WIE KOMMT ES ZU POTENZSTÖRUNGEN?
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Potenzstörungen stellen die häufigsten männlichen Sexualstörungen dar. Zu unterscheiden sind
- die Unfähigkeit, Geschlechtsverkehr zu haben, da der Penis nicht funktionsfähig ist.
- der Verlust an sexuellem Verlangen (Libido).
- Störungen in der Funktion des Samenergusses bzw. Orgasmuses; Ejakulation im Sinne eines vorzeitigen Samenergusses (Ejaculatio praecox), ein verzögerter, krankhafter Samenerguss (Ejaculatio retardata) und der Orgasmus ohne Samenerguss (retrograde Ejakulation) und
- Störungen der Fruchtbarkeit (Fertilität).
Die aufgeführten Störungen in der Sexualfunktion können entweder einzeln oder auch in Kombination beim Mann auftreten.
In den 70er Jahren, als die psychotherapeutische Medizin anfing, sich zu etablieren, sprach man davon, dass 90% der männlichen Sexualfunktionsstörungen in psychischem Fehlverhalten zu suchen seien. Da man zu diesem Zeitpunkt weder den Aufbau des Penis noch dessen Funktion verstand, stellte die Impotenz einen weißen Fleck auf der medizinischen Landkarte dar. Mutige Forscher machten sich auf den Weg, dieses weitgehend ungeklärte Gebiet wenigstens teilweise zu entdecken. Neue Untersuchungstechniken und Therapieformen tauchten auf, wurden bejubelt und zum Teil wieder verworfen. Anfang der 90er Jahre ging man dann davon aus, dass Störungen im Ablauf der Erektion meist organische Ursachen haben.
Etwa die Hälfte aller Männer erfährt in ihrem Leben vorübergehende Episoden einer Unfähigkeit, den Beischlaf zu vollziehen. Immerhin berichten 15-25% aller Männer, die einen Arzt besuchen, über sexuelle Probleme. Chronische Erektionsstörungen nehmen mit gesteigertem Lebensalter deutlich zu. Mit 60 Jahren leidet bereits ein Viertel der Männer an einer dauerhaften Impotenz.
Es ist bekannt und eigentlich schon fast zu banal zu erwähnen, dass für die Impotenz viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. Dieses Symptom kann bei unterschiedlichen Patienten grundverschiedene Ursachen haben.
Grundsätzlich kann man primäre Störungen in der Potenz von sekundären unterscheiden. Primäre Dysfunktionen zeigen sich mit der Aufnahme der sexuellen Aktivität. Bei sekundären Störungen gab es zunächst eine Periode ungestörten Sexualverkehrs und die Impotenz stellte sich erst im Laufe des Lebens ein.
3.1 WAS IST IMPOTENZ?
Impotenz ist ein Begriff, der mit sehr starken negativen Assoziationen belegt ist. Sie wird als Makel eines Mannes angesehen. In der Medizin spricht man von der erektilen Dysfunktion oder einer Erektionsstörung, also einer Erkrankung, und nicht von einem Makel. Die Impotenz ist als Unfähigkeit definiert, eine für den Beischlaf ausreichende Gliedsteifigkeit zu erreichen. Dabei ist nicht das kurzfristige Versagen eines Mannes gemeint, sondern die erektile Dysfunktion über einen längeren Zeitraum. Manche Männer oder Paare kommen mit diesem Zustand sehr gut zurecht. Erst wenn ein Leidensdruck des Betroffenen oder in der Beziehung entsteht, kann man von einer medizinisch notwendig abzuklärenden Impotenz sprechen.
Sexualstörungen können eine intakte Beziehung beeinträchtigen und es kann sogar zu Trennungen kommen. Das gilt insbesondere bei einer neuen Beziehung, in der das sexuelle Beieinandersein oft eine viel wichtigere Rolle spielt als in einer länger bestehenden Partnerschaft. Sexualität muss bei zwischenmenschlichen Beziehungen auch nicht unbedingt an erster Stelle stehen, aber sie stellt oft einen wichtigen Bestandteil einer ausgeglichenen, harmonischen Beziehung dar. Ein ständiges Ausbleiben kann zu Spannungen zwischen den Partnern führen und die Beziehung stark belasten.
Wie bereits erwähnt, kann Impotenz durch multifaktorielle Ursachen bedingt sein. Nachfolgend wird auf die verschiedenen möglichen Ursachen im Einzelnen eingegangen.
3.2 SEELISCHE (PSYCHOGENE) URSACHEN
In den 70er Jahren ging man davon aus, dass fast alle Erektionsprobleme eine seelische Ursache hätten. Mittlerweile gibt es Untersuchungsmöglichkeiten, sehr genau zwischen hauptsächlich seelischen bzw. organischen Störungen und Mischformen zu differenzieren. Psychogene Störungen sind bei 15-60% aller Patienten gegeben. In vielen Fällen entwickeln sich Mischformen. Bei der Entstehung einer körperlich bedingten Impotenz spielen dann nach mehrmaligem Versagen seelische Faktoren mit eine entscheidende Rolle.
Die ausführliche und geschickte Erhebung der Vorgeschichte (Anamnese) von Patienten, die an Erektionsstörungen leiden, kann oft schon richtungsweisend sein, ob ein organischer Schaden oder eine psychogene Dysfunktion vorliegt. Für eine psychogene Ursache spricht, wenn der Patient über gute morgendliche Erektionen berichtet. Des Weiteren weisen Berichte über gute Versteifungen des Gliedes, die sich beim Anblick von erotischen Filmen, pornografischen Fotos und bei der Masturbation einstellen, auf eine seelische Störung hin; denn allem Anschein nach funktioniert der Penis in diesen Situationen. Das bedeutet, dass alle organischen Funktionen zum Erreichen einer Erektion intakt sein müssen. Die Impotenz ist ein sehr komplexes Krankheitsbild und manchmal ist es auch erst nach eingehenden, intensiveren Untersuchungen möglich, eine psychogene Genese oder Komponente der körperlichen Missfunktion festzustellen.
Auch die Ursache der psychogenen Impotenz ist multifaktoriell, d. h., sie kann sehr unterschiedlich bedingt sein. Neben psychischen Problemen des betroffenen Mannes selbst, spielen sowohl partnerbezogene Faktoren, insbesondere Mechanismen der Versagensangst und der Angstabwehr, sowie Mechanismen der übermäßigen Kontrolle und Selbstbeobachtung die entscheidenden Rollen.
Im Folgenden soll kurz auf einige mögliche Ursachen der seelischen Erektionsstörung eingegangen werden.
3.2.1 DAS PROBLEM MIT DER PENISLÄNGE
Ist das Problem mit der Penislänge nicht immer ein psychisches Problem? – Nein, es gibt auch organische Fälle. Der medizinisch definierte Mikropenis oder die starke Verkrümmung des erigierten Gliedes, welches zu einer Verkürzung führen kann, stellt ein organisches Problem dar. Dieses soll jetzt nicht weiter besprochen werden.
Viele Männer sind der Meinung, dass ihre Penislänge nicht ausreichend sei. Diese Meinung ist leider ebenso weit verbreitet wie unbegründet. Junge Menschen, die bei ihren ersten sexuellen Erfahrungen Misserfolge, wie z. B. Orgasmusstörungen der Partnerin, erlebt haben, sehen eine Ursache dafür in ihrem angeblich zu kleinen Penis. Auch viele ältere Patienten beklagen, dass es in den letzten Jahren zu einer Einschrumpfung ihres Geschlechtsorgans gekommen ist. Bei einer erheblichen Gewichtszunahme kann es zur Ausbildung einer sogenannten Fettschürze kommen. Dies führt zwar nicht zu einer Verkürzung der Schwellkörperlänge, aber im nicht erigierten Zustand wird der Penis optisch kleiner wahrgenommen, da das Fettgewebe einen Teil seiner Länge bedeckt. Viele Männer, die den Arzt wegen eines zu kleinen Penis aufsuchen, können dessen Länge auf den Millimeter genau nennen. Nur wissen sie leider nicht, wie man die wahre Länge richtig bestimmt. Bei manchen Männern ist der Leidensdruck so groß, dass sie sich bei ihrem Urologen zu einer operativen Penisvergrößerung vorstellen.
In einer Studie wurde die Penislänge bestimmt. Die Männer zogen ihren Penis an der Eichel so lang wie möglich, und es wurden die Zentimeter vom knöchernen Ansatz (Symphyse) bis zur Harnröhrenmündung gemessen. Die durchschnittliche Penislänge betrug 12,8 cm. Sind Sie jetzt immer noch der Meinung, dass Ihr Glied zu kurz ist? Unter Anwendung dieser Methode wurden Längen von 10-18 Zentimeter ermittelt. Ein Zusammenhang zwischen Körpergröße und Penislänge konnte nicht festgestellt werden. Des Weiteren steht die Penisgröße in keiner Beziehung zur Potenz. Weiterhin ergaben Befragungen bei Frauen, dass bei den meisten eine sexuelle Befriedigung nicht von der Penisgröße ihres Sexualpartners abhängt. Es gab wenige weibliche Ausnahmen, die nur zu einem sexuellen Höhepunkt kamen, wenn der Partner ein sehr großes Glied hatte. Aber es gibt ja auch Männer, die nur zu einem sexuellen Höhepunkt kommen können, wenn die Partnerin „High Heels“ trägt.
Die Länge des Penis ist sehr unterschiedlich und man kann daraus keine Rückschlüsse auf die Manneskraft ziehen. Für ein harmonisches Sexualleben spielt es in der Regel keine Rolle, wie lang ein Penis ist. Der Wunsch der meisten Männer nach einer Penisverlängerung kommt also nicht durch den Wunsch der Partnerin zustande, sondern oft durch einen selbst gemachten Leistungsdruck, der in unserer heutigen Gesellschaft, die nach dem Motto „schneller, höher, stärker“ lebt, weit verbreitet ist.
In nur wenigen Fällen, bei denen Missbildungen des Genitales vorliegen, ist eine Penisoperation indiziert.
Wir Männer sollten uns vor Augen halten, dass es nicht auf die Länge des Gliedes ankommt, sondern darauf, wie man den Penis einsetzt.
3.2.2 ANGST VOR DER EIGENEN SEXUALITÄT
Viele Männer haben Hemmungen bzw. ein schlechtes Gewissen, etwas zu tun oder zu wünschen, wozu sie eigentlich Lust hätten. Angesprochen ist der offene und ehrliche Umgang mit der eigenen Sexualität und dem Partner, nicht ausgefallene sexuelle Praktiken. Oft sind solche Auslöser für ein schlechtes Gewissen durch die Eltern oder die Gesellschaft anerzogen. Manche ältere Paare haben ihren Partner noch nie bei vollem Tageslicht nackt gesehen und obwohl sie schon seit Jahren miteinander verheiratet sind, wird der Beischlaf ausschließlich im Dunkeln vollzogen. Die ältere Generation ist da gegenüber der...