EINFÜHRUNG
Der Labrador Retriever in seinen drei Farbschlägen erfreut sich seit einigen Jahren immer größerer Beliebtheit und hat sich zu seinem angenehmen Familienhund entwickelt. Hier gibt die Autorin eine Übersicht darüber, welche wichtigen Informationen sie über dieser Rasse in dem Buch zusammengestellt hat und auf was unbedingt zu achten ist.
Den Labrador Retriever gibt es in diesen drei Farbschlägen: schwarz, gelb und leberbraun. (Foto: Widmann)
Die Tatsache, dass Sie dieses Buch in den Händen halten und darin stöbern, blättern oder gar lesen, spricht dafür, dass Sie entweder auf der Suche nach einer weiteren nützlichen Hilfestellung für die Anschaffung eines Hundes – vielleicht eines Labrador Retrievers – oder aber bereits glücklicher Hundebesitzer sind und Ihr Wissen um den Labrador ergänzen, vertiefen oder bestätigt wissen wollen.
Sich mit dem Thema Labrador Retriever zu beschäftigen, sich einen solchen anschaffen zu wollen oder gar einen zu besitzen kann Ausmaße annehmen, die manch ein Neuling nicht zu ahnen vermag! Nicht selten befällt einen Labradorbesitzer, der doch zunächst nur einen Familienhund halten wollte, das „Retriever-Virus“ und er ist über kurz oder lang auf sämtlichen Trainings-, Prüfungs- oder Ausstellungsgeländen wiederzufinden. Häufig entsteht aus dieser Passion auch nach einiger Zeit der innige Wunsch, sich einen zweiten Labrador Retriever anzuschaffen.
Der Labrador Retriever in all seinen Farbschlägen (schwarz, gelb, leberbraun oder chocolate) erfreut sich seit langer Zeit großer Beliebtheit, die in den letzten Jahren sogar noch erheblich zunahm und dem Golden Retriever – der lange Zeit als der „Modehund“ galt – starke Konkurrenz bietet, nicht zuletzt weil über die Medien bekannt wurde, dass Prominente zu den Besitzern von Labrador Retrievern gehören (wie zum Beispiel Bill Clinton, der häufig im Fernsehen mit seinem braunen Labrador gezeigt wurde). Dies bestärkte sicherlich einige Menschen in der Auswahl dieser Retrieverrasse.
Sein äußeres Erscheinungsbild sowie sein angenehmes Wesen machen den Labrador Retriever zu einem angenehmen Begleithund. (Foto: Abels)
Es herrschen teils unberechtigte Vorurteile, dass ein Rassehund, der gerade in Mode gekommen zu sein scheint, doch überzüchtet sein müsse. Dies ist bei der sorgfältigen Auswahl eines leidenschaftlichen, verantwortungsvollen und ehrlichen Züchters jedoch nicht zutreffend. Durch jahrzehntelange kontrollierte und sorgfältige Zucht ist der Labrador Retriever ein äußerst robuster Hund, der nicht zum Kränkeln neigt. Wird er gewissenhaft aufgezogen und artgerecht gehalten, sowohl bei seinem Züchter als auch bei seinem späteren Besitzer, bereitet er keine der vielfach gefürchteten Probleme in Bezug auf Wesen oder Gesundheit.
An dieser Stelle sei beispielsweise nur die teilweise hysterisch gefürchtete Hüftgelenksdysplasie erwähnt. Durch jahrzehntelange Selektion in der Zucht wurde diese Hüftgelenksproblematik systematisch reduziert und kaum ein Labrador hat heute damit Probleme. Der seit geraumer Zeit in aller Munde von Retrieverbesitzern diskutierten Labrador-Myopathie (LM) ist sicherlich mehr Aufmerksamkeit zu widmen als dem Thema Hüftgelenksdysplasie (siehe Kapitel „Erkrankungen“).
Durch sorgfältige Welpenauswahl und mit ein bisschen Glück steht einem durchschnittlich zwölf Jahre langen glücklichen Zusammenleben mit diesem treuen Vierbeiner nichts im Wege. Der Labrador ist ein nervenstarker Hund mit hoher Reizschwelle, was ihn in erster Linie zum angenehmen und problemlosen Familienhund macht. Auch wenn er in der Regel sehr kinderlieb ist, sollten Sie dennoch berücksichtigen: Die Erziehung eines Retrievers gehört nicht in Kinderhände und der Wunsch eines Kindes sollte nicht das Kriterium für die Anschaffung dieses Hundes sein!
Sein äußerst ansprechendes Erscheinungsbild, seine zwar durch Disziplin, aber dennoch durch Konsequenz und Liebe, recht einfache Erziehung von klein auf sowie sein fast lustiges und nahezu stoisches Wesen machen ihn zu einem liebenswerten, menschenfreundlichen Familienmitglied. Mit seinen stürmischen Begrüßungszeremonien verbunden mit seiner fast propellerartig wedelnden Rute, die sein gesamtes Hinterteil in Bewegung bringt, erobert er im Nu so manches Herz. Durch seine physische Härte und Ausdauer eignet er sich nicht nur als eifriger und treuer Jagdbegleiter, sondern durch seinen ausgezeichneten Geruchssinn auch als gewissenhafter Rettungs- und Mantrailinghund oder Drogen- und Sprengstoffspürhund. Aufgrund seiner sicheren Orientierung mithilfe optischer und akustischer Signale ist er ein zuverlässiger Behindertenbegleithund. Sein ausgeglichenes und sanftes Wesen macht ihn zum geduldigen Therapiehund. Und durch seinen ständigen Bewegungsdrang und Wunsch nach Beschäftigung sowie seine Apportierfreudigkeit ist er ein idealer Sportkamerad wie zum Beispiel beim Turnierhundesport oder bei der Dummyarbeit.
Sollten Sie sich für die Anschaffung eines Labradors, einer zweifellos liebenswerten Hunderasse, entscheiden, dürfen auf keinen Fall rein äußerliche oder gesellschaftliche Gründe ausschlaggebend sein. Der Labrador soll nicht nur den Kofferraum unseres teuren Kombis füllen, unsere schicke Ledercouch schmücken oder uns in unserer tollen Marken-Wachsjacke als „Eyecatcher“ begleiten! Er ist und bleibt ein Hund und macht Arbeit, denn er will drei- bis viermal täglich bei jedem (!) Wetter raus und bringt im Gegenzug Schmutz mit ins Haus. Und er haart, je nach Jahreszeit unterschiedlich stark. Seine Ernährung, seine Versicherung und Steuer, der Tierarzt, seine Ausstattung und vieles mehr kosten im Laufe des Hundelebens viel Geld. Er bestimmt unseren Tagesrhythmus und als Welpe oder eventuell kranker Hund auch so manch eine Nacht.
Doch wenn Sie nach reiflicher Überlegung schließlich zur Überzeugung gekommen sind, einen Labrador nicht nur in Ihr Haus aufzunehmen, sondern ihn auch während seines gesamten und hoffentlich langen Lebens in Ihrem Alltag bedingungslos zu integrieren, dann kommt er nicht nur durch die Eingangstür in Ihr Haus, sondern gelangt auch ganz schnell in Ihr Herz, das er im Sturm erobert. Ein Labrador macht ausnahmslos Freude – nur nicht in zwei Situationen: wenn er ernsthaft erkrankt oder wenn er für immer von uns geht! Die Tiefe dieses Kummers kann nur ein Hundebesitzer nachempfinden und verstehen. Ein Grund dafür ist das starke Gefühl, das wir für einen Labrador empfinden, und die innige Bindung zwischen Mensch und Hund.
Der wetterfeste, fröhliche Labi kann die Freizeitaktivitäten seines Besitzers enorm beeinflussen und verändern. Auch ungewöhnliche Tricks wie hier Heulen auf Handzeichen lernt er gern dazu. (Foto: B. Konstantinou)
Egal was man mit seinem treuen Familienmitglied auf vier Pfoten mit der scheinbar ständig wedelnden Rute plant, über eines sollte man sich im Klaren sein: Ein Labi – so nennt ihn liebevoll jeder Labrador-Retriever-Fan oder -Besitzer – stellt das gesamte Leben auf den Kopf. Dieser wetterfeste, fröhliche Hund bringt die Anschaffung eines komplett neuen Outdoor-Equipments mit sich, sorgt für neue Hundefreunde, verändert die Freizeitaktivitäten ebenso wie die Gestaltung des Gartens, die Planung des Urlaubszeitpunktes oder des Reiseziels. Und manchmal zieht er sogar die Anschaffung eines neuen Autos, und zwar eines praktischen Kombis statt einer Limousine oder eines Kleinwagens, mit sich, nur um einige Dinge aufzuzählen.
Bei manch einem potenziellen Labradorkäufer mag der nachvollziehbare Wunsch nach einem Familienhund im Vordergrund stehen. Dennoch soll im nachfolgenden Kapitel ein kleiner Exkurs über Jagdhunde Aufschluss darüber geben, wofür der Labrador Retriever eigentlich gezüchtet wurde, nämlich für die Niederwildjagd. Aus diesem Grund ist es sicherlich auch nachvollziehbar, dass man als Labradorbesitzer zwar nicht unbedingt Jagdscheininhaber sein muss, sich jedoch verpflichtet fühlen sollte, seinen Hund nicht nur gesund zu ernähren, tierärztlich zu versorgen und ihm genügend Auslauf zu bieten, sondern ihn auch artgerecht zu beschäftigen! Dies kann man mit einem Labrador Retriever zum Beispiel wunderbar durch die Apportierarbeit mit Dummys tun. Wer einen äußerst passionierten Labrador sein Eigen nennt, kann ihm auch die so genannte Arbeit mit „kaltem Wild“ als Beschäftigung anbieten. Genaueres über diese Lieblingsbeschäftigungen beziehungsweise Einsatzmöglichkeiten wird im entsprechenden Kapitel beschrieben.
Nicht selten fragt sich ein Labradorbesitzer bereits nach ein paar Wochen oder Monaten: „Was habe ich eigentlich in all den Jahren vor dem Zusammenleben mit meinem Labrador mit und in meiner Freizeit getan?“ Eben diese Frage sagt schon sehr viel aus und bedarf eigentlich keiner weiteren Erklärung! Dieses Buch soll Ihnen die Faszination dieser Hunderasse...