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E-Book

Tinnitus

VerlagSpringer-Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl265 Seiten
ISBN9783540274919
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis46,99 EUR

Die HNO Praxis heute feiert Geburtstag: Seit 25 Jahren kompetente Information zu aktuellen Themen der HNO-Heilkunde

Das Schwerpunktthema des Jubiläumsbandes lautet Tinnitus:

- zentrale Prozesse bei Tinnitus und ihre Bildgebung

- medikamentöse Therapieoptionen

- die Tinnitussprechstunde in der Praxis

- die Tinnitusambulanz an der HNO-Klinik

- Tinnitussensitivierung (-sensibilisierung)

- das Tinnitus-Care-Programm

- psychiatrische Komorbidität bei Tinnitus

- alternative Therapiestrategien

- die deutsche Tinnitus-Liga

- Grenzen der ambulanten Tinnitustherapie und Einweisungsprozeduren

- die stationäre Versorgung bei dekompensiertem Tinnitus

- die moderne apparative Versorgung bei Tinnitus

- rechtliche Aspekte bei der Abrechnung von Sonderleistungen 

HNO-Praxis heute - die Reihe für praxisbezogene Fort- und Weiterbildung.

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Leseprobe

15 Grenzen der ambulanten Tinnitustherapie und Einweisungsprozeduren (S. 201-202)

Einleitung.

Für Krankenversicherte gilt generell das im Sozialgesetzbuch vorgeschriebene Gebot: ambulant vor stationär. So soll bei jedem Krankheitsbild vorrangig versucht werden,ambulant und wohnortnah zu behandeln. Dies gilt auch für Menschen, die unter Tinnitus leiden. Berücksichtigt werden muss allerdings, ob suffiziente ambulante Behandlungsmöglichkeiten von Ärzten im Rahmen der gesetzlichen Kassen adäquat angeboten werden.

Dies ist jedoch nicht ausreichend der Fall: Statt dessen werden nach wie vor auch im chronischen Stadium immer neue Infusionsserien versucht,teilweise sogar stationär im Akutkrankenhaus, erhalten die Patienten eine wirkungslose aber teure Dauermedikation [12, 13] oder werden mit meist privat finanzierten »alternativen« Therapien wie Akupunktur, Neuraltherapie oder gar Behandlungen mit Ozon,Ohrkerzen,»Softlaser« oder »pulsierenden Signalen« mit und ohne Magnetfeld behandelt – mit bezweifelbarem Erfolg.

Wirksame integrative und häufig fachübergreifende ambulante Habituationstherapien (Retraining, kognitive Umstrukturierungen bzw. »Desensitivierungen «) werden häufig von den Kassen nicht übernommen. Im Folgenden soll der Schwerpunkt darauf liegen, vorzustellen, wann ambulante Behandlungen real und selbst unter »optimalen« Bedingungen nicht mehr ausreichen oder initial keinen möglichen Behandlungseinstieg bieten. Schließlich sollen die Wege aufgezeigt werden, die eine stationäre Therapie ermöglichen und die beschritten werden müssen, um eine Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenversicherung zu erreichen.

15.1 Hauptaspekte ambulanter

Tinnitustherapie Der akute, also frisch aufgetretene Tinnitus wird, ebenso wie ein akuter Hörsturz, in der Bundesrepublik in aller Regel entsprechend den ADANO- (Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen und Neurootologen-)Leitlinien als EilfallHNOärztlich behandelt [1]. In dieser Phase ist eine genaue diagnostische Abklärung wichtig, um medizinisch so weit wie möglich ursächlich eingreifen zu können und ggf. sogar eine Tinnitusbeseitigung zu erreichen. Zeigen sich Anhaltspunkte für einen Hörsturz oder einen akuten Lärmschaden, so wird zu einer rheologischen Infusionsbehandlung geraten.Diese erfolgt in der Vorstellung, die Durchblutungssituation bzw. die Versorgung der Haarzellen mit Sauerstoff/ Nährstoffen im akut geschädigten Innenohr zu verbessern.Die Infusionsbehandlung kann ambulant erfolgen – ein Vorgehen, in dessen Richtung viele Krankenkassen drängen.

Dies ist dann meist zum Misserfolg verbannt, wenn der Patient Infusionstermine stressvermehrend in seinen Terminplan presst. Gleiches gilt, wenn die Infusionslösung (in der Regel 500 ml) in 20 Minuten verabreicht wird, z. B. aufgrund organisatorischer Praxisgegebenheiten [1]. HNO-ärztlich kann eine stationäre Aufnahme indiziert sein, wenn der Hörschaden des Patienten gravierend ist und/oder wenn der Patient psychosomatisch bedingt aus seinem familiären oder beruflichen Umfeld heraustreten muss. Kontraproduktiv kann dabei allerdings eine Akuttherapie im Vierbettzimmer etwa mit frisch operierten Tumorpatienten sein.

Hat sich innerhalb von 2–3 Wochen der Hörschaden oder der Tinnitus nicht befriedigend zurückgebildet, so kann – auch im Sinne der neuesten ADANO-Leitlinie Hörsturz (März 2003) – überlegt werden, ob eine hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) einzuleiten ist. Letztere kann jedoch nicht zum Erfolg führen, wenn andere Mechanismen als ein reversibel erachtetes Sauerstoffdefizit maßgeblich für das Tinnitusgeschehen oder den Hörverlust sind.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort5
Inhaltsverzeichnis7
Autorenverzeichnis11
Themenverzeichnis der bisher erschienenen Bände13
1 Tinnitus heute: ein Wahrnehmungsproblem?19
1.1 Das neurophysiologische Modell20
1.2 Objektiver Nachweis von Tinnitus im Tiermodell21
1.3 Vernetzung im neurophysiologischen Modell21
1.4 Analogien zum chronischen Schmerz23
Literatur24
2 Zentrale Prozesse bei Tinnitus und ihre Bildgebung27
2.1 Zentrale Prozesse bei Tinnitus28
2.1.1 Das »Leiden« an Tinnitus – psychologische Grundlagen28
2.1.2 Neuronale Plastizität und Tinnitus – physiologische Grundlagen29
2.1.3 Kortikale Reorganisation bei Tinnitus29
2.1.4 Verbindungen zwischen akustischem und nichtakustischem System im Gehirn30
2.2 Tinnitus in bildgebenden Verfahren30
2.2.1 fMRT- und PET-Studien bei Tinnitus32
Literatur34
3 Der Schweregrad des Tinnitus37
3.1 Messung der Tinnitusbelastung38
3.2 Fremdeinschätzung der Tinnitusbelastung (Experteneinschätzung, Fremdbeurteilungsinventare)39
3.2.1 Klinische Gradeinteilung nach Biesinger39
3.2.2 Strukturiertes Tinnitus-Interview (STI) nach Goebel und Hiller40
3.3 Selbsteinschätzung42
3.3.1 Analogskalen42
3.3.2 Tinnitusfragebögen45
3.3.3 Kombination von Selbst- und Experteneinschätzung zur Erfassung des Tinnitusschweregrades55
Literatur56
4 Medikamente für die Tinnitustherapie61
4.1 Pharmakotherapie bei akutem Tinnitus62
4.1.1 Durchblutungsförderung durch kolloidale Plasmaersatzmittel und Vasodilatanzien62
4.1.2 Beeinflussung akuter Zellschädigungen63
4.2 Pharmakotherapie bei chronischem Tinnitus64
4.2.1 Beeinflussung der rezeptorneuralen Transmission65
4.2.2 Beeinflussung der Reizfortleitung im Hörnerv und der Reizverarbeitung in der zentralen Hörbahn66
Literatur68
5 Die Tinnitussprechstunde in der Praxis, integrierte Versorgung71
5.1 Beratung des Tinnituspatienten72
5.1.1 Beratung in der Sprechstunde73
5.1.2 Tinnituscounseling74
5.1.3 Beispiel für einen »Tinnitus-Informationsabend«74
5.2 Psychologische Diagnostik76
5.3 Tinnituskonferenz77
6 Die Tinnitusambulanz an der HNO-Klinik79
6.1 Die Tinnitusambulanz der Universitätskliniken des Saarlandes82
6.2 Vorgehen82
6.3 Diagnostik84
6.4 Therapie92
Literatur92
7 Tinnitussensitivierung (-sensibilisierung) als neurophysiologisches Modell des sekundär zentralisierten Tinnitus103
7.1 Wahrnehmung und Bewusstsein106
7.2 Reaktionen106
7.3 Konnektionen107
7.3.1 Assoziative Konnektionen mit Verhalten109
7.3.2 Kognitive Konnektionen110
7.4 Sensitivierung111
7.4.1 Prinzipien112
7.4.2 Induktionsprozedur112
7.4.3 Reaktivität114
7.4.4 Hyperreaktivität115
7.4.5 »Akuter Tinnitus «durch Kategorisierung116
7.4.6 Phantomtinnitus und Kreuzsensitivierung117
7.5 Diskussion118
Literatur120
8 Strukturierte Tinnitustherapie beim chronisch-komplexen Tinnitus im Rahmen des Tinnitus-Care-Programms123
8.1 Das Tinnitus-Care-Programm124
8.2 Struktur des Tinnitus-Care-Programms125
8.3 Prävention im Tinnitus-Care-Programm128
8.4 Therapie im Tinnitus-Care-Programm129
8.4.1 Tinnitus-Desensitivierungs-Therapie (TDT)129
8.4.2 Psychotherapie135
Literatur142
9 Psychologisch fundierte Interventionen bei chronischem Tinnitus143
9.1 Zur Indikation von psychologischer Behandlung bei chronischem Tinnitus144
9.2 Annahmen zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Störung und Behandlungsziele145
9.3 Therapieformate und Wirksamkeit von psychologisch fundierten Therapien147
9.4 Zur Wirksamkeit der psychologischen Behandlung151
Literatur153
10 Psychiatrische Komorbidität bei Tinnitus155
10.1 Psychische Störungen bei Tinnitus: wenig Zusammenhänge mit Psychoakustik, hohe Unkosten156
10.2 Psychische Beschwerden157
10.2.1 Beschwerden von ambulanten Personen157
10.2.2 Beschwerden von stationären Personen157
10.2.3 Interaktionen zwischen Beschwerden und Tinnitus157
10.3 Psychiatrische Komorbidität bei Tinnitus, Diagnosesysteme DSM und ICD158
10.3.1 Prävalenz psychischer Störungen bei Tinnitus160
10.3.2 Tinnitus und emotionale Störungen162
10.3.3 Tinnitus und Suizidalität163
10.3.4 Tinnitus und funktionelle Beschwerden164
10.3.5 Zeitliche Relation zwischen Tinnitus und psychischen Störungen165
Literatur167
11 Vorgehen und Behandlungsmaßnahmen bei psychiatrischer Komorbidität169
11.1 Wie kann ein HNO-Arzt erkennen, ob eine behandlungsbedürftige psychiatrische Komorbidiät vorliegt?170
11.2 Wie kann ein HNO-Arzt in eine antidepressive Therapie einsteigen, wann sollte er den Fachkollegen zu Rate ziehen?171
11.2.1 Trizyklische Antidepressiva: klassisch – sedierend – schlafanstoßend171
11.2.2 SSRIs: »modern« – antriebssteigernd– nicht müde machend174
11.2.3 Mirtazapin: antidepressiv und schlafanstoßend174
11.2.4 Schnelle Hilfe ist manchmal gefährliche Hilfe174
11.2.5 Achtung: Manchmal kommt der Umschwung in die Manie…175
11.3 Ein Beispiel: Mit dem Tinnitus brach die Welt zusammen175
11.4 Traumata heute177
11.5 Deckthema Tinnitus bei Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis177
11.6 Hirnorganisch verursachte Pseudohalluzinationen178
Literatur179
12 Alles nur Einbildung? Über die Wirkung von »Placebos«181
12.1 Was ist ein Placebo?183
12.2 Wie wirken Placebos?184
12.3 Wie können Placeboeffekte erklärt werden?184
12.3.1 Die klassische Konditionierung185
12.3.2 Das Erwartungsmodell186
12.4 Ethische Gesichtspunkte: Ist eine »heilende Lüge« ethisch zu rechtfertigen?187
Literatur188
13 Die Deutsche Tinnitus-Liga e.V. (DTL)191
13.1 Die aktuelle Bedeutung und Rolle der Deutschen Tinnitus-Liga192
13.2 Was sind Selbsthilfeorganisationen und welche Bedeutung haben Sie?192
13.3 Wodurch unterscheiden sich Selbsthilfeverbände von einer Selbsthilfegruppe?192
13.4 Wie kam es zur Gründung und Entwicklung der Deutschen Tinnitus-Liga?193
13.5 Welche Ziele hat sich die Deutsche Tinnitus-Liga gesetzt?193
13.6 Struktur der Deutschen Tinnitus-Liga193
13.7 Beratungstelefon194
13.8 »Tinnitus-Forum«194
13.9 Zitate aus Briefen von Mitgliedern195
13.10 Selbsthilfegruppen für Tinnitusbetroffene, Morbus Menière, Hyperakusis195
13.11 Wie werden Betroffene Mitglied in der Deutschen Tinnitus-Liga?196
13.12 Für Ärzte und Fachleute: Warum förderndes Mitglied der Deutschen Tinnitus-Liga werden?196
13.13 Unser Beratungsangebot für Mitglieder rund um das Ohr196
14 Moderne instrumentelle, akustische Therapie des Tinnitus199
14.1 Tinnitus-Maskierungs- und Tinnitus-Retraining-Therapie200
14.2 Möglichkeiten der instrumentellen akustischen Therapie202
14.3 Hörhilfen für die instrumentelle akustische Therapie202
14.4 Auswahl und Anwendung der Hörhilfen für die instrumentelle akustische Tinnitustherapie205
Literatur208
Anhang209
15 Grenzen der ambulanten Tinnitustherapie und Einweisungsprozeduren219
15.1 Hauptaspekte ambulanter Tinnitustherapie220
15.2 Was kann ambulant – auch im Rahmen einer Kassenpraxis – geleistet werden?221
15.3 Wann versagt ambulante Behandlung?222
15.4 Indikationen zur stationären Behandlung223
15.5 Aspekte stationärer Tinnitustherapie224
15.6 Einweisungsprozeduren225
Literatur227
16 Stationäre Behandlung von Patienten mit dekompensiertem Tinnitus in einer »Tinnitusklinik«229
16.1 Begriffliche Anmerkungen zu Psychosomatik230
16.2 Stellenwert der stationären Psychosomatik in Deutschland231
16.3 Fallbeispiel232
16.4 Indikationen der Behandlung in einer Klinik mit Schwerpunkt Tinnitusbehandlung234
16.5 Eignung der Kliniken für die stationäre Versorgung von Patienten mit dekompensiertem Tinnitus234
16.6 Dschungel im deutschen Versorgungswerk: Krankenhausbehandlung vs. Rehabilitation beim chronischen Tinnitus236
16.6.1 Stationäre Krankenhausbehandlung236
16.6.2 Stationäre Rehabilitationsbehandlung237
16.6.3 Stationäre Krankenhausbehandlung und stationäre Rehabilitationsmaßnahmen unter einem Dach: die so genannte »gemischte Anstalt«239
Literatur241
17 Rechtliche Aspekte bei der Abrechnung von Sonderleistungen Der Kassenpatient als »Privatzahler«243
17.1 Die Ausgangssituation in der gesetzlichen Krankenversicherung245
17.2 Abgrenzungsfragen247
17.3 Der Kassenpatient als »Privatzahler«247
17.4 Die Therapie- und Methodenwahlfreiheit des behandelnden Arztes250
Sachverzeichnis253

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