und gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten. Fairness bedeutet nicht, alle sind gleich. Unterschiede, Talente, Bedürfnisse sind gegenseitig zu anerkennen.

Wertschätzung – Wert schätzen, sich wertschätzen. Der Wert ist ja nicht nur eine finanzielle Kategorie. Wertschätzung spiegelt unsere Haltung gegenüber anderen Menschen oder Institutionen. Sie ist verbunden mit...

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