6 Mediendienste und Verkehr (S. 113-114)
Moderation: Johannes Mohn, Bertelsmann AG, Gütersloh
Herr Mohn: Meine Damen und Herren, ich möchte Sie zu unserem vierten Vortragsthemenblock Mediendienste und Verkehr begrüßen. Stellen Sie sich Folgendes vor: Sie fahren auf der Autobahn, der Verkehr wird langsamer und immer dichter, dann stecken Sie in einem Stau. Sie haben zwar Radio gehört – aber das Besondere an diesem Stau ist, dass er nicht angekündigt war. Jetzt stehen Sie und wissen nicht, wie lang dieser Stau ist, und wann es wohl weiter geht und kommen ins Nachdenken. Sie fragen sich, was eigentlich gemacht werden müsste, um die Entstehung von Staus zu verhindern. Der erste Gedanke, den man dazu vielleicht zunächst hat, ist, eine dritte oder vierte Fahrspur zu bauen und das Problem mit schwerem Gerät, Beton und Asphalt zu lösen.
Dann kommen Sie schnell auf den Gedanken, dass das möglicherweise nicht mehr ganz zeitgemäß ist und wir uns aus verschiedenen Gründen solch eine Vorgehensweise immer weniger leisten können. Und Sie kommen zu der Alternative, mehr über Intelligenz im Straßenverkehr und bei der Verkehrslenkung nachzudenken und einfach zu sagen: Wenn ich mehr Informationen hätte, könnte ich Staus umfahren.
Am Ende will ich aber gar nicht wissen, wo die Staus sind, denn ich will nur zügig von A nach B kommen und möglichst dort einen Parkplatz finden. Wie könnte man das erreichen? Es gibt bereits einige technische Systeme, die ein richtiger Schritt in diese Richtung sind. Vielleicht kann man irgendwann später auch über etwas unkonventionelle Gedanken nachdenken, z. B. warum wir beim Autofahren nicht so etwas Ähnliches wie Slots im Flugverkehr haben?
Wir sind es alle gewöhnt, dass ein Flugzeug wartet, bis der Pilot die Streckenfreigabe erhält. Ich weiß nicht, ob wir eingeteilt werden wollen. Im Zweifel eher nicht. Aber angenommen, dass es so ginge und wir eine Empfehlung bekämen, wann wir losfahren sollen – und dafür aber eine staufreie Fahrt in den Urlaub garantiert hätten, dann müsste man noch einmal darüber nachdenken, ob das nicht doch ein attraktiver Ansatz wäre.
Diese Fragen, wie man die Verkehrslenkung in Deutschland und in Europa verbessern kann, sind Teil dieses Vortragsblocks. Doch Verkehrsteilnehmer wollen nicht nur über Straßenverhältnisse informiert, sondern auch unterhalten werden. Wie man dafür ein unkonventionelles Konzept auf die Beine gestellt hat, werden wir uns im dritten Vortrag anhören, in dem es um U-Bahn-Fernsehen geht. Wir werden erfahren, wie ein neuer Fernsehkanal für 1,6 Millionen Nutzer täglich organisiert wird, und wie die Fahrgäste darauf reagieren. Ich begrüße auf dem Podium Herrn Prof. Siegle, der den ersten Vortrag halten wird, dann Herrn Dr. Hans-Jörg Vögel und Herrn Orth. Prof.
Siegle hat in Stuttgart Physik studiert und dort auch promoviert. Er hat dann einen großen Teil seines Berufslebens in verschiedenen Positionen bei Bosch und Blaupunkt verbracht, war sehr intensiv mit den Entwicklungen digitaler Rundfunktechniken befasst und hat zuletzt die Bosch-Verbindungsstellen in Berlin, Bonn und Brüssel geleitet. Jetzt ist er als Berater und Senior Expert in der Bosch Management Support GmbH weiter für Bosch tätig. Herr Prof. Siegle, wir freuen uns auf Ihren Vortrag zu dem Thema „Verkehrsinformationssystemen in der EU".