Sie sind hier
E-Book

Wirtschaftliche und soziale Risiken auf den Arbeitsmärkten von Künstlern

AutorCarroll Haak
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl250 Seiten
ISBN9783531911434
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis46,99 EUR
Das Ziel der vorliegenden Studie ist es, die gegenwärtige wirtschaftliche und soziale Situation der Künstler in ihrer Gesamtheit darzustellen. Dabei werden die spezifischen Strukturmerkmale und Risiken für die Berufsgruppen der Musiker, der darstellenden Künstler und der bildenden Künstler herausgearbeitet. Außerdem wird die Bedeutung der Institutionen sowie die der verschiedenen Akteure für die wirtschaftliche und soziale Sicherung dieser Künstlergruppen dargestellt und analysiert. Die Arbeit basiert sowohl auf quantitativen Auswertungen mit den Daten der amtlichen Statistik (Mikrozensus, IAB-Beschäftigtenstichprobe, Rentenzugangsstatistik), als auch auf qualitativen Interviews, die mit Spitzenfunktionären ausgewählter Künstlerverbände und aller Künstlergewerkschaften durchgeführt wurden.

Carroll Haak arbeitet derzeit als Referentin im Bereich 'Forschung, Entwicklung, Statistik' bei der Deutschen Rentenversicherung Bund.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe
4 Strukturmerkmale und Risiken (S. 56-57)

Typische Charakteristiken von Künstlerarbeit können wie folgt skizziert werden: Künstler verfügen über ein hohes Ausbildungsniveau, sie konzentrieren sich in Großstädten und Ballungszentren, die Anteile der Selbständigen, der Arbeitslosen und der Unterbeschäftigten (unfreiwillige Teilzeitarbeit und diskontinuierliche Arbeit) sind deutlich höher als bei den Erwerbstätigen insgesamt, sie verfügen über ein geringeres Einkommen als Berufsgruppen mit ähnlichem Qualifikationsniveau und sie sind häufig mehrfachbeschäftigt (Wassall und Alper 1992: 187, Throsby 1996b: 227, Towse 1996a, Menger 1999: 545). Auch wenn sich die institutionellen, sozialen und kulturellen Umgebungen zwischen den Ländern maßgeblich voneinander unterscheiden, so haben Beobachtungen über das Verhalten und die Verhältnisse von Künstlern zumindest in Teilen ihre Gültigkeit, insbesondere in einer internationalen Perspektive (Throsby 1996b: 226).

Den Einstieg in Kapitel 4.1 bildet die Analyse der Arbeitsmärkte der Musiker, gefolgt von den darstellenden Künstlern. Das Kapitel schließt mit der Beschreibung der Arbeitsmärkte der selbständigen bildenden Künstler ab.28 In diesen Kapiteln werden erste Hinweise auf die wirtschaftliche und soziale Situation der jeweiligen Berufsgruppe gegeben. In Kapitel 4.2 werden die spezifischen Strukturmerkmale von Künstlerarbeit auf der Basis der amtlichen Statistik analysiert und diskutiert. Dabei stehen zunächst die Dynamiken und die Veränderungen des Arbeitsangebotes im Fokus der Betrachtung. Ein zusätzlicher zentraler Stellenwert in diesem Abschnitt wird den außergewöhnlichen Qualifikations- und Bildungsstrukturen bei Künstlern sowie deren besonderen Erwerbsformen und beruflicher Stellung im Beruf beigemessen. In einem weiteren Schritt erfolgen die Untersuchung der Erwerbsbeteiligung von Frauen sowie die Diskussion von Erwerbsmustern ausgewählter Berufsgruppen.

Die Altersstruktur sowie die Arbeitszeitmuster der erwerbstätigen Künstler im Vergleich zu den übrigen Erwerbstätigen werden ebenfalls skizziert. Das Kapitel Strukturmerkmale schließt mit der Beantwortung der Frage Selbständig oder abhängig beschäf tigt? Hier soll anhand einer logistischen Regression beantwortet werden, welche Faktoren eine entscheidende Rolle für die Erwerbsform spielen. Der dritte Teil des Kapitels (4.3) wendet sich den spezifischen Risiken auf den Künstlerarbeitsmärkten zu. Die Einkommenssituation der verschiedenen Künstlergruppen wird differenziert nach ihrem jeweiligen Erwerbsstatus anhand unterschiedlicher statistischer Quellen diskutiert.

Da eine große Gruppe von Künstlern mit dem Risiko der Erwerbslosigkeit konfrontiert ist, wird das Ausmaß dieses Phänomens für die einzelnen Berufsgruppen aufgezeigt. Die Untersuchung der Nacherwerbsphase und das damit oft verbundene Risiko der Altersarmut, insbesondere für die Berufsgruppe der selbständigen Künstler, schließt das Kapitel ab. Die Betrachtung der Altersbezüge in diesen Berufsgruppen wird anhand einer Analyse eines gepoolten Datensatzes der Rentenzugänge 2000- 2004 durchgeführt. Hier werden die Personen betrachtet, die kurz vor Beendigung ihres Erwerbslebens einer künstlerischen Tätigkeit nachgingen.

4.1 Arbeitsmärkte von Künstlern

Es gibt eine Vielfalt von Erwerbsformen und Beschäftigungsverhältnissen auf den Künstlerarbeitsmärkten. Eine Differenzierung nach unterschiedlichen Berufsgruppen reduziert diese Komplexität. Jedoch zeigen sich selbst innerhalb spezifischer Berufsgruppen erhebliche Differenzen bezüglich der Funktionsweise und Mechanismen einzelner Arbeitsmärkte. In den nachfolgenden Abschnitten werden die Spezifika der unterschiedlichen künstlerischen Arbeitsmärkte skizziert und dabei wird auf die besonderen sozialen und wirtschaftlichen Problemlagen in den jeweiligen Erwerbsgruppen hingewiesen. Diese Abschnitte basieren auf Literaturanalysen und statistischen Auswertungen. Sie werden durch die Ergebnisse der qualitativen Feldforschung angereichert.

4.1.1 Die Arbeitsmärkte der Musiker

Der Musikerarbeitsmarkt ist bezüglich der Erwerbsformen und sozialen Ausgestaltungen der heterogenste unter den Künstlerarbeitsmärkten. Deutschland verfügt über eine große Vielfalt an Kulturorchestern, Musiktheater- und Konzertensembles, aber auch innerhalb der freien Szene unterschiedlicher Genres. So nehmen Pop, Rock, Jazz, Schlager, volkstümliche Musik, Blasmusik, Chanson, HipHop, Rap, Techno und Dance einen zentralen Platz in der Musikwelt ein (Wicke 2006: 83).
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Abkürzungsverzeichnis8
1 Einleitung10
2 Forschungsstand13
2.1 Empirisch deskriptive Ansätze14
2.2 Empirisch analytische Ansätze21
2.3 Theoriegeleitete Ansätze29
2.4 Fazit: Forschungsstand35
3 Daten und Methoden38
3.1 Künstler als Untersuchungsgegenstand39
3.2 Datengrundlagen43
3.3 Methodische Hinweise50
4 Strukturmerkmale und Risiken57
4.1 Arbeitsmärkte von Künstlern58
4.2 Strukturmerkmale70
4.3 Wirtschaftliche und soziale Risiken120
4.4 Fazit: Strukturmerkmale und Risiken von Künstlerarbeit154
5 Institutionelle Arrangements157
5.1 Das Künstlersozialversicherungsgesetz157
5.2 Das Arbeitslosenversicherungssystem168
5.3 Das Urheberrecht174
5.4 Fazit: Die Rolle der Institutionen178
6 Kollektive Arrangements180
6.1 Berufsverbände für Künstler182
6.2 Künstlergewerkschaften191
6.3 Fazit: Kollektive Arrangements203
7 Individuelle Strategien205
7.1 Netzwerke und Reputation205
7.2 Haushalte und partnerschaftliche Arrangements210
7.3 Mehrfachbeschäftigung214
7.4 Fazit: Individuelle Strategien232
8 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen234
Literatur239

Weitere E-Books zum Thema: Bildende Kunst - Malerei - Kunstwissenschaft

Biographische Sicherheit im Wandel?

E-Book Biographische Sicherheit im Wandel?
Eine historisch vergleichende Analyse von Künstlerbiographien Format: PDF

Helga Pelizäus-Hoffmeister zeigt, dass biographische Unsicherheit - ein typisch modernes Phänomen - heute als umfassender und intensiver empfunden wird als früher: Die Menschen fühlen sich zunehmend…

Biographische Sicherheit im Wandel?

E-Book Biographische Sicherheit im Wandel?
Eine historisch vergleichende Analyse von Künstlerbiographien Format: PDF

Helga Pelizäus-Hoffmeister zeigt, dass biographische Unsicherheit - ein typisch modernes Phänomen - heute als umfassender und intensiver empfunden wird als früher: Die Menschen fühlen sich zunehmend…

Biographische Sicherheit im Wandel?

E-Book Biographische Sicherheit im Wandel?
Eine historisch vergleichende Analyse von Künstlerbiographien Format: PDF

Helga Pelizäus-Hoffmeister zeigt, dass biographische Unsicherheit - ein typisch modernes Phänomen - heute als umfassender und intensiver empfunden wird als früher: Die Menschen fühlen sich zunehmend…

Biographische Sicherheit im Wandel?

E-Book Biographische Sicherheit im Wandel?
Eine historisch vergleichende Analyse von Künstlerbiographien Format: PDF

Helga Pelizäus-Hoffmeister zeigt, dass biographische Unsicherheit - ein typisch modernes Phänomen - heute als umfassender und intensiver empfunden wird als früher: Die Menschen fühlen sich zunehmend…

Biographische Sicherheit im Wandel?

E-Book Biographische Sicherheit im Wandel?
Eine historisch vergleichende Analyse von Künstlerbiographien Format: PDF

Helga Pelizäus-Hoffmeister zeigt, dass biographische Unsicherheit - ein typisch modernes Phänomen - heute als umfassender und intensiver empfunden wird als früher: Die Menschen fühlen sich zunehmend…

Bildinterpretation und Bildverstehen

E-Book Bildinterpretation und Bildverstehen
Methodische Ansätze aus sozialwissenschaftlicher, kunst- und medienpädagogischer Perspektive Format: PDF

Bilder und Bilderfahrungen sind heute zentraler Bestandteil der Wahrnehmung der Wirklichkeitserfahrung und des kommunikativen Austauschs von Kindern und Jugendlichen. Der Sammelband stellt…

Bildinterpretation und Bildverstehen

E-Book Bildinterpretation und Bildverstehen
Methodische Ansätze aus sozialwissenschaftlicher, kunst- und medienpädagogischer Perspektive Format: PDF

Bilder und Bilderfahrungen sind heute zentraler Bestandteil der Wahrnehmung der Wirklichkeitserfahrung und des kommunikativen Austauschs von Kindern und Jugendlichen. Der Sammelband stellt…

Bildinterpretation und Bildverstehen

E-Book Bildinterpretation und Bildverstehen
Methodische Ansätze aus sozialwissenschaftlicher, kunst- und medienpädagogischer Perspektive Format: PDF

Bilder und Bilderfahrungen sind heute zentraler Bestandteil der Wahrnehmung der Wirklichkeitserfahrung und des kommunikativen Austauschs von Kindern und Jugendlichen. Der Sammelband stellt…

Bildinterpretation und Bildverstehen

E-Book Bildinterpretation und Bildverstehen
Methodische Ansätze aus sozialwissenschaftlicher, kunst- und medienpädagogischer Perspektive Format: PDF

Bilder und Bilderfahrungen sind heute zentraler Bestandteil der Wahrnehmung der Wirklichkeitserfahrung und des kommunikativen Austauschs von Kindern und Jugendlichen. Der Sammelband stellt…

Weitere Zeitschriften

Atalanta

Atalanta

Atalanta ist die Zeitschrift der Deutschen Forschungszentrale für Schmetterlingswanderung. Im Atalanta-Magazin werden Themen behandelt wie Wanderfalterforschung, Systematik, Taxonomie und Ökologie. ...

AUTOCAD Magazin

AUTOCAD Magazin

Die herstellerunabhängige Fachzeitschrift wendet sich an alle Anwender und Entscheider, die mit Softwarelösungen von Autodesk arbeiten. Das Magazin gibt praktische ...

Computerwoche

Computerwoche

Die COMPUTERWOCHE berichtet schnell und detailliert über alle Belange der Informations- und Kommunikationstechnik in Unternehmen – über Trends, neue Technologien, Produkte und Märkte. IT-Manager ...

Gastronomie Report

Gastronomie Report

News & Infos für die Gastronomie: Tipps, Trends und Ideen, Produkte aus aller Welt, Innovative Konzepte, Küchentechnik der Zukunft, Service mit Zusatznutzen und vieles mehr. Frech, offensiv, ...

EineWelt

EineWelt

Lebendige Reportagen, spannende Interviews, interessante Meldungen, informative Hintergrundberichte. Lesen Sie in der Zeitschrift „EineWelt“, was Menschen in Mission und Kirche bewegt Man kann ...

Evangelische Theologie

Evangelische Theologie

Über »Evangelische Theologie« In interdisziplinären Themenheften gibt die Evangelische Theologie entscheidende Impulse, die komplexe Einheit der Theologie wahrzunehmen. Neben den Themenheften ...