KAPITEL 1: DIE STRASSE NACH EUGENE
Die letzten Tautropfen waren an diesem Spätsommermorgen vom Gras verschwunden. Ich laufe zu meiner entfernten Position, nachdem Mitglieder des Kiwanis Clubs die Grundlinien mit Kalk gekennzeichnet haben. In der Mitte des Platzes befindet sich die große, mit Holz abgetrennte Rollschuhbahn. Die ganze Anlage ist von perfekt platzierten, großblättrigen Ahornbäumen umgeben. In einem weiteren Monat wird der Saft der Blätter auf die gewaxten Karosserien der Desotos, Packards und Studebakers tropfen, die darunter abgestellt werden, wenn die Anhänger der Canbys kommen, um ihrem Team zuzuschauen. Wie die Dodgers trage ich eine weiße Uniform mit blauer Baseballmütze und blauen Socken, aber ich bin stolz auf mein blaues „C“ auf der Brust.
Ich drehe mich um und sehe mich dem gegnerischen Schlagmann am Schlagmal gegenüber. Es scheint weit weg zu sein. Ich bin Duke Snyder, den ich auf dem kleinen Schwarzweißfernseher gesehen hatte, den Herr Miller in unser Klassenzimmer mitbrachte. „Das ist etwas ganz Großes – die World Series, die Dodgers gegen die Yankees im Ebbets-Stadion.“
Ich stehe im Zentrum und warte, dass etwas geschieht. Ich frage mich, ob sich Duke zuweilen wohl auch so langweilt. Oder Jackie Robinson oder Maury Wills. Es war mir egal, ob diese Jungs schwarz oder weiß waren, ich wollte einfach so sein wie sie. In meiner Vorstellung sprintet Wills zur Nummer zwei, holt ein weiteres Mal und bringt sein Team in Führung.
Mike Masterson ist unser Fänger. Mike ist der Größte in unserer Klasse. Er kann einen Ball so weit schlagen, dass er hinter dem Spielfeld eine Windschutzscheibe beschädigt. Er hat Haare, wo ich nicht wusste, dass man welche haben kann. Er hat auch keine Angst vor Mike Stones stechend-schnellem Geschoss. Sie sind die „zwei Mikes“. Mit Mike Stone im Team haben wir eine gute Chance, zu gewinnen.
Harry Eilers ist zuerst an der Reihe. Er ist schlacksig und trägt seit seiner Jugend eine Brille. Harry erinnert mich ein wenig an Goofy in den Disney-Trickfilmen. Wenn wir uns einspielten, verpasste er nicht selten das vorgesehene Ziel und beförderte den Ball irgendwo in die linke Spielfeldhälfte. Aber die beiden Mikes, die waren wirklich speziell. Sie hatten die Gabe, dann am besten zu spielen, wenn es wirklich darauf ankam.
Mein Vater ist der hauptverantwortliche Ringercoach an der Canby-Highschool. Baseball und Ringen sind meine ersten Sportarten. Für ihn ist das eine wichtige Sache. Meine Mutter ist am Samstag jeweils damit beschäftigt, im Parson-Drugstore in unserer Nähe Bananensplits zuzubereiten. Meine Schwestern fühlen sich mir gegenüber verpflichtet und bleiben bei jedem Durchgang bei Dad.
Unsere Trainer sind Eltern, die etwas vom Spiel verstehen. Sie sind gewitzt genug, um die beiden Mikes auf der Liste der Schlagmänner ziemlich an den Anfang zu stellen. Der „haarige Mike“ ist so positioniert, dass er im Stile von Babe Ruth zwei oder drei Läufer schlagen kann. „Schlag ihn bis zum Häuserblock im Stadtzentrum, Mike! Komm, Babe!“ Ich weiß nicht, woher das „Komm, Babe“ kam, aber wir sagten es alle. Ich befinde mich in der Aufstellung der Schläger ziemlich weit unten. Oft erhalte ich im ersten Inning gar keine Chance, ins Spiel einzugreifen. Sobald unsere Seite aus dem Spiel ist, renne ich aufs Feld, ich drehe mich um und warte in geduckter Stellung mit dem Fanghandschuh auf dem linken Knie und der Hand auf dem rechten. Falls der Ball je in die Mitte des Feldes gelangt, ist er mein.
Die Mannschaft von Lone Elder ist draußen. Jetzt bin ich endlich dran. Ich laufe, so schnell ich kann, um den hart geschlagenen Louisville-Ball zu erreichen; er gleitet durch meine Hände mit etwas Staub vom Unterstand der Coaches. Harry Eilers bewegt sich im kleinen Feld des Schlagmanns auf und ab. Ich weiß, dass Harry im Inneren kichert, weil er denkt, dass er damit den Werfer verwirrt. Ich habe nie zuvor gesehen, dass der Ball so geworfen wurde. Ich schaue auf den Werfer, auf Harry und dann auf den Fänger. „Whop!“ Der Ball ist im Handschuh des Fängers, Harry geht hinaus und ich bin an der Reihe.
Ich lege meine Baseballmütze ab und ziehe den Plastikhelm des Schlagmanns über. Ich konzentriere mich auf den Werfer und versuche, den Ball zu sehen. Ich wundere mich, wie ich mich vor einem so kleinen Ding fürchten sollte. Mit niemandem auf einer Base muss der Pitcher nur mich im Auge behalten. Auch ohne Ablenkung landet der erste Wurf im Staub vor dem Schlagmal – „BEall!“, schreit der Schiedsrichter, was ich für Klein-Canby in Oregon als übertrieben betrachte. Ich schlage mit einer weiten Ausholbewegung nach einem Ball, der diesen Kraftaufwand nicht verdient. Dann stehe ich einfach da und lasse den Ball auf mich zukommen. Endlich „Ball vier“ und mit einem breiten Grinsen trage ich mein Schlagholz, halb nach unten gerichtet, zur ersten Base. Ich weiß nicht genau, was ich damit tun soll.
Ich stampfe mit meinen Metallstollen auf die erste Standlinie. Der Kalk, der sich auf der Unterseite meiner schwarzen Spalding-Lederspikes befindet, bedeckt den Dreck. John Plant ist der Nächste. Ich mache ein paar Schritte weg vom Mal, schätze die 15-18 m bis zur zweiten Base ab. Ein „Rechter“, der Werfer dreht auf dem kleinen Erdhügel, von dem aus geworfen wird. Wie verrückt sprinte ich los. Die Spieler im Feld rufen und der Ball landet im Handschuh des Fängers. Ich sehe nur etwas – die Base. Zwei Schritte nach außen, ich ziehe mein rechtes Bein zurück, setze die linke Schuhspitze nach unten und hebe ab. In einer Staubwolke rutsche ich, bis mein Fuß beim Mal zum Halten kommt – genau wie Maury Wills. Ich stehe auf, intakt, und schaue voller Stolz auf meine schmutzige Uniform. Ich bin im Spiel.
John Plant schlägt und lässt mich stranden. Ich bin wieder im Feldzentrum. Mindestens jetzt fühle ich mich wie ein richtiger Spieler. Unter den Wolken, die wie Zuckerwatte am Himmel kleben, denke ich an meine Helden Robinson, Snyder, Hodges, Campanella, aber insbesondere an Wills. So musste man sich als wohl fühlen.
Es braucht einen weiteren Durchgang, aber dann komme ich nochmals zum Schlagen. Diesmal mache ich den Anfang. Ich beeile mich, den Helm zu greifen, und, nach ein paar wenigen Übungs-Ausholbewegungen, stehe ich bereit. „Zing!“ Der erste Ball kommt genau auf mich zu. Ich drehe mich um und ducke mich. Der Ball muss wohl meinen Rücken getroffen haben. Ich spüre ein heißes Brennen, das mich zu einer Grimasse zwingt und mich etwas hüpfen lässt, als ich mich zur ersten Base begebe. Ich bewege meine linke Schulter, um mich etwas zu lockern. Dann mache ich ein paar Schritte weg von der Standlinie. Sobald der erste Wurf unterwegs ist, drehe ich mich und grabe meine Stollen in den Boden. Ich laufe aufrecht mit dem knirschenden Ton von frischem Dreck unter meinen Stollen, und dann steche ich runter in den Staub. Der Ball fliegt über den zweiten Basemann und landet im Feld. Ich weiß, dass ich den Wurf vom Zentrum zum dritten Base nicht schaffe, aber es ist so gut wie sicher, dass ihre Feldspieler das auch nicht fertig bringen. Ich laufe zum dritten Base und diesmal muss ich nicht einmal hineinrutschen. Der fehlgeleitete Ball schlägt auf der dritten Baselinie auf und landet mit einem lauten Rasseln in der Absperrkette vor der Bank. Es ist kein Feldspieler in der Nähe. Ich laufe zum Schlagmal.
Der ganzen Sommer über bin ich nie zum Werfen gekommen. Weil die gegnerischen Werfer oft die Zone zwischen den Knien und der Brust verfehlten, führte ich das Team in „gestohlenen Bases“ an, wenn man mir einen Walk gab. Manchmal hatte ich sogar Glück und wurde von einem Ball getroffen.
Die Plattform ist gerichtet. Ich weiß, was ich kann. Ich kann laufen.
Ein paar Jahre später begann ich in der Highschool mehr zu laufen, an Wochenenden machte ich oft eine Fahrt mit der Canby-Fähre und lief dann um den Pete-Berg herum. Es schien den ganzen Tag in Anspruch zu nehmen, aber ich war ein Läufer, ich hatte meinen Platz im Team bereits als Freshman, zuerst vor allem in den Sprints. Ich erinnere mich, wie ich die 400 m auf einer Rasenbahn in Gervais lief und dabei den Star-Footballspieler bis ins Ziel hart bedrängte. Nachher kam er zu mir und sagte: „Mein Junge, du solltest dabeibleiben. Du könntest gut werden.“
Ich machte weiter mit Ringen und Football, um meine Optionen offen zu halten. Auf der Bahn wollte ich mein neues Talent unter Beweis stellen und sprintete mit voller Kraft aus der Kurve heraus. Ich dachte, ich würde die Hürde mit Leichtigkeit überqueren, aber knallte mit dem Führungsbein voll hinein, fiel Kopf voran auf die Aschenbahn und überschlug mich mit einem Vorwärtssalto. Das Einzige, was an diesem Tag Schaden nahm, war mein Selbstvertrauen.
Wenn ich meinen Eltern etwas verdanke, dann ist es die Tatsache, dass sie mich in meiner Kindheit spielen ließen. Es bestand kein Druck, was meine Zukunft betraf und keine große Erwartung. Ich spielte wirklich viel. Das alte „Cozy Corner“-Haus hatte nebenan einen Stall, ideal für Cowboys und Indianer mit Kapselpistolen, die drauflosfeuerten und mit viel Stroh, das den Fall der Getöteten dämpfte. Ich weiß nicht, wie meine Mutter das „Whop-Whop“ aushielt, das durch mein Schlagtraining entstand, wenn der Tennisball von der Auffahrt auf der Südseite des Hauses an die Wand knallte. Ich war Sandy Koufax, nur dass ich Rechtshänder war. Wenn der Ball zurückkam, lief ich zur zweiten Base und warf den Ball mit dem seitlich ausgestreckten Arm zur ersten zurück. Die Lorbeerhecke vor dem Haus wurde zur gegnerischen Linie; ich rannte auf der Schräge oder tauchte an einem schlammigen Tag. Terry Baker, Gewinner der Heisman-Trophy, war jetzt der Mann im Angriff der „Biber“; meine...