Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Pädagogik - Berufserziehung, Berufsbildung, Weiterbildung, Note: 1,7, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Wirtschaftspädagogik Prof. Beck), Veranstaltung: Theorie und Praxis einer berufsmoralischen Qualifizierung kaufmännischer Auszubildender, 18 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Psychologie der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts war geprägt von der Dominanz der Vernunft über die Emotion und Emotionen galten als die Kraft, die moralisches Verhalten verhindert. Den Erkenntnissen der neueren moral- und entwicklungspsychologischen Forschung indessen kann diese Sichtweise nicht mehr standhalten. Lind z. B. macht in seinem Beitrag zur bioethischen Diskussion deutlich, dass gerade die Integration von Vernunft und Emotionen als ideales Endziel einer tiefgreifenden, strukturellen Entwicklung einer Person zu sehen ist. Sie sei die Voraussetzung für Kohlbergs höchste Stufe der prinzipiengeleiteten Moral, die bestimmt ist von einer universellen und konsistenten Orientierung des eigenen Handelns an den Prinzipien der Gerechtigkeit und der Achtung vor der Würde des anderen (vgl. Lind 2001, 26).
Lawrence Kohlberg hat in einem Modell unterschiedliche Moralstufen, die der Mensch in seiner Entwicklungsgeschichte erreichen kann, identifiziert und ihre strukturellen Eigenschaften beschrieben. Dieses Themas wird sich Kapitel 2 dieser Arbeit annehmen, das zunächst die für das Verständnis von Kohlbergs Stufenmodell wichtigen Erkenntnisse von Dewey und Piaget behandelt, sowie die grundlegenden Aspekte in Kohlbergs Modell, Interaktion, Gerechtigkeit und Konfliktsituationen. Daran schließt die Beschreibung des Modells selbst an mit der Darstellung der einzelnen Stufen. In der vorliegenden Arbeit wird besonderes Augenmerk auf den Stufenübergang gelegt und sich in diesem Zusammenhang auch mit der kognitiven Entwicklung als solcher befassen. Mittelpunkt von Kapitel 3 sind die Emotionen beim Stufenübergang. Da Kohlbergs Modell vornehmlich die Entwicklung kognitiver Strukturen behandelt, wird der Zusammenhang zwischen Emotionen und kognitiven Prozessen aufgezeigen. Die Bedeutung von Emotionen für kognitive Prozesse findet in verschiedenen theoretischen Ansätzen unterschiedlich Erklärungen. Es wird auf den indikativen und den konstitutiven Charakter von Emotionen eingegangen und der direkte Bezug zwischen dem Moralstufenübergang als Veränderung kognitiver Strukturen und moralischen Emotionen dargestellt, wobei zuerst auf die moralischen Emotionen Schuld, Scham und Empathie eingegangen wird. Letztendlich wird deren kognitive Bedeutung für die strukturelle Veränderung moralischen Urteilens anhand der unterschiedlichen Ansätze von indikativer und konstitutiver Funktion bewertet und abschließend relativiert.
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