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Zigarettenkonsum bei Jugendlichen: Erklärungsansätze und primäre Prävention

AutorNadja Ott
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl34 Seiten
ISBN9783958207820
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Obwohl der Anteil der rauchenden Schweizer Bevölkerung seit einigen Jahren einen schwach rückläufigen Trend aufweist, besteht angesichts der Gesundheitsschäden, die durch das Rauchen ausgelöst werden, immer noch Handlungsbedarf. Dies insbesondere im Hinblick auf die Tatsache, dass im Jahr 2010 praktisch jeder vierte Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren rauchte (Radtke, Keller, Krebs, & Hornung, 2011). In der vorliegenden Arbeit wird Literatur der letzten 20 Jahre vorgestellt, die sich mit dem Thema Rauchbeginn bei Jugendlichen befasst hat. Dabei werden sowohl Faktoren präsentiert, die den Rauchbeginn bei Jugendlichen fördern, wie auch solche, die den Rauchstart hemmen. Zusätzlich werden mögliche Wirkmechanismen diskutiert und aus den Befunden Schlussfolgerungen für Präventionsmassnahmen abgeleitet.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.3, Stufen des Suchtbeginns: In der Forschung zum Prozess der Suchtentwicklung bei Tabakprodukten gab es im Bereich der Psychologie zwei Richtungen: Ein Teil der Forschenden hat sich mit dem Verhalten befasst und darauf aufbauend verschiedene Stufen des Rauchbeginns postuliert, während andere die motivationale Komponente fokussiert haben und ihre Prozessmodelle daran anknüpften. Ein wichtiger Vertreter der erstgenannten Gruppe ist Flay (1998, zit. nach Kremers, Mudde, & De Vries, 2004), der ein Modell mit vier Stufen vorschlug. Nach diesem Modell waren Personen, die noch nie eine Zigarette probiert hatten, never smokers (Niemals-Raucher). Personen der zweiten Stufe, genannt initial trying (erstes Versuchen), hatten Zigaretten zumindest schon ein paar Mal probiert. Die dritte Stufe nannte Flay experimental stage (Experimentierphase) und meinte damit Personen, die über eine längere Zeit wiederholt, aber unregelmässig, rauchten. Die vierte Stufe (regular smoking, regelmässiges Rauchen) schliesslich bezeichnete regelmässiges, mindestens wöchentliches Rauchen. In Bezug auf die motivationalen Unterschiede zeigten induktive Tests (Kremers, 2002), dass drei Stufen unterschieden werden müssen: Committed (überzeugt), immotive (unentschieden), contemplating (erwägen). Kremers et al. (2004) haben versucht, die beiden Konzepte zusammen zu bringen und das Model of Unplanned Smoking Initiation of Children and Adolescents (MUSICA) (Modell des ungeplanten Rauchbeginns bei Kindern und Jugendlichen) konzipiert (siehe Abbildung 2). Dieses Modell, das sowohl behaviorale wie auch motivationale Komponenten berücksichtigt, unterscheidet insgesamt neun verschiedene Stadien, wovon sieben eine Bedeutung für den Rauchbeginn haben: 1) committed never smokers (überzeugte Niemalsraucher), 2) immotive never smokers (unentschiedene Niemalsraucher), 3) immotive triers (unentschiedene Erprober), 4) immotive experimenters (unentschiedene Experimentierer), 5) contemplating experimenters (erwägende Experimentierer), 6) immotive nonsmoking deciders (unentschiedene Nichtrauch-Entscheider) und 7) committed nonsmoking deciders (überzeugte Nichtrauch-Entscheider). Das Durchschreiten der verschiedenen Stufen geschieht folgendermassen: Jede Person startet im Stadium des immotive never smokers. Von dieser Stufe aus erfolgt entweder ein Wechsel auf die Stufe des committed never smokers, indem man sich für das Nichtrauchen entscheidet, oder das Rauchen wird ausprobiert (immotive trier). Werden diese Rauchversuche gestoppt, bevor sie mindestens einmal monatlich vorkommen, wechselt man damit auf die Stufe des immotive nonsmoking deciders, experimentiert man weiter, wird man zum immotive experimenter. Ein nonsmoking decider kann sich entweder dazu entscheiden, Nichtrauchende zu bleiben (committed nonsmoking decider) oder zurück in ein Versuchsverhalten fallen (immotive trier oder immotive experimenter). Individuen können diese Stadien mehrmals durchlaufen, bevor sie sich dazu entschliessen, nicht mehr zu rauchen oder einen Rauchbeginn in Erwägung ziehen. Wenn immotive experimenters konkrete Pläne machen, innerhalb der nächsten fünf Jahre mit dem Rauchen zu beginnen, werden sie zu contemplating experimenters. Von dieser Stufe aus können sie entweder zu regelmässigen Rauchern werden oder sich zurück in den Kreislauf der Unentschiedenheit bewegen. Dieser Kreislauf umfasst all diejenigen Stufen, auf welchen sich eine Person noch nicht definitiv für das oder gegen das Rauchen entschieden hat. Es ist möglich, dass sich eine Person wiederholt in diesen Kreislauf hinein und wieder hinaus bewegt, oder dass sie mehrmals zwischen den verschiedenen Stadien der Unentschiedenheit hin und her wechselt. Kremers et al. (2004) haben dieses Modell an 10'170 europäischen Jugendlichen überprüft. Die längsschnittliche Untersuchung zeigte, dass das Risiko, mit dem Rauchen zu beginnen, signifikant anstieg, wenn die Jugendlichen sich bei der ersten Messung schon in fortgeschritteneren Stadien befanden. So war die Wahrscheinlichkeit, dass ein Jugendlicher, der bei der ersten Messung als immotive never smoker klassifiziert worden war, bei der Nachbefragung ein Jahr später bereits rauchte, mehr als 2 Mal so gross wie für einen committed never smoker (odds ratio = 2.30, p < .001). Ein immotive trier wiederum hatte ein über 4 Mal so grosses Risiko wie ein immotive never smoker (odds ratio = 4.34, p < .001). Immotive experimenter und contemplating experimenter hatten im Vergleich zu Personen aus dem jeweils vorangehenden Stadium (immotive trying, immotive experimenting) ein etwa doppelt so hohes Risiko, innerhalb des untersuchten Jahres mit dem Rauchen zu beginnen (odds ratio = 2.13 respektive 1.93, p < .001 respektive .01).
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