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Traumzeit für Millionäre

Die 929 reichsten Wienerinnen und Wiener im Jahr 1910

AutorRoman Sandgruber
VerlagStyria Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl496 Seiten
ISBN9783990401842
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis18,99 EUR
Was haben Katharina Schratt, die Freundin von Kaiser Franz Joseph, der Waffenproduzent Karl Skoda, die Operndiva Selma Kurz-Hahn, und der Wiener Erzbischof Kardinal Anton Gruscha miteinander zu tun? Sie alle gehören zu den 929 reichsten Wienern des Jahres 1910. Vom Spitzenreiter Baron Albert von Rothschild an erster Stelle mit einem Jahreseinkommen von 25,6 Millionen Kronen bis Berthold Popper, Freiherrn von Podhragy, mit genau 100.000 Kronen im Jahr reicht dieses Panorama der Wiener Gesellschaft knapp vor dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie: Adelige, Bankiers, Industrielle, Hoteliers, ein paar Universitätsprofessoren und Rechtsanwälte, einige Künstler und ein Kardinal. Es ist Habsburgs Wien, Rothschilds Wien, Wittgensteins Wien. Eine Welt, in der die Einkommensungleichheit wie nie mehr seither auf die Spitze getrieben war und die Besteuerung die Ungleichheit noch zusätzlich verschärfte, wo ein Industriearbeiter etwa 1000 Kronen, ein Dienstmädchen 300 Kronen und ein Mittelschulprofessor 2000 bis 3000 Kronen im Jahr verdiente. Eine Traumzeit für Millionäre. Und ein Traum, aus dem es ein jähes Erwachen gab.

Roman Sandgruber, geb. 1947, Dr. phil., seit 1988 o. Univ.-Prof. für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Johannes-Kepler-Universität Linz, wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; Präsident des Verbunds oberösterreichischer Museen. Bisher 20 Bücher und etwa 200 Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften und Sammelwerken zu Themen der österreichischen und allgemeinen Wirtschafts-, Sozial-, Kultur- und Zeitgeschichte. Wissenschaftlicher Leiter mehrerer kulturhistorischer Landesausstellungen in Nieder- und Oberösterreich und regelmäßige Publikationstätigkeit in verschiedenen Printmedien.

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Leseprobe

Theodor Zasche Ringstraßengesellschaft an der Sirk-Ecke, 1908, u. a. Gustav Mahler, Hansi Niese, Ehg. Eugen, Selma Kurz, Hans Wilczek und Philipp Haas.

DER REICHSTE DER REICHEN


Die 15 höchsten Jahreseinkommen in Preußen und Wien im Jahr 1910

Rang

Preußen

Mio. K

Wien/​Niederösterreich

Mio. K

1

Bertha Krupp v. Bohlen und Halbach

20,0

Rothschild, Albert Frh. von

25,7

2

Fürst Henckel v. Donnersmarck

14,1

Taussig, Theodor Ritter von

4,9

3

Christian Kraft Fürst z. Hohenlohe-Oehringen

8,2

Gutmann, Maximilian Rit. von

4,5

4

KR Ing. Ziese, Schichau-Werft

6,5

Springer, Gustav Frh. von

4,1

5

Hans-Ulrich Graf v. Schaffgotsch

5,3

Gutmann, David Rit. von

3,5

6

Frh. Max v. Goldschmidt-Rothschild

4,1

Gutmann, Rudolf Rit. von

3,4

7

Carl Henschel

41

Dreher, Anton sen.

2,6

8

August Thyssen

3,1

Gutmann, Wilhelm Hermann

1,8

9

Engelbert Herzog v. Arenberg

3,1

Gutmann, Hans Emil

1,8

10

KR Franz Haniel

2,9

Schoeller, Paul Rit. von

1,8)

11

Freifrau Mathilde verw. Rothschild

2,9

Benedikt, Moriz

1,8

12

KR Eduard Beit v. Speyer

2,9

Reitzes, Hans von Marienwerth

1,6

13

Graf Franz v. Ballestrem auf Plawniowitz

2,9

Drasche-Wartinberg, Richard Frh. von

1,6

14

Franz-Hubert Graf Tiele-Winckler

2,9

Mautner v. Markhof Viktor Rit.

1,5

15

Hans-Heinrich XV. Fürst v. Pleß

2,2

Böhler, Friedrich

1,5

Quelle: Manfred Rasch, Adelige Unternehmer, 22; nach Rudolf Martin: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Bayern, Berlin 1914; Rudolf Martin: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre im Königreich Preußen, Berlin 1913; Rudolf Martin: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Württemberg und Hohenzollern, Berlin 1914

Drei Einkommensmillionäre aus den Top 15 (von links): Theodor Ritter von Taussig, um 1902; David Ritter von Gutmann, um 1902; Hans Freiherr von Reitzes. Foto aus dem Atelier Madame d’Ora, 1910.

Albert Rothschilds Einkommen im Jahr 1910 von mehr als 25 Millionen Kronen war kein einmaliger Ausreißer. Es hatte sich in den Jahren von 1898 bis 1913, von der Einführung der Einkommenssteuer bis zur Abwicklung des Nachlasses, immer in diesen Höhen bewegt und war von 12,5 Millionen im Jahr 1898 auf um die 25 Millionen in den letzten Vorkriegsjahren angestiegen. In den Jahren seit der Einführung der Einkommenssteuer bis zum Kriegsausbruch war es im Durchschnitt jedes Jahr um etwa eine Million Kronen angewachsen, mit wesentlich höherer Zuwachsrate als die Einkommen allgemein. Zwischen 1898 und 1913 versteuerte Rothschild in summa ein Einkommen von 311 Mio. Kronen. Seit der Übernahme der Geschäfte im Jahr 1874 hat Albert Rothschild mit Sicherheit nahezu eine Milliarde Kronen verdient. Es gab keine konjunkturellen Dellen und in keinem einzigen Jahr negative Veränderungsraten. Albert Rothschild schien tatsächlich im Zeitalter der Sicherheit zu leben.

Drei weitere Top-Verdiener: Anton Dreher, Paul Eduard Ritter von Schoeller und Friedrich Böhler (von links).

Die Jahreseinkommen Albert Rothschilds 1898 bis 1913 (in Mio. K)

in Mio. K

Zunahme Mio. K

Zunahme in %

1898

12,50

1899

12,50

0,00

0,0

1900

13,00

0,50

4,0

1901

13,00

0,00

0,0

1902

15,50

2,50

19,2

...

1903

16,50

1,00

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