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E-Book

Christlich-spirituelle Unternehmenskultur

AutorJoachim Reber
VerlagKohlhammer Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl126 Seiten
ISBN9783170264168
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Spiritualität gilt in vielen sozialen Einrichtungen christlicher Trägerschaft als Profilmerkmal und wertvolle Ressource für MitarbeiterInnen und Führungskräfte. Erste Erfahrungen beim Aufbau einer spirituellen Unternehmenskultur stellte der Band 'Spiritualität in sozialen Unternehmen' vor. Mittlerweile sind neue Fragestellungen, Erfahrungen und Erkenntnisse dazugekommen. Die ersten Unternehmen stehen an der Schwelle 'vom spirituellen Angebot zu einer christlich-spirituellen Unternehmenskultur'. Warum dies ein großer Schritt ist und was dies für die verschiedenen Verantwortlichen bedeutet, wird hier reflektiert. Der Autor benennt Chancen und Stolpersteine und beschreibt eine Fülle innovativer Ideen und guter Praxisbeispiele als Anregung für die eigene Gestaltung christlicher Unternehmenskultur.

Dr. Joachim Reber ist verantwortlich für Mitarbeiterseelsorge und spirituelle Bildung im Caritasverband für Stuttgart e.V. und in der Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung und freiberuflicher Trainer und Berater mit dem Schwerpunktthema christliche Unternehmenskultur.

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Leseprobe

Vorrede


In dem 2009 erschienenen Buch „Spiritualität in sozialen Unternehmen“1 wurden erste grundlegende Erfahrungen und Erkenntnisse aus drei Jahren des Projekts „Mitarbeiterseelsorge und spirituelle Bildung“ – ein Kooperationsprojekt der Caritasverbands für Stuttgart, der Paul – Wilhelm von Keppler – Stiftung und der Diözese Rottenburg Stuttgart – vorgestellt. Mittlerweile sind weitere wichtige Themen, Fragestellungen, Erfahrungen und Erkenntnisse dazugekommen.

Die Unternehmen2 stehen an der Schwelle „vom spirituellen Angebot zu einer christlich-spirituellen Unternehmenskultur“. Was dies bedeutet, welche Weichen dafür (neu) zu stellen sind, was es dabei zu gewinnen gibt und welchen Preis dies möglicherweise kostet, darüber reflektiert dieses Buch. Es berichtet von Schwierigkeiten und Stolpersteinen, aber auch von ermutigenden und inspirierenden Erfahrungen. Und es stellt eine Fülle innovativer Ideen und guter Praxisbeispiele vor als Anregung für die eigene Gestaltung christlicher Unternehmenskultur in sozialen Unternehmen der Caritas und Diakonie.

Erfahrungsgrundlagen und Perspektiven des Buches

Auch dieses Buch ist, wie schon sein Vorgänger „Spiritualität in sozialen Unternehmen“ in erster Linie ein Erfahrungsbericht. Es beschreibt Erfahrungen, die gemacht worden sind bei verschiedenen Versuchen, in irgendeiner Weise christliche Unternehmenskultur in sozialen Unternehmen – vor allem solcher in christlicher Trägerschaft – mitzugestalten. Es beschreibt, auf welcher theoretischen Grundlage die Versuche aufruhen – welche Überzeugungen und Ideen jeweils dahinter stehen – , legt dar, was versucht worden ist, beschreibt, welche Erfahrungen damit jeweils gemacht worden sind, und bietet schließlich zuweilen noch so etwas wie eine Deutung der Erfahrungen an.

Der Erfahrungsraum, aus dem heraus beschrieben wird, hängt mit den Funktionen und Positionen zusammen, die der Autor in sozialen Unternehmen einnehmen konnte. Davon wird im nächsten Kapitel ausführlicher die Rede sein. Zur ersten Orientierung aber ein paar Informationen vorab. Hauptberuflich arbeitete der Autor auf einer 80 % Stelle, die „Mitarbeiterseelsorge und spirituelle Bildung“ heißt. Die Stelle teilen sich zu 50 % der Caritasverband für Stuttgart, ein Großstadtcaritasverband mit ca. 1500 Mitarbeitenden, der in nahezu allen sozialen Hilfefeldern tätig ist, und zu 30 % die Paul Wilhelm von Keppler – Stiftung, ein diözesanweit tätiges Unternehmen der Altenhilfe, das ca. 2000 Mitarbeitende beschäftigt. Strukturell angesiedelt ist die Stelle beim Caritasverband für Stuttgart, dort im Bereich „Zentraler Service“, ein Bereich, der verschiedene unterstützende Funktionen wie IT, Finanzen, Immobilien, Personalverwaltung oder das caritaseigene Bildungszentrum enthält. Die beiden Träger finanzieren gemeinsam die Hälfte der 80 % Stelle aus eigenen Mitteln. Die andere Hälfte speist sich aus Mitteln der Diözese Rottenburg – Stuttgart. Hier kommt die zweite Struktur ins Bild, in der die Stelle bzw. deren Inhaber steht. Der Autor ist hauptberuflicher Diakon der (katholischen) Diözese Rottenburg Stuttgart. Als solcher wurde er vom Bischof mit dem Tätigkeitsfeld „Mitarbeiterseelsorge und spirituelle Bildung“ beauftragt und durch einen Gestellungsvertrag an die beiden caritativen Unternehmen „ausgeliehen“. Diese strukturellen Verflechtungen zeigen möglicherweise etwas Exemplarisches für das Thema dieses Buches. An geeigneter Stelle werde ich darauf zurückkommen.

Zu diesem festen Arbeitsplatz bei zwei bzw. drei Unternehmen (wenn man die katholische Kirche als „Unternehmen“ bezeichnen will), kommen mannigfaltige Erfahrungen aus einer freiberuflichen Tätigkeit als Trainer und Berater mit dem Schwerpunktthema „christliche Unternehmenskultur“. In den letzten Jahren konnte ich mit einer Vielzahl sozialer Unternehmen katholischer (Caritas) wie evangelischer Provenienz (Diakonie) zusammenarbeiten. Ich durfte dabei einen großen Reichtum „spiritueller Dialekte“ kennenlernen und eine große Vielfalt von Unternehmenskulturen, eine inspirierende Vielfalt auch an christlichen Unternehmenskulturen. Auch das wird eine Erkenntnis sein, für die in diesem Buch geworben wird: es gibt nicht die – eine, ausschließliche – Form christlicher Unternehmenskultur, es gibt ein Spektrum, eine Vielfalt, in der sich christliche Unternehmenskultur ausbilden und ausprägen kann. Nicht alles freilich, was sich an Unternehmenskultur findet, würde ich „christlich“ nennen. Es gibt, so meine ich, bestimmte Form- und Gestaltlinien, die sich in je eigener Weise in der reichen Vielfalt christlicher Kulturen wiederfinden. Einige davon herauszuarbeiten und etwas heller zu beleuchten, darum ist es diesem Buch zu tun.

Ein Hinweis auf den oder die Blickwinkel, aus denen heraus dieses Buch geschrieben ist. Sie hängen mit den Positionen zusammen, in denen der Autor in verschiedenen sozialen Unternehmen steht, und mit den Funktionen, die er dabei jeweils ausübt. Die Funktionen und Verantwortlichkeiten werden im ersten, grundlegenden Kapitel noch eingehender beschrieben werden, und es wird sich dabei zeigen, dass die strukturelle Verortung bestimmter Funktionen in der Organisation für die jeweilige Unternehmenskultur hoch bedeutsam ist. Zur ersten Orientierung aber ein kurzer Blick schon an dieser Stelle.

Die eine Perspektive schildert die Sicht eines „Anbieters“ spiritueller Angebote in sozialen Unternehmen christlicher Trägerschaft. Es ist der Blick des Seminarleiters, des Trainers, des Seelsorgers, des geistlichen Begleiters u.a. Beschrieben wird, welche spirituellen Angebote wie und warum gemacht werden, welche Seelsorge- oder Bildungskonzeption dahinter steht, welche Erfahrungen damit gesammelt werden etc. Wenn aus dieser Perspektive nach dem Weg „vom spirituellen Angebot zur christlichen Unternehmenskultur“ gefragt wird, dann bedeutet dies: wie kann ich als Anbieter (mit) dafür sorgen, dass die Angebote Element einer bestimmten Unternehmenskultur werden? Welche Widerstände gibt es dagegen, auf die man achten sollte als Anbieter, wenn man den Anspruch hat, etwas Nachhaltiges im Unternehmen mitzugestalten? Gibt es vielleicht sogar so etwas wie K.O. – Kriterien, die es unter Umständen sogar ratsam erscheinen lassen, ein bestimmtes spirituelles Angebot nicht zu machen, weil es einer christlichen Unternehmenskultur mittelfristig nicht gut tut (Stichwort: Alibifunktion)?

Die zweite Perspektive ist die des Beraters sozialer Unternehmen. Sie basiert auf verschiedenen Erfahrungen mit Führungskräften verschiedener Ebenen, die in irgendeiner Weise spirituelle Angebote in ihr Unternehmen einbauen wollten oder die die Absicht äußerten, aktiv christliche Unternehmenskultur zu gestalten. Aus dieser Perspektive lässt sich einiges verdeutlichen über unterschiedliche und nicht selten vermischte Motive, die die Unternehmen zu solchen Schritten bewegen. Es lässt sich einiges verdeutlichen über Freiräume und Zwangslagen, in denen die Führungskräfte – als Vertreter der Unternehmen – stehen. Ein wenig kann man auch sehen, in welche Rollen der Berater kommen kann, freiwillig und unfreiwillig.

Was fehlt ist die Perspektive des Entscheiders, desjenigen, der längerfristige strategisch relevante Prozesse und Entwicklungen anstoßen und durchsetzen kann. Der Entscheidungsraum, auf dem die beschriebenen Erfahrungen aufruhen, beschränkt sich auf die eigenen spirituellen Angebote, die Überzeugungskraft der Beratung, und vielleicht so etwas wie ein persönliches Charisma. Eine Rolle, in der sich nicht wenige, die für die spirituelle Bildung und / oder geistliche, seelsorgerliche Begleitung in sozialen Unternehmen verantwortlich sind, wiederfinden dürften – mit allen Chancen und Grenzen, die darin liegen.

Anknüpfung und Weiterführung

Bei aller Modifizierung und ggfs. auch Falsifizierung im Detail: die begriffliche und konzeptionelle Grundlage, die für das Projekt „Mitarbeiterseelsorge und spirituelle Bildung“ gelegt wurde, hat sich im Großen und Ganzen, so meine ich, bewährt. Sie wurde im ersten Buch „Spiritualität in sozialen Unternehmen“ ausführlich dargestellt: der verwendete Spiritualitätsbegriff, das Sinn- und Zielverständnis einer Mitarbeiterseelsorge, der vielschichtige Kompetenzbegriff, dem sich die „spirituelle Bildung“ verpflichtet weiß und in nuce auch das Grundverständnis einer christlich – spirituellen Unternehmenskultur. Im Laufe der letzten Jahre konnten die Erkenntnisse vertieft und an neuen Erfahrungen geprüft werden. Davon wird in diesem Buch die Rede sein. Es würde den Rahmen sprengen, die theoretische Grundlegung jeweils erneut darzustellen. Auf der anderen Seite soll dieses Buch auch dem Leser verständlich sein, der die erste Studie nicht kennt. Deshalb wird versucht, in kurzer Form die wichtigsten Überlegungen auch hier darzustellen. Zuweilen werden dafür einschlägige Textpassagen aus dem ersten Werk übernommen.

Ausführlich soll die Grundlagenarbeit im nachfolgenden, ersten Kapitel geleistet werden. Es ruft die Genese und Fundamente der Tätigkeit in Erinnerung und schildert, wie sich die leitende Fragestellung dieses Buches – vom spirituellen Angebot zur christlich-spirituellen Unternehmenskultur – aus den Ansätzen und Erfahrungen herausdestilliert. Drei Dimensionen christlicher Unternehmenskultur werden dabei besonders wichtig werden: eine Unterbrechungskultur, eine Kultur der Reflexion und existentiellen Kommunikation und eine Gebetskultur. Was darunter jeweils verstanden werden soll, wird im ersten...

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