SCHÖNER WOHNEN
Während wir Menschen zufrieden »bodenständig« leben, nutzen Katzen auch gern die höheren Ebenen. Eine prima Sache, um gut miteinander klarzukommen und sich auch mal aus dem Weg zu gehen.
Die Wohnung aus Katzensicht
Was wäre für Kater Carlo und seine Freunde ein Albtraum? Diese Szene ist schnell entworfen: Sie müssten in einer schicken Designerwohnung leben. Viel Platz, aber alles ordentlich und wenig Möbel. Aber Katzen lieben Nischen und Rückzugsmöglichkeiten. Schließlich will man ja nicht immer und überall jemandem begegnen. An der hellen Ledercouch lässt es sich immerhin gut kratzen, aber das Leder ist kalt und glatt. Ein gemütlicher warmer Ruheplatz für Katzen wird diese Couch nie. Und wo sind die Aussichtsplätze, um das Revier auch mal von oben zu inspizieren? Die Vitrine, die einsam an der Wand steht, ist zwar hoch genug, doch sie hat ein rundes Dach, auf dem eine Samtpfote weder stehen, sitzen noch laufen kann. An den Wänden hängen viele Bilder, Regale zum Klettern gibt es aber nirgendwo. Durch die riesigen Fenster sieht man natürlich wunderbar, was draußen so alles passiert. Doch wo ist die Fensterbank, um es sich beim stundenlangen Beobachten bequem zu machen? Und dann der Horror für Katzen pur: Verschlossene Türen! Nur das Wohnzimmer, die Küche und das Bad dürfen betreten werden. An dieser Stelle würde wahrscheinlich jede Katze »schweißgebadet« aus ihrem Albtraum erwachen, um erleichtert festzustellen, dass glücklicherweise alles nur ein schlechter Traum war …
Traumwohnung für Katzen
Einer Katze, die keinen Freigang hat, muss die Wohnung gewissermaßen die Natur ersetzen. Das gelingt sicher nicht perfekt, ist aber bis zu einem bestimmten Grad durchaus möglich – vorausgesetzt, Sie berücksichtigen die Ansprüche der kleinen Jäger (>) und kombinieren alles mit einem Unterhaltungsprogramm (>).
So sieht eine Wohnung nach Katzengeschmack aus:
Alle Räume begehbar Die Türen sind zu jeder Zeit offen und können von Mieze bei ihren Inspektionsgängen durch ihr Revier genutzt werden.
Wanderwege an der Wand Im Wohnungsrevier kann nicht nur vom Boden aus patroulliert werden, sondern auch über einen Pfad an der Wand entlang (Laufsteg, rechts).
Aussichtsplätze Erhöhte Plätze bieten nicht nur einen guten Überblick. Hier fühlen sich Samtpfoten zudem sicher. Aber auch der Fensterplatz oder der Aussichtsplatz auf dem Balkon gewähren höchst begehrenswerte Aussichten (> und >).
In oberen Regionen kann die Katze herrlich relaxen, denn hier »stören« die Zweibeiner nicht.
Ruheplätze Es gibt mehrere Rückzugsmöglichkeiten zum ungestörten »Meditieren«, Dösen und Schlafen (>). Ein Muss in jeder katzengerechten Wohnung.
Verstecke Herrlich, wenn Mieze aus dem »Hinterhalt« ihre Menschen oder den Katzenpartner überfallen kann (>).
Kratzgelegenheiten Ein stabiler Kratzbaum zum Krallen wetzen, Duftnoten hinterlassen, kuscheln, klettern, balancieren, springen und toben darf keinesfalls fehlen (>).
Damit Mieze sich nicht an den Möbeln vergreift, ist ein standfester Kratzbaum Pflicht in der Wohnung.
Restaurant Natürlich werden an einem festen Platz in der Wohnung die Hauptmahlzeiten serviert. Um den Durst zu stillen, stehen mehrere »Bars« zur Verfügung (> und >).
»Stilles Örtchen« Eine, besser zwei Toiletten sind pro Katze eine Selbstverständlichkeit (>).
Laufsteg in luftiger Höhe
Wenn Sie die Wände für Ihre Stubentiger begehbar machen, schlagen Sie mehrere Fliegen mit einer Klappe. Zum einen erfüllen Sie den Herzenswunsch Ihrer Minitiger, auf verschiedenen Pfaden ihr Revier zu durchstreifen. Zum anderen wird das begrenzte Wohnungsrevier Ihrer Lieblinge auf diese Weise vergrößert, und sowohl Zwei- als auch Vierbeiner können im Bedarfsfall eigene Wege gehen …
»Catwalk« mit Abenteuereffekt Ich habe viele tolle Katzenpfade in Wohnungen gesehen. Da gibt es z.B. Wege aus naturbelassenen Brettern, an den Seiten mit einem niedrigen Holzgeländer versehen, die etwa 50 cm unter der Decke durch die Zimmer verlaufen, abgestützt mit Holzbalken als »Brückenpfeiler«. Dazwischen eingebaute Kletter- und Kratzsäulen aus zimmerhohen Vier- oder Sechskant-Holzbalken und mit Sisal umwickelt. Auf- bzw. Abstieg bilden eine eigens konstruierte Katzentreppe und ein nicht zu steil angebrachtes Brett bis zum Boden. Mittendrin lädt eine Kuschelhöhle aus Plüsch zum Ruhen ein, und eine breite Plattform sichert den 1a-Überblick.
Auch eine schöne Idee: Durch einen langen schmalen Flur führt ein zickzackförmiger Laufsteg unterhalb der Decke, ebenfalls aus Brettern. Als Auf- und Abstieg dienen mit Teppich bezogene Holzplattformen, die mit Winkelhaken an der Wand befestigt sind und versetzt an der Wand entlang nach oben führen (Abstand der Bretter: Katzen-Körperlänge). Abenteuer und Trimm-dich-Pfad verspricht auch dieser »Catwalk«: An der Wand entlang führen ca. 20 cm breite und etwa 2 bis 3 cm dicke Bretter z.B. über den Türrahmen bis zum nächsten Schrank.
Dazwischen muss über ein Stück dickes Tau (fest an den Brettern verankern!) balanciert, ein 40 cm langes »Loch« im Pfad durch einen Sprung bewältigt und durch einen etwa 50 cm langen viereckigen Holztunnel gekrochen werden. Vom Schrank aus ist der Kratzbaum leicht zu erreichen, und von hier geht’s direkt auf die Fensterbank. Der Fantasie, einen interessanten Laufsteg zu kreieren, sind keine Grenzen gesetzt. Heimwerker finden das Passende im Baumarkt. Einzelemente gibt es im Zoofachhandel oder Sie lassen alles in der »Katzenboutique« maßschneidern.
Solch eine Röhre am Kratzbaum lässt sich vielseitig nutzen: als Versteck, zum Klettern, Dösen oder – wie hier – um eine Weile »abzuhängen«.
Grundregeln Halten Sie sich beim Bau des Pfads vor Augen, was Katzen draußen erleben. Legen Sie den Laufsteg möglichst so an, dass die Katze einen Rundgang machen kann und der Weg nicht plötzlich in einer Sackgasse, also z.B. vor einer Wand, endet. Bauen Sie Rastplätze wie »Kuschelhöhlen« und Beobachtungsplattformen ein. Verstecken Sie an verschiedenen Stellen z.B. Trockenfutterstückchen, die »erjagt« werden müssen.
Dauerloge Fensterplatz
Wohnungskatzen lieben Fensterplätze. Kein Wunder, denn hier läuft jedes Mal ein anderes Programm. Das bringt Abwechslung in den Katzen-Alltag. Man kann beispielsweise Vögel, manchmal auch Schmetterlinge beobachten, Nachbars Hund aus sicherer Entfernung mustern oder ganz einfach den fallenden Blättern zusehen …
Ein sisalumwickelter Kratzbaum aus dem Fachhandel. Wichtig: Achten Sie unbedingt auf Standfestigkeit und Stabilität.
Gestaltung Die Fensterbank muss so breit sein, dass sich die Katze darauf ausstrecken kann. Ein weiches, warmes Lammfellkissen oder eine kleine waschbare Decke sorgen für Behaglichkeit. Vielleicht findet auch noch ein Kistchen Katzengras zum Knabbern Platz. Übrigens gibt es für schmale Fensterbänke im Zoofachhandel bequeme Fensterliegen, die mit Schraubklemmen an der Fensterbank befestigt werden. Wer kein Fensterbrett hat, kann die Aussicht nach draußen auch z.B. mit einem Kratzbaum schaffen, der entsprechend platziert ist (>). Einfallsreichtum bewies meine Freundin Moni, die einen Wäschekorb aus Weiden zum Aussichtsplatz »par excellence« für ihre Katzen umfunktionierte und ihn vor das Fenster stellte. Auf dem Boden im Inneren des Korbs liegen schwere Steine, damit er standfest ist und nicht wackelt, wenn die Katze hinaufspringt. Für weiches Liegen sorgt ein waschbares Kissen, das mithilfe von Gummibändern über den Deckel gezogen wird. Außerdem beherbergt der Korb Katzenspielzeug, das Moni abwechselnd hervorholt, damit es für ihre Katzen immer wieder »wie neu« ist.
Sicherheit Frische Luft tut Wohnungstigern gut. Außerdem bringt sie neue aufregende Düfte in die Wohnung. Offene Fenster müssen gesichert sein. Zum einen, um einen Ausflug Ihres vierbeinigen Lieblings zu verhindern, zum anderen, um ihn vor dem Absturz zu bewahren. Stürze aus höher gelegenen Fenstern enden für Katzen häufig mit Knochenbrüchen oder gar tödlich. Die Selbstbauvariante eines Absturzschutzes ist ein Holzrahmen in Fenstergröße, der mit Maschendraht bespannt und mithilfe von Haken in den Fensterrahmen eingehängt wird. Die elegantere Variante sind passgenaue Alu-Rahmen mit Gitter, die Sie im Fachhandel anfertigen lassen müssen. Fliegengitter oder dünne Netze können Katzen leicht durchnagen. Kippfenster extra sichern (>).
Ungestört schlafen
In der Wohnung sollte es mehrere ungestörte Ruheplätze geben, obwohl selbstbewusste Katzen, die sich...