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Die Grundschulen von morgen: Was der Jena-Plan bringen könnte

AutorBirgit Koperski
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl33 Seiten
ISBN9783863416607
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Das staatliche Schulsystem ist in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit stark in die Kritik geraten. Aktuelle Studien haben gezeigt, dass die Konkurrenzfähigkeit des traditionellen deutschen Schulsystems nicht mehr gegeben ist. Anlass der Arbeit sind die derzeitigen Herausforderungen und Probleme an öffentlichen Grundschulen. Unter Einbeziehung kritischer historisch-systematischer Sichtweisen auf die Jena-Plan-Pädagogik und deren Ambivalenz wird analysiert, ob die Kernaussagen des Jena-Plans und deren Umsetzung im Grundschulsystem heute wieder aktuell werden könnten. Es werden dessen mögliche Lösungsansätze analysiert: Postulat der Erziehung, Schulgemeinschaft, Leistungskultur, Unterricht in Stammgruppen, rhythmisierter Wochenarbeitsplan, Formen des natürlichen Lernens, aber auch heterogene Klassenbildung, soziales Lernen und individuelle Förderung. Anhand des Beispiels bayerischer Grundschulen wird herausgestellt, an welche Grenzen die praktische Umsetzung dieser Ansätze stößt.

Die in Göttingen geborene, diplomierte Übersetzerin schloss ihr Studium der Erziehungswissenschaften an der FernUniversität in Hagen im Jahr 2008 mit dem akademischen Grad B.A. erfolgreich ab. Ihren Schwerpunkt legte sie dabei auf die Berufs- und Schulpädagogik. Das besondere Interesse der Autorin gilt der guten Grundsteinlegung am Schulstart, einer optimalen Förderung, sowie der Unterstützung bei der möglichst langfristig erfolgreichen Berufswahlentscheidung. Derzeitig absolviert sie eine Ausbildung zum Life-Coach nach Barbara Sher.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 5.2, Die Schulgemeinschaft: Erziehung vollzieht sich nach der Erziehungsidee Peter Petersens in und durch die Gemeinschaft. Das Individuum bringt sich mit all seinen Fähigkeiten und Kenntnissen absichtslos in die echte Gemeinschaft ein und erfährt so seine Sinnerfüllung. Das Individuum wird zur Persönlichkeit durch das Leben in der Gemeinschaft. (Eichelberger & Wilhelm, 2003) 'Es soll eine 'Schulgemeinde' gebildet werden, in der der Schulunterricht sich immer als das zweite einordnet.' (Petersen, 1980, S. 8) Bei Peter Petersen ist 'die Idee der Gemeinschaft oberste, alles Geschehen innerhalb der Schulgemeinde letzthin normierende Idee.' (ebd., S. 10). Erst wenn ein echtes und reiches Gemeinschaftsleben funktioniert, kommen didaktische und methodische Überlegungen und Anstrengungen zu ihrem vollen Recht und zur Entfaltung ihres schulpädagogischen Sinns. (Eichelberger & Wilhelm, 2003) Weil sich an diesem Punkt die Kritik an der Jena-Plan-Theorie besonders entfacht, soll hier noch einmal auf die Diskussion eingegangen werden. Petersens Kritiker warnen davor, das Gemeinschaftsleben ausnahmslos positiv zu beurteilen, während seine Theorie die Erziehung zu kritischer Kompetenz als Erziehungsziel ignoriert. (Hofmann, 1993). Theo Dietrich ist der Meinung, dass die Einwände gegen den Gemeinschaftsbegriff, nämlich dass Gemeinschaft eine sozialromantische Angelegenheit sei und dass sie auf Harmonisierung der sozialen Verhältnisse aus sei, sowie auch die berechtigte Kritik aufgrund seiner Ideologisierung durch den Nationalsozialismus, die Jena-Plan-Pädagogik nicht betreffen würden. Und so äußert er in diesem Zusammenhang: 'Wir müssen uns nur davor hüten, Gemeinschaft soziologisch zu überhöhen und ideologisch über das Grundverständnis des 'Gemeinsamen' hinauszugehen.' (Dietrich. In: Hofmann, 1993, S. 198 ) Die Schulreformbewegung hat als allgemeines Ziel, dass Schüler lernen sollen, miteinander umzugehen, auszukommen und einen Gemeinsinn zu entwickeln. 'Ohne die Anerkennung von Gruppennormen ist auch eine gemeinsame Arbeit in der Schule nicht möglich. Das heißt nicht, dass der Einzelne in die Gruppe oder in die Gemeinschaft 'eingeschmolzen' werden soll. Das träfe auf die Kollektiverziehung zu. Die Gemeinschaftserziehung anerkennt die Antinomie von Individuum und Gemeinschaft bzw. Gruppe.' (ebd. S., 197). Das schulische Lernen in der Gruppe bietet sowohl Vor- also auch Nachteile: Komplette Unterordnung, in der Andersdenkende ausgeschlossen werden, Gruppenzwang, das Verlorengehen in der Gruppe sind die eine Seite. Hier ist der Lehrer als Coach und Moderator gefragt, um dieses zu verhindern. Andererseits kann das Bilden und Durchsetzen eigener Meinungen und Interessen gefördert und Schlüsselkompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit und Toleranz gebildet werden. Diese Fähigkeiten werden auch langfristig gesehen zunehmend wichtig. In Jena-Plan-Schulen heute soll es möglich sein, die Vorteile des Lebens in der Schulgemeinschaft zu nutzen und gleichzeitig die Schüler zu mündigen und kritischen Persönlichkeiten zu erziehen, weil die Ausrichtung des Erziehungsziels, so wie sie heute in Jena-Plan-Schulen praktiziert wird, eine andere geworden ist. Einen zentralen Bestandteil der Schulgemeinde bildet laut Peter Petersen die Elternschaft. Als eine der wichtigsten Wandlungen auf dem Wege zur 'Neuen Schule' nennt Petersen 'die engste Verbindung zwischen Elternhaus und Schule.' (Petersen, 1980, S. 68). 'Nur wenn die Schulen sich einen echten Zusammenhang mit den Eltern der Schüler sichern, einen diesen beiden erziehenden Kreisen gemeinsamen Bezirk voller Lebenswirklichkeit herstellen, können die Schulen mehr und mehr den Charakter der Unterrichtsanstalt verlieren und zu Erziehungsstätten werden, in denen das Unterrichtliche sich natürlicher, damit auch wirksamer einfügt.' (ebd. S. 43) Ackermann weist darauf hin, dass seitens der Lehrer und Schulleitungen bisher viel zu wenig gesehen wird, dass gerade die Eltern als politische Kraft ein Reservoir für die Unterstützung der pädagogischen Ziele einer Schule darstellen. (Ackermann. In: Brüsemeister & Eubel, S. 346) An Jena-Plan-Schulen ist die Kooperation und aktive Unterstützung der Eltern ebenso erwünscht wie unerlässlich.
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