Der Begriff des Mobbing stammt von dem schwedischen Professor Heinz LEYMANN und wurde 1984 erstmals publiziert.
Seit dieser Zeit ist dieses Thema häufig in den Medien, in Zeitschriften, im Fernsehen, im Rundfunk, auf Kongressen und Seminaren, erörtert worden.
Beim Mobbingprozess handelt es sich nicht bloß um Streitereien, Unverschämtheiten, Hänseleien oder Konflikte. Das Wort 'Mobbing` meint etwas ganz Besonderes.
Merkmale des Mobbing sind der Konfliktverlauf, also ein Prozess. Es gehört also eine Dauer dazu, und es geht um einen typischen Konfliktverlauf in der Arbeitswelt. In ganz typischer Weise wird ein betroffenes Mobbing-Opfer sozial gebrandmarkt, stigmatisiert und schließlich oftmals aus dem Arbeitsleben ausgestoßen. Es handelt sich also sozusagen um einen sozialen Ausstoßungsverlauf im Ar-beitsleben.
Dieser Prozess beginnt mit einem Konflikt. Konflikte zwischen Menschen sind unvermeidbar. Ohne dass oftmals der Geist oder Buchstaben arbeitsrechtlicher Gesetze und Verträge geachtet werden, richten sich fortwährende Angriffe, Attacken und Abweisungen auf eine einzelne auserkorene Person. Dieser Konflikt-Ausstoßungsprozess führt bei der betroffenen Person zu seelischen Belastungen. Es gehört also ein längerer Verlauf zum Mobbingprozess, und zwar wenigstens einmal in der Woche und während längerer Zeit als sechs Monate. (Dies ist die frühe Mobbingphase).
Oftmals zieht sich der Prozess jedoch in die Länge und führt nach einem Jahr bis zwei Jahren zu einer Abstempelung, einer sogenannten Stigmatisierung, und zu einer beruflichen Marginalisierung (An-den-Rand-Drängen). Hier handelt es sich um die späte Mobbingphase. Die seelischen Belastungen führen beim Mobbing-Opfer häufig zu sekundären Abweichungen, was den Arbeitgeber veranlassen kann, sich durch gesetzliche oder sogar ungesetzliche Maßnahmen von dem Mobbing-Opfer zu befreien.
Unter Mobbing am Arbeitsplatz versteht man eine konfliktbelastete Kommunikation unter Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und Untergebenen, bei der die angegriffene Person unterlegen ist und von einer oder mehreren anderen Personen systematisch und während längerer Zeit mit dem Ziel und/oder dem Effekt des Ausstoßes direkt oder indirekt angegriffen wird.
Für statistische Untersuchungen gelten die Zeitangaben „mindestens einmal in der Woche" und „mindestens während eines zusammenhängenden halben Jahres".
Am Ende des Mobbing-Prozesses zeigt sich, dass das Mobbing-Opfer sich häufig in einem psychisch zerrütteten Zustand befindet und dadurch keine neue Anstellung findet. Somit ist der Ausstoß aus dem Arbeitsverhältnis in vielen Fällen gleichbedeutend mit dem völligen Ausstoß aus der Arbeitswelt.
Klinische Studien aus Schweden zeigen sogar, dass in der späten Phase des Mobbing-Prozesses zahlreiche Selbstmorde der Betroffenen zu verzeichnen sind. Für das Land Schweden nimmt Heinz LEYMANN an, dass etwa jeder 6. Selbstmord diesen Hintergrund hatte. Für Deutschland liegen keine Untersuchungen vor, jedoch vermutet LEYMANN einen ähnlichen Prozentsatz. Klinische Erfahrungen in deutschen wie auch in schwedischen Mobbing-Kliniken zeigen zumindest, dass während längerer Zeiträume Selbstmordgedanken oder Selbstmordversuche gehegt und unternommen wurden (LEYMANN 1995, Seite 17 ff.).
Repräsentative empirische Untersuchungen in Schweden (LEYMANN 1995) zeigten im Jahre 1990 sehr hohe Belastungsfrequenzen. Bei einer angenommenen Dauer des Arbeitslebens von vielleicht 30 Jahren, ist das Risiko, mindestens einmal und wenigstens 6 Monate lang gemobbt zu werden, in Schweden 1:4. Kleinere Untersuchungen in Schweden kamen immer wieder zu dem gleichen Ergebnis, dass anscheinend Berufe des öffentlichen Dienstes bzw. Angestelltenberufe ein größeres Mobbingrisiko haben als andere.
„Nach wie vor werden in Deutschland grob geschätzt zwischen 1.000 und 3.000 Arbeitnehmer von den Spätfolgen von Mobbing in den Selbstmord getrieben. Weil wir in einer Konkurrenzkampfgesellschaft leben? Weil, wo gehobelt wird, auch Späne fallen müssen? Solche Gleichgültigkeit wird von einem Konkurrenzverständnis und -verhalten hervorgebracht, dass in Deutschland oft schon pathologische Züge trägt. Ein Teil der Verantwortung dafür liegt bei den politischen Entscheidungsträgern. Sie haben es bislang versäumt, ordnungsstiftende Institutionen und Regeln zum Schutz vor psychischen Schädigungen am Arbeitsplatz einzuführen." (LEYMANN 1995, Seite 182)
Dem Beginn des Mobbing liegen Konflikte zugrunde, wie sie sich überall im zwischenmenschlichen Bereich finden. Außerordentlich häufig gibt es organisatorische, betriebliche und wirtschaftliche Hintergründe. Die Anlässe selbst sind allerdings sehr häufig menschlich, allzu menschlich.
Bei der Analyse von Mobbinganlässen kristallisieren sich häufig Neid und Missgunst als Motive und Antriebsmechanismen heraus (KRAUS/KRAUS 1994, Seite 8 f.).
menschliche Antipathien
persönliche Unzufriedenheiten im Lebenslauf
Erwerb einer Eigentumswohnung/eines Eigenheimes
Erwerb eines neuen oder größeren Kraftfahrzeuges
ungewöhnliche oder kostspielige Urlaubsreisen
größeres Fachwissen, auch höhere Bildung
finanzielle Besserstellung durch Erbschaft oder Lottogewinn
häufig wechselnde, modische, zum Teil auch teure Kleidung oder besonderer Schmuck
das vermeintliche „bessere Aussehen"
Hinzugefügt werden müssen an dieser Stelle:
sexuelle Andersorientierungen, zum Beispiel Homosexualität, lesbische Liebe, ewiger Junggeselle, usw.
Anderssein in Hautfarbe, Mundart, Dialekt, z.B. Auslandsdeutsche (Aussiedler) usw.
religiöse Weltanschauungen oder politische Orientierungen, die mit der Mehrheit nicht konform gehen
andere Besonderheiten, wie zum Beispiel Vegetarier, Skinhead, Behinderter, Fettsüchtige usw.
Typische Beispiele für Mobbing sind:
Heimtückisches Tuscheln.
Geheimnisvolle Anspielungen.
Aus der Mücke einen Elefanten machen.
Einzelne Vorfälle werden generalisiert.
Bösartige Verleumdungen.
Anschwärzen beim Chef.
Negative Vorfälle werden dem Opfer in die Schuhe geschoben.
Gezielter Rufmord.
Typische Strategien beim Mobbing sind z.B.:
Unterstützung wird verweigert.
Türen werden demonstrativ geschlossen.
Zusammenarbeit wird abgeblockt.
Das Opfer wird wie Luft behandelt.
Das Opfer darf sich nicht äußern, keiner hört zu.
Neuigkeiten werden zurückgehalten.
Wichtige Informationen werden vorenthalten.
Gespräche werden abrupt beendet (z.B., wenn das Opfer den Raum betritt).
Ausgrenzung von den geselligen Teilen des Arbeitsalltages.
Räumliche Isolierung.
Drastische Strategien des Mobbing bestehen aus folgenden Handlungen:
Arbeitsunterlagen und -geräte verschwinden.
Fälschungen und Beschädigungen.
Informationslüge.
Unterschlagungen (von Briefen etc.).
Hinterhältige Blockaden, ständige Kritik und Tadel.
Geistiger Diebstahl.
Bloßstellen.
Anzweifeln beruflicher Qualifikation.
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