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E-Book

Lässig laufen

Warum Fitness keine Folter braucht

AutorSven Lorig
VerlagVerlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783732514083
Altersgruppe16 – 
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR

Früher war er 100 Kilo schwer und null in Form - heute läuft Sven Lorig Marathon und kann sich ein Leben ohne Laufen nicht mehr vorstellen. Für ihn ist es der beste Sport überhaupt: Er macht fit, schlank und baut Stress ab. Seit 10 Jahren dreht der sympathische Moderator sooft es geht seine Runden und ist profunder Kenner rund ums Thema: Ob Tempotraining, Klamottenfrage, Ernährung oder Interna aus der Profiläuferwelt - gepaart mit seiner eigenen Laufgeschichte schreibt Sven Lorig ein unterhaltsames, erhellendes und motivierendes Buch für alle Anfänger und bereits Abhängigen.


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Leseprobe

Dumm gelaufen


Laufen ist einfach eine perfekt unkomplizierte Sportart: Sie brauchen nur ein paar gute Laufschuhe im Koffer (Ihre Knie werden es Ihnen irgendwann danken, dass Sie dafür ein paar Euro mehr ausgeben – also für die Schuhe, nicht für den Koffer), dazu Laufsocken, -hose und -shirt, und schon kann es fast überall auf der Welt losgehen, wann und wie Sie möchten. Ohne Voranmeldung, ohne Trainingsgruppe, ohne feste Zeiten.

Zugegeben: nicht wirklich überall. Wo etwa Drogendealer, Gefängniswärter oder laufunfreundliche Stadtplaner das Sagen haben, kann es zuweilen eng werden, aber auch für solche Fälle gibt es Lösungen – dazu später mehr.

Letztlich sind Sie mit 200 Euro für die Grundausstattung dabei – und zahlen sonst erst mal gar nichts.

Meine eigene Laufkarriere begann mit Kosten von 79,90 DM und einer extrem chauvinistischen Unverschämtheit meinerseits. Dabei lebe ich mit gleich vier Frauen zusammen (mit meiner Gattin und drei Töchtern – was haben Sie denn gedacht?), und meine Frau war in ihrer Jugend so etwas, das wir damals belustigend bis ehrfürchtig eine »lila Latzhose« nannten – eine heißblütig-emanzipierte Frau mit ihrer zu jenen Zeiten handelsüblichen Ausgehuniform.

Als wir Mitte der 1990er Jahre unsere erste gemeinsame Wohnung in Düsseldorf bezogen hatten, entdeckten wir beide die Liebe zum Kochen und zum ausgiebigen Essen – ein Schicksal, das zwar viele Studenten und Paare in unserer Umgebung teilten, aber kaum einer nahm so schnell so viele Kilogramm zu sich wie ich, während ich gleichzeitig immer weniger Sport trieb. Meine wilden Jahre, die langen Trainingseinheiten fünfmal die Woche mit Fußball und Formationstanzen (ja, ich weiß, eine unwiderstehliche Kombination) waren lange vorbei. Die Zeiten, in denen ich essen konnte, was ich wollte, ohne zuzunehmen, leider ebenfalls. Statt irgendwo irgendetwas zu trainieren, stand ich lieber am heimischen Herd und nutzte Sahne wie Butter zum Verfeinern der Saucen oder saß in einer der vielen Düsseldorfer Studentenkneipen und erweiterte meinen kulinarischen Horizont. Allein in meinem Kopf war ich immer noch topfit. Ein Spitzensportler, der kurz eine regenerative Ruhepause eingelegt hatte. Pause ist schließlich auch Training – denn wer zu viel macht, überfordert seinen Körper!

Leider hatte ich vergessen, überhaupt irgendetwas Sportliches zu machen. Und so hatte ich einen ganz eigenen Weg gefunden, meinen mittlerweile 100 Kilogramm schweren Körper zu überfordern – in Worten: einhundert Kilo! Ja, diese Zahl schockiert mich auch heute noch. Dicke Backen, Mondgesicht, vom Bauchumfang mal ganz zu schweigen. Die wenigen Fotos aus dieser Zeit hätten mir damals direkt nach der Entwicklung der Bilder eine deutliche Warnung sein können, aber in meinem Kopf war ich irgendwie immer noch Leistungssportler im kurzfristigen Ruhestand. Ein Rennpferd, das nur so loslaufen würde, wenn die Box denn wieder aufgehen würde.

Mitnichten, Sportkamerad, wie sich kurze Zeit später zeigen sollte!

Meine Frau, die damals noch meine Freundin war, hatte zwar nicht ganz so viel, aber dennoch auch merklich zugelegt und deswegen bei der Verbraucherzentrale NRW einen Ernährungskurs besucht. Das fand ich wirklich lobenswert und wollte sie dabei tatkräftig unterstützen, indem ich ihr etwas zum Geburtstag schenkte, was damals gerade in einfacher Version neu auf den Markt kam: eine Pulsuhr mit Brustgurt, um beim Sport die Herzfrequenz messen zu können. Die Werbung versprach optimales Training für noch optimalere Abnehmeffekte. Das klang einleuchtend und würde ihr sicher helfen. Hüstel.

Nicht nur alte Fotos können peinlich sein.

An mich selbst dachte ich beim Kauf der Uhr in völliger Selbstüberschätzung zu keiner Sekunde. Dann aber lag das blöde Ding bei uns in der Wohnung, meine Frau nutzte es das erste Mal beim Radfahren, kam mit geröteten Wangen wieder und war ganz begeistert.

Und irgendwie arbeitete es in mir. Ich schlich tagelang um diese blöde Pulsuhr herum, bis ich an einem Samstagnachmittag sturmfreie Bude hatte und mir das Ding inklusive Brustgurt schnappte. Das wollte ich doch mal sehen, wie tief und entspannt mein Puls beim langsamen Joggen wohl war. Auch im Vergleich zu meiner Frau natürlich. Und irgendwo mussten doch auch meine Sportschuhe von der Bundeswehr noch rumfliegen, oder? Ein bisschen Sport würde mir zudem mal wieder ganz guttun. Zumal die mathematische Laufgleichung für Abnehmwillige für mich simpel wie verlockend vielversprechend klang:

langsam + regelmäßig laufen

=Kilos verlieren

=mehr Appetit auf gesunde Lebensmittel

=schneller werden, da man nicht so viele Kilos mit sich rumschleppt

=gesünder, sportlicher & attraktiver (!)

Ein Engelskreislauf. Wer könnte da widerstehen? Ehrlich gesagt: ich nicht.

Außerdem würden mir ein paar Pfunde weniger sicherlich nicht schaden, wie ich trotz maßloser Überheblichkeit nicht komplett verleugnen konnte. Also nichts wie raus in den nahe gelegenen Schlosspark auf eine Runde von geschätzten 2 Kilometern (tatsächlich sind es nicht mal 1000 Meter, wie ich heute weiß), die ich für den lockeren Einstieg fünfmal laufen wollte. Das wären nach meiner damaligen Rechnung insgesamt 10 Kilometer gewesen, und ich fand, der Plan klang ziemlich gut.

»Ich bin heute mal kurz 10 Kilometer gelaufen, um unsere neue Pulsuhr einzulaufen, gar nicht so übel, diese Dinger.« Sätze wie diesen hörte ich mich schon abends auf einer Party sagen. Fachsimpeln mit Kollegen, vor allem mit befreundeten Sportredakteuren, kann so viel Spaß machen. Kann. Denn völlig überraschend kam an diesem Samstag dann doch alles ganz anders.

Aus den geplanten fünf Runden wurden drei (also in Wirklichkeit nicht mal 3 Kilometer!), und mein Puls lag von Anfang an erschreckend hoch im tiefroten Bereich. Nach der Faustformel »220 minus Lebensalter« hatte ich im Vorfeld meinen ungefähren Maximalpuls von 192 Herzschlägen pro Minute ermittelt und konnte so meine bestmögliche Trainingsherzfrequenz errechnen, die ich aber niemals auf der Uhr sehen würde. 70 bis 75 Prozent meiner maximalen Herzfrequenz waren mein angepeiltes Ziel, also 133 bis 142 Schläge in der Minute. Die Wahrheit war: So langsam hätte ich beim ersten Mal niemals laufen können.

Meine Uhr, Pardon, die Uhr meiner Freundin zeigte bereits nach wenigen Metern eine groß blinkende »150« an. Konnte das sein? Vermutlich musste sich die Uhr erst mal an mich gewöhnen und war irgendwie noch auf meine Freundin eingestellt. Doch die Zahl sank nicht, sondern stieg im Gegenteil von Sekunde zu Sekunde an. Kurz nach der 180er-Marke schien ich zu explodieren. Gleichzeitig machte ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem inneren Lauf-Faulenzerchen, das einen zuweilen hinterlistig und bösartig zum Abbruch verführen kann oder will.

»Komm, hör auf, das hat doch keinen Sinn!«, flüsterte das Faulenzerchen bereits nach der ersten Runde ständig in meinen inneren Gehörgang. »Was willst du beweisen? Warum quälst du dich so? Du kannst doch gar nicht mehr. Vielleicht ist diese verdammte Uhr kaputt, vielleicht auch nicht. Egal. Aber du kannst nicht mehr!«

Ich war tatsächlich reif fürs Sauerstoffzelt und hörte einfach auf zu laufen. Der Gedanke als solcher war kaum in meinem Hirn entstanden, schon versagten meine Beine ihren Dienst. Verrückt, wie schnell diese Information über die Nervenautobahnen durch meinen Körper rasen konnten. Zumindest in diesem Punkt war ich in Sachen »Geschwindigkeit« absolut auf der Höhe.

Stunden später saß ich immer noch ausgepumpt mit schmerzenden Beinen als Einziger auf einem Stuhl mitten auf einer Stehparty und musste die Lage ja irgendwie erklären. Also berichtete ich von meiner »Heldentat«: Mal so eben 6 Kilometer. In extremem Tempo. Ein selbstloser Test, um meiner Freundin die neue Pulsuhr einzustellen. Ich war aber auch ein Teufelskerl.

Mein Publikum schien beeindruckt. Vermutlich, weil sie sich alle einen so, äh, schlanken und durchtrainierten Körper wie den meinigen bei extremem Tempo in Laufschuhen gut vorstellen konnten. Sollte jemand über mich gelächelt oder auch gelästert haben, so habe ich es nicht mitbekommen. Der Milchsäure sei Dank: Das Laktat kam mir auch Stunden später noch aus den Ohren raus und vernebelte mir alle Sinne.

Eines traute ich mich aber dennoch: An diesem Abend wagte ich bereits zum ersten Mal die Frage zu stellen, die man eigentlich niemals stellen sollte. Schon gar nicht, wenn man nicht mal 3 Kilometer laufen kann. Aber gut. Zu vorgerückter Stunde saß ich auf dieser Party plötzlich neben einem Kollegen, der Sport studiert hatte, und ließ betont lässig und so ganz nebenbei die Frage aller Fragen fallen: »Wie wird man eigentlich beim Laufen schneller?«

Seine Antwort kam prompt und für seinen Alkoholpegel absolut fachmännisch: »Lauf einfach schneller.«

Und was soll ich Ihnen sagen? An diesem Abend klang es wirklich einleuchtend. Danke für diesen tollen Start in ein neues Leben!

Macht euch auf die Socken


Haben Sie schon angefangen, regelmäßig zu laufen? Sind Sie gar ausdauernder Hobbyläufer? Herzlichen Glückwunsch! Das Schwerste ist geschafft. (Wenn auch noch nicht das Schlimmste, denn Tempotraining oder verfehlte Ziele warten ja noch wie ausgehungerte Raubtiere.)

Für alle anderen gilt: Jetzt loslaufen!

Egal, ob Sie abnehmen, gesünder leben, fitter werden oder Stress abbauen wollen – tun Sie es, ohne viel...

Blick ins Buch

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