2 Leistungsmerkmale von Filmscannern
Inhalt
Eckdaten eines Filmscanners
Scanhancer
Schnittstellen: Verbindung zwischen Scanner und Computer
Das Leben nach dem Kauf
Wunschzettel für zukünftige Filmscanner
In diesem Kapitel werden alle Parameter besprochen, die für die Bewertung eines Filmscanners wesentlich sind. Neben zahlenmäßig erfassbaren Werten wie der Auflösung und dem Dichtewert ist aber auch die nur schwer bezifferbare Qualität der Optik entscheidend. Weil die auf dem Papier angegebenen technischen Daten eher selten mit der Realität übereinstimmen, sollte man in jedem Fall vor dem Kauf Testberichte zum ins Auge gefassten Scanner lesen.
Auf der DVD zum Buch gibt es zudem Beispielscans von vielen der aktuellen Filmscanner. Hier können Sie sich im direkten Vergleich selbst ein Bild von dem Qualitätsgefälle zwischen den verschiedenen Modellen machen. Ausführliche Testberichte gibt es im Netz unter www.filmscanner.info.
Ein Standarddia im Kleinbildformat ist im Original nur 24 × 36 mm groß. Trotzdem lassen sich hiervon Poster bis 30 × 45 cm drucken.
2.1 Eckdaten eines Filmscanners
Nominelle Auflösung
Die Auflösung eines Filmscanners definiert seine Fähigkeit, auch kleinste Strukturen in der Vorlage auszulesen. Sie wird üblicherweise in Pixels per Inch oder kurz PPI bzw. ppi angegeben. Auch die Einheiten DPI und SPI werden gelegentlich verwendet. Ein Filmscanner mit 4 000 ppi kann entsprechend pro Zoll (deutsche Übersetzung von Inch) 4 000 Pixel (Bildpunkte) auslesen. Je höher die Auflösung eines Filmscanners, desto größere Bilder entstehen beim Scan. Das ist grundsätzlich gut, denn hochaufgelöste Bilder kann man beliebig verkleinern. Je höher die Auflösung, desto größer wird aber immer auch die Bilddatei. Ein moderner Kleinbildscanner liefert eine 16-Bit-TIFF-Datei mit mehr als 110 Megabyte pro Bild. Scannt man ein paar tausend Negative, wächst der Speicherbedarf entsprechend. Selbst wenn man die maximale Auflösung des Filmscanners im Normalbetrieb nicht ausnutzen möchte, sollte sie möglichst hoch sein, um Spielraum für Ausschnittvergrößerungen zu haben.
Von einem 4 000-spi-Scan lassen sich Ausdrucke bis zu 30 × 45 cm in 300-dpi-Druckauflösung ausbelichten. Theoretisch jedenfalls, denn in der Praxis reicht die Qualität der meisten Scanvorlagen dafür nicht aus. Selbst geringe technische Mängel lassen sich nämlich bei einer so großen Auflösung nicht mehr kaschieren. Daher genügt für die meisten Scans eine 2000-spi-Auflösung.
Von Interesse ist bei Scannern nur die tatsächlich vorhandene optische Auflösung. In Prospekten werden oft noch Werte für die interpolierte Auflösung angegeben, die deutlich höher liegt. Interpolierte Auflösungen sind nicht aussagekräftig. Hier wird die optische Auflösung eines Scanners einfach hochgerechnet. Das Resultat sind künstlich aufgeblähte Dateien. Sie enthalten jedoch nur die Bildinformationen, die der Scanner physikalisch über die optische Auflösung einlesen kann. Sofern für einen größeren Ausdruck erforderlich, sollte die Interpolation besser nachträglich über ein Bildbearbeitungsprogramm erfolgen. Dafür braucht man keinen besonderen Scanner. Es ist sogar davon abzuraten, die Scandaten schon im Scanprogramm zu interpolieren. Besser ist es, zuerst einen Scan in der nativen Auflösung des Scanners durchzuführen, denn hier erzielt der Scanner seine beste Bildqualität.
Kleine Formate: vor dem Scan Ausgabegröße festlegen
Wenn der Scanner selbst skaliert, wird das Filmkorn oft schöner dargestellt, als wenn man hochaufgelöste Scans per Bildeditor nachträglich auf das Wunschformat verkleinert. Der Effekt ist bei Nikonscannern sehr stark ausgeprägt.
4 000-spi-Scan – maximale Ausschnittvergrößerung für seitenfüllenden 300-dpi-Druck
PPI, SPI und DPI: Einheiten für die Auflösung
Die Auflösung eines Scanners wird in PPI, SPI oder DPI angegeben. Alle diese Begriffe stellen Einheiten für die Auflösung, bezogen auf ein Zoll (2,54 cm), dar. Der Unterschied liegt darin, in welchem Bereich die Angabe verwendet wird.
PPI, SPI und DPI: Es gibt zwar genaue Definitionen, für welche Einsatzgebiete die jeweilige Abkürzung gilt, allerdings hält sich in der Praxis niemand daran. Das hat sich so eingebürgert und daher kann man guten Gewissens die Auflösung eines Scanners in DPI angeben, obwohl es formal gesehen nicht korrekt ist.
PPI = Pixel per Inch Diese Einheit wird für die Darstellung eines Bilds auf dem Monitor verwendet. Sie gibt die Zahl der Pixel an, die pro Zoll eines Bilds bei der Darstellung auf dem Bildschirm angezeigt werden. Das Pixel ist der kleinste Bildpunkt, den der Bildschirm darstellen kann.
SPI = Samples per Inch Mit dieser Angabe wird die Anzahl der Samples (Abtastpunkte) bezeichnet, die ein Scanner aus einer Bildvorlage auslesen kann. Ein Sample ist der kleinste Bildpunkt, den ein Scanner erkennen kann.
DPI = Dots per Inch Die Einheit DPI wird verwendet, um die Auflösung eines Druckers anzugeben. Hiermit wird die Zahl der Druckpunkte festgelegt, die der Drucker pro Zoll auf das Druckmedium auftragen kann. Bei Tintenstrahldruckern entspricht ein Dot einem einzelnen Tintentröpfchen. Das ist der kleinste Druckpunkt, den die Technik erzeugen kann. Weniger als ein Tropfen kann nicht aufgetragen werden. Ein Tintenstrahldrucker mit einer hohen Auflösung muss folglich sehr kleine Tröpfchen produzieren können.
Leider hält sich kaum jemand an diese schönen Lexikon-Definitionen der Auflösung. Ich verwende die Begriffe im Buch so, wie sie sich im allgemeinen Sprachgebrauch eingebürgert haben. Es ist nur von akademischem Interesse, ob die Auflösung eines Scanners nun mit 4 000 dpi, ppi oder korrekterweise in spi angegeben wird. Auch in den gängigen Bildbearbeitungsprogrammen herrscht diesbezüglich ein fröhliches Durcheinander. Da die Hersteller wissen, dass viele Kunden beim Scannerkauf mit der Prämisse ›je höher die Auflösung, desto besser der Scanner‹ die Geräte miteinander vergleichen, werden gerne auf die Kartons Auflösungen gedruckt, die von den Scannern in der Realität nicht erreicht werden. Es gibt zwar für die Auflösung eindeutige Normen, aber die Hersteller sind nicht verpflichtet, sich hiernach zertifizieren zu lassen. Daher empfiehlt es sich, Testberichte zu lesen. Sie gleichen die in der Werbung gemachten Angaben mit der schnöden Realität ab. Es ist genau genommen sogar doppelt ärgerlich, wenn ein Hersteller 3 600 ppi verspricht und der Scanner nur reale 1 800 ppi auflöst. Zum einen hat man eine geringere Auflösung als versprochen, zum anderen wird die Datei trotzdem so groß wie für 3 600 PPI erforderlich. Man verschwendet also Speicherplatz, ohne dadurch ein besseres Bild zu erhalten. Bei hochwertigen Filmscannern ist die Differenz zwischen beworbener und tatsächlicher Auflösung in den meisten Fällen minimal. Sie liegt im Bereich von etwa 10 % der Auflösung. Anders sieht es bei Flachbettscannern mit Durchlichteinheit aus. Mit nominellen Auflösungen von derzeit bis zu 4 800 dpi überflügeln sie auf dem Papier viele Filmscanner. Tatsächlich löst die bei Drucklegung aktuelle Generation von Flachbettscannern im Durchlichtbetrieb maximal 1 700 dpi auf – nachzulesen beispielsweise in der Zeitschrift c’t in der Ausgabe 3/2005.
Klötzchen zählen mit dem USAF-1951-Target von Applied Image. Das Target ist zwar nicht so genau, wie es für die ISO-Norm erforderlich ist, Qualitätsunterschiede zwischen Scannern lassen sich hiermit aber gut feststellen.
Tatsächliche Auflösung ermitteln: USAF-1951-Test
Möchte man die reale Auflösung eines Scanners selbst ermitteln, so benötigt man dafür ein USAF-1951-Target. Solche Targets können Sie beispielsweise bei www.scandig.de oder www.appliedimage.com beziehen. Es gibt sie in verschiedenen Größen. Für den Test eines Filmscanners braucht man ein Target im Kleinbildformat. Das Target wird üblicherweise als ungerahmtes Transparent geliefert. Man kann es also sowohl für Filmscanner als auch für Flachbettscanner mit Durchlichteinheit verwenden. Wenn man es in einen Diarahmen steckt, passt es ohne Probleme in den Filmscanner. Das Target enthält schwarze Balken unterschiedlicher Größe auf weißem Grund. Sie sind sowohl horizontal als auch vertikal angeordnet. Scanner können in horizontaler und vertikaler Richtung nämlich unterschiedliche Auflösungen erreichen. Das Target wird mit dem Scanner in der optischen Auflösung eingelesen und in einem verlustfreien Format abgelegt, beispielsweise als TIFF-Datei. Wichtig ist, dass keine Korrekturverfahren oder Filter eingeschaltet sind. Sie verfälschen das Ergebnis. Besonders präzise ist diese Methode übrigens auch nicht, da man letzten Endes subjektiv entscheidet, ob ein Klötzchen noch sauber aufgelöst ist oder nicht. Bei Vergleichen zwischen unterschiedlichen Scannermodellen muss man zudem berücksichtigen, dass manche Hersteller mit gezinkten Karten spielen. Zwar erlaubt es jede Scansoftware, den Filter Unscharf-Maskieren auszuschalten, allerdings wird dieser Befehl nicht in jedem Fall tatsächlich umgesetzt. Gerade bei preiswerten Flachbettscannern bleibt der Filter oft permanent eingeschaltet, damit die Scans zumindest halbwegs brauchbar aussehen. Dennoch gilt: Auch die tollsten Nachbearbeitungstricks können die Leistung eines schlechten Scanners nicht...