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E-Book

Hautkrebs - Ein oft unterschätztes Risiko

Risikofaktoren, Diagnostik, Therapie und Prognose

AutorPeter Altmeyer, Stefanie Reich
VerlagKohlhammer Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl184 Seiten
ISBN9783170294776
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
In den letzten Jahren ist weltweit eine deutliche Zunahme von Hautkrebs zu verzeichnen. Am häufigsten treten die durch umfangreiche Aufklärungskampagnen bekannten Basalzellkarzinome, Plattenepithelkarzinome und das maligne Melanom, der schwarze Hautkrebs, auf. Daneben gibt es aber zahlreiche, weniger bekannte Tumore der Haut. Dieser Ratgeber informiert umfassend über die verschiedenen Krebsarten sowie über die Einschätzung der Prognose. Es werden Informationen zu Risikofaktoren, Vorsorgemöglichkeiten und Tipps zum Leben mit Hautkrebserkrankungen gegeben.

Professor Dr. Peter Altmeyer ist Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Bochumer Universitätshautklinik, St. Josef-Hospital. Dr. Stefanie Reich ist dort als Ärztin tätig.

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Leseprobe

1 Wissenswertes rund um die Haut


Wie ist die menschliche Haut aufgebaut?


Die Haut ist das Grenzorgan des Menschen zu seiner Umwelt und stellt das größte Organ des Menschen dar. Die Haut eines Erwachsenen ist ca. 2 m2 groß und wiegt 3 kg. Rechnet man das Fettgewebe mit ein, sind es sogar 20 kg. Die Hautdicke schwankt regional zwischen 1,5 und 4 mm. Der Aufbau der Haut besteht im Wesentlichen aus 3 Schichten (von außen nach innen):

  1. Die Epidermis (Oberhaut) ist ein sog. verhornendes Plattenepithel. Es ist Produzent und Träger der undurchlässigen Hornschicht, der äußersten Grenzschicht der Haut. In ihr sind pigmentbildende Zellen (Melanozyten) und Abwehrzellen beheimatet.
  2. Die Dermis (Lederhaut) ist das bindegewebige Gerüst der Haut. In ihr verlaufen die die Haut versorgenden Nerven und Blutgefäße.
  3. Die Subkutis (Unterhaut) ist ein Fettgewebspolster, das in der Tiefe den die Muskulatur umgebenden Bindegewebshüllen, den Faszien, aufsitzt.

Weiterhin gehören zur Haut die Anhangsgebilde wie Haare, Nägel, Talgdrüsen und Schweißdrüsen. Diese entstammen zwar der Oberhaut, sind jedoch tief in die Lederhaut eingebettet.

Was ist die Epidermis?


Die Epidermis ist die Oberhautschicht. Ihre Dicke schwankt zwischen 0,04 mm im Bereich der Augenlider und 1,5 mm an den Handinnenflächen und Fußsohlen. Die Oberhaut selbst unterteilt sich wieder in 5 Schichten (von oben nach unten):

  • Stratum corneum

= Hornschicht

  • Stratum lucidum

= Glanzschicht

  • Stratum granulosum

= Körnerschicht

  • Stratum spinosum

= Spindelzellschicht

  • Stratum basale

= Basalzellschicht

Die Oberhaut besteht zu etwa 90 % aus lebenden Hornzellen (Keratinozyten) und ist durchsetzt von pigmentbildenden Zellen (Melanozyten), Abwehrzellen (z. B. Langerhanszellen) und sog. sensiblen Zellen (z. B. Merkelzellen).

Abbildung 1.1: Schichtung der menschlichen Haut

Die Hornzellen (Größe etwa 30 μm) entstehen in der Basalzellschicht, durchwandern die übrigen Schichten der Oberhaut und reifen auf diesem Weg zu toten Hornzellen (Korneozyten) aus.

Die Durchwanderungszeit der Hornzellen durch die lebende Oberhautschicht (Spindelzellschicht) dauert etwa 14 Tage. Die Erneuerungszeit der Hornschicht dauert ebenfalls 14 Tage. Bei bestimmten Erkrankungen (z. B. der Schuppenflechte) können diese Durchwanderungszeiten deutlich verkürzt sein.

Die Hornschicht hat eine wichtige Trennfunktion. Die sägezahnartige Grenzzone zwischen Ober- und Lederhaut nennt man »dermoepidermale Junktionszone«. Die Fortsätze der Oberhaut, die in die Lederhaut hineinreichen, werden als »Reteleisten«, die dazwischenliegenden Ausstülpungen der Lederhaut werden als »dermale Papillen« bezeichnet.

Was ist das Besondere an den Melanozyten (pigmentbildenden Zellen)?


Die Melanozyten produzieren das schwärzliche Pigment Melanin und sind damit hauptverantwortlich für die Eigenfarbe der Haut. Sie sind normalerweise in der Basalzellschicht der Oberhaut oder des Haarfollikels zu finden. Die Pigmentproduktion erfolgt als Antwort auf verschiedene physiologische und pathologische Reize hin, insbesondere nach UV-Licht-Kontakt. Die Bräunung der Haut entsteht dabei durch die Übertragung von pigmenttragenden Transportern (Melanosomen) in die benachbarten Hornzellen.

Die Hauptfunktion des Melanins ist der UV-Schutz. Das Melanin nimmt die Energie des Lichtes auf und wandelt sie in Wärme um. Als Lichtschutz ist das Hautpigment Melanin sehr effizient. Im Vergleich zu nichtmelanisierter Haut besitzt die Haut eines Menschen afroamerikanischer Abstammung einen Lichtschutzfaktor von 13,5, die des hellhäutigen Menschen von nur 3,5.

Was ist die Dermis?


Die Dermis wird auch Lederhaut genannt. Sie stellt den bindegewebigen Anteil der Haut zwischen Oberhaut und Unterhautfettgewebe dar. In der Lederhaut liegen Gefäße, Nerven, elastische Fasern und Kollagenfasern. In der Lederhaut sind außerdem die in der Oberhaut entstehenden Anhangsgebilde (Haare, Schweiß- und Talgdrüsen) eingelagert. Folgende Anteile der Lederhaut werden unterschieden (von oben nach unten):

  • Stratum papillare: Lockeres Bindegewebe zwischen den Ausstülpungen der Oberhaut im Bereich der Verbindungszone von Ober- und Lederhaut.
  • Stratum reticulare: Tiefere Lederhautschicht mit zahlreichen bindegewebigen Fasern in winkelförmiger Anordnung, die die Dehnung der Haut ermöglichen.

Welche Funktionen hat die menschliche Haut?


Das Hautorgan erfüllt Sinnes-, Kontakt- und Schutzfunktionen. Die Sinnesfunktion wird über Rezeptoren für Wärme, Schmerz und Tastreize vermittelt. Die Schutzfunktionen sind sehr umfangreich.

  • Barrierefunktion: Im Wesentlichen wird diese Funktion durch die Hornschicht der Haut übernommen. Sie dichtet den Körper nach außen hin ab und sorgt für eine weitgehende Unterbindung des Sauerstoffaustausches über die Haut. Außerdem verhindert sie das Austrocknen des Körpers und das Eindringen körperfremder Substanzen.
  • Mechanischer Schutz: Das Fasergeflecht der Lederhaut schützt den Körper wie ein Kettenhemd vor mechanischen Kräften. Die Hornschicht und die Komplexe der Struktur der Verbindungszone zwischen Ober- und Lederhaut schützen außerdem vor Schäden durch Scherkräfte. Zusätzlich dämmt das unter der Haut liegende Fettpolster stumpfe Gewalteinwirkungen.
  • Schutz vor UV-Licht: Pigmentbildende Zellen produzieren den Hautfarbstoff Melanin. Dieser nimmt die Lichtenergie auf und wandelt sie in Wärme um.
  • Schutz gegen Hitze und Kälte: Bei Kälte dient das Haarkleid als äußere Isolationsschicht, das unter der Haut liegende Fettpolster als innere Isolationsschicht. Bei Hitze dienen das in der Haut liegende Gefäßnetz und die Schweißdrüsen der dosierten Wärmeabgabe.
  • Schutz gegen Mikroorganismen: Die Hornschicht wirkt als mechanische Barriere. Zusätzlich sorgen die trockene und saure Umgebung der Hautoberfläche für die Abwehr von Anflugskeimen, begünstigen jedoch das Wachstum einer sog. schützenden ortständigen Bakterienbesiedlung (symbiotischen Flora), die wiederum das Gedeihen von Anflugskeimen verhindert.
  • Immunologischer Schutz: Die Haut ist gleichzeitig Abwehrorgan. Sie besitzt eigene Abwehrzellen (z. B. Langerhans-Zellen). Außerdem werden spezielle Abwehrproteine (z. B. Immunglobuline) durch die Drüsen der Haut in den Oberflächenfilm auf der Haut abgegeben.

Unterscheidet sich die Haut an Hand- und Fußsohlen von der Haut des übrigen Körpers?


Die Haut an Hand- und Fußsohlen gehört zur sog. Leistenhaut, während die übrige Haut Felderhaut genannt wird. Die Hornschicht der Hand- und Fußinnenflächen ist besonders dick. Mit speziellen Nervenfasern versorgte Schweißdrüsen sorgen für mechanische Haftung.

Gibt es Erkrankungen der Haut, die das Hautkrebsrisiko von vornherein erhöhen?


Es gibt seltene Erbkrankheiten (z. B. Xeroderma pigmentosa), bei denen vermehrt Hautkrebs auftritt. Außerdem bestehen meist ein frühzeitiges Altern verschiedener Organfunktionen, verringerte Lebenserwartung, UV-Empfindlichkeit, Abwehrschwäche und Störungen des Nervensystems.

Wie kommt es zur Entstehung bösartiger Tumore an der Haut?


Das Verständnis der Entartung (Karzinogenese) an der Haut ist trotz großer wissenschaftlicher Fortschritte nur bruchstückhaft. Die wesentlichen Erkenntnisse beruhen auf Experimenten zur Entstehung des Plattenepithelkarzinoms (→  s. Kapitel 5). Die Abfolge der Schritte bis zur Hautkrebsentstehung ist bei den übrigen Hauttumoren in den Grundzügen ähnlich, jedoch nicht komplett identisch.

Man geht derzeit von einem mehrschrittigen Modell aus, das insgesamt über Jahre läuft. Auslöser sind durch krebserregende Stoffe verursachte Störungen des Genmaterials (Mutationen). Im Laufe der Zeit setzt sich die durch Mutation in ihrer Erbinformation veränderte bösartige Zellart immer mehr durch und gewinnt schließlich die Überhand. Die Stadien der Entstehung bösartiger Geschwülste (Karzinogenese) im Einzelnen sind:

  • Initiation: Die erste Störung des Genmaterials (Erstmutation) bewirkt die Veränderung der ersten Zelle. Diese scheint zunächst noch unverändert, doch ist ihre Fähigkeit zur Ausreifung beeinträchtigt und ein programmiertes Absterben nicht mehr bzw. nur noch eingeschränkt möglich.
  • Promotion: Die veränderten Zellen reagieren auf entsprechende...
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