Sie sind hier
E-Book

Familienhebammen im Auftrag der Jugendhilfe: Eine kritische Diskussion der Bundesinitiative Frühe Hilfen

AutorAntje Gebhardt
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl96 Seiten
ISBN9783842823792
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
In dem vorliegenden Buch sollen Familienhebammen als Form der Frühen Hilfen in der Kinder- und Jugendhilfe dargestellt werden. Denn in diesem Hilfesystem wurde der Einsatz der Familienhebammen durch das Bundeskinderschutzgesetz nunmehr gesetzlich verankert und als Leistungsangebot der Kinder- und Jugendhilfe dauerhaft implementiert. Im Bereich der Frühen Hilfen fand in Deutschland in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung statt. Diese Publikation bietet den verantwortlichen Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe, insbesondere den Netzwerkkoordinatorinnen der öffentlichen Träger, einen umfassenden Überblick über die aktuelle Gesetzeslage und den Forschungsstand zum Einsatz von Familienhebammen in den Frühen Hilfen. Mit der kritischen Diskussion sollen die Fachkräfte auf Probleme und mögliche Stolpersteine bei der praktischen Umsetzung aufmerksam gemacht werden. Möglicherweise kann die Diskussion als Grundlage einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Thema 'Familienhebammen in der Kinder- und Jugendhilfe' dienen.

Antje Gebhardt wurde 1980 in Stralsund geboren. Ihr Studium der Sozialen Arbeit an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Villingen-Schwenningen schloss die gelernte Krankenschwester im Jahr 2013 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts ab. Bereits seit Beginn des Studiums ist die Autorin im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe tätig.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3, Familienhebammen als Form der Frühen Hilfen: Der Einsatz von Familienhebammen im Rahmen der Frühen Hilfen als ein Versorgungsansatz mit gesundheitsfördernder und präventiver Ausrichtung erfuhr durch die Bundesinitiative der Bundesregierung im Jahr 2012 einen enormen Auftrieb. In vielen Kommunen und Landkreisen gab es bereits zuvor entsprechende Konzepte der Gesundheits- und Jugendhilfebehörden oder der freien Träger, eine flächendeckende Versorgung konnte sich jedoch ohne eine gesetzliche Grundlage nicht durchsetzen. Im Folgenden soll das Modell der Familienhebammen als Form der Frühen Hilfen beschrieben werden. Dabei wird zunächst die Entwicklung des Modells der Familienhebammen in Deutschland bis zur Bundesinitiative dargestellt. Anschließend werden die Ziele und typischen Tätigkeitsfelder einer Familienhebamme vorgestellt. Die dafür notwendigen Kompetenzen, Qualifizierungsinhalte und Ausbildungsmodalitäten werden ebenfalls erläutert. Zum Abschluss werden die grundlegenden Aspekte und gesetzlichen Grundlagen dargestellt, die für den Einsatz von Familienhebammen auf kommunaler Ebene bedeutsam sind. 3.1, Entwicklungen in Deutschland: Das Modell Familienhebamme ist keine neue Idee, seine Geschichte beginnt vor über 30 Jahren, lange bevor Familienhebammen zum Förderschwerpunkt der aktuellen Bundesinitiative wurden. In dieser Zeit hat sich das Modell immer wieder bewährt, konnte sich jedoch nie wirklich etablieren und als Regelangebot durchsetzen. 3.1.1, Familienhebammen in Bremen: Das erste Modellprojekt mit Familienhebammen wurde im Jahr 1980 in Bremen eingeführt. Anlass war die dortige überdurchschnittlich hohe Säuglingssterblichkeit. Die Medizinische Hochschule Hannover wurde beauftragt, gemeinsam mit dem Hebammenverband ein Konzept zu entwickeln, um die Säuglingssterblichkeit zu senken. Orientierung für die Konzeptionsentwicklung boten Länder mit einer geringen Säuglingssterblichkeit, wie etwa die skandinavischen Länder und die Niederlande. Inhalt des Modellprojekts war die längerfristige Betreuung von Familien durch entsprechend qualifizierte Hebammen. Vornehmlich Mütter in sozial bzw. medizinisch belasteten Lebenssituationen sollten hierbei erreicht werden. Die einjährige Betreuung durch Hebammen war zu diesem Zeitpunkt eine Innovation, da zu der damaligen Zeit die Wochenbettbetreuung noch nicht zu den typischen Leistungen der Hebammen gehörte. Die außerklinische Betreuung im Wochenbett gehörte damals noch nicht zu den Ausbildungsinhalten von Hebammen. Zusätzlich zu der grundständigen Ausbildung, damals noch zwei Jahre, absolvierten die 25 Projekthebammen eine einjährige Fortbildung in Vollzeit. Grundlage für die ganzheitliche Betreuung der Mütter und Familien waren die Netzwerkarbeit und die enge Zusammenarbeit mit Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen und Kliniken (vgl. Schneider 2009, S.11-12). Die angestrebten Ziele des Modellprojekts 'Aktion Familien-Hebamme' wurden in der dreijährigen Projektlaufzeit erreicht. Durch eine Begleitstudie (Collatz und Rhode 1986) konnte die Wirksamkeit der Arbeit der Familienhebamme nachgewiesen werden. 1983 wurde das Nachfolgemodell 'Familien-Hebammen in Krankenhäuser' installiert und seit Juli 1988 sind Familienhebammen ein fester Bestandteil des Dienstleistungsangebotes des Gesundheitsamtes Bremen, das durch kommunale und Landesmittel finanziert wird (vgl. Schneider 2008, S.12). 3.1.2, Aktionsprogramm der Bundesregierung: Dem Bremer Modell folgten in Deutschland weitere Modellprojekte zum Einsatz von Familienhebammen, zum Beispiel auf kommunaler Ebene in Hannover, Calw, Hamburg und Oldenburg und als Landesprojekte in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt (Staschek 2006). Jedoch erst mit der Initiierung des Aktionsprogramms 'Frühe Hilfen für Eltern und Kinder und soziale Frühwarnsysteme' der Bundesregierung erwachte das Modell 'Familienhebammen' aus seinem 'Dornröschenschlaf' (Borchard 2007) und erfuhr neuen Aufschwung. Im Rahmen des Aktionsprogramms des BMFSFJ wurde ab dem Jahr 2006 die wissenschaftliche Begleitung von zehn bereits bestehenden Modellprojekten in allen Bundesländern gefördert (BMFSFJ 2006). Darunter auch die Familienhebammenprojekte 'Familienhebammen im Land Sachsen-Anhalt', 'Familienhebammen im Landkreis Osnabrück' in Niedersachsen und 'Keiner fällt durchs Netz' in Hessen und im Saarland (Renner und Heimeshoff). Die entsprechenden Begleitstudien waren das Evaluationsprojekt 'Frühstart: Familienhebammen im Land Sachsen-Anhalt', die Wirkungsevaluationsstudien 'Familienhebammen. Frühe Unterstützung - Frühe Stärkung?' im Landkreis Osnabrück und 'Frühe Interventionen für Familien' (PFIFF) in Hessen und im Saarland. Die Ergebnisse bestätigten entsprechende Studien die bereits seit 1986 (Collatz und Rhode 1986) vorliegen und die Wirksamkeit von Familienhebammen nachgewiesen haben (vgl. Makowsky und Schücking 2010b, S.281). Die Wirkungsevaluation PFIFF beschäftigte sich vor allem mit der Frage eines gelingenden Übergangs in die Elternrolle und der Verbesserung der Erziehungskompetenzen durch Familienhebammen. Sie kam zu dem Ergebnis, 'Familienhebammen können depressive Symptome bei jungen Müttern lindern, sie können dazu beitragen, dass Mütter und Kinder innerhalb des ersten Lebensjahres eine tragfähige Beziehung zueinander aufbauen und sich die sozialen Fähigkeiten der Kinder altersentsprechend entfalten' (Renner 2012, S.18). Die wichtigste Voraussetzung für die Wirksamkeit ist der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zwischen der Familienhebamme und der zu betreuenden Familie (Ayerle 2012, S.23). Zu diesem Ergebnis kam die Studie 'Frühstart', die vor allem die Tätigkeit der Familienhebamme untersuchte. Ein ausschlaggebendes Kriterium für die Akzeptanz und damit auch für ein positives Vertrauensverhältnis ist laut der Studie 'Familienhebammen: Frühe Unterstützung - Frühe Stärkung?' die unmittelbare Kontaktaufnahme zwischen Familienhebamme und den Familien (vgl. Makowsky und Schücking 2010b, S.293). Vorteilhaft sei es demzufolge, wenn der Erstkontakt bereits während der Schwangerschaft erfolgt (vgl. Makowsky und Schücking 2010a, S.1084). Laut der Studie 'Frühstart' kann durch den Einsatz einer Familienhebamme eine Kindeswohlgefährdung jedoch nicht ausnahmslos verhindert werden (vgl. Ayerle 2012, S.23).
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Familienhebammen im Auftrag der Jugendhilfe1
Inhaltsverzeichnis3
Abkürzungsverzeichnis6
Abbildungsverzeichnis8
Einleitung9
1. Kapitel: Kinder- und Jugendhilfe12
1.1 Auftrag und Ziele der Kinder- und Jugendhilfe13
1.2 Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe15
1.3 Strukturmerkmale und Prinzipien der Kinder- und Jugendhilfe18
2. Kapitel: Frühe Hilfen in der Kinder- und Jugendhilfe22
2.1 Entwicklung in Deutschland24
2.2 Begriffsbestimmung "Frühe Hilfen"28
2.3 Frühe Hilfen und Kinderschutz33
3. Kapitel: Familienhebammen als Form der Frühen Hilfen37
3.1 Entwicklungen in Deutschland37
3.2 Ziele und Handlungsfelder Familienhebammen42
3.3Qualifikationder Familienhebammen48
3.4 Umsetzung auf kommunaler Ebene53
4. Kapitel: Kritische Diskussion der Bundesinitiative63
4.1 Familienhebammen als Regelleistung63
4.2 Familienhebammen als "Parallelsystem"66
4.3 "Familienhebamme" als Weiterbildung70
4.4 Familienhebammen als Konzept auf kommunaler Ebene74
Zusammenfassung und Fazit79
Quellenangaben83

Weitere E-Books zum Thema: Sozialarbeit - Sozialpädagogik

Medikamentenabhängigkeit

E-Book Medikamentenabhängigkeit
Format: PDF

Medikamentenabhängigkeit ist die Suchterkrankung nach der Alkoholabhängigkeit. Der Band liefert erstmals eine grundlegende Beschreibung unterschiedlicher Formen der Medikamentenabhä…

Medikamentenabhängigkeit

E-Book Medikamentenabhängigkeit
Format: PDF

Medikamentenabhängigkeit ist die Suchterkrankung nach der Alkoholabhängigkeit. Der Band liefert erstmals eine grundlegende Beschreibung unterschiedlicher Formen der Medikamentenabhä…

Medikamentenabhängigkeit

E-Book Medikamentenabhängigkeit
Format: PDF

Medikamentenabhängigkeit ist die Suchterkrankung nach der Alkoholabhängigkeit. Der Band liefert erstmals eine grundlegende Beschreibung unterschiedlicher Formen der Medikamentenabhä…

Medikamentenabhängigkeit

E-Book Medikamentenabhängigkeit
Format: PDF

Medikamentenabhängigkeit ist die Suchterkrankung nach der Alkoholabhängigkeit. Der Band liefert erstmals eine grundlegende Beschreibung unterschiedlicher Formen der Medikamentenabhä…

Weitere Zeitschriften

arznei-telegramm

arznei-telegramm

Das arznei-telegramm® informiert bereits im 53. Jahrgang Ärzte, Apotheker und andere Heilberufe über Nutzen und Risiken von Arzneimitteln. Das arznei-telegramm®  ist neutral und ...

aufstieg

aufstieg

Zeitschrift der NaturFreunde in Württemberg Die Natur ist unser Lebensraum: Ort für Erholung und Bewegung, zum Erleben und Forschen; sie ist ein schützenswertes Gut. Wir sind aktiv in der Natur ...

BONSAI ART

BONSAI ART

Auflagenstärkste deutschsprachige Bonsai-Zeitschrift, basierend auf den renommiertesten Bonsai-Zeitschriften Japans mit vielen Beiträgen europäischer Gestalter. Wertvolle Informationen für ...

caritas

caritas

mitteilungen für die Erzdiözese FreiburgUm Kindern aus armen Familien gute Perspektiven für eine eigenständige Lebensführung zu ermöglichen, muss die Kinderarmut in Deutschland nachhaltig ...

Computerwoche

Computerwoche

Die COMPUTERWOCHE berichtet schnell und detailliert über alle Belange der Informations- und Kommunikationstechnik in Unternehmen – über Trends, neue Technologien, Produkte und Märkte. IT-Manager ...

Das Hauseigentum

Das Hauseigentum

Das Hauseigentum. Organ des Landesverbandes Haus & Grund Brandenburg. Speziell für die neuen Bundesländer, mit regionalem Schwerpunkt Brandenburg. Systematische Grundlagenvermittlung, viele ...

DGIP-intern

DGIP-intern

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Individualpsychologie e.V. (DGIP) für ihre Mitglieder Die Mitglieder der DGIP erhalten viermal jährlich das Mitteilungsblatt „DGIP-intern“ ...

ea evangelische aspekte

ea evangelische aspekte

evangelische Beiträge zum Leben in Kirche und Gesellschaft Die Evangelische Akademikerschaft in Deutschland ist Herausgeberin der Zeitschrift evangelische aspekte Sie erscheint viermal im Jahr. In ...

FileMaker Magazin

FileMaker Magazin

Das unabhängige Magazin für Anwender und Entwickler, die mit dem Datenbankprogramm Claris FileMaker Pro arbeiten. In jeder Ausgabe finden Sie von kompletten Lösungsschritten bis zu ...