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E-Book

Sport auf Englisch

Lerngelegenheiten im bilingualen Sportunterricht

AutorBirte Rottmann
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl260 Seiten
ISBN9783531904405
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis46,99 EUR
Birte Rottmann bietet eine theoretische sowie qualitativ-empirische Erfassung der Potentiale bilingualen Sportunterrichts für Lern- und Bildungsprozesse von Schülern. Sie identifiziert anhand konkreter Unterrichtsszenen Bedingungen für das Entstehen von Lerngelegenheiten in Interaktion mit Lehrperson und Mitschülern und im Wechselspiel von Englischsprechen und Bewegen im bilingualen Sportunterricht. In einem rekonstruktiven Verfahren wird Lernen hier aus der Prozesshaftigkeit des Unterrichts heraus analysiert, um daraus didaktisch-methodische Konsequenzen für die Planung bilingualen Sportunterrichts abzuleiten.

Dr. Birte Rottmann ist Lehrbeauftragte am Fachbereich Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg.

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Leseprobe
3 Lern- und bildungsgangtheoretische Annäherungen an den Untersuchungsgegenstand (S. 93-94)

In den beiden vorhergehenden Kapiteln habe ich mich dem Untersuchungsfeld zuerst auf struktureller und dann auf didaktischer Ebene genähert. Dabei bin ich meinem Erkenntnisinteresse, Lerngelegenheiten im bilingualen Sportunterricht zu erfassen, die über die Kombination von Englischsprechen und Bewegen in der Unterrichtsinteraktion entstehen, in zweierlei Hinsicht näher gekommen. Zum einen habe ich herausgearbeitet, dass Sprechen und Bewegen in der Körperlichkeit verbundene und untrennbare Kommunikations- und Interaktionsformen sind, die sich zwar in ihrem Symbolgebrauch unterscheiden, in der Auseinandersetzung zwischen Mensch und (Um-)Welt aber ganzheitlich wirken. Diese Interaktion mit der menschlichen und dinglichen Umwelt ist letztlich die Voraussetzung für Lern- und Entwicklungsprozesse.

Dass die Verknüpfung von speziell Fremdsprache und Bewegung bzw. Körperlichkeit ein Lernpotential birgt, wird vonseiten der Fremdsprachendidaktik bestätigt. Die Zusammenhänge zwischen Englischsprechen, Bewegen, Interaktion und Entwicklung auf struktureller Ebene sind damit dargelegt (vgl. Kapitel 1). Dies ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für die Rekonstruktion von Lernen auf der Prozessebene. Zum anderen habe ich ein Kompetenzmodell für bilingualen Sportunterricht entwickelt, das allgemeine Kompetenzanforderungen bilingualen Unterrichts mit denen des Sportunterrichts vereint und die Multidimensionalität der Kompetenzbereiche verdeutlicht, welche durch die Verknüpfung fremdsprachlicher mit sportlichen Anforderungen und Lernperspektiven entsteht. Kompetenzen stellen dabei perspektivische Endprodukte von Lernprozessen im Sinne eines Lernoutcome dar (vgl. Kapitel 2).

Diese Perspektive auf Lernen von den Zielen her ist notwendig, um unterrichtliches Handeln im Kontext der Schule zu verstehen und einordnen zu können. Sie berücksichtigt jedoch weder die Sicht der Lernenden noch erlaubt sie Aussagen über Lernprozesse selbst. Da diese Arbeit das Interesse verfolgt, eben diese Prozesse des Lernens bzw. die Lernprozesse auslösenden Momente aus der Sicht der Lernenden zu erfassen und didaktisch auszulegen, müssen sowohl die strukturelle Perspektive als auch der Lernprodukte beschreibende Kompetenzbegriff um einen Blickwinkel erweitert werden, der es erlaubt, Prozesse des Lernens subjektbezogen zu erfassen und zu erklären.

Folglich ist eine Lerntheorie notwendig, um Lernen in seinem spezifischen Prozesscharakter beschreiben und es dadurch in der Praxis bzw. im Datenmaterial erkennen, nachvollziehen und analysieren zu können, es also in Worte fassen zu können. Für diese „Versprachlichung" bedarf es zusätzlich einiger zentraler Begrifflichkeiten, die empirisch gehaltvoll und theoretisch anknüpfbar sind, um schließlich eine Theorie des Lernens im bilingualen Sportunterricht formulieren zu können.

Um den aufgezeigten Bedarf zu decken, konsultiere ich in diesem Kapitel lern- und bildungsgangtheoretische Ansätze. Das Programm der Bildungsgangforschung stellt dabei den Forschungsrahmen dar, innerhalb dessen ich die dieser Arbeit zugrunde liegende Lerntheorie entfalte. Ich greife zunächst mit Combe (2004, 2005) auf ein Konzept von Lernen als Transformation von Erfahrung zurück, welches ich in Bezug zum genetischen Entwicklungskonzept Jean Piagets setze. Dies erlaubt es mir, Erfahrungskrisen, Störungen und Brüche genauer zu erfassen und als Lernerfahrungen auslösende Situationen, also als Lerngelegenheiten, zu deuten.

Zugleich schlage ich das Konzept der Bedeutungsaushandlung nach George Herbert Mead vor, durch das sich Lernen gemäß meiner strukturellen Ausarbeitungen (Kapitel 1) als ein interaktiver Prozess deuten lässt. Außerdem entwickle ich mittels der Begriffe Lerngelegenheiten, Lernmodi und Gelegenheitsstrukturen ein Kategoriensystem, um Lernprozesse im bilingualen Sportunterricht zu rekonstruieren und letztlich um ihre praktische Reproduzierbarkeit zu ermöglichen. Zunächst, und mit den anderen Vorhaben in Zusammenhang stehend, schildere ich jedoch kurz das Programm der Bildungsgangforschung.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt7
Abbildungsverzeichnis9
Tabellenverzeichnis10
Vorwort11
Einleitung12
1 Strukturen des Untersuchungsgegenstandes: Sprechen und Bewegen als Grundlagen von Kommunikation, Interaktion und Unterricht20
2 Didaktische Annäherungen an bilingualen Sportunterricht49
3 Lern- und bildungsgangtheoretische Annäherungen an den Untersuchungsgegenstand90
4 Methodik der empirischen Untersuchung122
5 Analysen von vier Szenen139
6 Gelegenheitsstrukturen im bilingualen Sportunterricht203
7 Fazit und Diskussion der Ergebnisse230
8 Literaturverzeichnis241

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