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Lachen als Gesundheitsverhalten?: Effekte von Lachen auf die physische und psychische Gesundheit - Eine Zusammenfassung vorliegender Studien der vergangenen 25 Jahre

AutorMarcus Sommer
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl63 Seiten
ISBN9783863419301
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
'Lachen macht schlank', 'Lachen hilft gegen Krebs', 'Lachen als Stress-Killer' - die populären Annahmen über die Effekte des Lachens sind reichlich und lassen sich regelmäßig in nicht-wissenschaftlichen und wissenschaftlichen Publikationen finden. Allein die Liste der physischen Erkrankungen (Rackl, 2003), gegen die Lachen vorbeugend oder therapeutisch hilfreich sein soll, reicht derzeit von Asthma, Diabetes, Bronchitis bis zu Hypertonie oder, wie es der Psychologe Rod A. Martin überspitzt zusammenfasst 'from the common cold to AIDS' (Martin, 2007). Der populäre Glaube an die positiven Effekte des Lachens auf die physische und psychische Gesundheit scheint riesig. So finden sich immer mehr Menschen, die sich zu sogenannten 'Laughter Clubs', Lach-Yoga-Gruppen oder Lachseminaren treffen. Zusätzlich gibt es Ratgeber und Workshops, die die Botschaft verbreiten: Lachen ist gesund! Dabei stellt sich die Frage, ob Lachen als Verhalten wirklich einen wissenschaftlich nachweisbaren Effekt auf so viele gesundheitliche Dimensionen hat. Die ersten gesundheitlichen Effekte wurden bereits von Aristoteles proklamiert (Goldstein, 1982). In den letzten 20 Jahren gab es einen erneuten Schub in der Gelatologie, der über 50 publizierte Artikel zu dem Thema und neue differenzierte Hinweise auf mögliche Effekte hervorbrachte (Martin, 2001). In der vorliegenden Arbeit geht es darum, der aufgeworfenen Frage kritisch nachzugehen und die vorliegenden empirischen Befunde der letzten 25 Jahre zu diesem Thema zusammenzutragen, zu systematisieren und abzuwägen, welche Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen zu ziehen und welche möglichen praktischen und therapeutischen Implikationen abzuleiten sind. Es stellt sich also die Frage, ob Lachen als mögliches Gesundheitsverhalten so wirksam ist, dass es für gesunderhaltende beziehungsweise rehabilitierende Interventionen relevant sein könnte. Nachdem eine begriffliche Präzisierung vorgenommen und die bio-psychologischen Grundlagen von Lachen und Humor kurz beschrieben wurden, sollen die empirischen Befunde zu den wichtigsten Bereichen psychischer und physischer Gesundheit zusammengetragen und systematisiert werden. Anschließend werden Probleme in der Forschung zu diesem Thema und Forschungslücken diskutiert und entsprechende Implikationen für mögliche praktische und therapeutische Konsequenzen (an-)diskutiert.

Marcus Sommer wurde 1986 geboren. Nach einem erfolgreich abgeschlossenen Lehramts-Studium der Politikwissenschaft und Grundschulpädagogik (B.A., anschließend M.Ed.) an der Freien Universität Berlin im Jahr 2009 begann der Autor ein Psychologie-Studium, eb

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 4.2.1, Effekte von Lachen und Humor auf das Immunsystem: Da in den vergangenen Jahren die Psychoneuroimmunologie (PNI) Verbindungen zwischen dem Immunsystem und Gehirn entdeckt und erforscht hat, gilt es heute als relativ sicher, dass zwischen beiden Elementen eine wechselseitige Kommunikation stattfindet, welche über Neurotransmitter, Hormone, Neuropeptide und Cytokine gesteuert wird. Dies bedeutet, dass psychologische Faktoren Einfluss auf das Immunsystem und umgekehrt immunologische Faktoren Einfluss auf psychologische Funktionen haben können (Martin, 2007). Insbesondere die Effekte von negativen Emotionen auf das Immunsystem sind gut belegt. So konnte in mehreren Studien gezeigt werden, dass Emotionen wie Ärger, Angst und Verstimmung Einfluss auf verschiedene Komponenten des Immunsystems haben, was zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes führt (Martin, 2007). Die Vermutung liegt nahe, dass dies ebenfalls für positive Emotionen und somit auch für Humor und Lachen zutrifft. Hinweise auf einen positiven Effekt von Lachen auf das Immunsystem zeigen mehrere Studien, die in ihren Experimenten Veränderungen des Immunglobulins A (S-IgA) in Abhängigkeit unterschiedlicher Bedingungen maßen. S-IgA ist eine Komponente des Immunsystems, die im Speichel vorkommt und vor allem gegen Krankheitserreger des Atemapparates schützt (Martin, 2007). McClelland und Cheriff (1997) untersuchten diesen Effekt und wiesen beispielsweise 30 Probanden randomisiert zwei Gruppen zu. Einer Gruppe (1) zeigten sie ein Comedy-Video, der anderen Kontrollgruppe (2) einen Dokumentarfilm. Vor und nach der Präsentation des Films nahmen die Forscher Speichelproben bei den Probanden und ermittelten den S-IgA-Gehalt. Bei der Kontrollgruppe ermittelten sie zwischen dem Pre- und dem Posttest keine konsistenten Anstiege des S-IgA-Gehaltes. Im Gegensatz dazu zeigten in der Comedy-Video-Gruppe signifikant mehr Personen einen S-IgA-Anstieg als einen -Abfall. Ähnliche Ergebnisse erzielten auch andere, teilweise frühere Studien (Labott et al., 1990; Lefcourt, Davidson-Katz und Kueneman, 1990; Lambert and Lambert, 1995; Perera et al., 1998), allerdings gibt es auch gegenteilige Befunde. So konnten beispielsweise Harrison et al. (2000) und Njus et al. (1996) die Befunde ihrer Vorgängerstudien unter ähnlichen experimentellen Bedingungen nicht replizieren. Zudem sind die beschriebenen Effekte in der wissenschaftlichen Debatte umstritten. Bennett und Lengacher (2007b) verweisen unter anderem darauf, dass die Rolle von S-IgA als Indikator von Immunfunktionen umstritten und fragwürdig ist, ob der gemessene Anstieg in einigen Studien überhaupt eine klinische Relevanz besitzt. Lengacher und Bennett (2007b), aber auch Martin (2007) verweisen zudem auf viele methodische Schwachpunkte bei etlichen Studien dieser Art. So sind Kontrollgruppen entweder nicht oder ungenügend installiert und die Frage, welchen Effekt die Videos auf die Probanden haben, ungenügend klar definiert. Neben der Messung von S-IgA wurden in anderen Studien auch andere Komponenten des Immunsystems auf ihre Abhängigkeit von Lachen und Humor untersucht. Berk (1989) beispielsweise teilte eine Gruppe von 10 gesunden Teilnehmern in zwei Gruppen auf. Eine Gruppe (1) schaute ein 60-minütiges Comedy-Video, die andere Gruppe (2) saß in der gleichen Zeit still in einem Raum. Vor, während und nach der Sitzung entnahm er beiden Gruppen Blutproben und untersuchte diese auf 19 Variablen. Bei den Teilnehmern der Comedy-Gruppe stellte er signifikante Anstiege (p < .05) im Vergleich zur Baseline-Messung in sechs Bereichen fest: T-Helfer-Zellen, Blastogenese von Lymphozytenzellen, IgM- und IgG-Antikörper, natürlicher Killer-Zellen und das Protein C3. Auch wenn diese Befunde erfreulich wirken, gibt es auch hier eine Vielzahl an Kritik. So kritisiert Martin (2007), dass die Stichprobe zu klein (n = 10), die Kontrollbedingungen unzureichend sind und eine viel zu große Zahl statistischer Analysen durchgeführt wurde, die das Risiko erhöhen, dass die Ergebnisse auf Zufall basieren und nicht signifikant sind. Zudem wird bemängelt, dass diese Studie insgesamt wenig transparent ist, einen Großteil der methodischen und analytischen Vorgehensweise ausklammert und keine Messung des Ausmaßes von Lachens während des Videos bzw. der Stimmung vorgenommen wurde. Daher kann nicht abgeschätzt werden, inwiefern diese Variablen zu dem Ergebnis beitrugen. Damit ist diese Studie ein Paradebeispiel für methodische Schwächen, die viele Studien in diesem Bereich aufweisen. Diese Defizite versuchten Bennett et al. (2003) zu vermeiden und untersuchten in einer Studie den Effekt von heiterem Lachen auf die Aktivität von natürlichen Killerzellen (NK-Zellen). NK-Zellen gehören zu den Lymphozyten und sind in der Lage, abnormale Zellen, wie zum Beispiel Tumorzellen oder virusinfizierte Zellen, zu erkennen und abzutöten. Dafür wies Sie ihre 33 weiblichen Versuchsteilnehmer randomisiert zwei Gruppen zu: eine Gruppe (1) schaute ein humorvolles Video, die andere Kontrollgruppe (2) ein neutrales Reise-Video. Um das Lachen der Teilnehmer in der Experimentalgruppe zu quantifizieren, wurde die Humor Response Scale (HRS) eingesetzt. Die Aktivität der NK-Zellen wurde mithilfe von radioaktiv markiertem Chrom 51 (51Cr) vor und nach der Intervention überprüft. Durchgeführte t-Tests zeigten, dass es zwischen den beiden Gruppen (1 und 2) zunächst keine signifikanten Unterschiede in der Veränderung der Aktivität der NK-Zellen gab (t = 1.52, p = .138). Dies verändert sich allerdings, sobald die Variable Lachen mit berücksichtigt und in die Analyse einbezogen wurde. So fand man nun eine signifikante positive Korrelation zwischen der Intensität des Lachens (HRS-Werte) und der Veränderung der NK-Zellen-Aktivität (r = .774; p = .001). Personen, die einen HRS-Wert von 25 oder größer aufweisen (was intensives, fröhliches Lachen impliziert), wiesen demnach einen signifikanten Anstieg ihrer NK-Zellen-Aktivität im Vergleich mit ihren Baseline-Werten auf. Personen, die das humorvolle Video schauten, aber HRS-Werte unter 25 aufwiesen, hatten hingegen eine geringere NK-Zellen-Aktivität im Vergleich zu ihren Baseline-Werten.
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