Der Tee der Kaiser
Roter Tee und seine Vielfalt
Keine Frage: Pu-Erh-Tee boomt. Schon fast unübersichtlich ist die Vielfalt der angebotenen Produkte, die in der Werbung oftmals sehr aggressiv als absolute Fettkiller angepriesen werden. Aber nicht immer verbirgt sich dahinter auch der original Pu-Erh-Tee aus Yunnan, und noch seltener sind die angebotenen Sorten besonders hochwertig. Achten Sie beim Kauf vor allem auf die richtige Schreibweise des Namens „Pu-Erh” (siehe oben) und auf möglichst ebenmäßige Teeblätter. Kleinere Ästen oder Samen erhöhen nicht – wie manchmal behauptet wird – die Wirkungsweise des Tees. Sie sind schlicht und ergreifend Verunreinigungen! Folglich handelt es sich um minderwertigen Tee!
Hier einige Beispiel von verschiedenen Teesorten, die hierzulande im Handel erhältlich sind:
Qingmao Pu-Erh gilt als der Fettkiller schlechthin. Kein Wunder, denn hierbei handelt es sich um den wohl ursprünglichen Pu-Erh-Tee. Diese Sorte besteht aus sehr großflächigen, regelmäßigen Blättern, die teilweise allerdings noch mit Samenkörnern und kleinen Ästchen vermischt sind. Hergestellt wird der Qingmao aus dem ganzen Blatt des in den Bergen Yunnans wildwachsenden Qingmao-Teebaums.
Standard Pu-Erh ist eine Ware von durchschnittlicher Qualität, die aus mittelgroßen Blättern besteht. Für diesen Tee, der zur Zeit am häufigsten in Deutschland auf den Markt kommt, werden vor allem die Spitzen verwendet. Angebaut wird der Rohtee auf Plantagen.
Feinster Pu-Erh Tee besteht in erster Linie aus sehr kleinen Blättern. Dieser Tee hat die sehr schöne rötliche Farbe des durchgereiften Pu-Erh-Tees und zeichnet sich durch ein besonders erlesenes Aroma aus.
Cha Huang Pu-Erh wird auch als „King of Pu-Erh-Tee” gehandelt. Angeblich ist er von einer Qualität, wie sie einst für den kaiserlichen Hof vorbehalten war. Und aus diesem Grund ist er auch recht teuer.
Der Preis schwankt auch hierzulande je nach Wechselkurs und Fantasievorstellung der Exporteure. Durchschnittlich kosten 100 g dieses Tees rund 20 Mark. Hergestellt wird der Cha Huang Pu-Erh aus sehr feinen, roten Blättern, die an den Spitzen im oberen Teil des Teebaumes wachsen.
Tuo Cha Pu-Erh ist nichts anderes als in Schwalbennestform gepreßter Pu-Erh-Tee. Teilweise wird dieser Rohtee auch gemahlen und in Form von Aufgußbeuteln verkauft. Diese Beutel werden in Europa gefertigt und sind sehr teuer.
Mini Tuo Cha Pu-Erh besteht aus fünf Gramm schweren und fingerhutgroßen Schwalbennestern, die für ungefähr einen halben Liter Wasser ausreichen. Auch diese Teeform ist nicht gerade preiswert!
Chi Tse Beeng Cha (Yunnan) Pu-Erh ist ein Rohtee, der fladenförmig gepreßt wurde. Das Gewicht dieser Fladen schwankt, liegt aber durchschnittlich bei rund 350 g.
Original Pu-Erh ist übrigens auch in Teebeuteln erhältlich! Preise
und Sorten orientieren sich an der Importlage und sind sehr unterschiedlich.
Ursprungsabpackungen in Dosen oder Schachteln runden das Angebot von Pu-Erh-Tee in Deutschland ab. Das Angebot ist sehr vielfältig, und teilweise wird der Tee noch zusätzlich aromatisiert, zum Beispiel mit Chrysanthemen, Jasmin- oder Rosenblüten, Ingwer oder Ginseng.
Lagerung
Pu-Erh-Tee wird genau wie guter Cognac mit zunehmendem Alter immer kostbarer. Die besten Teesorten lagern bis zu mehrere Jahrzehnte ein. Und auch in der eigenen Küche müssen die Vorräte nicht direkt verbraucht werden. Wichtig ist nur die richtige Lagerung! Daß der Tee trocken liegen muß, versteht sich von selbst. Außerdem gibt es für Pu-Erh-Tee noch zwei goldene Regeln:
Der Rote Tee aus China darf niemals direkt neben Gewürzen aufbewahrt werden. Und er sollte nicht hermetisch versiegelt werden!
Zubereitung
Für die Zubereitung des Pu-Erh-Tees gibt es zahlreiche verschiedene Beschreibungen. Sicher, es ist immer alles eine Frage des persönlichen Geschmacks. Doch nach der gründlichen Studie der Literatur und nach eigenen Erfahrungen kann folgende Vorgehensweise empfohlen werden:
Lassen Sie das Wasser zunächst aufkochen und dann auf ca. 80 Grad abkühlen. Niemals kochendes Wasser über den Tee gießen, da durch die starke Hitze zahlreiche Inhaltsstoffe zerstört würden. Nehmen Sie einen halben bis einen Teelöffel Tee je Tasse. Diese Dosierung entspricht vier bis acht Teelöffeln je Liter. Auf einen Teelöffel kommen ca. drei Gramm der losen Teeblätter.
Nun muß der Tee je nach Geschmack maximal zwei Minuten ziehen. Beim ersten Aufguß sollte der Tee bereits nach ca. 20 Sekunden abgeseiht werden. Vorsicht: Pu-Erh schmeckt sehr intensiv und wird schnell bitter! Übrigens empfiehlt es sich, die Blätter offen aufzugießen. Auf diese Weise können sie ihre Wirkungsweise voll entfalten.
Guter Pu-Erh kann übrigens, ähnlich wie der Grüne Tee, nach dem Abseihen der Blätter bis zu viermal aufgegossen werden. Bei einer eher durchschnittlichen Qualität ist es allerdings empfehlenswert, sich auf zwei Aufgüsse zu beschränken. Danach verliert der Tee einen Teil seiner Wirkung. Demnach erweist sich nach dem vierten Aufguß der Tee als preiswert, der zunächst etwas teurer war. Denn nur er schmeckt jetzt noch aromatisch, und nur er erzielt nach wie vor die gewünschte Wirkung.
Geschmack
Wie schmeckt er aber nun eigentlich, der „Schatz der Chinesischen Nation”? Diesen offiziellen Titel trägt der Pu-Erh nicht zu Unrecht, denn der würzige Geschmack hat schon so manchen Kaffeetrinker überzeugt. Ganz hartgesottene Koffeinfans versüßen sich den Umstieg zunächst mit Honig und vielleicht sogar mit Milch. Für die Chinesen ist dies zwar fast schon eine Todsünde, aber was soll’s. Hauptsache es schmeckt! Milch kann dem Gesundheitsgetränk jedenfalls nichts anhaben, und allein das zählt! Hauptsache der Umstieg vom Genußmittel Kaffee zum Gesundheitsgetränk Pu-Erh gelingt. Die Amerikaner nennen ihn deshalb sogar schon „Coffee Kicker”.
In der Tat erinnert der kräftige, erdige Geschmack des rötlichen bis kastanienbraunen Tees an Kaffee. Und je länger der Tee zieht, desto würziger wird das Aroma, das sich mit nichts vergleichen läßt. Nur wer ihn probiert hat, kann dies verstehen. Und nur wer mit ihm neue Vitalität erlangt hat, schwört auch auf Pu-Erh.
Übrigens verändert Pu-Erh ähnlich wie Grüner Tee mit jedem Aufguß seinen Charakter. In China heißt es, daß der erste Aufguß für den Geschmack, der zweite für den Genuß und der dritte für das Auge sei. Erst der vierte Aufguß- so die Chinesen – diene der Entspannung!
Allerdings ist auch die Wasserqualität von ganz entscheidender Bedeutung. Einige Tee-Experten schwören beispielsweise auf Wasser aus einer bestimmten Region. Das hört sich zunächst verrückt an, hat aber einen guten Grund: Tatsächlich gibt es Teemischungen, die auf hartes, kalkhaltiges Wasser abgeschmeckt sind.
Am einfachsten ist es noch immer, Leitungswasser für die Teezubereitung zu verwenden. Allerdings schwankt die Qualität je nach Region und Gewinnung. Mitunter ist der Kalkgehalt so hoch, daß der Tee nicht sein volles Aroma entfalten kann. Verbessert wird der Geschmack und auch die Qualität des Tees sicherlich durch Wasserfilter, die im Handel erhältlich sind.
Doch ist unser Wasser auch keimfrei? Die Trinkwasserverordnung schreibt vor, daß Leitungswasser keine Krankheitserreger enthalten darf und farblos, klar, geruchlos sowie geschmacksneutral sein muß. Diese ursprüngliche Reinheit weisen aber nur noch 70 Prozent des gesamten Wassers auf, das aus öffentlichen Leitungen fließt. Und der Rest? Flußwasser muß zunächst mit Chlorkalk versetzt werden, um eventuell auftretende Krankheitserreger abzutöten. Mit Aktivkohle, Sand und Kies werden außerdem andere gesundheitsgefährdenden Stoffe herausgefiltert. Das Dumme dabei ist nur, daß bei diesem Prozeß auch gesunde Stoffe im Wasser verlorengehen. Dafür bleiben einige Substanzen erhalten, die auf die Umweltverschmutzung zurückzuführen sind: Nitrate und Pestizide. In einigen Gegenden reichen die Mengen erschreckend nahe an die vom Gesetzgeber erlaubten Grenzwerte heran. Erkundigen Sie sich im Zweifelsfall lieber beim zuständigen Wasserwerk nach der Qualität des Leitungswassers. Und wenn die Auskunft unbefriedigend ist, bleibt als Ersatz immer noch Mineralwasser. Dies ist zwar eine teurere, aber auch gesündere Alternative! Denn Mineralwasser muß nachweisbar von einer ursprünglichen Reinheit sein. Es wird folglich nicht aufbereitet!
Wählen Sie für Ihren Tee ein stilles, natriumarmes Mineralwasser mit einem nur sehr geringen Nitratgehalt.
Süßen – aber bitte ohne Zucker
Chinesen verzichten bei der Zubereitung von Tee ganz auf Zucker. Und auch andere Süßungsmittel kommen bei ihnen nicht in die Tasse. Nur so können sich Aroma und Charakter des Gesundheitsgetränkes voll entfalten. Dies gilt auch für Pu-Erh-Tee, der seine Wirkungsweise durch Zucker zumindest teilweise verliert.
Wer auf Süße nicht verzichten möchte, sollte außerdem eines bedenken: Zucker enthält nicht nur jede Menge Kalorien – auf 100 g kommen 340 kcal. –, vielmehr entzieht er dem Körper auch wichtige B-Vitamine. Viel gesünder und meist auch wesentlich geschmackvoller sind natürliche Süßungsmittel – allen voran der Honig. Denn er ist reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Enzymen. Und weil er auch jede Menge antibakterielle Substanzen enthält, stellt er eine wunderbare Ergänzung zum Roten Tee dar. Honig galt schon in der Antike als Heilmittel – schließlich steckt in ihm sogar Penicillin. Wissenschaftler wiesen bislang mehr als 180 natürliche...