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Das trauernde Kind

Aktuelles Basiswissen und konkrete Hilfestellung im Rahmen der Kinderbetreuung

AutorDörte Joost
VerlagEDITION digital
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl109 Seiten
ISBN9783863944773
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Kindliche Trauer hat viele Gesichter. Damit sich die Trauer entfalten und letzten Endes selbst überwinden kann, braucht sie in starkem Maße begleitende Erwachsene und deren Verständnis und Toleranz. Da es häufig der Fall ist, dass gerade Eltern in Trauerzeiten durch die eigene Betroffenheit wenig Stütze für ihre Kinder sein können, stellen Erzieher/innen bzw. Tagesväter/mütter im Rahmen der Kinderbetreuung eine Chance für eine weitere Hilfestellung dar. Sie können verbunden mit Fachwissen um mögliche Trauerreaktionen, zu durchlaufende Traueraufgaben und Erkenntnissen der Hirnforschung zu Trauerprozessen, das den ersten Abschnitt des Buches bildet, ins tiefere Verstehen gelangen und in ihre Rolle als wichtige Begleitperson für Kinder hineinwachsen. Der zweite Teil des Buches widmet sich den begleitenden Hilfsangeboten durch pädagogische Fachkräfte, die zur Trauerbewältigung bei Kindern beitragen können. Abgerundet durch beispielhafte oder eröffnende Antworten auf Kinderfragen und eigenen Empfehlungen zu Kinderbüchern schließt das Buch mit einem motivierenden Plädoyer. LESEPROBE: 'Es lebe das Leben, es lebe die Jugend.' Diese Parole bringt laut Spölgen und Eichinger die Grundeinstellung der heutigen westlichen Gesellschaft auf den Punkt. Alter und Krankheit werden aus dem Alltag und damit aus dem menschlichen Bewusstsein gedrängt, Sterben und Tod sogar tabuisiert. Als Gründe führen sie vorrangig die Verstädterung und Industrialisierung an, die eine Veränderung der Lebensgemeinschaftsformen von generationsübergreifenden Großfamilien zu Kernfamilien bzw. Teilfamilien mit zwei Generationen mit sich brachte. Kinder erleben demnach Alterungs-, Krankheits- und Sterbephasen nicht mehr so selbstverständlich mit, wie noch vor 100 Jahren. Auch die Anonymität in den Städten trägt erheblich dazu bei, dass der Abschied vom Menschen selten sichtbar wird. Alte bzw. kranke Menschen sterben oft von ihren Familien getrennt im Pflegeheim oder Krankenhaus, so dass die 'modernen' Menschen immer seltener Anlässe haben, sich mit der Realität von Sterben und Tod auseinanderzusetzen. (Spölgen & Eichinger, 1996)

Dörte Joost, ursprünglich als Bauingenieurin aktiv, war es selbst, die ein kleines Kind nach dem Tod dessen Mutter in ihre Familie aufnahm. Beobachtend und begleitend schritt sie durch eine Zeit der Veränderung und vertiefte sich aus innerer Motivation heraus in das Studium der Kindheitspädagogik an der Hochschule Neubrandenburg. In Verbindung von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen mit den persönlichen Erfahrungen verfasste sie das vorliegend Buch zum Umgang mit kindlicher Trauer im Rahmen der Kinderbetreuung. Heute lebt sie mit ihrem Partner und den vier Söhnen in Wismar an der Ostsee und schöpft aus ihrer beruflichen Tätigkeit mit kleinen Kindern weiteres Wissen, Ideen und viel Energie.

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Leseprobe
2 Trauer als Lebenskrise für ein Kind 2.1 Tod und Trauer in unserer Gesellschaft 'Es lebe das Leben, es lebe die Jugend.' Diese Parole bringt laut Spölgen und Eichinger die Grundeinstellung der heutigen westlichen Gesellschaft auf den Punkt. Alter und Krankheit werden aus dem Alltag und damit aus dem menschlichen Bewusstsein gedrängt, Sterben und Tod sogar tabuisiert. Als Gründe führen sie vorrangig die Verstädterung und Industrialisierung an, die eine Veränderung der Lebensgemeinschaftsformen von generationsübergreifenden Großfamilien zu Kernfamilien bzw. Teilfamilien mit zwei Generationen mit sich brachte. Kinder erleben demnach Alterungs-, Krankheits- und Sterbephasen nicht mehr so selbstverständlich mit, wie noch vor 100 Jahren. Auch die Anonymität in den Städten trägt erheblich dazu bei, dass der Abschied vom Menschen selten sichtbar wird. Alte bzw. kranke Menschen sterben oft von ihren Familien getrennt im Pflegeheim oder Krankenhaus, so dass die 'modernen' Menschen immer seltener Anlässe haben, sich mit der Realität von Sterben und Tod auseinanderzusetzen. (Spölgen & Eichinger, 1996) Hinzu kommt, dass die heutige Trauerkultur gegenüber der Vergangenheit verarmt erscheint, schließlich sind über Jahrhunderte bestehende Traditionen, wie z.B. die mehrtägige Aufbahrung mit der sogenannten Totenwache zu Hause, der Trauerzug durch den Heimatort des Verstorbenen und die große und gelebte Gemeinschaft der Trauernden, nicht mehr von Bestand. Demgegenüber scheinen Bestattungen heute von Bürokratisierung und Professionalisierung gekennzeichnet zu sein, die wenig emotional, möglichst schnell und ohne viel Aufwand in der Folgezeit verlaufen. (Onnasch & Gast, 2011) Die Auswirkungen des gesellschaftlichen Umgangs mit Tod und Trauer in Bezug auf Kinder fasst Margit Franz mit folgenden Kernaussagen zusammen, die sie in ihrem Buch detailliert erläutert (Franz, 2002): •Kindern fehlen Begegnungen mit den Schattenseiten des Lebens •Kinder erleben Krankheit und Tod als Feinde •Kinder haben mangelhafte Erfahrungen im Umgang mit Senioren •Kinder erleben den Tod als Medienereignis und wachsen in einer 'Happy-Gesellschaft' auf •Kinder erleben den Tod, ohne ihn persönlich kennen zu lernen •Kinder erfahren Sprachlosigkeit in Bezug auf das Thema Sterben und Tod •Kinder können den Tod nicht greifen und damit nicht begreifen •Kinder erleben den nahen Tod entfernt •Kinder erfahren kaum Sterbe- und Trauerkultur Greift man diese eindeutig ernüchternde Einschätzung auf, so kann die gegenwärtig mangelhafte Trauerkultur auch als Chance begriffen werden, für eine individuelle Trauergestaltung einzutreten und Solidarität durch Trauer zu erwirken. Gerade die Solidarität kann eine enorme Wertigkeit erlangen und als Multiplikator in unserer Gesellschaft wirken. Sie kann jedem Einzelnen und allen anderen zeigen, wie wertvoll das Leben in all seinen Facetten ist, denn der Tod umgibt einen Jeden. 2.2Entwicklung des kindlichen Sterblichkeitswissens Die Grundlage für eine empathische Trauerbegleitung von Kindern bildet das Wissen um die Entstehung des kindlichen Sterblichkeitswissens. Auch hier gilt es zu beachten, das der achtsame Blick auf das Einzelkind mit seinen ganz individuellen Todesvorstellungen und das mitunter stark variierende Entwicklungstempo von Kindern einer starren Phaseneinteilung widersprechen. Die tabellarisch dargestellte altersspezifische Strukturierung bildet ein Gerüst, das auf Piagets vier Grundannahmen zur Denkentwicklung zurückgreift: 1.Nonfunktionalität: Der Tod bedeutet den völligen Stillstand der Körperfunktionen. 2.Irreversibilität: Der Tod ist nicht mehr rückgängig zu machen. 3.Universalität: Alle Lebewesen müssen einmal sterben. 4.Kausalität: Die Ursache des Todes ist biologisch. Während Erwachsene um diese vier Dimensionen wissen, muss sich diese das Kind im Laufe der Kindheit und Jugend erarbeiten:
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