Was ist funktionelles Teamcoaching?
Funktionelles Teamcoaching hilft Teams, optimal zusammenzuarbeiten, ihre Aufgaben effektiver und effizienter zu bewältigen und ambitionierte Ziele schneller zu erreichen. Funktionelles Coaching ist wirkungsvolles Coaching. Es stärkt die Funktionalität von Teams. Es ist zielorientiert, zweckmäßig, zugeschnitten auf die besonderen Funktionen, die ein Team zu erfüllen hat.
Funktionelles Coaching hilft Teams, ihre Leistung zu steigern und das Miteinander zu verbessern. Beides findet im Einklang statt. Fähigkeiten von Teammitgliedern werden so gefördert, dass die Einzelnen mit Freude und Engagement dabei sind und mit ihrem Beitrag das Team insgesamt voranbringen.
Funktionelles Training ist im Spitzensport internationaler Standard. Jürgen Klinsmann hat es als Nationaltrainer dem deutschen Fußball beigebracht und damit Training und Spielweise der Nationalmannschaft revolutioniert. Anfangs wurde er belächelt, kritisiert, angefeindet, bis der Erfolg ihm recht gegeben hat. Dann erst gaben die etablierten Funktionäre der etablierten Verbände und Vereine den Widerstand gegen ihn auf und begannen sich ernsthaft anzuschauen, was von funktionellem Training zu lernen, was dadurch zu gewinnen ist.
Funktionelles Training basiert auf einem ausgeklügelten Konzept. Es bezieht alles mit ein, was einem Team hilft, besser zu werden. Beispiel Fußball: Fußball ist Teamarbeit vor großem Publikum. Fußball ist mehr als Rennen, Kicken und Tore schießen. Es ist ein komplexer Sport mit feinsinnigen Spielsystemen, mit Strategie und Taktik, die sich mit jedem Gegner ändern und sogar während eines Spiels mehrfach variiert werden können, sofern es die Situation erfordert.
Kein einzelner Spieler kann allein erfolgreich sein. Individuelle Klasse wird zwar verlangt und ist schön anzuschauen. Doch wie sehr auch der eine oder andere als Individualkünstler auftrumpfen mag, letztlich zählt nur, was sie gemeinsam zustande bringen, was das Team als Team leistet.
Coaches schicken Spieler nicht mehr mit einfältigen Parolen auf den Platz. Früher glaubten sie, es reiche aus, ihnen zuzurufen: »Spielt schön«, oder sie zu mahnen, »sich den Arsch aufzureißen«. Das war vor gar nicht langer Zeit noch gang und gäbe. Selbst unter National- und Ligatrainern. Mit solcher Schlichtheit ist es nun vorbei. Die Entwicklung des Spiels ist über sie hinweggegangen.
Funktionelles Training entspricht den veränderten Anforderungen der Branche. Gute Spieler müssen denken, nicht nur mitdenken. Sie müssen verstehen, welche jeweilige Rolle sie spielen und wie sich verschiedene Teamrollen zusammenfügen zu einem stimmigen Konzept.
Gefordert ist die Einheit von Körper und Geist – vor allem, wenn Spieler »Hochleister« sein wollen. Dann trainieren sie mentale Stärke. Sie lernen, Druck auszuhalten, sich und das Geschehen um sie herum besser zu beobachten, gut zu kommunizieren. Sie müssen all ihre persönlichen Stärken einbringen und gleichzeitig ihr Ego bremsen, weil Egozentrik das Zusammenspiel stört und dem Teamerfolg schadet.
Spieler trainieren Kraft und Kondition völlig anders als noch vor wenigen Jahren. Sie müssen mehr und schneller laufen können. Sie müssen insgesamt fitter sein. Sie brauchen mehr Ausdauer, mehr Beweglichkeit und eine bessere Körperbeherrschung. »Core-Training« ist dafür entscheidend: die Entwicklung der Rumpfmuskulatur. Sie trainieren nicht mehr einzelne Muskeln, sondern Muskelketten, so wie sie in echten Spielbewegungen beansprucht werden. Sie trainieren die Koordination von Bewegungen, Balance und Stabilität. Zu ihrem Programm gehört »Life Kinetik«, ein Training, das Wahrnehmung und Bewegung verkoppelt. Damit trainieren sie nicht nur den Körper, sondern auch ihr Hirn. Sie entwickeln neue neuronale Verschaltungen, mit denen sie komplexe Aufgaben besser bewältigen können. Sie stärken ihre Merkfähigkeit, ihr Multitasking, ihre Konzentration und Kreativität.
Differenzielles Lernen ist angesagt. Dabei geht es um große Variationen in Bewegungen und Abläufen. Sture Wiederholungen schlichter Übungsreihen, früher selbstverständlich, finden bei Profis nicht mehr statt. Dem Ansatz liegt die Erkenntnis zugrunde, dass es eine ideal reproduzierbare Bewegung im Sport unter Wettkampfbedingungen nicht gibt. Bewegungsabläufe sind ähnlich, und doch ist jede Bewegung etwas anders.
Durch die große Bewegungsvariation beim differenziellen Lernen kommt es häufiger zu Fehlern. Während es beim traditionellen Training darum ging, Fehler zu minimieren, werden sie mit der modernen Trainingsmethode geradezu provoziert. Denn Variation entspricht dem wirklichen Wettkampfgeschehen: In der Dynamik des Spiels stellen sich immer wieder andere Anforderungen an die Koordination. Ein klasse Spieler muss sie erfüllen, wenn er bedrängt wird und es darauf ankommt. Mit diesem Training erhöhen Spieler zugleich ihre Stressresistenz.
Als Jürgen Klinsmann einen Hockeytrainer einstellen wollte, schüttelten alle den Kopf. Alle Ignoranten, die von Hockey keine Ahnung haben und nicht ermessen, was Fußballer von Hockeyspielern lernen können – ein noch schnelleres Spiel, auf noch engerem Raum, eine andere Funktionalität der Spielerrollen, mit viel stärkerem Antrieb schon aus der Verteidigung. Ein solches »Crosstraining« wird auch in anderen Sportarten bevorzugt, weil damit funktionell spezifische Fähigkeiten aufgebaut werden, die aber auch woanders zur Geltung kommen können. Außerdem sorgt Crosstraining für Abwechslung und erhöht die körperliche und geistige Fitness.
Dieses Buch ist kein Sportbuch. Also Schluss mit all den sportspezifischen Auslassungen. Nur so viel noch: Funktionelles Training ist mittlerweile auch im Freizeitsport angekommen – dort, wo es um persönliche Fitness geht –, weil es weit wirksamer ist als alle herkömmlichen Methoden.
Meine Idee, funktionelles Coaching als konsistentes Konzept für Teams in Unternehmen und Organisationen zu entwickeln, wurde angestoßen durch die Veränderung von Teamtrainings im Sport, durch eigene Coaching-Erfahrungen und neue Erkenntnisse aus verschiedenen Wissenschaften, die – richtig kombiniert – Coaching und Teamarbeit noch effektiver machen.
Funktionelles Coaching ist mehr als Methodik und Didaktik. Es begründet sich aus Psychologie, Managementwissen und -erfahrung, Sport- und Neurowissenschaften, Medizin und Philosophie. Und ist dabei strikt orientiert auf nützliche Anwendung. Theorie ist für funktionelle Coaches kein intellektueller Selbstzweck. Sie muss sich in der Praxis des Alltags bewähren.
Eine letzte Analogie zum Sport: Funktionelles Coaching dient dazu, Teamfitness systematisch zu verbessern. Geistige und körperliche Fitness sind Grundvoraussetzung für Leistung. Fit müssen Teams und ihre einzelnen Mitglieder auch in Unternehmen oder Organisationen sein, wenn sie gut, effektiv, effizient sein wollen. Auch sie haben zunehmend komplexe Aufgaben zu erledigen, müssen sich immer wieder auf neue Situationen und Anforderungen einstellen, ständig Neues lernen, individuelle Fähigkeiten optimal einbringen, sich persönlich weiterentwickeln, sich gut miteinander abstimmen und gut miteinander auskommen, Konflikte bewältigen, Krisen managen, aus Fehlern lernen, Emotionen regulieren, Druck aushalten, Frust wegstecken und Erfolge so feiern, dass sie damit weitere Stärken aufbauen. All das gelingt ihnen besser mit funktionellem Coaching.
Einzelne Elemente des funktionellen Coachings werden auch in anderen Coaching-Ansätzen genutzt. Aber als einzelne Elemente werden sie oft falsch verstanden und sind in der Anwendung allenfalls von begrenztem Nutzen. Wer zum Beispiel annimmt, den Schlüssel für effektive und effiziente Teamarbeit in Kommunikation und Team-Building zu finden, greift zu kurz und versteht nicht wirklich, was einzelne Elemente bewirken und nicht bewirken können. Schlechte Kommunikation hat meist tiefer liegende Ursachen. Wenn Interessen und Erwartungen nicht zusammenpassen, reichen Kommunikationstechniken nicht aus, um eine gute Verständigung und ein kooperatives Miteinander herzustellen. Team-Building mag ein Label für erste sinnvolle Schritte hin zu Kooperation sein. Doch Zusammenhalt und zweckmäßige Zusammenarbeit müssen ständig gepflegt und individuelle Interessen integriert werden, um Teamziele über eine längere Strecke zu erreichen....