Verhaltenstipps
von A bis Z
102km © Lvenks – dreamstime.com
Die Hand der Fatima ist überall zu finden, vor allem als Schmuckgegenstand
■ Aberglaube: Als Aberglaube würden Marokkaner ihren Hang zur Spiritualität niemals bezeichnen, denn sie leben ihrer Meinung nach streng nach den Regeln des Islam. Dennoch sind natürlich auch in Marokko vorislamische Glaubensvorstellungen im Alltag verankert. Geister, so nehmen viele Menschen an, sind in Marokko allgegenwärtig und die Zahl „Fünf“ gilt als ultimative Glückszahl. Wer sich also selbst vor bösen Geistern schützen möchte, kann dies mit der „Hand der Fatima“ (fünf ausgestreckte Finger) oder einem zuvor erworbenen Fünfzack – auch im marokkanischen Staatswappen zu finden – tun.
■ Ansehen, Gesicht wahren: Die Ehre (arab. scharaf) gehört zu den schützenswertesten Gütern eines Marokkaners. Dies gilt vor allem in Bezug auf die „Reinheit“ von Frauen. Wer etwas erreichen möchte, sollte an die Ehre des Gesprächspartners appellieren, um einfacher ans Ziel zu kommen.
■ Armut und Bettelei: Da es zu den fünf Säulen des Islam gehört, Armen zu helfen, ist es für Marokkaner ganz selbstverständlich, bettelnden Menschen Geld zu geben. Da man damit einen Beitrag zur eigenen Glückseligkeit liefert, tut man nicht nur Gutes für andere, sondern auch für sich selbst. Ausländer sollten im Umgang mit Bettlern daher verständnisvoll vorgehen.
■ Alkohol: Da der Koran vom Genuss alkoholischer Getränke abrät, wird dieser auch nicht in der Öffentlichkeit getrunken. Alkohol kann zumeist nur in den Innenräumen oder geschlossenen Höfen von gehobenen Restaurants konsumiert werden.
■ Baden/Nacktbaden: Wer Badeanzug, Bikini oder Badehose trägt, kann überall schwimmen gehen. Nacktbaden hingegen ist im ganzen Land streng verboten.
■ Baraka: Baraka bedeutet „Segen“. „Baraka Allahu fik“ kann mit „Allahs Segen möge mit Dir sein“ übersetzt werden. Es gehört zu den gebräuchlichsten Formen des täglichen Umgangs, einander Segen zu wünschen: Nach dem Essen signalisiert der Segen, dass man satt (durch das Essen gesegnet) ist, und es bedeutet eine Wertschätzung der Köchin, deren Speisen gesegnet waren.
■ Begrüßung/Verabschiedung: Die Begrüßung ist immer förmlich. Sie wird mit den Floskeln „Wie geht es Dir?“, „Wie geht es der Familie?“, „Was macht die Gesundheit?“, etc. eingeleitet. Die Verabschiedung hingegen ist eher formlos. Man steht auf, nickt den Anwesenden zu und geht. Bei formellen Begegnungen schüttelt man einander zur Verabschiedung die Hand.
■ Bekleidung: Kleider machen Leute. Man sollte niemals alte oder abgenutzte Kleidung tragen, denn dies gilt als respektlos. Vermieden werden sollten außerdem ärmellose T-Shirts und Shorts (beides gilt als Unterwäsche), bei Frauen des Weiteren tiefe Ausschnitte oder sehr eng anliegende Kleidung. Ein BH ist ein Muss, Röcke müssen zumindest bis zu den Knien reichen.
■ Beleidigungen: … muss man sich leider immer wieder anhören. Vor allem an Touristenorten kann es vorkommen, dass man beleidigt wird, wenn man nichts kaufen möchte. Dies ist ein Druckmittel, das nicht selten eingesetzt wird, um allzu unbedarfte Touristen zum Kauf zu bewegen. Das ist weder höflich noch nett. Als Tourist sollte man darauf nicht eingehen.
■ Berührungen/Körperkontakt: Zwischen Mann und Mann oder Frau und Frau ist es üblich, Hand in Hand zu gehen, sich zu umarmen und zu küssen. Zwischen Mann und Frau hingegen ist das – zumindest in der Öffentlichkeit – ein Tabu. Man sollte seinen Partner daher in der Öffentlichkeit nicht küssen.
■ Drogen: Das Rauchen des traditionellen Haschisch-Pfeifchens gilt nicht als Drogenkonsum. Der Besitz und die Herstellung von Shit, also dem getrockneten Harz der Cannabis-Pflanze, sind hingegen verboten. Marokko hat große Probleme mit dem Anbau, der Herstellung und dem illegalen Verkauf von Haschisch. Im Norden des Landes hat die Regierung so gut wie keinen Einfluss auf die Drogenbarone, die weitgehend autonom herrschen (s. S. 136).
103km © Anyka – fotolia.com
Eine traditionelle Teezeremonie gehört in Marokko zum guten Ton – ganz gleich ob beim Handeln auf dem Basar oder bei einem Marokkaner zu Hause
■ Einkaufen/Märkte: Handeln gehört zum guten Ton. Wer dies nicht kann, wird es schwer haben in Marokko. Letzten Endes gibt es keine festen Preise (von Lebensmitteln in manchen Geschäften einmal abgesehen). Wer gut feilschen kann, zahlt weniger – und umgekehrt. Touristen zahlen oft aus Prinzip mehr als Einheimische (s. S. 170).
■ Einladungen: Im Gegensatz zu anderen orientalischen Ländern wird man in Marokko nicht ständig und überall zum Essen oder Teetrinken eingeladen. Es kommt dennoch viel häufiger vor als in Europa.
Man kann Einladungen ohne Bedenken annehmen, wenn sie ehrlich gemeint sind. In diesem Fall sollte man ein Gastgeschenk mitbringen – z. B. Süßigkeiten oder Obst.
■ Ess- und Trinksitten: Es wird mit der rechten Hand gegessen, die linke gilt als unrein. Besteck gibt es inzwischen – abgesehen von Privathaushalten – fast überall. Getrunken wird hinterher, und zwar traditionell zubereiteter Tee. Lecker!
■ Fahrer/Guides: Es gibt gute Guides, die wirkliche Goldstücke sind, „normale“ Guides – weder gut noch schlecht – und diejenigen, die nichts Besseres zu tun haben, als Touristen in einen Souvenir- oder Teppichladen zu schleppen, um Provisionen zu kassieren. Es gibt außerdem faux guides, sog. „falsche Guides“, die ohne Lizenz arbeiten.
An wen man gerät, hängt häufig davon ab, ob man ein gutes Gespür für Menschen hat und wo man die Dienstleister gebucht hat. Denn wer gut bezahlt wird, braucht die Provisionen gar nicht. „Staatlich geprüft“ bedeutet nicht unbedingt immer besser als ungeprüft. Daher gilt: Augen auf!
■ Festivals: Früher gab es nur das Festival der musique sacrale in Fes sowie das Gnaoua-Festival in Essaouira. Beides sind internationale Festivals, die Künstler und mit ihnen Touristen aus der ganzen Welt angelockt haben.
Festivals sind heute in Mode. Es gibt inzwischen viele in Marokko, allen voran das Filmfestival in Marrakesch, das internationale Stars und Sternchen anlockt. Aber auch die kleineren Veranstaltungen sind erlebenswert – ein Verzeichnis mit allen Veranstaltungsdaten und -orten findet man auf den Internetseiten der marokkanischen Fremdenverkehrsämter.
■ Fotografieren: Marokko steckt voller Fotomotive. Dennoch sollte man nicht einfach „drauflosschießen“. Menschen sind in der Regel fotoscheu oder möchten Geld fürs Ablichten. Akzeptieren Sie dies!
■ Freundschaften: Wer Freundschaften mit Marokkanern eingeht, sollte sich vor allem klar machen, dass sie selten uneigennützig sind. Freundschaften haben in einer stammes- und clanorientierten Gesellschaft, wie sie in Marokko besteht, einen anderen Stellenwert als bei uns, wo Freunde oftmals Familienersatz sind. Jemanden sehr gerne zu haben und dabei von ihm zu profitieren, ist kein Widerspruch. Wer das weiß und damit umgehen kann, wird wunderbare Freundschaften erleben. Freundschaften zwischen Mann und Frau sind so gut wie inexistent – egal, wie häufig das Gegenteil beteuert wird.
■ Gesprächsthemen: Wer mit Bus und Bahn reist, wer alleine im Café sitzt oder im Hammam alleine badet, der wird interessierte Marokkaner finden, die liebend gerne das Gespräch suchen. Beliebte Themen sind natürlich die Familie, der Job und die Lebenslage der jeweiligen Personen. Sehr beliebt sind auch Themen wie Politik, Wirtschaftskrisen und natürlich die Eindrücke, die der Reisende vom Land hat. Elegant umgehen sollte man Kritik am König oder am Islam.
■ Geld: Dass bei uns in Mitteleuropa ein hoher Lebensstandard herrscht, ist allgemein bekannt. Dies demonstrieren auch die heimkehrenden Marokkaner, die nicht zugeben wollen, unter welch großen Schwierigkeiten...