'Manege frei!', so schallt es alljährlich aus dem Munde des Zirkusdirektors, in einem rot-weißen Zelt in dem grünen Park gegenüber der freien Waldorfschule Würzburg. Seit 1993 besucht der Zirkus Knirps die Schüler der Waldorf Schule und ermöglicht ihnen ein Zirkuserlebnis der besonderen Art. Es ist nicht nur ein kurzweiliges Zirkus-Spielen, sondern ein Zirkus-Machen und Zirkus-Leben. Schon im Herbst beginnen die ersten Schnuppertage, in denen sich die Schüler mit den verschiedensten Bereichen künstlerischer Darbietung im Zirkus beschäftigen, um sich die für sie interessantesten auszusuchen. Wöchentlich üben die Schüler in den darauffolgenden Monaten in der Schulturnhalle und vertiefen ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten in den vielfältigen zirzensischen Künsten. In den Osterferien ist es dann soweit: Der Zirkus kommt. Zusammen mit Helfern bauen die Schüler das Zirkuszelt auf, die Sitztribünen werden positioniert, die Hobelspäne in die Manege eingestreut und der rote Vorhang wird aufgehängt. Sogar ein Vorzelt für den Pausenverkauf wird aufgebaut und zahlreiche Zirkuswägen, in denen geschminkt wird, wo Requisiten verstaut sind und in denen sich die kleinen Artisten umkleiden können, werden um das Zirkuszelt aufgestellt. Die nun folgende Woche des Intensivtrainings inklusive General- und Hauptprobe und der drei abschließenden Wochenendvorstellungen vermitteln jedem einzelnen Teilnehmer das Gefühl, ein Teil des Zirkus zu sein und das zirzensische Leben erfahren zu dürfen. Die Entwicklung und Stärkung der Gemeinschaft im Zirkus wird in der vorliegenden Studie zum theoretischen Bezugsrahmen. Das Ziel liegt in der empirischen Erforschung der sozialen Gemeinschaft in Hinblick auf die gruppendynamischen Veränderungen, die sich durch das Zirkusprojekt auf dem Zirkus-Luna-Hof an der teilnehmenden Schülergruppe beobachten lassen. Das Buch gliedert sich somit in folgende Teile: 1. Theoretischer Hintergrund zur Zirkuspädagogik (Kapitel 2) 2. Theoretischer Hintergrund zum soziologischen Thema der Gruppendynamik (Kapitel 3) 3. Durchführung des einwöchigen Zirkusprojektes (Kapitel 4) 4. Auswirkung eines Zirkusprojektes auf die Gruppendynamik (Kapitel 5) Die Punkte drei und vier orientieren sich an dem konkreten Praxisbeispiel eines einwöchigen zirkuspädagogischen Schulprojekts zweier Schulklassen einer Grundschule auf dem Zirkus-Luna-Hof. Im Zuge von Teil drei wird zum einen auf die Rahmenbedingungen des besagten Zirkusprojekts eingegangen und zum anderen das Projekt in seiner Struktur beschrieben. Punkt vier befasst sich, unter Berücksichtigung des im dritten Teil geschaffenen theoretischen Hintergrunds, mit der konkreten Erforschung der Gruppendynamik der am Projekt teilnehmenden Gruppe. Hierbei bedient sich das Buch der Ergebnisse der soziometrischen Studie, die ihre Rohdaten aus einer Erhebung vor und einer Erhebung nach dem Zirkusprojekt zieht.
Fabian Jung B.A. wurde 1988 in Würzburg geboren. Sein Studium der Fächer Sport und Englisch für das Lehramt an Bayerischen Realschulen studiert er an der Julius-Maximilian Universität zu Würzburg. Begleitend zu seinem Studium beschäftigte er sich regelmäßig und ausdauernd mit sportlichen Trainerarbeiten, sei es als Betreuer in der Turnabteilung der TG Zell, als Sporttrainer für Untersuchungshäftlinge in der Justizvollzugsanstalt Würzburg oder als Trainer diverser Zirkusdisziplinen im Kinder-Winter-Zirkus Würzburg bzw. als Trainer und Betreuer beim Zirkus Luna, Langendorf. Insbesondere die Erfahrungen im Bereich der Zirkuspädagogik motivierten ihn dazu sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.
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