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Heavy Metal als Szenephänomen: Ein Mittel der jugendlichen Auflehnung oder die Manifestierung eines Lebensstils?

AutorMartin Schulze
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl85 Seiten
ISBN9783955498801
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
'Heavy Metal-Musik - Das barbarischste Produkt, das die westliche Kultur im Schrank hat!' So beschreibt die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung eine der bekanntesten und weitverbreitetsten Musikrichtungen der Welt. Doch was steckt wirklich dahinter? In diesem Buch wird ein Blick auf die Geschichte des Heavy Metal gelegt und versucht eine Erklärung für das Phänomen an sich zu finden. Dabei werden auch soziologische Theorien aus den Komplexen Jugend und Szene genauer untersucht. Alles in allem wird versucht das Stigma der Teufelsmusik zu entkräften und die Faszination nach außen zu transportieren.

Martin Schulze, B.A., wurde 1989 in Nordhausen (Thüringen) geboren. Nach dem dem Abitur absolvierte er sein Studium der Bildungs- und Erziehungswissenschaften an der Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr in Hamburg. Im Laufe des Studiums

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.1.4, Einblick in die Szenestruktur: Nach der Darstellung der Szeneentwicklung in den letzten 40 Jahren kommt nun die Frage auf, wer dieser Szene eigentlich angehört und dafür sorgt, dass Heavy Metal-Musik einen dauerhaften Erfolg verzeichnen kann. Aus diesem Grund soll im folgenden Kapitel ein Einblick in die strukturelle Gestaltung der Szene gegeben werden. In der untersuchten Literatur gibt es verschiedene Meinungen über das Bild des Metalheads, welche durch starke Stereotypisierungen geprägt sind. Vertraut man der Aussage von GRAVES und SCHMIDT-JOOS, so sind auf einem Heavy Metal-Treffen nur junge weiße Männer aus unteren Bildungsschichten anzutreffen, die neben der typischen Kutte auch Sexualängste mit sich herumtragen und sich deswegen zu dieser Musik hingezogen fühlen. Auch DUNCAN, dessen harte Beschreibung der Musik bereits an früherer Stelle angeführt wurde, präzisiert den Metalhead als schwachsinnigen Menschen mit großer Klappe und zotteligem Haar. Mit dieser Beschreibung werden nicht nur die Fans, sondern auch die Künstler von DUNCAN diffamiert. Der hier bereits oft erwähnte Erziehungswissenschaftler BAACKE findet zwar weniger drastische Worte, doch ordnet er die Fans auch einem 'semi-proletarischen Milieu' zu. Es findet sich eine Vielzahl weiterer Beschreibungen der Fans, der Szene und der Musik. Im Grundtenor beinhalten jedoch fast alle Aussagen das Bild von sozial unterprivilegierten Jugendlichen, wie es auch WIECKE und ZIEGENRÜCKER formulieren. All diese Aussagen bestimmen das Bild des Heavy Metal in einschlägiger Literatur. Jedoch scheinen diese auf den stereotypisierten Ideen der Autoren und nicht auf validen Daten zu basieren, da keinerlei Studien, Erhebungen oder sonstige Beweise für die aufgestellten Aussagen angeführt wurden. Somit sind all diese Aussagen kritisch zu betrachten und halten einer Argumentation nicht stand. Anders hingegen ging ROCCOR vor, die mit einer quantitativen Erhebung beispielsweise die Altersstruktur innerhalb der Szene untersuchte. Dabei stellte sich heraus, dass 61% der befragten Personen die von ihr festgelegte Grenze von 20 Jahren überschritten hatten und als Erwachsene galten. Die gesamte Alterspanne der Befragten reichte von 13 bis 42 Jahren. Dies widerlegt die Annahme, dass es sich bei Heavy Metal-Fans lediglich um Jugendliche handelt. Als Grund für die große Altersdifferenz nennt ROCCOR den Prozess im Werdegang eines Heavy Metal-Fans, der je nach Eintrittsalter in die Szene verschiedene Stufen durchläuft. Besonders in der Phase der Jugend, in der, wie bereits beschrieben, die gesellschaftliche Verortung mittels Abgrenzung und Darstellung der eigenen Persönlichkeit entscheidend ist, kann diese Entwicklung einsetzen und den Werdegang zum Fan initiieren. Eine solche Evolution zum Fan ist jedoch nicht nach zwei Jahren abgeschlossen, sondern zieht sich über einen längeren Zeitraum. Das erklärt, warum auch viele ältere Personen, die schon längst nicht mehr als jugendlich gelten, Teil der Szene sind. Das Vorurteil, dass Metalheads stets weiße Männer sind, kann ebenfalls entkräftet werden. LÜCKER beruft sich dabei auf die globale und damit Ethnien übergreifende Ausbreitung der Musik. Dieses Argument wird durch verschiedene Einflüsse in den einzelnen Subgenres bestätigt, die Metal in jedem Kulturkreis der Welt anders klingen lässt. Von LÜCKER werden neben den Erfolgen von Iron Maiden in Südamerika auch weitere Bands, wie Black Death und Sound Barrier angeführt, die sich ausschließlich aus farbigen Musikern zusammentun. Eine weitere Erhebung zur Mitgliederstruktur bietet eine Umfrage des Szene-Magazins 'Rock Hard', dessen Ergebnisse in den Rock Hard-Mediadaten 2011 erschienen. Aus den Daten lässt sich eine geschlechtsspezifische Verteilung innerhalb der Szene erkennen, die mit 91% der Befragten eine deutliche Dominanz bei den Männern zeigt. Doch es gibt durchaus auch Frauen in der Heavy Metal-Szene, sowohl in der Fanmenge, als auch auf der Bühne. Während die in Abbildung 6 zu sehende Doro Pesch als Solo-Künstlerin und Candace Kucsulain, Frontfrau der Hardcore-Band Walls of Jericho, versuchen das Bild der Frau auf der Bühne zu etablieren, wird den Frauen in den Reihen der Fans nicht wirklich Beachtung geschenkt, so NOLTEERNSTING. Wenn einmal Frauen im Publikum anwesend sind, werden diese als Begleitpersonen von männlichen Fans oder gar als Groupies wahrgenommen. Häufig ist der Frauenanteil bei Konzerten aber kaum feststellbar. Als Gründe werden beispielsweise die Härte der Musik oder die Aggressivität allgemein angeführt.
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