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Wo anders leben?

Migration, Männlichkeit und Sexualität. Biografische Interviews mit iranischstämmigen Migranten in Deutschland

AutorMarc Thielen
VerlagWaxmann Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783830970941
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Das Zusammenwirken unterschiedlicher Phänomene sozialer Ungleichheit auf die Lebenssituation von Migrantinnen und Migranten rückt gegenwärtig ins Zentrum interkultureller Forschung.
In einer differenztheoretischen Perspektive untersucht Marc Thielen das dynamische Wechselspiel von Herkunft, Männlichkeit und Sexualität in exemplarischen Migrationsbiografien und hinterfragt damit verbreitete Stereotype zu einer vermeintlich 'fremden' Männlichkeit. Hierzu wurden Männer befragt, die den Iran infolge ihrer gleichgeschlechtlichen Orientierung verlassen haben und somit in der deutschen Mehrheitsgesellschaft zugleich einer ethnisch-kulturellen sowie sexuellen Minderheit angehören.
Trotz dieser 'Mehrfachminorisierung' präsentieren sich die Befragten als handelnde Subjekte, die ihre Migration in der aktiven Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Machtmomenten bewältigen.
Die Untersuchung rekonstruiert folglich sowohl die Vielfalt und Prozesshaftigkeit geschlechtlich-sexueller Lebensweisen als auch die Grenzen, die selbstbestimmtes Leben reglementieren. Dadurch wird deutlich, dass die Verschränkung in unterschiedliche Differenzlinien nicht lediglich passives Ausgeliefertsein impliziert, sondern ebenso als eine biografische Ressource genutzt werden kann.

Marc Thielen, Dr. phil., studierte Soziale Arbeit und Erziehungswissenschaften. Er ist Hochschullehrer im Fachbereich Erziehungswissenschaften der Universität Bremen.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Buchtitel1
Inhalt5
Einleitung8
Kapitel I – Forschungsgegenstand und theoretische Einbettung14
1. Sexuelle Orientierung, Flucht und Asyl – Zur Beschreibung des Feldes14
1.1 Menschenrechtsverstöße gegen sexuelle Minderheiten als Ursache von Fluchtmigration15
1.2 Die Islamische Republik Iran als exemplarisches Herkunftsland19
1.3 Homophobe Gewalt als geschlechtsspezifische Verfolgung27
1.4 Geschlecht und Sexualität im deutschen Asylrecht31
1.5 Geschlecht und Sexualität in ihrer Bedeutung für die Lebenssituation im Asyl38
2. Migration im transnationalen und totalen Raum40
2.1 Transnationale Migration und transnationaler Raum41
2.2 Transkultur als Folge transnationaler Migration?46
2.3 Der Flüchtlingsraum als totaler Raum49
3. Männlichkeit im Kontext von Migration54
3.1 Hegemoniale Männlichkeit55
3.2 Männliche Herrschaft und männlicher Habitus58
3.3 Zur Konstruktion ‚fremder‘ Männlichkeit62
4.Sexualität im Spannungsfeld von Macht und Kultur66
4.1 Dispositiv der Sexualität und Heteronormativität67
4.2 Sexualpädagogik zwischen Homogenisieren und Dynamisieren73
4.3 Zur gleichgeschlechtlichen Sexualität in muslimischen Kontexten76
Kapitel II – Fragestellung und Methode81
1. Fragestellung und Ziel der Untersuchung81
2. Forschungsprozess und methodisches Vorgehen83
2.1 Zugangsprobleme und -wege zu Interviewpartnern84
2.2 Die Durchführung der autobiografisch-narrativ88
2.3 Das Problem der Sprache im Interview91
2.4 Die Auswertung der Interviews93
3.Der Einfluss des totalen Flüchtlingsraums auf die Interviewsituation95
3.1 Das Interview als Anhörung96
3.2 Das Interview als potenziell retraumatisierende Situation99
3.3 Das Interview als sozialarbeiterisches Anamnesegespräch102
3.4 Das Interview als therapeutisches Setting103
3.5 Zusammenfassung105
Kapitel III – Biografische Porträts107
1. Mohammed: „Jetzt kann ich damit leben, aber glücklich bin ich nicht“ – Eine Geschichte gegen sich selbst gerichteter Homophobie107
1.1 Frühe Erfahrungen von Anders- und Marginalisiertsein107
1.2 Erwachsenwerden als Doppelleben109
1.3 Hegemoniale Männlichkeitserwartungen als Auswanderungsmotiv111
1.4 Tabuisierung der Homosexualität im Asylverfahren113
1.5 Annahme einer von außen aufgezwungenen sexuellen Identität115
1.6 Assimilation in eine subkulturell offerierte Lebensweise117
1.7 Zerrissensein zwischen religiöser und sexueller Identität119
1.8 Zusammenfassung121
2. Assad: „Ich war eigentlich nie mal zufrieden mit meinem Leben“ – Eine Geschichte traumatischer homophober Gewalt und Verfolgung122
2.1 Familiäre Zurichtung auf hegemoniale Männlichkeit122
2.2 Marginalisierung im Kreis der männlichen Peers125
2.3 Ausnutzende und missbrauchende Intimität126
2.4 Traumatische Verfolgungs- und Foltererfahrungen127
2.5 Sozialer Ausschluss als Fluchtmotiv130
2.6 Missachtung im deutschen Asyl132
2.7 Eingeschränkte Lebensperspektiven in der Migration135
2.8 Zusammenfassung136
3. Reza: „Ja, ich bin ein Schwuler, ein richtiger Schwuler“ – Eine Geschichte emanzipatorischer Identitätsentwicklung138
3.1 Geschlechtlichkeit als individuelle Erfahrung138
3.2 Intimität zwischen binnenmännlicher Gewalt und heteronormativer Begrenzung140
3.3 Fassade hegemonialer Männlichkeit und Aufbau einer beruflichen Karriere143
3.4 Eine sexuelle Lebensweise als Auslöser für Verfolgung und Flucht145
3.5 Aktive Integration und berufliche Diskontinuität in der Migration149
3.6 Momente von Rassismus und Marginalität in Deutschland151
3.7 Selbstbewusst-offensiver Umgang mit der sexuellen Lebensweise153
3.8 Zusammenfassung154
4.Philippe: „Aber es macht für mich auch nicht Sinn, irgendwelche Art von Coming-out“ – Eine Geschichte reflexiver Identitätsentgrenzung155
4.1 Kindheit und Jugend zwischen Tradition und Revolution157
4.2 Migration als Rahmen für die Aneignung einer159
4.3 Integration als umfassende Assimilation162
4.4 Von der nationalen zu einer transnationalen Verortung164
4.5 Emanzipation von der sexuellen Identitätsregl166
4.6 Zusammenfassung168
5. Fallvergleichende Schlussfolgerungen170
Kapitel IV–Vielfalt und Grenzen geschlechtlich-sexueller Lebensweisen in der Migration173
1. Sozialisationsspuren im Iran – Männlichkeit und Sexualität zwischen Begrenzung und Ermöglichung173
1.1 Männliche Sozialisation zwischen Zurichten und Zulassen174
1.1.1 Zurichtung auf hegemoniale Männlichkeit175
1.1.2 Die Peergroup als Instanz männlicher Sozialisation178
1.1.3 Zulassen alternativer Geschlechterkonstruktionen179
1.2 Familiärer Umgang mit gleichgeschlechtlicher Sexualität181
1.2.1 Sanktionierung182
1.2.2 Pathologisierung183
1.2.3 Duldung184
1.3 Männliche Initiation zwischen Zwang und Lust185
1.3.1 Initiation als Zwangsheterosexualität186
1.3.2 Initiation als lustvolle Erfahrung189
1.4 Zusammenfassung191
2. Migration und Lebensweisen – Intimes Handeln und sexuelle Subjektverortungen zwischen Kontinuität und Veränderung192
2.1 Migration und Lebensweisen in biografischer Kontinuität194
2.2.1 Sicherung einer verfolgten Lebensweise194
2.1.2 Fortführung einer geschlechtlich-sexuellen Lebensweise198
2.1.3 Verwirklichung einer geschlechtlich-sexuellen Lebensweise199
2.1.4 Knüpfung der Lebensweise an ein Identitätskonzept202
2.2 Migration und Lebensweisen in biografischer Veränderung205
2.2.1 Migration als Verunsicherung und Erprobungsrahmen206
2.2.2 Migration als Motor für die Konstruktion einer sexuellen Lebensweise209
2.3 Zusammenfassung212
3. Vielfältige Lebensweisen im totalen Flüchtlingsraum – Männlichkeit und Sexualität im Asyl214
3.1 Institutionelle Diskurse zu gleichgeschlechtlichem Begehren215
3.1.1 Juristisch-medizinische Konstruktion216
3.1.2 Lebenslange Monosexualität219
3.1.3 Spezifische sexuelle Identität220
3.2 (De-)Thematisierung des Fluchtmotivs Sexualität221
3.2.1 Aufrechthaltung einer Fassade hegemonialer Männlichkeit222
3.2.2 Sicherung des Ansehens in der Aufnahmegesellschaft224
3.2.3 Legitimation als aufenthaltssichernde Strategie225
3.3 Männlichkeit und Sexualität im Asylbewerberheim226
3.3.1 Binnenmännliche Hierachisierung und Gewalt227
3.3.2 Fehlende Maskulinität als Marginalisierungsmoment228
3.3.3 Homophobe Gewalt229
3.4 Zusammenfassung231
4. Herkunft, Geschlecht und Sexualität in der Mi233
4.1 Binationale intime Beziehungen zwischen Rassis234
4.1.1 Fremdsein als Nachteil auf dem deutschen ‚Be235
4.1.2 Rassismus in intimen Beziehungen237
4.1.3 Exotisierung und Sexualisierung der Herkunft240
4.1.4 Beziehungen als soziale Unterstützung und I242
4.2 Gleichgeschlechtliche Lebensweisen in transnationalen Kontexten244
4.2.1 Tabuisierung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen245
4.2.2 Thematisierung und Akzeptanz vielfältiger L247
4.2.3 Entgrenzte Coming-out-Dynamiken im transnationalen Raum250
4.3 Zusammenfassung251
Kapitel V – Resümierende Schlussbetrachtungen im Hinblickauf intersektionelle Forschungsperspektiven253
1. Das zeitgleiche Auftreten unterschiedlicher Differenzlinien254
2. Von der Interkulturalität zur Intersektionalit256
3. Intersektionalität und Identität257
4. Intersektionalität und Biografie260
Literatur265
Anhang280

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