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E-Book

Albert Hofmann und die Entdeckung des LSD

Auf dem Weg nach Eleusis

AutorMathias Broeckers, Roger Liggenstorfer
VerlagNachtschatten Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl180 Seiten
ISBN9783037882474
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,80 EUR
Am 11. Januar 2006 wurde Dr. Albert Hofmann 100 Jahre alt. 1943 entdeckte er die stärkste bewußtseinsverändernde Substanz - das LSD. Ein Stoff, der Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts so stark beeinflußt hat, wie kaum eine andere Substanz zuvor. Aus diesem Anlaß versammelt dieses Buch seine wichtigsten Texte und Vorträge aus den letzten beiden Jahrzehnten. Mit Beiträgen von Ralph Metzner, Günther Amendt, Wolf-Dieter Storl, Myron J. Stolaroff, Mathias Bröckers, Christian Rätsch, Claudia Müller-Ebeling, Jonathan Ott, Roger Liggenstorfer u.a.

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Leseprobe

»Wenn man im Paradies lebt, will man ja nicht so schnell weg«


Ein Gespräch mit Albert Hofmann

 

Was uns alle am meisten interessiert: wie man 100 Jahre alt wird. Welche Methoden – oder Tricks – hast du angewendet, um ein solches Alter zu erreichen und so rege und geistig wach zu bleiben?

 

Das hat sich so ergeben. Das kann man nicht planen. Ich hatte irgendwie immer wieder das Glück, Positives zu erleben. Wenn etwas Negatives kam – dann kam, sozusagen wie vom Himmel. . . wieder etwas Positives – so hat sich das immer wieder ausgeglichen. Ich glaube, dass ich die Gnade hatte, offene Sinne zu behalten – und unser Bewusstsein wird ja von den Sinnen genährt. Ich habe bis heute keine Brille und keine Hörgeräte ... und ich habe wirklich das Gefühl, dass ich auf die Natur höre, auf das, was uns gegeben ist. Deshalb bin ich auch so skeptisch gegenüber dieser technischen Kultur – weil: wir verpassen ja das Paradies! Wir vermauern und verbrettern unsere Sinne mit dieser Technisierung. Und ich bin noch zu Hause in der Natur, nicht in der technischen Welt. Ich glaube, das ist einer der entscheidenden Fehler unserer heutigen Welt: wir kommen immer mehr ab von dem, was da ist, von diesem grossen Geschenk, wir nehmen es nicht einmal mehr wahr – und rackern uns ab mit technischen Problemen. Wenn ich in der Stadt hätte leben müssen, wäre ich mit Sicherheit schon lange gestorben, schon lange tot. Ich habe das Glück, dass ich hier auf der Rittimatte im Paradies lebe – und wenn man im Paradies lebt, will man ja nicht so schnell weg.

 

Auf den Bildern im Fotoalbum haben wir gesehen, dass du früher viel Sport getrieben hast...

 

Ich war immer ein sportlicher Typ, schon in Baden und später in Basel und an der Universität, Leichtatlethik, Laufen ... aber systematisch habe ich das nicht gemacht. Gut, ich habe die ganze Gegend hier abgewandert und manchmal gerannt, aber nie mit einem Plan, sondern aus Freude an der Bewegung in der Natur. Das ist leider jetzt wegen der Hüfte (AH musste sich vor drei Jahren ein künstliches Hüftgelenk einsetzen lassen) nicht mehr möglich.

 

Hat auch das LSD dabei eine Rolle gespielt, dass du so lange geistig wach und jung geblieben bist?

 

Ich müsste zwei Leben haben, um das zu beantworten: eines mit und eines ohne LSD – dann könnte man das wissenschaftlich beurteilen. So kann ich das ja nicht. In meinem LSD-Buch (LSD – Mein Sorgenkind) steht ja am Anfang dieses mystische Naturerlebnis als Kind, das ja absolut einem LSD-Erlebnis glich, dieses Einssein mit der Natur. Irgendwie, glaube ich, war mir das angeboren.

 

Du hast ja schon öfter gesagt, und auch in diesem Buch geschrieben, dass du das LSD nicht entdeckt hast, sondern es sei zu dir gekommen...

 

Absolut. Das ist tatsächlich so gewesen ...

 

Zum ersten Mal hergestellt 1938 und dann in der Schublade verschwunden und 1943, bei einer Frühstückspause mit Milch und Honigbrot im Labor, kam dir die Idee, dass an dieser Verbindung möglichwerweise etwas dran sein könnte, und bei der erneuten Herstellung geschah dann die Entdeckung der erstaunlichen Wirkung... zum selben Zeitpunkt, als gerade die erste Atombombe konstruiert wurde, auf dem Höhepunkt des 2. Weltkriegs. Du warst zu dieser Zeit auch Offizier in der Schweizer Armee und musstest monatlich zum Dienst bei der Grenzsicherung

 

Ja, immer für drei Monate war ich weg, im Tessin, die Südgrenze bewachen, gegen Mussolini  ... um zwischendurch mitten im Krieg die Substanz zu entdecken, die als »geistige Atombombe« bezeichnet worden ist. Würdest du die alte Hippie-Parole unterschreiben, dass, wenn alle Generäle einen erfolgreichen LSD-Trip unternehmen, mehr oder weniger automatisch der Weltfrieden eintritt?

 

Das kann ich auch nicht beantworten. Man müsste es wissenschaftlich untersuchen. Aber ich denke, es wäre einen Versuch wert. In diesem Zusammenhang fällt mir eine Geschichte ein: irgendwann kam einmal eine junge Frau in mein Laboratorium. Ich fragte sie, wie sie hier in die Fabrik überhaupt hineingekommen sei, und sie antwortete in Englisch: »I can pass everywhere, I am an angel.« Und sie sagte: »Sie müssen mir helfen, dass der amerikanische Präsident LSD bekommt.« Sie hiess Johanna, wie die heilige Johanna der Franzosen. Ich wunderte mich immer noch, wie sie überhaupt in das Sandoz-Gebäude hineingekommen war. Aber ich konnte ihr natürlich nichts geben.

 

John F. Kennedy soll ja, vermittelt von einer seiner vielen Geliebten, eine LSD-Erfahrungen gemacht haben ...

 

Es war nicht Kennedy, sondern einer seiner Nachfolger ...

 

In den 70er Jahren hast du mit Gordon Wasson und Carl Ruck in einem Buch (»Der Weg nach Eleusis«) das Geheimnis der Eleusischen Mysterien gelüftet, mit der These, dass im Mittelpunkt dieses Rituals – der wichtigsten spirituellen Instanz des gesamten antiken Abendlands – ein LSD-Erlebnis stand. Auch die dort Initiierten sprechen von einem neuen Verständnis des Einsseins mit der Natur, des Lebens und des Tods. Könnte es sein, dass die Vermauerung der Sinne durch Technik, die wir angesprochen haben, damit zu tun hat, dass mit dem Abbruch dieser Tradition auch ein Faden gerissen ist, der unmittelbare Kontakt mit der Natur...

 

Das ist sicher so. Die grossen Geister, Staatsmänner und Philosophen, die gesamte Elite, war mindestens einmal im Leben in Eleusis – jeder andere konnte natürlich auch daran teilnehmen, aber es war vor allem die Elite. Und wir heute müssen wieder lernen, überhaupt wahrzunehmen, was die Natur, die Schöpfung ist – ich habe das in meinen beiden Büchlein »Einsichten, Ausblicke« und »Lob des Schauens« angesprochen: wir müssen wieder sehen lernen. Sehen, was wichtig ist und von was wir eigentlich leben: von der Natur oder von der Maschine, von der Technik? Ich habe dort gezeigt, wie wunderbar die Natur ist und wie unfassbar, allein der Aufbau und die Planung der Organismen ... die Schöpfung, das ist das Thema des Chemikers, man schaut tief hinein in die Schöpfung und man sieht dort unerhörte Wunder. Wenn der Naturwissenschaftler kein Mystiker wird, ist er kein Naturwissenschaftler. Und das ist es ja auch, was die Menschen in Eleusis erlebten: Erleuchtung. Erkennen, was wichtig ist. Zu meinen schönsten Erlebnissen zählte immer wieder, wenn junge Leute zu mir kamen, wie einmal ein junger Mann, der sich bedankte und sagte: »Ich bin in der Stadt aufgewachsen, doch seit ich einmal LSD genommen habe, gehe ich wieder in den Wald.« Er hat erkannt, was wirklich wichtig ist: nicht die Häuser, Fabriken, Büros – das brauchen wir und benutzen wir, aber das, von dem wir leben, das ist die Sonne und der Mond und die Erde, die Wiesen und die Blumen – all das, was wächst, das Lebendige, DAS ist es, was wir brauchen. Was wirklich wichtig ist. Was der Mensch gemacht hat, ist wunderbar, aber sekundär  – und er macht so tolle Sachen, dass es ihm schadet. Wenn man sich jetzt nicht mehr in die Augen schauen muss, wenn man miteinander redet, wenn man mehr und mehr der Maschine überlässt, die immer perfekter wird, was soll das dann werden? Wir haben nur ein Bewusstsein – und das ist entweder angefüllt mit dem Leben der Maschinen oder dem Wunder der Natur. Um diese wieder sehen zu lernen, muss eine Veränderung des Bewusstseins eintreten. Und LSD ist das stärkste Instrument für eine Bewusstseinsveränderung. Unser Bewusstsein setzt sich aus all dem zusammen, was wir mit den Sinnen aufnehmen, an Licht, Wärme, Nahrung, aus dem, was ich sehe, höre, esse und so weiter – das ist eine ganze Menge, die da aufgenommen wird. Von LSD jedoch braucht es nur eine Spur, eine Spur von der Aussenwelt, ein winziges Staubkörnchen  – und das verändert unser Bewusstsein völlig. Unsere Welt ist aus Energie und Materie aufgebaut – und mit solch einer winzigen Spur von äusserlicher Substanz, die unser Inneres so verändert, sind wir an der Grenze von Geist und Materie. Das ist etwas ganz Einmaliges ... Und es ist in diesen Pflanzen enthalten, die seit 3000 Jahren als sakrale Drogen verwendet werden und in denen ich dann diese LSD-ähnlichen Verbindungen entdeckt habe. Deshalb gehört auch LSD in die Gruppe der sakralen Drogen. Aber jetzt fange ich an zu erzählen, was ich in den Büchern schon alles und viel besser geschrieben habe ...

 

Nein, nein, wir sind begeistert, es noch einmal zu hören, und du erzählst wunderbar. Ich würde auch gern noch etwas zu dem Modell des Bewusstseins hören, das mir in seiner Einfachheit sehr eingeleuchtet hat und das du Sender-Empfänger-Modell genannt hast... der ganze Planet als Sender und jedes einzelne Bewusstsein als...

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