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Generationsbeschreibungen in der Moderne: Vom wissenschaftlichen Konzept zum Kassenschlager

AutorBenjamin Schlindwein
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl56 Seiten
ISBN9783958207363
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
In der beschleunigten Zeiterfahrung der Moderne avancieren Generationen zu einem wirkmächtigen Schlagwort der Sinnzuschreibung. Sie erlauben es, dass sich die Individuen in den Prozess des sozialen Wandels verorten und ihre persönliche Biographie mit dem gesellschaftlichen Zeitablauf verbinden können. Vor dem Hintergrund der Vielzahl an Generationsbeschreibungen in den Massenmedien drängt sich die Frage nach dem Sinn und Unsinn solcher Etikettierungen auf. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Bedeutungszuwachs des Generationsbegriffs und stellt dabei die Frage, inwiefern makro-strukturelle Veränderungen auch auf das wissenschaftliche Konzept der Generationenforschung einwirken. Exemplarisch werden hier die 'Generation Golf' sowie die 'Mediengeneration' hinsichtlich ihrer Übereinstimmungen und Differenzen mit Karl Mannheims Paradigma überprüft, um anschließend Implikationen für die Generationenforschung aufzustellen.

Benjamin Schlindwein, B.A., wurde 1989 in Baden-Baden geboren. Sein Studium der Soziologie und Verwaltungswissenschaften an der Universität Konstanz schloss der Autor im Jahr 2014 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts erfolgreich ab..

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.2, Shmuel Eisenstadt: Nachdem in der Zeit des Nationalsozialismus Mannheims Werke in Vergessenheit gerieten, war es Shmuel Eisenstadt, der im Kontext seiner Zivilisationstheorie mit dem Buch 'From Generation to Generation' (Eisenstadt 1956) an Mannheim anknüpfte und hierdurch wieder in den wissenschaftlichen Fokus rückte. Eisenstadt überträgt die zu dieser Zeit neu gewonnene Aufmerksamkeit der Anthropologie und Ethnologie, Altersklassen in deren gesellschaftliche Funktion (Novizen, Krieger, Älteste) einzuteilen, in die Soziologie und schafft damit eine direkte Anschlussfähigkeit an die Generationsforschung (vgl. Fietze 2009: 47). 'Dadurch erfährt die Generationssoziologie eine begriffliche Erweiterung, die über die bis zu diesem Zeitpunkt entwickelten Begriffstypen hinausgeht' (Fietze 2009: 47). Mit Hilfe der analytischen Mittel des Parsons'schen Strukturfunktionalismus untersucht Eisenstadt die Generationsthematik im interkulturellen Vergleich in Hinblick auf die Funktion und Disfunktion von Altersgruppen (vgl. Weymann 2000: 39). Der Begriff der Altersgruppen fasst dabei altersähnliche Personen zu einer Statusgruppe abstrakter Gleichaltrigkeit zusammen, die somit über 'den bloß statistischen Kohortenansatz hinausgeht und [mit] der Generationslagerung Mannheims vergleichbar ist' (Gärtner 2013: 416). In Anlehnung an Talcott Parsons (1937) versteht Eisenstadt Alter nicht als deskriptives, sondern als askriptives Merkmal: 'Wie Geschlecht, Klasse oder Ethnizität ist auch Alter ein soziales Merkmal, das den Individuen eine soziale Statusposition zuteilt' (Fietze 2009: 49). Eisenstadts Interesse konzentriert sich auf die Frage, wie soziale Integration der nachwachsenden Altersgruppen auszusehen hat, um die Systemstabilität moderner Gesellschaften nicht zu gefährden. Zur Beantwortung dieser Frage lässt er der Altersgruppe der Jugend besondere Bedeutungskraft zukommen, da sie die Übergangsphase zwischen den familiären Zusammenhängen mit ihren vertraut erscheinenden Rollenerwartungen und der etablierten Welt der Erwachsenen mit ihren spezialisierten Rollenerwartungen bildet. Dieser intermediäre soziale Raum, in dem die Gruppe der Gleichaltrigen die Rollenbilder für den jeweiligen neuen Lebensabschnitt erlernen kann, ohne direkt an die Konsequenzen der Erwachsenenwelt gekoppelt zu sein, ist vor allem in modernen, individualisierten Gesellschaften aus der Perspektive der sozialen Integration nicht unproblematisch. Als psychosoziales Moratorium (Erikson 1980: 15) eröffnet sie den Jugendlichen in prädestinierter Weise Spielräume für abweichendes Verhalten (vgl. Eisenstadt 1966: 244ff). Eisenstadt legt damit auf Basis des Strukturfunktionalismus eine Generationstheorie vor, in der das Verhältnis zwischen sozialem Wandel und Generation als Problem der Systemintegration konzipiert ist. Zwar versteht er Jugendgruppen als wichtigsten Kanal für Veränderung und Kreativität, jedoch ergänzt er, dass diese 'zu Kanälen der völligen Auflehnung und Abweichung' (Eisenstadt 1966: 336) tendieren können. Generationskonflikte werden hier als Konflikte altersspezifischer Statusgruppen, die um die gesellschaftliche Partizipation konkurrieren, diskutiert (vgl. Fietze 2009: 49). Dies kann nach Eisenstadt unter zwei Bedingungen auftreten: (1) In Sozialsystemen, in denen die angestrebten gesellschaftlichen Positionen von den vertrauten Zuordnungsmechanismen entkoppelt sind und dadurch eine volle Partizipation am sozialen System verwehrt wird, oder (2) in Gesellschaften, 'in denen die Struktur der Familie oder der Abstammungsgruppe dem jüngeren Mitglied die Möglichkeit versperrt, innerhalb dieser Gruppe soziale Reife zu erlangen' (Eisenstadt 1966: 50).
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