Begriffliche Grundlagen der Volkswirtschaft
Während sich die Mikroökonomie (altgriechisch: mikrós = klein und oikonomía = Wirtschaftslehre) bei der Untersuchung der arbeitsteiligen wirtschaftlichen Vorgänge an den Gütern und an den Wirtschaftssubjekten orientiert, befasst sich die Makroökonomie (altgr.: makrós = groß) mit den gesamtwirtschaftlichen Zusammenhängen. In diesem Sinne besteht eine Volkswirtschaft aus einer Vielzahl von Wirtschaftseinheiten, aus Märkten, aber vor allem: aus Menschen. Millionen von Menschen, die sich ökonomisch engagieren, die entscheiden und handeln, die kaufen, verkaufen, arbeiten, produzieren und vieles mehr.
Dieses ökonomische Engagement resultiert aus der Tatsache, dass die Wünsche, Ziele und Bedürfnisse jedes einzelnen Wirtschaftssubjekts einer Gesellschaft nahezu grenzenlos zu sein scheinen – während jedoch die Menge an Ressourcen, die für die Erfüllung dieser Bedürfnisse eingesetzt werden können schlicht und einfach begrenzt bzw. räumlich wie zeitlich gebunden ist. Bei Ressourcen handelt es sich um materielle und immaterielle Güter, die sowohl in die Produktion als auch direkt in den Konsum einfließen können, aber auch um persönliche Fähigkeiten, Wissen und Zeit. So herrscht ökonomisch formuliert dann Knappheit, wenn mit den vorhandenen Ressourcen nicht alle existenten Bedürfnisse befriedigt werden können. Damit bildet Knappheit die Differenz zwischen Erwünschtem und Vorhandenem (vgl. Bauer et al. 2011:9 ff.).
Güter
Durch Wirtschaften soll nun das Verhältnis zwischen begrenzten Ressourcen und unbegrenzten Bedürfnissen so gut wie möglich ausbalanciert werden. Unter einem Gut verstehen wir demnach ein Mittel zur Bedürfnisbefriedigung. Güter lassen sich nach ihrer Knappheit und ihrer Ausschließbarkeit bzw. Rivalität klassifizieren – daher finden sich freie und knappe bzw. private und öffentliche Güter.
Ein Gut ist frei, wenn es im betreffenden Gebiet zur betrachteten Zeit in so großer Menge vorhanden ist, dass jeder Mensch so viele Einheiten des Gutes konsumieren kann, wie er möchte. Im Idealfall trifft das auf
Abb. 3: Güterklassifikation nach Knappheit und Rivalität
die Luft zum Atmen zu. Weil freie Güter in einem ausreichenden Maße zur Verfügung stehen, haben sie keinen Preis. Denn in einem marktwirtschaftlichen System ist der Preis der Indikator für die Knappheit eines Gutes. Preise entstehen in einer Marktwirtschaft jedes Mal, wenn Käufer und Verkäufer einen Vertrag über den Austausch eines Gutes (einer Ware, Dienstleistung, Forderung) schließen wollen. Hier gilt: je knapper ein Gut, desto höher sein Preis.
Im Unterschied zu den freien Gütern stehen knappe Güter eben nicht in einem ausreichenden Maß zur Verfügung. Knappe Güter müssen durch die wirtschaftliche Tätigkeit von Menschen erzeugt oder bereitgestellt und schließlich getauscht werden. Dieser Tauschprozess wird meist über Märkte geregelt. Es herrscht Angebot und Nachfrage – und der Preismechanismus sorgt dafür, dass sich Angebot und Nachfrage (theoretisch) angleichen. Der zu einem Marktgleichgewicht führende Preis wird als Marktpreis oder Gleichgewichtspreis bezeichnet. Ein wichtiges Konzept für das Verständnis des Gleichgewichtspreises ist die Preiselastizität. Sie gibt an, wie stark sich eine Preisänderung eines Produktes oder einer Dienstleistung auf die Nachfrage auswirkt bzw. wie stark sich die Änderung der Nachfrage auf den Preis niederschlägt. Elastizitäten messen also, wie stark sich ein Wert durch die Veränderung eines anderen Werts verändert. So wird bei einem hohen Preis ein Gut in der Regel weniger nachgefragt als bei einem niedrigeren Preis.
Die meisten Güter des täglichen Lebens machen es möglich, Personen von ihrem Konsum auszuschließen. Bei sogenannten öffentlichen Gütern ist dies nicht der Fall, beispielsweise bei Luft oder der Landesverteidigung. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Rivalität im Konsum von Gütern. So zeichnen sich rivale Güter dadurch aus, dass der Konsum eines Gutes durch einen Konsumenten den Konsum desselben Gutes durch einen anderen Konsumenten be- oder verhindert. Dabei ist die Rivalität bzw. Nichtrivalität häufig situationsabhängig: Loggt man sich etwa in ein öffentliches W-LAN ein, so kann der Konsum des Einzelnen mit jedem weiteren W-LAN-Nutzer mitunter eingeschränkt sein. Hingegen kann eine Currywurst, die ein Konsument verspeist, nicht gleichzeitig in vollem Umfang von einer anderen Person konsumiert werden. Doch auch in dieser Kategorie ergeben sich Grauzonen: So ist das Gut Straße zunächst nicht rival, weil ein zweites Auto auf der Autobahn den einzelnen Fahrer nicht stört. Bei stark zunehmendem Verkehr jedoch wird auch die Straßennutzung sehr schnell rival.
Da die Wünsche grenzenlos und die Ressourcen zu ihrer Befriedigung begrenzt sind, heißt Wirtschaften auch, auf die Befriedigung eines Bedürfnisses zu verzichten – zugunsten eines anderen. Dabei entgeht ein Nutzen. Die Größe dieses entgangenen Nutzens sind die Opportunitätskosten. Die Opportunitätskosten eines Gutes A sind der in Mengeneinheiten eines anderen Gutes B ausgedrückte Verzicht, der sich aus der Wahlentscheidung für Gut A ergibt. Kurz: Die Opportunitätskosten einer Gütereinheit bestehen in dem, was man aufgibt, um die Einheit zu erlangen.
Auf der Stufe absoluter Autarkie und Selbstversorgung erfolgt die Wahlhandlung unmittelbar. Nehmen wir die Gütereinheit „Zeit“. Und denken daran, wie wir diese wertvolle Ressource verteilen müssen. Wir könnten all unsere Zeit für das Studium aufwenden. Wir könnten aber auch alles für eine nie endende Bandprobe einsetzen. Oder sie auf beide Aktivitäten gleichmäßig verteilen. Allerdings: In jeder Stunde, in der wir studieren, verlieren wir eine Stunde, in der wir mit der Band im Proberaum jammen können. Und mit jeder dieser Stunden verzichten wir auf eine Stunde, in der wir schlafen, lesen, Freunde treffen oder Geld verdienen können. Diesen Betrag, auf den wir infolge einer bestimmten Entscheidung verzichten, nennen wir Opportunitätskosten.
Es sind also Kosten für einen entgangenen Nutzen oder Ertrag, der sich bei einem anderen Einsatz eines Gutes oder eines Produktionsfaktors als der tatsächlich gewählten Verwendung ergeben hätte. Ein Unternehmer steht beispielsweise vor der Wahl, private Geldbeträge für neue Maschinen und die Ausstattung in seinen Betrieb zu investieren oder diese Beträge am Kapitalmarkt anzulegen und dafür Zinsen zu erhalten. Entscheidet er sich für die betriebliche Investition und gegen die Anlage am Kapitalmarkt, entstehen ihm Opportunitätskosten (Alternativ- bzw. Verzichtskosten) in Höhe der Zinserträge für die nicht gewählte, alternative Kapitalanlage. Auf der Stufe des Naturalientausches werden diese Prozesse bereits über den Markt vermittelt. Wahlhandlungen und Selbstbeschränkung sind auch hier erforderlich. In der modernen Wirtschaft dient das Geld als vermittelndes Tauschobjekt.
Nutzen, Grenznutzen und Sättigung
Jene Bedürfnisbefriedigung, die der Konsum eines Gutes oder einer Dienstleistung beim Konsumenten auslöst, wird als Nutzen bezeichnet. Als Nutzen werden sowohl der subjektiv empfundene Grad der Bedürfnisbefriedigung angesehen als auch die Eigenschaften des Gutes selbst. In der Wirtschaftstheorie wird davon ausgegangen, dass private Haushalte nach dem größtmöglichen Nutzen streben. Der erzielte Nutzen lässt sich auch grafisch als Nutzenfunktion darstellen. Mit jeder zusätzlichen Einheit steigt der Gesamtnutzen – aber der Nutzenzuwachs mit jeder weiteren Einheit wird immer kleiner. Das heißt: der Grenznutzen nimmt ab. Nehmen wir einen Studierenden, der beim Chinarestaurant um die Ecke das interessante All-you-can-eat-Angebot wahrnimmt. Je mehr er dort isst, desto günstiger wird jede Einzelportion, die er verspeist. Andererseits ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ihm die Acht Kostbarkeiten irgendwann auf den Magen schlagen werden. Dieses Phänomen wird als Grenznutzen bezeichnet. So kann – bei einem Grenznutzen von null – ein Sättigungspunkt erreicht werden, an dem eine weitere Einheit des Gutes keinen Nutzen mehr stiftet. Der Sättigungspunkt für den Nutzen von All-you-can-eat könnte etwa sein, dass man irgendwann schlichtweg keinen Hunger mehr hat. Nach dem Sättigungsgesetz (nach Hermann Heinrich Gossen) nimmt der Nutzen, den ein Gut dem Verbraucher stiftet, mit jeder zusätzlichen Einheit, die von diesem Gut konsumiert wird, ständig ab – bis Sättigung eintritt.
Produktion
Produktion ist die Transformation von Gütern in andere Güter. Für diese Transformation werden Inputs (I), die sogenannten Produktionsfaktoren,...