Schon Vordenker wie Rousseau, Thoreau und Dewey (18. und 19. Jahrhundert) wie auch die Repräsentanten der Reformpädagogik, insbesondere ihr Vertreter Kurt Hahn, zu Anfang des 20. Jahrhunderts betonten die Wichtigkeit einer erfahrungs- und erlebnisorientierten Erziehung für eine umfassende und tiefgreifende Persönlichkeitsentwicklung. In der gegenwärtigen Lebenswelt, in der die natürlichen Erlebnisräume für Kinder und Jugendliche immer enger geworden sind, erinnert man sich vermehrt an die Leitideen dieser Pädagogen und gerade auf dem Gebiet der Jugend- und Sozialarbeit kommen erlebnispädagogische Programme zum Einsatz. Vorrangiges Ziel des erlebnispädagogischen Arbeitens ist es, Kinder und Jugendliche durch physisch, psychisch und sozial herausfordernde Situationen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Auch die Schule sollte von diesem Konzept profitieren. Indem ich mich im Rahmen meiner Ausführungen sowohl theoretisch mit diesem übergreifenden Ziel auseinandersetze als auch seine empirische Überprüfbarkeit in den Blick nehme, bildet die Persönlichkeitsentwicklung durch die Erlebnispädagogik auch das Kernstück dieser Untersuchung. Einen zweiten und dritten Schwerpunkt stellen dabei zum einen die Auswirkungen des erlebnispädagogischen Arbeitens auf das Persönlichkeitsmerkmal der Selbstwirksamkeit, zum anderen die Einbindung der Erlebnispädagogik in schulische Kontexte und die damit verbundenen Chancen für die Persönlichkeitsförderung von Schülern und Schülerinnen dar. Vor diesem Hintergrund wird dem Buch die im Folgenden skizzierte Struktur zugrunde gelegt: In Kapitel 2 wird zunächst ein umfassendes Verständnis von der Erlebnispädagogik, auch im Spiegel seiner Historizität, entwickelt, daraufhin wird diese in ihrer gegenwärtigen, modernen Gestalt und gesellschaftlichen Bedeutung fokussiert. In Kapitel 3 richtet sich das Interesse ausführlich auf die Dimension der Persönlichkeitsentwicklung, indem die Wirkungsweisen der Erlebnispädagogik und ihr persönlichkeitsbildendes Potential theoretisch fundiert werden. Hier soll darüber hinaus Banduras 'Konzept der Selbstwirksamkeit' vorgestellt und mitunter auch in einen erlebnispädagogischen Kontext gebracht werden. Kapitel 4 gibt einen Überblick über empirische Beiträge zur Wirkung der Erlebnispädagogik auf das Selbst von Schülerinnen und Schülern, woran sich in Kapitel 5 die Beschreibung, Auswertung und Diskussion einer eigens durchgeführten Untersuchung anschließen. Ziel dieser Studie war es, die Auswirkungen einer in den Rahmen einer Schülervertreter-Fahrt eingebundenen erlebnispädagogischen Kurzzeitintervention auf die Selbstwirksamkeitserwartungen von Schülerinnen und Schüler zu untersuchen. Nach einem vorläufigen Resümee wird in Kapitel 7 ein expliziter Schulbezug hergestellt, indem die EP als ein schulisches Konzept diskutiert und Integrationsperspektiven aufgezeigt werden.
Eva-Maria Größ wurde 1984 in Wipperfürth geboren. Ihr Studium der Germanistik und Sportwissenschaft für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen an der Bergischen Universität Wuppertal schloss die Autorin im Jahre 2009 mit dem 1. Staatsexamen erfolgreich ab. Sowohl im erziehungswissenschaftlichen Begleitstudium als auch im Fach Sport setzte sich die Autorin umfassend mit der Erlebnispädagogik und deren Implementierung in schulischen Settings auseinander. Auch in ihrer 2. Staatsexamensarbeit im Rahmen ihres im Jahre 2011 erfolgreich abgeschlossenen Referendariats am Seminar Wuppertal-Solingen beschäftigt sie sich mit dem modernen erlebnisorientierten Trend 'Geocaching' und reflektiert die Erprobung dieser Aktivität im schulischen Projekt. Auch diese Studie wurde im Diplomica Verlag als Fachbuch veröffentlicht.
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