Einführung
Willkommen zu Zeichnen für Dummies! Dieses Buch will einerseits Anfängern die Grundlagen des Zeichnens vermitteln und andererseits Leuten mit mehr Erfahrung auf diesem künstlerischen Gebiet einige Tipps und Tricks zeigen. Ob Sie nun neun oder neunzig Jahre alt sind – Sie werden hier auf jeden Fall Interessantes lernen. Ich möchte Sie auf unkonventionelle und unterhaltsame Art für die Kunst des Zeichnens begeistern.
Manche Leute sind im Kindesalter mit Feuereifer am Zeichnen – und verlieren als Teenager oft völlig das Interesse daran. Ein paar wenige schaffen es, ihre künstlerischen Ambitionen ins Erwachsenendasein hinüberzuretten. Wiederum andere entdecken erst in späteren Jahren ihre Passion fürs Zeichnen. Zeichnen für Dummies jedenfalls ist ein Buch, auf das ich in meinen Anfangsjahren als Zeichnerin gerne zurückgegriffen hätte.
Meine Philosophie ist ganz einfach: Ich gehe davon aus, dass jeder sich die Kunst des Zeichnens selbst aneignen kann – genauso wie ich es getan habe. Wenn Sie Ausdauer und Interesse zeigen, können Sie verblüffende Resultate erzielen. Das Lerntempo bestimmen Sie dabei selbst.
Über dieses Buch
Dieses Buch lediglich zu lesen, wird aus Ihnen noch keinen besseren Zeichner machen. »Zeichnen« ist ein Tun‐Wort – deshalb sollten Sie auch alle hier gebotenen Übungen und Projekte tunlichst nachvollziehen. Mit diesen Übungen erreichen Sie schnell erstaunliche Ergebnisse, und außerdem machen sie Spaß! Sie erhalten von mir zahllose Tipps, Kniffe und hilfreiche Vorschläge, die ich mir selbst erst mühsam erarbeiten musste.
Ich orientiere mich an Ihren Bedürfnissen als angehende Künstlerin und angehender Künstler. Ich will Sie inspirieren, Sie zu eigenen Gedanken anregen und Ihrer Kreativität neuen Schub verschaffen. Im Grunde sind Sie Ihr eigener Lehrer und ich ermutige Sie lediglich darin, durch die Praxis Ihre Zeichenkünste zu erforschen.
Werfen Sie mal einen Blick auf die fast 300 Illustrationen im Buch. Jede davon bezieht sich auf eine bestimmte Fertigkeit, die im Text beschrieben ist. Oft bricht meine seltsame Art von Humor durch – so erhalten klassische Themen einen erfrischend neuen Aspekt. Auch habe ich ein paar eher unkonventionelle Stile zu integrieren versucht. Als ich das Buchprojekt in Angriff nahm, dachte ich mir erst, dass etwa hundert Illustrationen völlig ausreichend sein würden. Pustekuchen! Je mehr Text ich zu Papier brachte, desto mehr hatte ich das Bedürfnis, einzelne Details und Aspekte genau bildlich darzustellen. Außerdem ist Zeichnen nun mal mein Leben, wie Sie sich vorstellen können.
Doch ist Zeichnen nicht immer nur Spaß und Spiel. Sie müssen auch weniger aufregende, aber absolut unumgängliche Aufgabenstellungen bewältigen. Aber selbst diese versuche ich mit lustigen Illustrationen etwas weniger beschwerlich zu machen. In den über 300 Seiten dieses Buchs erhalten Sie das grundlegende technische Rüstzeug – ob Sie nun in puncto Zeichnen völliger Neuling oder ein etwas erfahrener Kollege sind.
Neben diesem Buch und diversen kostengünstigen Zeichenutensilien brauchen Sie noch einen scharfen Blick, eine große Dosis Motivation, eine Prise Geduld, ein bisschen Hingabe und ein paar Tropfen Entschlossenheit. Außerdem müssen Sie natürlich in der Lage sein, einen Stift richtig zu halten … Ach ja, ein bisschen Zeit und Muße, eine gehörige Portion Humor und Begeisterungsfähigkeit schaden sicher auch nicht. Damit sind Sie auf dem besten Weg.
Törrichte Annahmen über den Leser
Haben Sie eine vorgefasste Meinung zum Thema Zeichnen? Lesen Sie sich die folgenden drei Sätze genau durch und überlegen Sie, ob die Aussagen wahr oder falsch sind:
- Man muss bereits relativ gut zeichnen können, um dieses Hobby ausbauen zu können.
- Wenn man kein angeborenes Talent hat, ist Zeichnen zu lernen verlorene Liebesmüh.
- Zeichnen ist eine exklusive und besondere Fähigkeit, die nur besonders begabte Menschen entwickeln.
Wenn Sie diesen Aussagen nicht zustimmen, liegen Sie voll auf meiner Wellenlänge. Ich bin der Meinung, dass wirklich jeder dazu fähig ist, Zeichnen zu lernen. Das gilt auch für Sie. Und falls Sie ein Mensch sind, der nicht gerne Fehler macht, habe ich noch eine gute Nachricht: Es gibt keine richtige oder falsche Art zu zeichnen – wichtig ist nur, dass Sie Ihren eigenen, individuellen Ansatz akzeptieren.
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Am Anfang sollten Sie erst mal ein Gefühl fürs Zeichnen entwickeln. Dann erkläre ich Ihnen, wo Sie am besten Ihre Zeichenutensilien kaufen, wie Sie den Stift korrekt halten, Linien zeichnen, Schattierungen machen etc. Sie erwerben damit ein solides Grundlagenwissen. Der Rest des Buches widmet sich verschiedenen ergänzenden Themen rund ums Zeichnen. Sie können sich hier einfach nach Gusto Sachen herauspicken, die Reihenfolge spielt keine Rolle. Lesen Sie einfach ein bisschen in meinem Buch und probieren Sie das Gelesene anschließend mit Stift und Papier aus. Und dann lesen Sie wieder ein wenig und zeichnen wieder ein wenig und so weiter und so fort.
Teil I: Auch Sie können zeichnen!
Dieser Satz sagt alles. Selbst wenn Sie jetzt noch nicht ganz überzeugt sind, dass Zeichnen etwas für Sie ist – bei der Lektüre und den Übungen dieses Teils werden mit Sicherheit viele Ihrer Bedenken zerstreut.
Zeichnen ist eine völlig naturgegebene Ausdrucksform. Wie bei allem Neuen sind die ersten Schritte immer die schwierigsten. Sobald Sie einmal mit diesem Buch arbeiten, tut sich für Sie eine völlig neue, spannende und produktive Welt auf.
Ihre Zeichenutensilien sollten Sie beim Lesen des Buches immer griffbereit haben. Bereits in Kapitel 1 werden Sie mit einem lustigen Zeichenprojekt gefordert, das ich bereits seit über zwanzig Jahren in meinen Anfängerkursen einsetze.
Lassen Sie sich von meinen Zeichnungen nicht allzu sehr beeindrucken. Ich zeichne schon seit vielen, vielen Jahren. Und anfangs waren meine Zeichenkünste alles andere als beeindruckend (wenigstens nach meinen heutigen Standards). Ich habe zum Vergleich ein paar meiner ältesten Zeichnungen hervorgeholt, die ich in meinen Anfangsjahren »verbrochen« habe. (Hier geht ein großer Dank an meine Eltern, die diese für mich aufgehoben haben.) Wir müssen alle einfach irgendwann einmal anfangen, und wenn wir dabei unser Bestes geben, können wir auch stolz darauf sein.
Teil II: Die Grundtechniken
Sie können sich natürlich nach Belieben die Sachen im Buch herauspicken, die Sie interessieren. Aber als Anfänger sollten Sie auf keinen Fall die sechs Kapitel hier auslassen. Sie brauchen nun einmal ein gewisses Grundlagenwissen. Und selbst wenn Sie bereits ein gestandener Profi sind, werden Sie in diesem Teil noch ein paar neue Kniffe und Tricks finden.
Am Anfang werde ich mit Ihnen ein paar Übungen absolvieren und Sie mit optischen Täuschungen vertraut machen, damit Sie lernen, die Welt mit den Augen eines Künstlers zu betrachten. Sie werden lernen, Linien in den Objekten um Sie herum zu erkennen, diese aus einer ganz neuen Perspektive zu betrachten und mit dem Stift festzuhalten. Ausgehend von diesen dreidimensionalen visuellen Aspekten werde ich Ihnen zeigen, wie Licht die Grundlage der Schattenbildung darstellt. Sie lernen, mit unterschiedlichen Strichstärken und Texturen Schatten zu malen, zudem zeige ich Ihnen eine Menge Utensilien, die Sie für Ihre Zeichnungen brauchen. Schließlich werde ich Ihnen das Thema Perspektive anhand von spannenden Übungen und abgehobenen Illustrationen nahe bringen.
Es ist völlig egal, ob Sie diesen Teil innerhalb von ein paar Tagen oder ein paar Monaten durcharbeiten. Seien Sie sich bewusst, dass er für Sie von großer Bedeutung ist und Ihnen eine solide Grundlage der Zeichentechniken vermittelt. Sie sparen sich dadurch eine Menge Frustration.
Teil III: Legen Sie los!
Sie sind bereit, das schützende Nest zu verlassen und sich hoch in die Lüfte zu schwingen? Nur zu. Ich weise Ihnen in diesem Teil den richtigen Weg für Ihre Höhenflüge und zeige Ihnen, wie Sie Ihre Zeichnungen planen und ein Skizzenbuch anlegen. Lassen Sie jedoch Ihrer Kreativität freien Lauf und vertrauen Sie Ihrem inneren Auge. Im Laufe dieses Teils erhalten Sie sogar einen Einblick in die forensische Zeichentechnik; Sie können also auch ein bisschen Polizei spielen, während ich Sie in die Geheimnisse der Bildkomposition einweihe.
Versuchen Sie sich an unterschiedlichen Objekten – von kooperativen, unbewegten Objekten (Stichwort »Stillleben«) bis hin zu kleinen Tierchen, die herumfliegen, bellen, miauen oder umherschwimmen. Die stets im Wandel begriffene Welt da draußen wartet nur auf Sie – versuchen Sie, Blumen, Bäume, den Himmel und Wasserbewegungen mit dem Stift festzuhalten.
Auch in Ihren Gedankengängen schlummern zahllose zeichenwürdige Objekte. Ich zeige Ihnen ein paar Wege, wie Sie diese Bildquelle anzapfen. Gehen Sie bis an die Grenzen Ihrer Vorstellungskraft, so können wirklich einzigartige und aufregende Bildmotive zum Vorschein...