Inhaltsangabe:Einleitung: Im Jahr 2004 wurden mehr als 200.000 Ehen in Deutschland geschieden. Diese Zahl ist erschreckend, vor allem dann, wenn man bedenkt, dass fast die Hälfte dieser Scheidungen nicht nur eine Trennung zweier erwachsener Paare, sondern auch die Trennung von Eltern und Kindern bedeutet. Lange Zeit stand in erster Linie die Situation der Erwachsenen, das heißt der Vorgang zwischen Mann und Frau auf Paarebene, im Mittelpunkt des Forschungsinteresses. Auch bei den rechtlichen Regelungen im juristischen Scheidungsverfahren stehen die Belange des Paares meist im Vordergrund. Dabei ist es unbestritten, dass die Kinder unter den lang andauernden und heftigen Konflikten der Eltern vor, während und nach der Scheidung extrem leiden. Für viele Eltern scheint eine Scheidung meist der einzige Ausweg aus einer unerträglichen Situation zu sein, für die betroffenen Kinder allerdings bedeutet der Verlust eines Elternteils nicht nur den Untergang einer Welt, sondern den Untergang ‘ihrer’ Welt, an die sie fest geglaubt und auf die sie stets vertraut haben. Untersuchungen haben sogar ergeben, dass der Tod eines Elternteils weniger negative Auswirkungen auf die Kinder haben kann als eine Trennung der Eltern. Die ungelösten Probleme einer Scheidung bewirken die schier unendliche Fortsetzung von Konflikten, wohingegen der Tod ein endgültiger Abschied ist, mit dem die Kinder nach einiger Zeit abschließen können. Diese erschreckenden Untersuchungsergebnisse, die steigenden Scheidungszahlen und eigene autobiografische Erfahrungen brachten mich zu der Entscheidung, eine Arbeit zu verfassen, in der in erster Linie die Perspektive der betroffenen Kinder im Vordergrund steht. Gang der Untersuchung: Im Rahmen der hier vorliegenden Arbeit möchte ich zeigen, wie Kinder den traumatischen Prozess einer Trennung erleben. Dabei liegt mein Ziel in der ausführlichen Darstellung der kindlichen Reaktionen, bei der ich neben allgemeinen Reaktionen den Blick insbesondere auf die Auswirkungen auf das Sozialverhalten und die schulischen Leistungen richten möchte. Zusätzlich soll die individuelle Einzigartigkeit in der Auseinandersetzung bzw. Bewältigung der Kinder hervorgehoben werden, denn nicht jede Scheidung verläuft gleich und nicht jedes Kind reagiert in der gleichen Art und Weise auf das Auseinanderbrechen der Familie. In diesem Zusammenhang werde ich auch der Frage nachgehen, welche Faktoren im Wesentlichen dafür verantwortlich sind, wie sich das Verhalten [...]
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