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Das Wunder der Freiheit und Einheit

Mit Zeitzeugen auf dem Weg der Friedlichen Revolution

VerlagSCM Hänssler im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl320 Seiten
ISBN9783775172493
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
3. Oktober 1989: Honecker schließt die letzte offene Grenze der DDR. Die Welt hält den Atem an. Es folgen 38 bewegende Tage, bis sich die Mauer öffnet. Über 50 Zeitzeugen nehmen uns Tag für Tag mit hinein, darunter Politiker wie Hans-Dietrich Genscher und Christine Lieberknecht sowie Akteure der Friedlichen Revolution wie Christian Führer und Uwe Holmer. Autoren aus Ost und West vertiefen dies in Hintergrundberichten und biblischen Impulsen und geben Anstöße, sich mit seinem Glauben auch heute in der Gesellschaft einzumischen. Damals waren es Kerzen und Gebet - und heute? Ein Buch für die persönliche Andacht wie auch für Gruppengespräche. Stand: 3. Auflage, 2014

Harald Bretschneider, Oberkirchenrat i.R. der sächsischen Kirche (Dresden), Urheber der bekannten Grafik 'Schwerter zu Pflugscharen' und Akteur der Friedlichen Revolution. Bernd Oettinghaus ist verheiratet und hat vier Kinder sowie vier Enkelkinder. Der Ev. Diplom-Theologe ist leidenschaftlicher Beter und Netzwerker und Leiter des Runden Tisch Gebet der Koalition für Evangelisation (Lausanner Bewegung) sowie des Projekts '3. Oktober - Gott sei Dank'. Frank Richter, Leiter der sächsischen Zentrale für politische Bildung (Dresden) und und als ehemaliger Domkaplan in Dresden Akteur der Friedlichen Revolution.

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Leseprobe

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Vorwort der Herausgeber


Das Wunder der Freiheit und Einheit. Für einige ist der Fall der Mauer eine Sternstunde der Menschheit. Manche nennen es einen Glücksfall der Geschichte. Andere sind Gott dankbar für sein Handeln und seine Bewahrung auf dem schwierigen Weg zur Freiheit. Und dann gibt es diejenigen, die nicht an den Fall der Mauer denken können, ohne zugleich auch auf die schwierigen Entwicklungen hinzuweisen, die dem Ereignis folgten. So subjektiv der Blick zurück auf das Geschehen ist, so subjektiv war das Erleben in den Tagen der friedlichen Revolution.

Was ist vor 25 Jahren geschehen? Wie kam es zur friedlichen Revolution? Wie kam es zum Wunder der Freiheit und Einheit?

Erlebte Geschichte


Nach einem Vierteljahrhundert wollen wir Herausgeber die Ereignisse des Herbstes 1989 in Erinnerung rufen. Wir wollen Zeitzeugen hören und Hintergründe erläutern und hoffen, dass dadurch etwas aufscheint von der Vielschichtigkeit der historischen Geschehnisse ebenso wie der individuellen Erlebnisse der Beteiligten. Viele der Beteiligten, die hier zu Wort kommen, standen mitten im Geschehen, andere waren weiter weg. Ihre Schilderungen eröffnen uns unterschiedliche individuelle Blickwinkel; sie sind nicht zu verwechseln mit dem akribischen Anspruch historischer Forschung. Authentische Erfahrungen und Deutungen des Erlebten sind und bleiben subjektiv und haben genau darin ihren Wert für Erzähler und Zuhörer.

Die Fülle der Erlebnisse und Details erfordert eine Beschränkung und damit auch eine ungewollte Engführung. Doch wir hoffen, mit dem Kaleidoskop individueller Erfahrungen in diesem Buch Ihr Interesse zu wecken, sich mit den Ereignissen und Erfahrungen der friedlichen Revolution zu beschäftigen, ihnen nachzugehen und nachzuforschen, wo sich vielleicht eigene biografische Zugänge ergeben.

Geschichte im Gespräch neu entdecken


Die Ereignisse von damals lebendig vor unseren Augen aufscheinen zu lassen, das ist unser Anliegen. Dabei bringen wir die friedliche Revolution von 1989 in einen Dialog mit einer größeren Geschichte von Befreiung, indem wir sie Texten aus der Bibel gegenüberstellen. So wollen wir zugleich daran erinnern, dass im christlichen Glauben und in den Kirchen ein wesentlicher Grundstein zu den Umwälzungen im gesamten Osten Europas lag. Wir laden Sie dazu ein, sich auf diesen Dialog einzulassen. Die Autoren der biblischen Impulse bieten uns hier eine Hilfe, aber vielleicht entdecken Sie dabei Ihre eigenen und andere Aspekte.

Die anschließenden Gebete sind ein Angebot, mit Gott ins Gespräch zu kommen, nicht nur über die Vergangenheit, sondern auch im Hinblick auf die Gegenwart und die Zukunft. Die Gebete sind auf die persönliche wie auch gesellschaftliche und globale Ebene bezogen und laden ein, über diese Inhalte weiter nachzudenken, gerne auch mit anderen.

Wir empfehlen Ihnen, das Buch in Tagesabschnitten zu lesen, dann bleibt Raum zum Wirkenlassen, zum Dialog mit den eigenen Gedanken und Erfahrungen, zum Zwiegespräch mit Gott. Sie können natürlich jederzeit beginnen, unabhängig von den angegebenen Datumsangaben, und Ihrem eigenen Rhythmus folgen.

Ein spannender Weg ist es sicherlich auch, mit anderen über die Ereignisse von 1989 ins Gespräch zu kommen und dabei Zugänge, Sichtweisen und Geschichten auszutauschen. Stellen Sie das Buch Ihren Freunden, Ihrer Gebets- oder Gesprächsgruppe vor. Einen Leitfaden für Gruppenleiter stellen wir Ihnen im Internet zur Verfügung (www.3-oktober.de).

In der Erfahrung der Vergangenheit liegen Schätze verborgen, die wertvoll sind für die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft. Hier sind Zeichen der Hoffnung zu entdecken, die uns Mut machen, den Aufgaben und Schwierigkeiten von heute gemeinsam entgegenzutreten und selbst aussichtslose Situationen anzugehen.

38 Tage: Von den geschlossenen Grenzen zur Befreiung


Unsere Chronik betrachtet die Zeit vom 3. Oktober 1989 bis zum 9. November 1989, das hat zwei Gründe: Am 3. Oktober 1989 schloss Erich Honecker für Bürger der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) die letzte Staatsgrenze, die sie bislang ohne Visum und damit ohne Erlaubnis der Regierung passieren durften. Die letzte Tür des Gefängnisses ging zu. Umso größer war die Überraschung, als am 9. November 1989 die weltweit undurchlässigste aller Staatsgrenzen, der Eiserne Vorhang zwischen Ost und West, die Berliner Mauer geöffnet wurde – »friedlich geflutet« wie es in einem Bericht der Grenzkräfte heißt.

Die friedliche Revolution begann nicht erst mit diesen Ereignissen und reduziert sich nicht darauf. Darauf machen einige der täglichen Hintergrundberichte aufmerksam und regen zu weiteren Nachforschungen an. Doch in diesem Zeitabschnitt bündeln sich wie in einem Brennglas zentrale Ereignisse: Vom 40. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik am 7. Oktober über die dramatischen Wendeereignisse des 7. Oktobers in Plauen, des 8. Oktobers in Dresden und den großen sichtbaren Wendepunkt der friedlichen Montagsdemonstration am 9. Oktober in Leipzig bis hin zum Zerfall der sozialistischen Einparteiendiktatur mit dem Rücktritt Erich Honeckers als SED-Generalsekretär und Staatsratsvorsitzender am 18. Oktober und den späteren Rücktritt der gesamten Regierung sowie der ersten offiziell genehmigten Bürgerdemonstration am 4. November in Berlin.

Tag der Deutschen Einheit – danken und feiern?


Ein zweiter Grund, mit dem 3. Oktober zu beginnen, liegt darin, dass dieser Tag der neue Nationalfeiertag unseres Landes wurde, der Tag der Deutschen Einheit. Wir sind davon überzeugt, dass dies ein Tag der Dankbarkeit sein kann. Wir können dankbar sein für das Glück, unsere Geschicke wieder als »ein Volk« gemeinsam und in demokratischer Freiheit selbstbestimmt in die Hand nehmen zu können – frei von trennenden Mauern und frei vom Bedrohungspotenzial von Besatzungsmächten, die sich vierzig Jahre lang mit mehr als 360 000 sowjetischen Soldaten im Osten und mit mehreren Hunderttausend Soldaten der westlichen Siegermächte atomar hochgerüstet gegenüberstanden. Friedlich, ohne einen größeren Zwischenfall, wurden die Soldaten mit ihren Waffen abgezogen, im Osten ganz und im Westen bis auf die verbliebenen NATO-Streitkräfte. Vieles ist in den Folgejahren zusammengewachsen, neu auf einen gemeinsamen Weg gebracht und teilweise eins geworden. Und auch wenn der Einheitsprozess nicht ohne neue Fehler, Schuld und Enttäuschung vonstattengegangen ist, auch wenn er bis heute noch nicht vollendet ist, ein solcher Tag kann gefeiert werden. Vielleicht hadert mancher mit dem Nationalfeiertag oder hätte sich ein anderes Datum gewünscht. Aber der 3. Oktober markiert einen Tag des Neuanfangs, ohne weitere gesamtgeschichtliche Verknüpfung für unser Land. Dass George Washington genau 200 Jahren zuvor am 3. Oktober 1789 den ersten Thanksgiving-Day eingeführt hat, ist vielleicht eine interessante Randnotiz.

Wir hoffen, dass wir durch dieses Buch weitere gute Gründe dafür aufzeigen, dass der »Tag der Deutschen Einheit« ein »Tag des Dankes« für unser Volk sein kann – dafür, dass es in Freiheit und Einheit leben kann. Die Zeitzeugenberichte, Hintergrundberichte oder biblischen Impulse mögen zum Staunen und zur Auseinandersetzung mit der jüngeren deutschen und europäischen Geschichte oder gar mit dem Gott der Geschichte anregen. Die Komplexität und Vielschichtigkeit der Ereignisse, wie sie sich in den individuellen Erzählungen widerspiegeln, lässt dabei das erfolgreiche Gelingen der friedlichen Revolution noch mehr als Wunder erscheinen. Was die Beiträge bei Ihnen bewirken, entzieht sich unserem Einfluss – wir legen es vertrauensvoll in Gottes Hand.

Eine Revolution mit Kerzen und Gebeten


Mag der Beitrag der Kirchen an der friedlichen Revolution heute auch unterschiedlich bewertet werden, so ist und bleibt er doch eine historische Tatsache. Allein unter dem Schutzraum der Kirche, den sie sich freilich auch immer wieder erkämpfen musste, hatten gesellschaftlich oppositionelle Gruppen in der DDR die Möglichkeit, sich offiziell zu treffen und »öffentlich« zu reden – oft auch dort potenziell jederzeit unter Beobachtung der Staatssicherheitskräfte. Jede Veranstaltung in kirchlichen Räumen wurde von einem Bibeltext und einem Gebet begleitet, galt sie doch erst so offiziell als kirchliche Veranstaltung. Die kirchliche Friedensarbeit mit ihrem Motto »Schwerter zu Pflugscharen« wurde zu einem wesentlichen Motor der Gewaltfreiheit der friedlichen Revolution. So brachte ein Bibelwort die Diktatur ins Wanken. Die Kerzen aus dem liturgischen Geschehen der christlichen Gottesdienste wurden zu ihrem wirkmächtigen Symbol. Doch dass die Revolution friedlich blieb und die Umwälzung zur Freiheit gelungen ist, war trotz allem nicht das Werk von Menschen.

Welch ein Privileg, dass in unserer jüngeren deutschen Geschichte ein so konstruktives, zentrales und veränderndes Ereignis aus der Mitte der christlichen Kirchen und Gemeinschaften hervorwachsen konnte. Viele Menschen haben für diese Veränderung einen hohen Preis gezahlt. Allein für die aktive Zugehörigkeit zur Kirche erduldeten sie oftmals schon gesellschaftliche Nachteile und Ausgrenzung, noch viel mehr für das oppositionelle Engagement jenseits des herrschenden Parteidiktats oder für die Auflehnung gegen die Beschneidung der elementaren persönlichen Freiheiten.

Die christlichen Kirchen und Gruppen, die von der Führung des Staates und den...

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