CODE ROUGE – Die Gesetzessammlung
Nachfolgend wird das in den Modulen hinterlegte Wissen über Kommunikationsgesetze beschrieben. Dieses Wissen bildet das systematische Fundament von Code Rouge.1 In Verbindung mit funktionaler Kreativität und Fantasie ermöglicht das Wissen, auf strukturierte Weise innovative Lösungen zu erarbeiten.
Systemebene Strategie
Modul S1: Spielen, um zu gewinnen
Beobachtergesetz
Kommunikation ist immer Kommunikation zwischen Beobachtern und das Ergebnis von Wahrnehmungsprozessen.
Modul S2: Spielerischer Pragmatismus
Gesetz der guten Gelegenheit
Chancen bieten sich immer, in jeder Situation.
Gesetz der multiperspektivischen Wahrnehmung
Um Chancen zu sehen, muss man Dogmen und Vorurteile abbauen und den Standpunkt wechseln können.
Gesetz der Einfachheit
Wenn man eine Situation richtig verstanden hat, findet man oft ganz einfache Lösungen für seine Probleme.
Gesetz der „primären Lebenskategorie“ (J. Huizinga)
Spielen gehört zum Menschsein hinzu wie das Atmen. Kinder lernen spielend. Kinder sind ganz bei sich, wenn sie spielen. Mit einer spielerischen Haltung nimmt man Menschen für sich ein.
Modul S3: Unbestechliche Konzeptklarheit
Gesetz des „Wahrnehmungsstrahls“
Wahrnehmung ist kein passives Aufnehmen von Informationen, sondern eine aktive Tätigkeit, die von Wissen und Gefühlen beeinflusst wird. Wir sehen, was wir sehen können oder wollen.
Gesetz der gedanklichen Vorstrukturierung
Es kann die Ausführung nicht besser sein als der Plan.
Modul S4: Strategischer Opportunismus
Gesetz der Selbstmotivation
Das erste Gesetz zielt auf das Ausnutzen von Mechanismen und Verhaltenstendenzen, denen die Zielgruppe unterworfen ist. Es kommt darauf an, diese Mechanismen zu identifizieren und auszulösen. Es geht darum, den Hebel dort anzusetzen, wo sich Menschen selbst bewegen, bzw. die Barrieren zu beseitigen, die verhindern, dass sie sich bewegen.
Gesetz der günstigen Gelegenheit
Das zweite Gesetz zielt auf die Kräfte, die in einer Situation verborgen liegen. In beiden Fällen geht es darum, nicht sich selbst zu verausgaben, sondern klug Ausschau nach den ohnehin vorhandenen Kräften zu suchen und davon nützlichen Gebrauch zu machen.
Modul S5: Funktionale Kreativität
Gesetz der primären Lebenskategorie (siehe Modul S2)
Gesetz der instrumentellen Kommunikation
Live-Marketing entfaltet sich im Rahmen instrumenteller Kommunikation: Nicht Wahrheitssuche, sondern die Verankerung von Marken in den Lebenswelten von Konsumenten ist das Ziel. Aus dem instrumentellen Charakter leiten sich andere Sprechereinstellungen und Wahrheitsbedingungen ab, denen die Darstellungen Rechnung tragen müssen. Um glaubwürdig zu bleiben, muss man zum Beispiel dem Publikum augenzwinkernd signalisieren „Wir wissen, dass Sie wissen, dass wir wissen“.
Systemebene Psychologie
Modul P1: Ansteckendes Lächeln
Emotionalitätsgesetze (siehe K2)
Die besondere Wirkung von Gefühlsausdrücken, hier der nonverbalen Kommunikation, besteht darin, dass sie der verbalen Kommunikationvorgelagert sind und unbewusste Reaktionsmuster aktivieren.
Gesetz des ersten Eindrucks (Sympathie/Antipathie)
In Bruchteilen von Sekunden entscheiden wir, ob uns ein Objekt oder ein Mensch sympathisch ist oder nicht. Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck.
Modul P2: Gleiche Wellenlänge
Gesetz der Ähnlichkeit
Der starke Einfluss von Ähnlichkeit mit dem Kunden auf den Erfolg von Geschäften ist in Verkäuferkreisen seit langem bekannt.
Modul P3: Fundamentales Vertrauen
Gesetz des Vertrauens
Vertrauen ist ein Funktionsprinzip, das das gemeinsame Überleben sichert. Im Tierreich wie bei den Menschen gilt, dass Vertrauensmissbrauch sanktioniert wird. Ohne Vertrauen keine Kommunikation, ohne Kommunikation kein Vertrauen. Vertrauen ist notwendig, weil Kunden nie alle Informationen über eine Marke haben, die es gibt.
Modul P4: Ausstrahlende Faszination
Gesetz des Sich Öffnens
Nur wenn sich ein Publikum öffnet, sieht es das, was es sehen will, und lässt sich verzaubern.
Gesetz des begrenzten Risikos
Wenn Menschen ein begrenztes Risiko eingehen, mischen sich Angst-und Lusterleben. Aus beiden gegensätzlichen Gefühlen entsteht Faszination.
Modul P5: Gewinnendes Entgegenkommen
Das Reziprozitätsgesetz
Im sozialen Umgang gibt es ein ungeschriebenes Gesetz, wonach Geben und Nehmen in Balance stehen sollen.
Das Gesetz der zwei Gesichter
„Positives Gesicht“ meint Wertschätzung und entspricht dem Bedürfnis des Menschen, anerkannt zu werden. Das „negative Gesicht“ meint Freiraumgewährung und entspricht dem Bedürfnis des Menschen, sich seinen Handlungsspielraum so wenig wie möglich einschränken zu lassen. Die Nichtgewährung von Handlungsspielraum erzeugt Reaktanz (Abwehr).
High-Touch-Gesetz
Dieses Gesetz besagt, dass man dann eine Bitte eher erfüllt, wenn man von Menschen angesprochen wird, die einem nahestehen (Freunde, Verwandte oder Bekannte), die einem ähnlich sind, die prominent sind oder die eine besondere natürliche Autorität haben.
Systemebene Sprache
Modul Sp1: Sprich, damit du erkannt wirst
Identitätsgesetz der Sprache
Eine sichtbare Identität ist eine wichtige Voraussetzung für Interaktion. Mit gesichtslosen Personen, Marken, Unternehmen nimmt man keine Interaktion auf. Die Sprache (Stimme, Stil) ist ein wichtiger Identitätsanker. Am Darstellungsstil erkennt man Marken wieder; der Stil verrät, ob eine Marke attraktiv ist.
Einzigartigkeitsgesetz der Sprache
Mittels Stimme und Stil kann man sich von anderen unterscheiden. Marken und Unternehmen nutzen noch nicht das volle Potential einer Corporate Language, um ihre Einzigartigkeit zum Ausdruck zu bringen und dadurch Aufmerksamkeit und Reputation zu gewinnen.
Gesetz der Erstbenennung
Wer Entdeckungen, Erfindungen, Innovationen oder Trends als Erster erkennt und benennt, verschafft sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil und Ansehen als Schrittmacher.
Gesetz der sprachlich geschaffenen Tatsachen
Dieses Gesetz besagt zweierlei. Was man nicht benennt, existiert nicht. Die Module des Systems „KommunikationDirekt“ sind ja kein Aufgreifen von Vorgefundenem, sondern sie stellen eine Ordnungsleistung und eine begriffliche Leistung dar. Die Module wurden nicht gefunden, sondern auf der Grundlage der Live-Kommunikation-Aufgaben und der Gesetze konstruiert und in eine Ordnung gebracht. Das ist das Neue an den Modulen. Die zweite Bedeutung des Gesetzes besagt, dass man einen Sachverhalt (zum Beispiel Markenvorteile, Kundennutzen) begrifflich auf den Punkt bringen muss, damit er verhaltenswirksam wird.
Modul Sp2: Höre heraus, was nicht gesagt wird
Gesetz des aktiven Zuhörens
Das Gesetz besagt, dass Zuhören eine Schlüsselkompetenz für Kommunikationserfolg ist.
Gesetz der semantischen Tiefenstruktur
Nur durch aktives Zuhören kann man Mitgemeintes, Vorausgesetztes und Gefühltes identifzieren. Kommunikationserfolg führt über die Entdeckung der semantischen Tiefenstruktur.
Gesetz der Meta-Kommunikation.
Damit meinen wir, dass die aktive Gestaltung der Beziehung zwischen Unternehmen oder Marken und ihren Kunden nur möglich ist, wenn man lernt, über Kommunikation zu kommunizieren (Meta-Kommunikation).
Modul Sp3: Verstehe, was gemeint wird
Gesetz der Relevanz
Die Annahme, dass ein Gesprächspartner nur das äußert, was für ihn relevant ist, befähigt uns, auf das Gemeinte zu schließen, wenn uns das Gesagte nicht direkt verständlich ist. Mitgemeint ist, dass in Kommunikationen stets Prozesse automatischer „Fehlerkorrekturen“ eingebaut sind. Wir hören und lesen, was für uns einen Sinn ergibt.
Gesetz der Konzilianz
Das Gesetz besagt, dass man im Falle von Meinungsverschiedenheiten die Auffassung des anderen nicht rundweg ablehnen soll. Denn irgendwo steckt immer ein Körnchen Wahrheit, und wenn ich dem anderen das zugestehe, besteht die Chance, zu einer Einigung zu gelangen.
Gesetz der vorsprachlichen Symbolsprache
Nicht immer kommt es auf die Worte an. Eine Predigt oder eine Begrüßung ist immer auch ein Ritual. Eine politische Rede mag vage sein, aber sie muss viele Leute erreichen. Ein Schlachtruf auf dem Fußballfeld mag „platt“ erscheinen, bewirkt aber, dass ein Gruppengefühl erzeugt wird.
Modul Sp4: Sprich zur Sache
Kooperationsgesetz der Kommunikation
(Grice, zit. n. Heringer 2004: 70f.)
Maxime der Quantität: Sei informativ!
Maxime der Qualität: Sag’ nichts, was du nicht für wahr hältst.
Maxime der Relation: Sei relevant. Oft genügen wenige Worte, umzu überzeugen.
Maxime der Modalität: Sei klar! Sage deine Sache auf angemessene Weise.
Modul Sp5: Äußere, was einen überzeugenden Eindruck macht
Impression-Management-Gesetze
Nutze einen differenzierten Wortschatz. Vermeide Regionalismen, Dialektizismen und Jargon. Meide Sprachklischees und schiefe Bilder. Signalisiere mit Worten, dass dir das Wohlergehen des Publikumsam Herzen liegt. Erzeuge Optimismus. Arbeite mit Idealisierung und...