Vorwort
Ich schreibe meine Meinungen und Gedanken gern auf, und sie wurden viele Jahre lang von verschiedenen Zeitungen veröffentlicht: dem Spectator, der Times, der Daily Mail, Harpers Bazaar und einigen mehr. Als mich Constable & Robinson fragte, ob ich mir vorstellen könne, aus diesen Gedanken und Meinungen ein Buch zu machen, war ich sofort begeistert und sagte zu. Ich? Uneingeschränkt meine Meinung sagen? Stift, sei die Zunge meines Geistes.
Natürlich hatte ich schon Erfahrung gesammelt – zwei publizierte Autobiografien, vier Schönheitsratgeber, fünf Romane und ein Motivationsbuch –, aber dieses Buch hier würde anders sein.
»I am what I am« – Ich bin, was ich bin – heißt es in dem von Jerry Herman geschriebenen Lied, das in dem Musical Ein Käfig voller Narren von einem Travestiestar in Frauenkleidern aufgeführt wird. Und das ist es, was ich bin: eine Illusion. Häufig ist mir der Vorwurf gemacht worden, ich würde es bei Kostümen und Make-up gerne übertreiben, aber auch das gehört zu dem Fantasiegebilde, aus dem sich das Bild von Joan Collins zusammensetzt.
Dieses Bild ist es, was von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wird, gespeist aus den Erinnerungen an die atemberaubenden Kleider und eleganten, schultergepolsterten Anzüge aus Der Denver-Clan, etwas, das sich für immer in die Köpfe eingebrannt hat.
Meine Wirklichkeit, während ich diese Worte mit ungeschminktem Gesicht und in Jeans und T-Shirt schreibe, ist ziemlich alltäglich, aber das möchte das Publikum nicht sehen. Wie man im Showbiz sagt: Dafür hat man nicht bezahlt.
Ich glaube, dass dieses Glamourgirl namens Joan Collins selbst dann gemocht wird, wenn klar ist, dass Glamour bloß eine Illusion ist.
In der heutigen Welt gibt es Realität im Überfluss: Wer im Licht der Öffentlichkeit steht, kann keine Geheimnisse haben, es gibt keine Verstecke für diejenigen, die Fehler machen. Alles und jeder befindet sich auf dem Präsentierteller und kann von der Öffentlichkeit seziert und kritisiert werden. Durch Internet und Presse ist heute alles viel direkter geworden im Vergleich zu früher, als Neuigkeiten noch am Gartenzaun ausgetauscht wurden.
Egal was über mich geredet oder geschrieben wird, ich führe glücklicherweise ein ziemlich privates Leben und habe es in den letzten zwanzig Jahren, seit Der Denver-Clan vorbei ist, immer wieder geschafft, mich längere Phasen abseits des Scheinwerferlichts aufzuhalten. Ein Luxus, den sich nur wenige Leute in meiner Branche leisten können.
Ich habe niemanden, der die Presse für mich macht, sodass alles, was in den Medien über mich zu lesen ist und nichts mit meiner Arbeit zu tun hat, mein tatsächliches Leben zeigt: die Verleihung eines Verdienstordens durch die Queen, ein quälender Kampf vor Gericht mit Random House, Freizeit mit Freunden und Familie und eine glückliche fünfte (und definitiv letzte) Ehe mit Percy Gibson.
Ich bin immer ehrlich gewesen, manchmal vielleicht sogar ein bisschen zu ehrlich. Freunde sagen oft ironisch zu mir: »Oh, Joanie, warum sagst du uns nicht einfach, was du wirklich denkst?« Tja, ich glaube, das habe ich immer getan, und wurde dafür als rechthaberisch, starrköpfig, hartnäckig, eigensinnig, voreingenommen und nicht politisch korrekt bezeichnet. Vielleicht stimmt das sogar, aber ich habe mittlerweile ein Alter und eine Lebensphase erreicht, wo ich mich bemühe zu tun und zu lassen, was ich will, ohne dabei jemanden zu verletzen. Ich bewundere zum Beispiel Prinz Philips unverhohlene Weiter-so-Haltung (seinem Leben und bestimmten Menschen gegenüber), die manchmal politisch nicht ganz korrekt ist.
Ich kann Dummköpfe nur schlecht ertragen und mag es weder gelangweilt zu werden noch von Langweilern umgeben zu sein, ich möchte mein Leben in vollen Zügen genießen. Ich versuche, aus jedem Tag etwas Besonderes zu machen, dabei ein Stück weiterzukommen und mir etwas Gutes zu tun. Manchmal lehne ich mich zurück und versuche die kleinen Dinge des Lebens zu würdigen, die sich zu einem glücklichen Ganzen zusammenfügen. Wenn ich aufwache und mich strecke, merke ich, wie mein gesamter Körper auf diese Bewegung antwortet und das Muskelspiel genießt. Dann rieche ich den Kaffee – ein wunderbarer Duft. Ich lache über eine Zeichnung in der Zeitung oder freue mich über den ersten Bissen Toast mit Marmelade.
Ich gönne mir Zeit für Dinge, die mir Spaß machen, nicht nur schick Essen zu gehen und herumzukommen: eine Partie Poker oder Scrabble, ein Abend im Kino oder ein Restaurantbesuch mit Freunden. Ich organisiere diese Aktivitäten selbst und gehöre nicht zu den Menschen, die darauf warten, gefragt zu werden. Thomas Jefferson hat einmal gesagt: »Je härter ich arbeite, desto mehr Glück scheine ich zu haben.« Und George Bernard Shaw fügte hinzu: »Die einzige Möglichkeit zu vermeiden, dass es dir schlecht geht, ist, nicht genügend Freizeit zu haben, um darüber nachzudenken.« Diese Leitsätze lenken mein Leben.
Ich gräme mich nicht wegen begangener Fehler. Geschehenes kann nicht mehr ungeschehen gemacht werden. Was passiert ist, ist passiert. Wie Scarlett O’Hara sagte: »Ich werde morgen darüber nachdenken.« Morgen ist ein neuer Tag. Weiter geht’s. Ich versuche immer meine Ziele zu erreichen und mein Potenzial zu nutzen. Ich schmiede Pläne, selbst wenn sie unrealistisch erscheinen, und gebe nicht auf, niemals! An eine wunderschöne Zukunft zu glauben ist der Schlüssel zu einem glücklichen Leben. In der Desiderata steht: »Du bist ein Kind des Universums: Wie auch Bäume und Sterne hast du ein Recht darauf, hier zu sein. Trotz all der Täuschungen, Plackereien und unerfüllten Träume, ist es eine wunderschöne Welt. Versuche, glücklich zu sein.«
Ich möchte jeden Tag nutzen. Und wie heißt es doch so schön: Das Leben ist keine Generalprobe und es läuft zu schnell ab, um es nicht wertzuschätzen. Es gibt noch genügend Zeit zum Schlafen, wenn man erst mal tot ist.
Ich bin eine Frau, die rausgeht und die Dinge in die Hand nimmt. Ein Machertyp, der nicht herumsitzt und sich fragt, was hätte sein können. Entscheidend dabei ist, dass ich mich selbst mag, denn wenn man sich selbst nicht mag, warum sollten es dann die anderen tun. Ich klage mich nicht selbst an oder grübele zu stark über mich, »Je ne regrette rien« – Ich bereue nichts –, wie Édith Piaf bekanntlich gesungen hat.
Ich bin Schauspielerin, Autorin, Modedesignerin, habe Filme gedreht und Inneneinrichtung, Kleidung und Schmuck entworfen. Ich habe eigene Kollektionen von Jeans, Hüten, Brillen, Unterwäsche, Blusen und Sportbekleidung kreiert. In einem Alter, in dem die meisten Leute einem raten würden, sich zu verstecken, war ich noch das Gesicht einer Schönheitskampagne. Auf Plakaten in ganz Manhattan habe ich für Alexis Bittars Schmuck geworben und bin für die Red Dress Ball Charity letztes Jahr über den Laufsteg gelaufen. Ich habe ein eigenes Parfüm und mein Gesicht war auf mehr als siebenhundert Zeitschriften zu sehen, ab dem Alter von siebzehn Jahren bis vor ein paar Monaten.
Ich bin Ehefrau, Mutter und Großmutter, ich liebe meine drei Kinder und vergöttere meine drei Enkelkinder. Ich bin Matriarchin und Hausfrau. Ich bin Menschenfreundin und habe ein Herz für Kinder. Im Grunde bin ich eine Menschenfreundin meinen Kindern gegenüber. Als ehrenamtliches Gründungsmitglied unterstütze ich die Nationale Gesellschaft zur Prävention von Gewalt an Kindern. Über dreißig Jahre lang habe ich verschiedene Pflegekinder in Indien gefördert. 1988 hat mich das Kinderkrankenhaus von Michigan mit einem Joan-Collins-Flügel sowie der Anerkennung für »die Veränderungen im Umgang mit Gehirnverletzungen« geehrt. Ich bin Schirmherrin des Shooting-Star-Hospizes, das seine Türen für unheilbar kranke Kinder und ihre Familien nicht zuletzt wegen meiner Erfolge im Spendeneinwerben öffnen konnte.
Nach vier Scheidungen bin ich nun seit fast zehn Jahren glücklich mit Percy Gibson verheiratet. Ich reise für mein Leben gern, jedoch nicht mit wenig Gepäck. Filme schaue ich gern, dafür verabscheue ich Reality-TV, und ich gehe sehr gerne auf Feste, bei denen ich die meisten Leute kenne, überfüllte Presseveranstaltungen hingegen sind mir zuwider. Ich schwärme für gutes Essen, bin aber nicht besonders heiß aufs Kochen. Sehr gerne entwerfe ich Kleidungsstücke, habe jedoch keine Ahnung, wie sie gemacht werden. Ich bewundere makellose Häuser, kann jedoch weder Waschmaschine noch Staubsauger bedienen.
Energie besitze ich im Überfluss (schon meine Mutter nannte mich ›Fräulein Perpetuum mobile‹, und jeder in unserem Haushalt bereut es, später aufzustehen als ich), ich brauche jedoch acht Stunden Schlaf und mache gern ein kleines Nickerchen am Nachmittag.
Ich bin optimistisch, mein Glas ist immer halb voll und nie halb leer. Ich glaube fest daran, wie es im alten Sprichwort heißt, dass irgendwo im Heuhaufen die Nadel doch zu finden sein muss. Es gibt für mich zwei verschiedene Typen Mensch auf der Welt: die Kühlschränke und die Öfen. Menschen, die das Leben nur so aus dir herausziehen, sind wie Kühlschränke, durch sie wird die Welt kalt und stirbt ab. Menschen, die dich bereichern, sind wie Öfen, die Wärme und Behaglichkeit verbreiten. Ich glaube, ich bin ein Ofen. Ich bin mir jedoch bewusst, dass dieses Buch die Menschen, die mich nicht mögen oder die nicht mit meinen Meinungen übereinstimmen, kalt lassen wird.[*] Für diejenigen, die es lesen, wünsche ich mir, dass es inspirierend ist und sich niemand daran verbrennt. Vielleicht hätte man einen...