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Werbung für den Großen Krieg: Bildpropaganda für deutsche Kriegsanleihen im Ersten Weltkrieg

AutorChristian Koch
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl63 Seiten
ISBN9783956848872
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Im Ersten Weltkrieg spielte die Propaganda eine so wichtige Rolle wie in keinem Konflikt zuvor. Nicht nur gegen den Feind, sondern auch für die Beeinflussung der eigenen Bevölkerung kam sie in allen am Krieg beteiligten Staaten zum Einsatz. Auch die Deutschen bedienten sich im großen Umfang der Propaganda. Eines der wichtigsten Propagandamittel war das Bild, das auch in der Werbung für die deutschen Kriegsanleihen eine entscheidende Rolle spielte. Den Verantwortlichen für die deutsche Kriegsanleihewerbung wurde schnell klar, dass mit Bildern schneller und eindrücklicher Emotionen geweckt werden können als mit Texten. In dieser Untersuchung wird diese Art der Propaganda daher in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt. Welche Bilder fanden Verwendung für die Kriegsanleiheplakate, wie gestaltete sich der Auswahlprozess der Darstellungen und welche Symbolik findet sich auf den Plakaten wieder? Diesen Punkten geht die vorliegende Arbeit nach und stellt auch letztlich die Frage nach dem Erfolg der deutschen Kriegsanleihepropaganda.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel B, Plakatpropaganda von der sechsten bis zur neunten Kriegsanleihe: VI, Kriegsanleihe: Mit dem Werbefeldzug für die sechste Kriegsanleihe wurde eine wahre Lawine von Plakaten durch jede neue Kriegsanleihe ausgelöst. Dafür brauchte es natürlich passende Bildmotive, welche für eine wirksame Werbung geeignet waren. Aus diesem Grund wurden Plakatwettbewerbe ausgetragen, in denen Künstler ihre Arbeiten einer Jury vorstellen konnten. Der Wettbewerb für die sechste Anleihe fand zwischen 12 Künstlern statt, die zur Einsendung von Entwürfen eingeladen worden waren. Von diesen Künstlern war jedoch keiner in der Lage das, Thema zufrieden stellend in einem Entwurf zu thematisieren. Dies führte dazu, dass keiner der eingebrachten Vorschläge als Sieger hervor ging, sondern ein Gemälde des Münchener Künstlers Fritz Erler als Motiv für das erste Bildplakat im Dienst der Kriegsanleihen Verwendung fand. Es wurde schließlich 'zur Ikone des deutschen Weltkriegsplakates.' Das Bild zeigt einen deutschen Soldaten, der hinter einem Pfosten steht und die rechte Hand auf eben diesen legt. Links und rechts ist er von Stacheldraht umgeben und seine Kampfmontur mit Gasmaske und zwei Handgranaten weist auf die Härte der Kämpfe hin. Die Schrift auf dem Plakat 'Helft uns siegen! Zeichnet die Kriegsanleihe' steht hier deutlich im Hintergrund. Die Kernaussage liefert das Bild. Besonders auffallend sind die Augen des Soldaten, die mit einem stechenden, fordernden Blick in die Ferne schauen. Anders, als beispielsweise bei dem berühmten britischen Rekrutierungsplakat 'Britons- [Lord Kitchener] 'Wants You'', wird hier der Betrachter nicht direkt von den Augen fixiert, sondern der Soldat blickt am Rezipienten vorbei. Der Ausdruck der Augen sticht hier als ein zentrales Ausdrucksmittel der Bildagitation hervor, mit dem vor allem an das Pflichtgefühl appelliert wird. Dieses erste Bildplakat für deutsche Kriegsanleihen ist auch das eindrucksvollste und 'bleibt auch aus heutiger Sicht unübertroffen.' Das Bildplakat von Lucian Bernhard zur sechsten Kriegsanleihe bezieht sich auf den U-Bootkrieg, indem eine geisterhafte Erscheinung, vielleicht ein gefallener U-Bootfahrer, einem Soldaten ein sinkendes Schiff zeigt, welches offensichtlich von einem deutschen U-Boot getroffen wurde. Die Textaussage dieses Aushangs besagt, dass die kaiserlichen U-Boote den Soldaten die Granaten vom Leib halten, was nahe legt, das sinkende Schiff als feindlichen Munitionstransporter zu identifizieren. Während sich das Plakat von Erler offensichtlich an die Daheimgebliebenen wendet, richtet sich Bernhard an die Soldaten im Feld und in der Etappe. Es gab also sowohl für die Heimat konzipierte, als auch an die Armee gerichtete Plakate, welche die kämpfende Truppe, beziehungsweise die Bevölkerung zur Zeichnung von Kriegsanleihen aufforderten. Neben den Werbeplakaten der Reichsbank und des Kriegspresseamtes gab es auch Aushänge von so genannten 'Außenseitern'. Städte gaben ebenso Kriegsanleiheplakate heraus, wie Unternehmen oder das Heer. Das Anleiheplakat der Stadt Köln bezieht sich beispielsweise direkt auf die Front. Ein verwundeter Soldat trägt eine riesige Granate auf dem Rücken über das Schlachtfeld und versinnbildlicht damit die Belastungen, denen die Soldaten im Kampf ausgesetzt waren. Die Bildunterschrift 'Er trägt draussen die Last, zeichnet ihr Kriegsanleihe', liegt ganz auf der Linie des Gedankens der 'finanziellen Wehrpflicht', wie sie Karl Helfferich propagiert hat. Der Bürger daheim leistet seinen Beitrag zum Krieg durch die finanzielle Unterstützung der Armee und wird dadurch gewissermaßen zum Kriegsteilnehmer. Das Plakat des Stuttgarter Bankhauses Stahl & Federer hingegen stellt den Schutz der Heimat in den Vordergrund. Eine Flusslandschaft (wahrscheinlich der Rhein) wird von einem großen, massiv wirkenden Schwert beschützt und entsprechend betont auch die Bildunterschrift die Sicherung der Heimat. Hier wird das Bild vom Verteidigungskrieg gepflegt, der ausschließlich zum Schutz des deutschen Heimatlandes geführt werden muss. Das Schwert ist ein immer wiederkehrendes Symbol auf Anleiheplakaten und meistens mit germanisch anmutenden Kämpfergestalten verbunden. So zum Beispiel auf dem Plakat von Gerd Paul für die Zeitung der 10. Armee, auf dem der germanische Gott Donar mit freien Oberkörper ein Schwert schmiedet. Auf diesem Plakat wird neben der mythischen Gestalt des Donars vor allem damit für die Kriegsanleihe geworben, dass der Zeichner der Anleihe den Krieg verkürzen könne. In dieselbe Richtung geht der Entwurf von Berthold Clauss, auf welchem ein deutscher Adler einen Gegner, laut Reckendorf ein Engländer, zu Boden drückt. Der verwendete Text spricht sogar davon 'den ungewollten Krieg' zu beenden. Beide Plakate suggerieren dem Betrachter, dass der Kampf bald beendet werden könnte, wenn genügend Anleihen gezeichnet werden. Sie gehen auf die Kriegsmüdigkeit der Soldaten und der Heimatbevölkerung ein, wobei die Formulierung von Clauss über den ungewollten Krieg zusätzlich die angebliche Unschuld Deutschlands an dem Konflikt betont. Insgesamt gesehen kann der Werbefeldzug für die sechste Kriegsanleihe als voller Erfolg gewertet werden, da das Zeichnungsergebnis der fünften Kriegsanleihe um knapp 2.4 Milliarden Mark übertroffen werden konnte. Dass die Bildplakate ihre Wirkung nicht verfehlten, zeigt sich auch in der massiven Steigerung der kleinen und mittelgroßen Zeichnungen. Bei den Zeichnungsbeträgen bis 2.000 Mark wurden über 3,1 Millionen Anleihen mehr gezeichnet als bei der vorhergehenden Kriegsanleihe. So verzeichnete die Reichsbank im Gegensatz zum Herbst 1916 alleine durch die Schuldverschreibungen bis 2.000 Mark eine Mehreinnahme von 781 Millionen Mark. Im Gesamten wurde bei der sechsten Anleihe mit 7.063.347 Anleihezeichnungen die höchste Zeichnungsanzahl aller deutschen Kriegsanleihen erzielt. Ein besonderer Erfolg der Werbearbeit zeigte sich auch beim Heer. Generalquartiermeister Ludendorff stellte am 17.7.1917 fest: 'Die bei den Armeen zur Werbearbeit für die 6. Kriegsanleihe geschaffenen Aufklärungsorganisationen haben sich außerordentlich bewährt. [...] Die Aufklärungstätigkeit beim Feldheer über Zweck und Bedeutung des Krieges nimmt an Wichtigkeit zu, je länger der Krieg dauert und der Heimat Opfer auferlegt, deren Rückwirkung auf die Stimmung des Heeres nicht ausbleiben kann.' Die für die Kriegsanleihe aufgebauten organisatorischen Strukturen waren erfolgreich und sollten auch für andere Aspekte der Propagandatätigkeit beim Feldheer genutzt werden. VII, Kriegsanleihe: Im Gegensatz zur Werbung für die sechste Kriegsanleihe, die das Säulenplakat hervorgebracht hatte, verstärkte sich für die folgende Anleihe die Plakatwerbung noch. Plakate wurden nun nahezu überall aufgehängt, angefangen von Gartenzäunen, über Straßenecken bis hin zum Brandenburger Tor und dem königlichen Schloss. Es kam zu einer noch nicht da gewesenen Verbreitung von Kriegsanleihewerbung. Für die siebte Kriegsanleihe, die im Herbst 1917 aufgelegt wurde, zierte abermals ein Entwurf von Fritz Erler das Hauptplakat. Erlers Bild zeigt nochmals einen Soldaten, diesmal aber nicht aus der Infanterie, sondern aus der neuen Waffengattung der Luftwaffe. Der leicht verletzte Soldat blickt den Betrachter mit forderndem Blick an und fragt ganz schlicht 'Und Ihr?'. Wieder ist hier der Ausdruck in den Augen des Soldaten von maßgeblicher Bedeutung für die Wirkung des Plakats auf den Rezipienten. Zwar wurde die künstlerische Ausgestaltung kritisiert und fast als 'Rückschritt' bezeichnet, doch beeinträchtigte dies nicht die plakative Wirkung des Konzepts. Durch das einprägsame Bild und den kurzen Text war es als Aufmerksamkeitsplakat gut dazu geeignet schnell seine Aussage an den Mann zu bringen.
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