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E-Book

Neurophysiologische Behandlung bei Erwachsenen

Grundlagen der Neurologie, Behandlungskonzepte, Alltagsorientierte Therapieansätze

AutorKarl-Michael Haus
VerlagSpringer-Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl367 Seiten
ISBN9783540264026
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR

Speziell für Ergo- und Physiotherapeuten

Das wird Sie interessieren...

* Wie wirkt bahnende und hemmende Reizverarbeitung bei normaler oder gestörter Bewegungsausführung?

* Welche Schädigungsrprozesse im ZNS sind für die Symptomatik der Multiplen Sklerose verantwortlich?

* Welche Funktionen haben die 5 sensomotorischen Regelkreise (1. bis 5.SMRK)?

* Was versteht man unter 'neuronaler Plastizität'?

Zu diesen Fragen und vielen anderen finden Sie in den 6 Kapiteln des 'Grundlagen'-Teils präzise, verständliche Antworten, klare Definitionen und anschauliche Illustrationen. Wie wichtig gute Kenntnisse der Anatomie und Funktionsweise des zentralen und peripheren Nervensystems für Sie als Schüler bzw. Praktiker sind, verdeutlicht das Buch durch die Verknüpfung dieser Grundlagen mit Ihren praktischen Lern- bzw.Praxiserfahrungen:

* Hinweise zur 'Therapierelevanz' beschreiben und begründen, wie zentralnervöse Prozesse und normale oder gestörte neurophysiologische Funktionen in der Therapie genutzt oder beeinflusst werden können.

* 'Exkurse' in die Neurologie und Pädiatrie stellen konkrete Bezüge zur Neuropathologie bekannter Störungsbilder her.

So nutzen Sie Ihr Basiswissen ganz praktisch...

In den Kapiteln des 'Praxis'-Teils finden Sie

* die Grundprinzipien der ergotherapeutischen Befundung und Therapie neurologischer Patienten,

* ausführliche konkrete Behandlungsanleitungen für häufige Krankheitsbilder (Hemiparese, Parkinson-Erkrankung und Kleinhirnataxie), die modifiziert auf andere Störungsbilder anwendbar sind,

* umfangreiche Patientenbeispiele, die problemorientiertes therapeutisches Vorgehen an realen Fallgeschichten nachvollziehbar machen.

Weitere Kapitel gehen auf die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) und ihre Bedeutung für die Therapiegestaltung ein und - beispielhaft für den Einsatz ergotherapeutischer Praxismodelle - auf das 'Kanadische Modell der Betätigungs-Performanz (CMOP).

Neu in der 2. Auflage:

  • Alle Grundlagenkapitel (Neurophysiologie, normale Bewegung) aktualisiert und optimiert
  • Alle Fallbeispiele zu unterschiedlichen neurologischen Störungsbildern neu geschrieben: jetzt konsequent anhand der ICF-Befundkriterien erklärt

Ein Muss für Lernende, Berufsanfänger und Wiedereinsteiger

Eine Fundgrube mit aktuellen Informationen und Anregungen auch für erfahrene Praktiker

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Leseprobe

2 Sensorische Systeme (S. 13-14)

Definition
Unter sensorischen Systemen versteht man alle Nervenstrukturen, die zuständig sind für die Reizaufnahme (Sensoren), Reizweiterleitung und Reizverarbeitung . Sinnessysteme, die nur bestimmte Informationen verarbeiten, werden als Sinnesmodalität oder modalspezi. sches Verarbeitungssystem zusammengefasst. Bezieht sich die Verarbeitung auf mehrere Sinnesmodalitäten oder die Integration derer, spricht man von multimodalen oder integrativen Verarbeitungssystemen .

2.1 Sinnessysteme des Menschen

2.1.1 Sinneseindruck, Sinnesempfindung und Wahrnehmung

Sinneseindruck


Definition Sinneseindrücke sind die einfachsten Einheiten einer Sinnesmodalität und werden daher auch als Submodalitäten bezeichnet.

Beispiel Sinneseindrücke der Oberflächensensibilität sind unter anderem glatt, rau, geriffelt, spröde etc. Bei dem visuellen System entspricht dies hell, dunkel, Farbe, Form, bewegend, stehend etc.

Sinnesempfindung Da ein Sinneseindruck nahezu nie isoliert entsteht, werden die Sinneseindrücke einer Sinnesmodalität über Assoziationsfasern in sekundär sensorischen Assoziationsarealen zusammengetragen.

Definition
Eine Summe von Sinneseindrücken (Submodalitäten) bezeichnet man als Sinnesempfindung (auf ein Sinnessystem bezogen: modalspezifische Wahrnehmung). Sinneseindrücke werden aus der Peripherie über Projektionsbahnen auf die primär sensorischen Felder projiziert. Nach vorheriger Selektion (durch den Thalamus) werden sie in den sekundär sensorischen Assoziationsfeldern zur modalspezifischen Sinnesempfindung zusammengetragen und als Erinnerungsbilder (Engramme) verankert.

Definition Engramme sind abgespeicherte Sinneseindrücke und Empfndungen. Man sieht z. B. einen Eisklotz (optischer Reiz) und weiß anhand seines somatosensiblen Engrammes, dass dieser sich kalt und glatt anfühlt.

Beispiel
Selbsterfahrung (zwei Personen): Sinnestäuschung anhand der Oberflächensensibilität. Zwei Personen sitzen sich gegenüber. Eine Person legt ihre rechte Hand mit gespreizten Fingernflach auf die linke Hand der anderen Person (flacher Betgriff). Nun fährt eine Person mit Daumen und Mittelfinger der freien Hand über die zusammengelegten Mittel. nger beider Personen. Der somatosensorische Kortex benutzt ein Engramm, welches dem Finger der eigenen Hand entspricht. Durch das Fühlen der unterschiedlichen Finger entstehen Empfindungen, die ungefähr dem von Parästhesien entsprechen. Beachte Eine Sinnesemp. ndung entspricht einer modalspezi. schen Wahrnehmung. Wahrnehmung (mehrere Sinnessysteme – multimodale Wahrnehmung) Im realen Leben treten stets mehrere Sinnesemp. ndungen gleichzeitig zueinander auf, sie werden im ZNS parallel verarbeitet.

Definition Wahrnehmung entsteht durch die Integration der jeweiligen Sinnesmodalitäten (multimodale Verarbeitung) und durch ihre Interpretation mittels Gedächtnisinhalten (Engrammen).

Beispiel
Multimodale Wahrnehmung anhand eines Apfels. Es fühlt sich an wie ein Apfel (taktile Emp. ndung), es sieht aus wie ein Apfel (optische Emp. ndung), es schmeckt wie ein Apfel (gustatorische Emp. ndung), das macht die multimodale Wahrnehmung des Apfels aus. Durch das Zusammenwirken (Assoziationen) der Sinnesempfindungen wird der Apfel wahrgenommen und im Gedächtnis als Apfel abgespeichert. Sieht man später einen Apfel (modalspezifisch optisch) oder hört man das Wort »Apfel« (akustisch), kann man sich allein durch das visuelle Bild oder das Wort in etwa vorstellen wie er schmeckt, wie er riecht und wie er sich anfühlt.

Es ist wichtig, einen Gegenstand über mehrere Sinneskanäle (multimodal) zu empfinden. Das visuelle System stellt dabei zwar neuronal die umfangreichste Sinnesmodalität dar, wird jedoch der Apfel nur über das optische System empfunden, wird nie eine Beziehung zu dem Apfel aufgebaut. Es bleibt nur ein Gegenstand, der ggf. noch als Apfel bezeichnet wird. Trotz der hohen neuronalen Leistung des visuellen Systems stellen die Basissinne die weitaus wichtigeren Sinnessysteme für die Wahrnehmung dar. Nur durch die Interaktion, das Hantieren (Berühren, Bewegen etc.) mit einem Gegenstand wird er begreif- und erfahrbar (Piaget »Begreifen durch Ergreifen«).

Inhaltsverzeichnis
Geleitwort6
Anmerkung zu diesem Buch8
Dankesworte10
Mitautoren12
Inhaltsverzeichnis14
A Neurophysiologische und neuropsychologische Grundlagen21
1 Neurophysiologische Grundlagen – Zentrales Nervensystem23
2 Sensorische Systeme31
3 Motorische Systeme47
4 Sensomotorik73
5 Neuromuskuläre Grundlagen normaler Bewegungen103
6 Neuropsychologie141
B Störungsbilder in der Neurologie163
7 Internationale Klassifi kation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) --- Angela Harth165
8 Neurologische Krankheitsbilder171
9 Störungen der Sprache, des Sprechens, der Gesichtmuskulatur und des Schluckakts217
10 Neuropsychologische Syndrome231
C Behandlung auf neurophysiologischer Basis247
11 Befunderhebung und Therapiedurchführung249
12 Praxismodelle: Das Kanadische Modell der Betätigungs-Performanz (CMOP) --- Sabine George323
13 Therapiekonzepte335
D Anhang365
14 Arbeitsbögen: Befunderhebung und Therapiedurchführung367
15 Literatur375

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