3 Modul 1: Schätze bergen – Was ist gut und soll so bleiben?
Angenommen, jemand würde ein Buch über Ihr Leben schreiben mit dem Titel „Schätze“! Es würde von all den Dingen und Erlebnissen handeln, die Ihnen jemals etwas wert waren. Es würde also von den Schätzen in Ihrem Leben handeln.
Wie würde diese Geschichte anfangen?
Wenn Sie den Autor beim Schreiben beraten würden: Was würden Sie ihm sagen?
Welche Erlebnisse sollte die Geschichte auf alle Fälle enthalten? Welche dürften auf gar keinen Fall fehlen?
Welche Erlebnisse sollten lieber nicht in dem Buch vorkommen? Was würden Sie gerne verschweigen?
Würde es eine Kurzgeschichte, ein Roman oder eher eine Novelle werden? Möglicherweise ein Epos oder ein 25-bändiges Lexikon? Vielleicht ein Fortsetzungsroman, ein Groschenheft oder ein Comic?
Welche alternativen Buchtitel fallen Ihnen zu demselben Thema ein? Wie könnte das Buch bei gleichem Inhalt sonst noch heißen?
Wie wäre das vorläufige Ende dieser Geschichte?
… und was fällt Ihnen noch alles dazu ein?
Aus dieser Idee des Buch-Schreibens lassen sich viele weitere Fragen und Geschichten zur Erarbeitung und Besprechung der Arbeitsbögen 1 bis 5 ableiten.
Um eine möglichst plastische Geschichte zu erhalten, können Sie sich, wenn es um die Details geht, auch immer wieder folgende Frage zu Gemüte führen (Bandler/Grinder 1980; Langosch 1997, 54):
Wer genau tut was genau, wann genau, wo genau, mit wem genau, auf welche Art und Weise genau, in welchem konkreten Zusammenhang mit welchen Absichten und Zielen und welchen konkreten Folgen?
Im Gespräch mit Klienten lassen sich mit Hilfe dieser Frage viele Details zu den zu bergenden Schätzen erfragen. Sobald der Klient anfängt, über die Schätze seiner Vergangenheit zu sprechen, geht es also darum, so viele Einzelheiten wie möglich zu erfahren, damit die verborgenen Stärken und Ressourcen möglichst deutlich sichtbar gemacht und gefördert werden können. Und wann immer Sie glauben, genug Einzelheiten herausgefunden zu haben, sollten Sie die Frage
… und was fällt Ihnen noch dazu ein?
stellen, da die Antworten auf diese Frage manchmal ausführlicher und detaillierter sind als die Antworten auf alle vorausgegangenen Fragen zusammen.
Die Arbeitsbögen 1 und 2 (Bewahrenswertes und Zufriedenheit, Teil 1) befassen sich hauptsächlich mit Ressourcen aus der Gegenwart. Ressourcen aus der Vergangenheit werden dann durch die Arbeitsbögen 3 bis 5 (Schöne Situationen, Freudige und Liebevolle Erlebnisse) näher beleuchtet. Alle 5 Arbeitsbögen des Moduls 1 helfen dabei, bestehende Fähigkeiten und Stärken bewusst zu machen und daraus Kraft zu schöpfen. Inhaltlich lehnt sich dieses Modul an den lösungsfokussierten Ansatz und die Resilienz an.
Fallbeispiel: Selbsthilfe neu erleben
Frau J. ist 24 Jahre alt und leidet seit ihrer Jugend an einer paranoiden Schizophrenie, die sich allerdings eher schubweise äußert. Sie hat schon viele Selbsthilfebücher gelesen und erarbeitet sich nun das Modul 1 dieses Buches, indem sie die dazugehörenden Arbeitsbögen innerhalb eines Monats nacheinander ausfüllt und sich immer wieder Notizen dazu macht. Dabei wird ihr bewusst, wie viele Ressourcen und Fähigkeiten sie schon hat. Zuvor waren ihre Versuche zur Selbsthilfe immer defizitorientiert gewesen. Sie hatte wissen wollen, was an ihr defekt ist, und ob sie zumindest Teile davon selbst reparieren kann. Durch den neuen ressourcenorientierten Blickwinkel fühlt sie sich besser und kommt auch später in akuten Krisen schneller wieder innerlich zur Ruhe.
Und nun: Viel Erfolg beim Bergen der Schätze!
3.1 Bewahrenswertes
Arbeitsbogen 1, Bewahrenswertes, befasst sich mit allem, was in der aktuellen Lebenssituation erhalten und geschützt werden soll. Es geht um das, was gut ist und so bleiben soll, wie es ist. Verwandte Themen, die durch diesen Arbeitsbogen berührt werden, sind zum Beispiel:
Was ist gut in meinem Leben?
Was ist mir etwas wert?
Welche Normen und Werte habe ich?
Welche Verluste drohen mir aktuell in meinem Leben?
Für was bin ich dankbar?
Was habe ich mir in meinem Leben bereits erarbeitet?
Worauf bin ich stolz?
Wenn im Leben Veränderungen anstehen, ist es manchmal sinnvoll und hilfreich, vorher festzuhalten, was nicht verändert werden soll. Dies kann sowohl vor eventuell drohenden Verlusten schützen als auch deutlich machen, was bereits alles erreicht wurde.
Dieser Arbeitsbogen hat engen Bezug zum lösungsfokussierten Ansatz, zur Resilienz und zu folgenden anderen Arbeitsbögen:
Arbeitsbogen 2: Zufriedenheit, Teil 1
Arbeitsbogen 6: Widerstandsfähigkeit, Teil 1
Arbeitsbogen 12: Zufriedenheit, Teil 2
Arbeitsbogen 13: Zehnjahresplan
Arbeitsbogen 14: Lebensbereiche
Arbeitsbogen 15: Widerstandsfähigkeit, Teil 2
Notizen:
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Arbeitsbogen 1 – Bewahrenswertes
Was passiert zur Zeit in Ihrem Leben, von dem Sie wollen, dass es auch weiterhin geschieht?
1. Was passiert zur Zeit in Ihrem Leben im Bereich Arbeit/Schule/Ausbildung, von dem Sie wollen, dass es auch weiterhin geschieht? Was ist dort gut und soll so bleiben?
2. Was passiert zur Zeit in Ihrem Leben im Bereich Beziehungen, von dem Sie wollen, dass es auch weiterhin geschieht? Was ist dort gut und soll so bleiben?
3. Was passiert zur Zeit in Ihrem Leben im Bereich Gesundheit, von dem Sie wollen, dass es auch weiterhin geschieht? Was ist dort gut und soll so bleiben?
4. Was passiert zur Zeit in Ihrem Leben im Bereich des Entwickelns von Lebensperspektiven, von dem Sie wollen, dass es auch weiterhin geschieht? Was ist dort gut und soll so bleiben?
5. Was passiert zur Zeit in Ihrem Leben im Bereich Erfüllung und Lebenssinn, von dem Sie wollen, dass es auch weiterhin geschieht? Was ist dort gut und soll so bleiben?
6. Was passiert zur Zeit sonst noch in Ihrem Leben, von dem Sie wollen, dass es auch weiterhin geschieht? Was ist sonst noch gut und soll so bleiben?
3.2 Zufriedenheit, Teil 1
Arbeitsbogen 2, Zufriedenheit, Teil 1, befasst sich mit allem, was jemanden seelisch zur Ruhe bringt, bei dem man inneren Frieden empfindet. Dies kann auch mit Freude, Gelassenheit und einem Gefühl von Versöhnung einhergehen. Verwandte Themen, die durch diesen Arbeitsbogen berührt werden, sind zum Beispiel:
Wann und wie erlebe ich Ausgeglichenheit?
Was behagt mir?
Wann fühle ich mich ausgefüllt?
Wann bin ich gelassen und glücklich?
Womit kann ich mich gut begnügen?
Was sind meine Ansprüche an mein Leben?
Welche kleinen Dinge im Leben machen mich froh?
Gerade in schwierigen Lebenssituationen können die Antworten auf diese Fragen dabei helfen, Kurs zu halten und sich auf die eigenen Werte und Ziele zu besinnen. Alle die Dinge, mit denen man im Alltag zufrieden ist, können hierbei wichtige Hinweise liefern.
Dieser Arbeitsbogen hat engen Bezug zum lösungsfokussierten Ansatz, zur Resilienz und zu folgenden anderen Arbeitsbögen:
Arbeitsbogen 1: Bewahrenswertes
Arbeitsbogen 3: Schöne Situationen
Arbeitsbogen 4: Freudige Erlebnisse
Arbeitsbogen 5: Liebevolle Erlebnisse
Arbeitsbogen 6: Widerstandsfähigkeit, Teil 1
Arbeitsbogen 12: Zufriedenheit, Teil 2
Arbeitsbogen 15: Widerstandsfähigkeit, Teil 2
Notizen:
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Arbeitsbogen 2 – Zufriedenheit, Teil 1
1. Wählen Sie bitte eine der folgenden Fragen aus, um sie näher zu betrachten und dann zu beantworten (bitte die von Ihnen ausgewählte Frage ankreuzen):
a. Was klappte gestern oder heute gut bei Ihnen, was war O.K. für Sie, womit sind Sie zufrieden?
b. Worauf sind Sie zur Zeit stolz?
c. Was finden Sie momentan in Ihrem Leben am interessantesten?
d. Welche kleinen oder großen Erfolge hatten Sie gestern oder heute und wie haben Sie diese Erfolge erzielt?
e. Was genießen Sie zur Zeit in Ihrem Leben am meisten, was macht Ihnen zur Zeit am meisten...