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Das Spiel in der musealen Kunstvermittlung

AutorBeata Anna Schmutz
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl158 Seiten
ISBN9783638432405
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Pädagogik - Kunstpädagogik, Note: 1,0, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Erziehungswissenschaftliches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Idee zum vorliegenden Werk entstand bei zahlreichen Beobachtungen der Museumsbesucher und der unterschiedlichen Formen der Vermittlung von Kunstinhalten im Museum. Dabei konnte festgestellt werden, dass das Spiel ebenso wie seine spielerischen Motive und das Kunstmuseum einige Berührungspunkte aufweisen. Die Zusammenführung des Spieles und des Museums ist jedoch nicht selbstverständlich und entspricht nicht der assoziativen Antithese beider Erscheinungen: Das Spiel wird populär mit einer unterhaltsamen und kurzweiligen Tätigkeit, das Museum wiederum mit einer statischen Bildungsinstitution in Verbindung gebracht. Die wissenschaftliche Analyse des Spieles und des Museums in ihrer jeweiligen Eigenart soll diese klischeehafte Annahme widerlegen und die Nähe beider Erscheinungen zueinander beweisen.

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Leseprobe

II. Die museale Kunstvermittlung


 

1 Definition des Museums


 

Das Museum in seiner spezifischen Art bildet eine breite Kulisse für das Spiel und die vielseitige Anwendung des Spieles in seinem Rahmen. Im Folgenden soll das Museum mit seinen wesentlichen Zügen vorgestellt werden.

 

Der Begriff "Museum" ist in Deutschland nicht geschützt. Obwohl keine Rechtsverbindlichkeit in Bezug auf das definitorische Charakteristikum der Museen oder museumsähnlichen Institutionen besteht, ist das Museum in seiner Besonderheit und Öffentlichkeit allgemein erkennbar. Der Deutsche Museumsbund bietet eine Begriffsbestimmung, die das Museum grundsätzlich gegenüber Ausstellungen, Sammlungen oder Verkaufsschauen abgrenzt: „Ein Museum ist eine von öffentlichen Einrichtungen oder von privater Seite getragene, aus erhaltenswerten kultur- und naturhistorischen Objekten bestehende Sammlung, die zumindest teilweise regelmäßig als Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich ist, gemeinnützigem Zweck dient und keine kommerzielle Struktur oder Funktion hat.[133] Darüber hinaus muss ein Museum eine fachbezogene etwa kulturhistorische, historische, naturkundliche oder geographische Konzeption aufweisen und dem entsprechend fachlich und wissenschaftlich betreut werden. Als unentbehrlich wird die Bildungsfunktion des Museums bezeichnet, die sich in Form einer gänzlichen Schausammlung oder Teilen der ständigen Objektsammlung äußern kann.

 

Allgemeine Anerkennung findet die Definition des Museums, wie sie im ICOM (International Council of Museums) Kodex der Berufsethik enthalten ist. Der Internationale Museumsrat hat auf seiner 15. Generalversammlung 1986 in Buenos Aires diesen Kodex verabschiedet und im Artikel 1.2 das Museum wie folgt definiert:

 

Ein Museum ist eine im öffentlichen Interesse verwaltete, ständige Einrichtung mit der Aufgabe, Objekte von kulturellem Wert zu bewahren, auf unterschiedliche Art und Weise zu erforschen und - vor allem - zur Freude und zur Bildung der Öffentlichkeit auszustellen.[134]

 

Alle Beschreibungen stimmen in dem wesentlichen Aspekt überein, als dass sie das Museum als kulturellen Ort bezeichnen. Das Kulturelle äußert sich durch die besonderen Aufgaben der Museen im gesellschaftlichen Gefüge. Zu der allgemeinen Funktion des Museums gehört die Objektsuche, die mit dem systematischen Zusammentragen der Exponate verbunden ist. Bewahren und Erhalten in gleichem Maße wie Forschen und Ordnen tragen zur Eigenart des Museums bei. Ein fester Bestandteil der modernen Museen ist die Öffentlichkeit, Präsentation und Bildung.

 

Solche definitorischen Formulierungen lassen zwar keine grundlegenden Zweifel zu, schaffen jedoch einen relativ großen Freiraum für die Interpretation der Aufgaben. Die demokratische Aufzählung unterschiedlicher Funktionen spiegelt nicht unbedingt die praktizierte Wirklichkeit. Die Prioritätssetzung einer oder Vernachlässigung anderer Museumsaufgaben ist durchaus in diesem Rahmen möglich und führt zu einem bestimmten Profil der Einrichtung.

 

Für die vorliegende Untersuchung ist die Frage des Präsentierens und Vermittelns, im Allgemeinen also der Bildung und Öffentlichkeit zentral. Der Blickwinkel, aus dem sich diese Position entwickelt, ist in der Auffassung des Museums als Ganzes analog zu finden. Ein Museum ist eine "nicht gewinnorientierte ständige Einrichtung, die der Gesellschaft und ihrer Entwicklung dient, der Öffentlichkeit zugänglich ist und materielle Zeugnisse des Menschen und seiner Umwelt für Studien-, Bildungs- und Unterhaltungszwecke sammelt, bewahrt, erforscht, vermittelt und ausstellt.“ Und weiter: „Museum sollte sich als ein spezifischer Ort für wünschenswerte Lernerfahrungen und Sozialisationsverläufe legitimieren und qualifizieren.[135]

 

Die Relevanz einzelner Aufgaben war in der Geschichte der Museen verschieden gewichtet. In der Antike wie im Mittelalter stand das Zusammentragen von Objekten im Zentrum. Damalige Sammlungen sind deshalb als Vorformen der Museen zu sehen. Erst das aufklärerische Gedankengut des 18. Jahrhunderts fordert wissenschaftliche Bearbeitung des bis dahin Gesammelten. Die Forschung und öffentliche oder fachspezifische Präsentation der Ergebnisse sind für diese historische Zeit typisch. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewann das Museum zunehmend die Rolle einer Bildungsstätte. (Vgl. III. Kap. 2.1) Das Bildungspotential der musealen Einrichtungen wurde entdeckt und institutionalisiert.

 

Die darauf kommende nationalsozialistische Ära und der Zweite Weltkrieg sind als Zäsur in der Entwicklung der Museen nicht nur in Deutschland sondern in Europa zu sehen. Die Aufnahme und Fortsetzung des Museums im Sinne der späteren zwanziger Jahre war aus praktischen Gründen erst nicht möglich. Das Zusammentragen der durch die Diktatur oder im Krieg entwendeten Objekte und die Wiederzusammenstellung und Ergänzung der Sammlungen war vordergründig, in manchen Fällen mit dem Aufbau der Museumsexistenz gleichzusetzen. Nicht zu vergessen ist die damals notwendig gewesene Wiederherstellung der baulichen Substanz vieler Museen, die das Erfüllen der Museumsbestimmungen, wie öffentliches Präsentieren, oder Bilden verhindert hatte. In der direkten Nachkriegszeit konnten also die meisten Aufgaben des Museums, schließt man das Sammeln und Ordnen aus, nicht berücksichtigt werden.

 

Die amerikanische Museumsentwicklung der 60er Jahre beeinflusste bedeutsam die Museen in Deutschland. Zusätzlich sind die kulturellen Diskussionen dieser Zeit für die zunehmende Öffentlichkeit der Einrichtungen ursächlich. Das entsprechende Präsentieren der Bestände und mit dieser Tatsache verbundenen Fragen nach der adäquaten Vermittlung ist zentral. Es folgt eine rasche Entwicklung der Museumspädagogik und die verstärkte Gleichsetzung aller Funktionen des Museum auf eine Ebene.[136]

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die besprochenen Funktionen des Museums wie Sammeln, Bewahren, Forschen und Präsentieren gleich den Aufgaben anderer öffentlichen Institutionen charakterisiert werden können. Das Spezifische des Museums formuliert sich jedoch aus der einmaligen Kombination der Aufgaben und Tätigkeiten.

 

1.1 Aufgaben des Museums


 

1.1.1 Sammeln

 

Die erste und ursprüngliche Tätigkeit ist das professionelle Sammeln von Informationen und Objekten, die für die Entstehung der Museen grundlegend sind. Eine Hauptaufgabe für fast jede Art des Museum besteht darin, Objekte zu erwerben und für die Nachwelt zu erhalten, das heißt dauerhafte Sammlungen zu schaffen und zu pflegen.[137] Das gezielte Zusammentragen der ausgewählten Objekte geschieht durch Ausgrabung, sonstige Bergung, Kauf oder Tausch. Die auf solchem Wege erworbenen Museumsexponate sollen sich aufgrund ihrer Seltenheit oder Einmaligkeit durch besondere materielle, künstlerisch- ästhetische, funktionale, geistige oder ideelle Qualitäten auszeichnen.

 

Ohne auf die komplexe entwicklungsbiologische oder psychologische Erklärung im Detail einzugehen, lässt sich mit Sicherheit sagen, dass „das Sammeln auch heute eine private und öffentliche Tätigkeit einzelner Gruppen[138] sei. Die Existenz aufbauende, vitale Bedeutung des Sammelns wie Nahrungsbeschaffung, sind im Kontext der Museumssammlungen nicht direkt erkennbar, spielen jedoch sicherlich eine evolutionsbedingte Rolle. Die Psychologie bezeichnet das Sammeln als eine der Triebkräfte für den Wunsch nach Besitz und als Bedürfnis nach freiwilliger Tätigkeit. So gesehen sind die musealen Vorformen wie Kunst und Wunderkammer, kirchliche und fürstliche Sammlungen aus gleichem Bedürfnis wie zum Beispiel kindliche Aneignungsinteressen einzustufen. Das individuelle Sammeln ist, folge man weiter dem psychologischen Gedanken, das Zeichen der Aneignung von Wirklichkeits- und Umweltausschnitten. Die undurchschaubare Realität wird durch das Sammeln gezielt und selektiv, gleichzeitig aber besonders aktiv wahrgenommen, was das bloße Sammeln zur wertvollen, pädagogisch zu fördernden Tätigkeit wandelt. Selbstverständlich kann ebenso ein individuelles, interessenbedingtes Sammeln die gesamtgesellschaftliche Grundlage für ein Museum sein.

 

Das aktive Sammeln ist nicht nur als Grundstock des heutigen Museums zu sehen und damit als ein Teil der Museumspädagogik und ihrer Aufgaben, die sich durch das Museum und sein Sammlungsprofil definieren. Eine Zusammenfassung der Rolle des Sammelns für die museumspädagogische Arbeit reflektieren Wolfgang Zacharias und Klaus Weschenfelder in ihrem lexikalischen Handbuch der Museumspädagogik: „Die Tätigkeit „Sammeln“ und der Umgang mit dem „Gesammelten“ als museumspädagogischen Gegenstand und Inhalt verbindet strukturell das Museum mit der umgebenden vergangenen und gegenwärtigen Wirklichkeit und ebenso mit Interessen und Bedürfnissen der Zielgruppen in Bezug auf Umweltaneignung. Dies rechtfertigt, „Sammeln“ als Gegenstand einer eigenständigen...

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