ANBAU-PRAXIS
Biologisches Gärtnern ist die ideale Methode für Gesundheits- und Umweltbewusste – und für wahre Genießer. Freuen Sie sich auf eine frische, gesunde Ernte, die besonders gut und aromatisch schmeckt.
Gärtnern mit Lust und Laune
Für den Bio-Anbau gibt es viele gute Gründe: Respekt vor Natur und Umwelt, Nachhaltigkeit und gesundes Erntegut ohne giftige Rückstände. Hinzu kommt, was sich unter Köchen und Gourmets herumgesprochen hat: Biologisch angebautes Gemüse schmeckt oft besonders aromatisch und »unverwässert«, weil bei dieser Anbauweise Qualität wichtiger ist als schnelle Höchsterträge.
Die Natur als Partner
Biologisch, ökologisch, naturnah, alternativ oder einfach »bio«: Es gibt viele Bezeichnungen und unterschiedliche Methoden für den umweltgerechten Anbau von Nutz- und Zierpflanzen. Doch allen ist gemeinsam, dass sie auf chemische Pflanzenschutzmittel und synthetische Dünger verzichten und nur umweltschonende Hilfsstoffe zum Einsatz kommen. »Gärtnern im Einklang mit der Natur« heißt die Devise. Das gelingt jedem, der sich etwas Zeit nimmt, um sich mit den natürlichen Zusammenhängen im Garten zu beschäftigen.
Lebendige Vielfalt
Zugegeben: Biologisches Gärtnern verlangt ein wenig mehr Aufwand als der herkömmliche Anbau, aber auf längere Sicht erspart es auch viel unnötige Arbeit. Wichtig für den Erfolg ist eine abwechslungsreiche Beetnutzung und Bepflanzung. Das gilt auch für das Umfeld des Gemüsegartens – denn eine naturnahe Pflanzenvielfalt lockt Vögel, nützliche Insekten und andere Kleintiere an, die Schädlinge im Zaum halten.
Besondere Beachtung genießt im Bio-Anbau der Boden: Wenn Sie ihn in gutem Zustand halten und pflegen, wird er dauerhaft zu einer fruchtbaren Grundlage für reiche, schmackhafte Ernten.
Den Gemüsegarten richtig planen
Im Gemüsegarten gibt es vom Frühjahr bis in den Herbst fast täglich etwas zu tun – und zu ernten.
Deshalb ist es ideal, wenn er nah am Haus platziert werden kann oder zumindest über einen befestigten Weg bequem zu erreichen ist.
Ein Platz an der Sonne
Wählen Sie für Ihre Gemüsebeete einen möglichst sonnigen Platz. Hier wachsen und reifen die meisten Arten am besten, besonders Fruchtgemüse. Manche Gemüsearten vertragen auch halbschattige Lagen (→ Porträts, >–>). Fast alle gedeihen noch zufriedenstellend, wenn sie mindestens einen halben Tag lang direkte Sonne bekommen, vorzugsweise die intensivere Nachmittagssonne. Vorteilhaft sind Plätze, die geschützt liegen und nicht von Frösten oder kalten und austrocknenden Winden geplagt sind, etwa in der Umgebung von Hecken oder Hauswänden. Meiden Sie aber stark umschlossene Bereiche, an denen überhaupt kein Lüftchen weht und sich im Sommer die Hitze staut: Solche Verhältnisse fördern das Auftreten von Pilzkrankheiten und Schädlingen.
Schon ein kleines Frühbeet erweitert die Möglichkeiten, Gemüse vorzuziehen und anzubauen.
Beete anlegen
Bewährt haben sich Beete mit einer praktischen Arbeitsbreite von 1,2 m und 1,5–2,5 m Länge.
Zwischen den Beeten genügen 30–40 cm schmale Pflegepfade, bedeckt mit Rindenmulch oder Trittrosten aus Metall, Holz oder Kunststoff.
Sie können aber auch ganz auf die Beeteinteilung verzichten, wenn Sie vielfältige Mischkulturen anbauen möchten. Dann werden die Gemüse über die gesamte Fläche in parallelen, abwechselnden Reihen mit 30–60 cm Abstand gesät oder gepflanzt. Nutzen Sie in diesem Fall die Reihenzwischenräume als Pflegepfade.
Der Gemüsegarten sollte nach Möglichkeit mit wenigstens einer Wasserzapfstelle ausgestattet werden, optimal in Verbindung mit Regenwassertonnen oder -tanks. Am besten lässt es sich zudem arbeiten, wenn auf größeren Flächen ein wenigstens 90 cm breiter, befestigter Hauptweg angelegt wird. Kompostplatz und Geräteschuppen sollten möglichst bequem erreichbar sein. Gut ist es natürlich, wenn sich auch noch Platz für ein Frühbeet oder sogar für ein kleines Gewächshaus findet. Wer sich nicht gerne hinabbückt, kann auch Hochbeete anlegen. Sie sind leichter zu pflegen.
Fruchtbarer Boden: die wichtigste Grundlage
Ob die Pflanzen gut wachsen und gesund bleiben, hängt stark vom Boden ab: Ist er fruchtbar und durchlässig, können sich die Wurzeln bestens verankern und entwickeln. Im Idealfall speichert er Wasser und Nährstoffe so, dass er beides nach Bedarf abgeben kann.
Krume und Bodenarten
Pflanzen breiten ihre Wurzeln hauptsächlich im durch Humus dunkel gefärbten Oberboden aus. Diese, auch Krume genannte, Schicht reicht meist 20–30 cm tief, in guten Böden auch über 50 cm. Die Krume besteht zu einem Großteil aus mineralischen Körnchen, deren Größe die Bodenart bestimmt. Dabei werden Sand (grobe Körnchen), Schluff (mittelgroße Körnchen) und Ton (feine Körnchen) unterschieden. Lehm wird oft fälschlicherweise mit Ton verwechselt. Er ist aber ein Gemenge, das sich zu etwa gleich großen Anteilen aus Sand, Schluff und Ton zusammensetzt.
Durch die Mischung verschiedener Korngrößen sind Lehmböden für den Anbau von Gemüse gut geeignet. Auch Böden mit hohem Anteil an Schluff haben eine recht gute Struktur. Tonböden dagegen lassen in den engen Poren zwischen ihren feinen Teilchen nur wenig Luft durch. Sie neigen zum Verdichten, sind häufig nass, geben Wasser und Nährstoffe oft nur unzureichend an die Wurzeln ab. Zudem gelten sie als schwer, weil sie schlecht zu bearbeiten sind. Sandböden sind zwar leicht zu bearbeiten und gut durchlüftet, speichern jedoch Wasser und Nährstoffe nur kurz. Außerdem erwärmen sie sich rasch und kühlen ebenso schnell wieder aus.
Gesunder Boden voller Leben
Der Lebensraum für die Wurzeln ist nicht nur eine Ansammlung von Mineralkörnchen: In ihm leben unzählige Kleintiere und Mikroorganismen, von Regenwürmern über Hundertfüßer und Springschwänzen bis hin zu Bakterien und Strahlenpilzen. Schon eine Handvoll fruchtbaren Bodens enthält Milliarden von Lebewesen! Im biologischen Anbau schätzt und pflegt man sie als »lebendiges Kapital«. Denn sie lockern und durchmischen den Boden, räumen organische Reste auf, zersetzen sie und bauen sie zu Humus um. In einem vielfältig belebten Boden können sich zudem Schaderreger nur wenig ausbreiten, da sie durch andere Bodenlebewesen eingedämmt und unterdrückt werden.
In einer Handvoll fruchtbaren Bodens wimmelt es an winzigen, äußerst nützlichen Lebewesen.
Mit einer Grabegabel lässt sich der Boden schonend, aber gründlich lockern. Stechen Sie die Zinken tief ein und rütteln Sie dann kräftig hin und her.
Humus – ein wertvolles Gut
Wenn die Bodenlebewesen organische Reste abbauen, verarbeiten sie die leicht zersetzbaren Anteile zu Nährhumus. Seine Nährstoffe sind für die Pflanzenwurzeln schnell verfügbar.
Langsam abbaubare Stoffe, z. B. Zellulose und Lignin, werden dagegen in Dauerhumus verwandelt. Dieser sorgt für eine stabile und zugleich luftige Bodenstruktur und verbessert die Wasser- und Nährstoffspeicherung sowie den Wärmeausgleich im Boden. Dabei ist Humus wie eine gute Würze: Schon ein Anteil von 2–3 %, bei Tonböden bis 5 %, genügt für einen fruchtbaren Boden. Auch Dauerhumus wird im Lauf der Zeit stärker zersetzt, zudem teils in tiefere Schichten gespült. Deshalb wird immer wieder Nachschub nötig, zum Beispiel durch Kompostgaben (→ >–>).
Säuregrad und pH-Wert
Vom Säuregrad des Bodens hängt vor allem ab, wie gut die Pflanzen lebenswichtige Nährstoffe aufnehmen können. Zudem beeinflusst er die Bodenlebewesen. Seine Maßzahl ist der pH-Wert. Er reicht von 0 (extrem sauer) bis 14 (extrem alkalisch).
Die meisten Gemüse gedeihen am besten bei pH-Werten zwischen 6 und 7, also im schwach sauren bis neutralen Bereich. Bei zu sauren Böden kann der pH-Wert allmählich durch langsam wirkende Kalkdünger wie kohlensaurer Kalk, Algen- oder Dolomitkalk angehoben werden. Ein zu alkalischer (basischer) Boden mit hohem Kalkgehalt lässt sich mit Nadelkompost, torffreier Rhododendronerde und Rindenhumus etwas »ansäuern«. Verzichten Sie aber auf Torf: Dessen großflächiger Abbau hat schon so manche Moorlandschaften zerstört.
Den Boden verbessern
Schwere Tonböden können Sie durch Einarbeiten von reichlich Sand, feinem Kies oder Splitt auflockern. Meist sind solche Böden leicht sauer und lassen sich dann zusätzlich durch Kalkgaben verbessern. Bei Sandböden hilft das Untermischen von Tonmineralmehlen wie Bentonit: Sie sorgen für besseres Speichern von Wasser und Nährstoffen.
Humusdünger wie Kompost und Rindenhumus fördern bei allen Böden günstige Eigenschaften und Fruchtbarkeit. Bringen Sie zum grundsätzlichen Verbessern je nach Zustand des Bodens 10–50 Liter Kompost je m² aus, am besten im zeitigen Frühjahr, und...