Back to Nature oder Wieso klappt keine Diät? Wieso nehme ich immer wieder zu?
„Back to Nature“
„Wir müssen zurück zur Natur!“ Ja, ich sehe die hochgezogene Augenbraue und den schockierten, leicht geöffneten Mund. Du kaufst ein Buch, welches dir dabei helfen soll, endlich die perfekte Ernährung und das beste Training für dich zu finden, damit du deinen Traumkörper bekommst und es verspricht dir schon auf dem Cover, dass es dein Weg sein soll.
Und dann erzähle ich dir gleich in den ersten Sätzen, dass du zurück zur Natur musst. Wie soll das denn jetzt bitte gemeint sein? Also nach „Natur pur“ ist dir ja mal gar nicht. Wenn du irgendeinen Ernährungsratgeber gewollt hättest, der dir erklärt, wie du mit der neuen Heu- Diät zur Wunschfigur kommst, hättest du dir „Die neue Heu- Diät“ gekauft oder einen Camping -Ratgeber, aber kein Buch, das dir verspricht, du nimmst auf deine Art und Weise ab.
Und auch meine Wenigkeit, Typ blond gefärbte Fitness-Blondine, sieht jetzt nicht auf den ersten Blick nach Wald und Wiesen aus.
Nicht verwirren lassen von dem Wort "B.I.T.CH." auf meinem Shirt! Auflösung folgt noch und ja, auch das hat mit deinem Weg zu deiner Traumfigur zu tun!
Ist der besagten Blondine, meine Wenigkeit, vielleicht das Wasserstoffperoxid, das regelmäßig bei der Blondierung zum Einsatz kommt, langsam in die Nasen- und Stirnhöhlen eingedrungen und hat ihre Synapsen verklebt? Ja, ich färbe meine Haare, seitdem ich 16 bin. Ich kriege einmal im Monat Pulver auf meine Fingernägel, das unter grellen UV-Lampen aushärtet und mir meine Krallen beschert. Ich zupfe mir meine Augenbrauen dünn und schmiere mich nur zu gerne mit Selbstbräuner ein. Ach, und wo wir schon beim Vollschmieren sind: ich besitze ca. fünf verschiedene, riesige Schminkkoffer – diese glänzenden, bunten Teile, die es immer um Weihnachten herum zu kaufen gibt - und eine Lidschatten- und Lippenstift-Palette, bei der Maler wie Monet und Picasso grün vor Neid geworden wären.
Was also um Himmels Willen soll meine Aussage „Wir müssen zurück zur Natur!“?
Ist das hier so eine Fleischverzichtsnummer oder ne Rohkostgeschichte?
Nein, definitiv nicht - ich liebe Steak! Ich brauche Fleisch. Bei der Vorstellung, mich den Rest meines Lebens von veganer Kost - nennen wir es der Einfachheit halber „Heu“ - zu ernähren, lässt meine Mundwinkel in den Keller wandern und mein Leben in Schwarz - Weiß und als Stummfilm erscheinen.
Und Käse! Ich liebe Käse! Und ich meine nicht diese normale Liebe, die man für seinen Partner oder seine Eltern empfindet! Nein, meine Liebe zu Käse geht tiefer. Ich kann mir ein Leben ohne Käse nicht vorstellen. Wenn es moralisch nicht so verwerflich wäre, würde ich einen Käse ehelichen - einen mittelalten Gouda vielleicht. Würde es mich nicht als totalen Freak abstempeln, würde ich Käse mit Käse überbacken und vor dem Genuss noch Parmesan drüber geben. Mit Käsekuchen als Nachtisch. Den von meinem Papa natürlich!
Eine Ernährungsweise, die Fleisch und Milchprodukte verbietet, ist für mich also keine Option und für dich wohl auch nicht; sonst hättest du dir ja das Buch „Ein Leben ohne Milch und Fleisch: so wirst du genusslos schlank!“ gekauft. Verbote und Genuss sind wahnsinnig wichtige Themen für uns Menschen und finden auch in diesem Buch Beachtung. Aber jetzt erst noch einmal zurück - zu welcher „Natur“ solltest du zurückkehren, um deinen Wunschkörper zu bekommen? Mit „zurück zur Natur“ ist also auch keine vegetarische Ernährung oder „Heu“ gemeint.
Von welcher „Natur“ spreche ich dann? Und wie soll dir das Ganze den besten Weg zu deinem Traumkörper bescheren? Lass mich dir erzählen, wie ich es geschafft habe, viele Kilos abzunehmen, meinen Körper zu meiner persönlichen Traumfigur zu formen und ihn endlich zu lieben. Warum es mir wichtig ist, dir dabei zu helfen ebenfalls zu deinem Traumkörper zu finden und du es mit diesem Konzept auch wirklich und vor allem dauerhaft schaffen wirst: die Antworten findest du in meinem Buch.
Ich sage gerne, ich komme aus einer „Sportlerfamilie“, mein Papa war früher begeisterter Marathonläufer und Rennradfahrer und teilt diese Leidenschaft für Bewegung und Sportarten in der Natur mit seinen zahlreichen Geschwistern. Meine Mutter war aktives Mitglied im örtlichen Turnverein und praktiziert bis heute regelmäßig Yoga; meine Schwester und ich haben unsere Kindheit in Turnhallen und Schwimmbädern, auf Bauernhöfen und in Yogaräumen verbracht. Wir waren jetzt nicht die „Jackson-Family“ des Sports, obwohl die „Steinskulpturen-Pokale“ bei uns im Wohnzimmer für die Teilnahme an irgendwelchen Berg- und Talfahrten, die mein Vater mit dem Rennrad bestritten hatte oder die Medaillensammlung meiner kurzen Schwimmkarriere vielleicht einen anderen Eindruck machen könnten. Bei uns wurde sich bewegt, aber TV-Marathons haben meine Schwester und ich am Wochenende auch mal ganz gerne absolviert.
Während meine Schwester bei ihrer Leidenschaft fürs Reiten blieb und jeder, der schon mal auf einem Pferd gesessen hat, weiß, dass Reiten sehr wohl ein Sport ist, teile ich mit meiner Mutter bis heute die Leidenschaft für Yoga.
Das ist jetzt aber auch kein Buch für eine spirituelle Reise oder „Wie meditiere ich mich schlank“. Selbst wenn man sich schlank meditieren könnte, was ich stark bezweifle, da einer der Urväter der Meditation - Buddha - doch üblicherweise mit einem ganz beachtliches Bäuchlein dargestellt wird, würde ich das wahrscheinlich nicht hinbekommen. Ich finde es so anstrengend, lange still zu sitzen und lasse mich so leicht ablenken wie ein Frettchen auf LSD. Unser Denken spielt allerdings schon eine entscheidende Rolle für unsere Figur, aber darum geht es an anderer Stelle in diesem Buch.
Um zurück zum Ursprung zu kommen, in unserer Familie war man sportlich und Figurprobleme kannten wir nicht. Im Gegenteil: Meine Schwester und ich waren immer sehr, sehr dünn und haben uns über Essen nie Gedanken gemacht. Ich bin nicht Turnen oder Schwimmen gegangen, um irgendwie meine Figur zu beeinflussen, sondern einfach, weil man das halt gemacht hat und weil es mir Spaß machte.
Man hat als Kind ja auch gar keine Figur, also man ist dünn oder dick, aber man hat eigentlich keine Figurprobleme im engeren Sinne. Das einzige Mal, dass ich überhaupt wahrgenommen hatte, dass ich eine Figur habe, war beim stundenlangen Barbie spielen und da ich in meiner kindlichen Naivität irgendwie fest davon ausgegangen war, dass ich, wenn ich groß bin, ja automatisch so aussehen würde wie Barbie und auch so einen schicken, pinken Mercedes fahren würde, hab ich mir da nie wirklich Sorgen gemacht. Komischerweise hat mich Ken irgendwie dabei nie interessiert- ich hatte ja das Auto. Schöne Zeit eigentlich, oder?
Im Teenageralter dann – heute leider durchaus schon in der Grundschule-und spätestens mit dem Wechsel auf eine weiterführende Schule ändert sich das für alle Kinder schlagartig und bei mir war es nicht anders. Dort war ich auf einmal nicht mehr „dünn“, sondern „das Bügelbrett mit Warzen“, um es mal in den Worten eines damaligen Mitschülers zu sagen (herzliche Grüße an P.).
Man war auf einmal nicht mehr „Mädchen“, sondern „hübsch“ oder „hässlich“, „mit Titten“ oder „ohne Titten“.
Ja, liebe Mamas unter euch: Sagt euren kleinen Prinzessinnen so oft es geht, dass das alles vorbei geht und sie schön sind.
Ich trug als junges Mädchen immer eine Brille und meine Pumucklbrille fand ich sogar richtig toll. Ich hatte strohblondes, strähniges Haar, das nie von meiner Mama geflochten wurde oder hübsche Spangen drin hatte wie bei Harper Beckham oder Suri Cruise und meine Kleidung, die ich mir selbst zusammenstellte war, naja, eher boyisch. Es ist also jetzt nicht schwer zu erraten, dass ich zur Gruppe „hässlich, ohne Titten“ gehörte und damit hat man es als 13- jähriges Mädchen nicht leicht.
Man ist im Teenageralter ja eh seinen Hormonen ausgeliefert und dreht zwischenzeitlich ziemlich am Rad (entschuldige Mama, falls ich das noch nie gesagt habe). Niemand ist mit seinem Aussehen wirklich zufrieden und genauso ging es mir natürlich auch. Erst fand ich mich nur zu dürr an bestimmten Stellen, später, als man durch die nervigen Hormone dann wenigstens klar erkannte, dass ich langsam zu einer Frau wurde, fand ich mich zu dick oder in unbedachten Teenagerworten ausgedrückt: „Fett“! Ich hatte auf einmal einen Arsch und Oberschenkel und mein Kinn hatte sich verdoppelt. Was man früher einfach so essen konnte, verwandelte sich auf einmal in Speckrollen am Bauch. Das Fett landet ja generell nie da, wo man es gerne hätte.
Es gibt aber wenigstens einen Weg, wie wir es da wegbekommen, wo es weg soll. Ja, mittlerweile weiß ich genau wie das geht. Aber dafür musste ich einige Jahre und Kilos erfahren, also genieße die Bequemlichkeit, jetzt nur noch dieses Buch lesen und die Dinge daraus umsetzen zu müssen, um den Körper zu bekommen, den du dir wünschst.
Ich stand aber erst mal da mit meinen Extrakilos und war irgendwie ratlos. Also probierte ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Diät. Abgesehen von ein paar billigen Haarverlängerungen, die mir danach etwa zwei Jahre lange einen Volahiku bescherten (vorne länger als hinten, da ich die kompletten Haare am Hinterkopf beim Entfernen der Haarverlängerung nach ein paar Monaten eingebüßt hatte), war das wohl einer meiner größeren Fehler, die ich bis dato gemacht hatte.
Ich begann auf Dinge zu verzichten, mir alles Mögliche zu verbieten. Es gab damals eine bekannte Frühstücks-Cerealien-Marke, die auf der Rückseite (oder war es...