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'Follow me'. Authentische Kommunikation als Erfolgsfaktor für YouTuber

Eine empirische Untersuchung zum Verhältnis zwischen Bloggern und ihren Lesern

AutorValentina Z.
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl136 Seiten
ISBN9783668084339
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Public Relations, Werbung, Marketing, Social Media, Note: 1,3, Universität Bremen, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit knüpft an die Thematik des 'authentischen Bloggens' an und stellt eine qualitative Untersuchung zum Verhältnis zwischen privaten Blogbetreibern und ihren Lesern dar. Vor diesem Hintergrund lautet die Forschungsfrage: Wodurch verschaffen sich (Video-)Blogger Vertrauen bei ihren aktiven Rezipienten? Die Arbeit gibt einen Überblick über die theoretische Ausgangslage der 'Blogforschung' und legt die Vorteile einer qualitativen Analyse gerade für diese Thematik dar. YouTube und (videobasierte) Weblogs nehmen in unserer medialisierten Gesellschaft eine zunehmend wichtigere Rolle ein. Das zeigt nicht zuletzt der Diskurs über den Status und Erfolg sogenannter 'YouTube-Stars' im Feuilleton: (Video-)Blogger fungieren derweil als Ratgeber in Sachen Kosmetik, Mode oder Ernährung, geben Produktempfehlungen und stellen somit einen einflussreichen Orientierungsfaktor für ihre aktive Leserschaft dar. Bei der Gestaltung ihrer Beiträge und Videos folgen die medialen Akteure nicht dem typischen Werbecharakter, sondern setzen auf freundschaftlich wirkende Tipps und einen persönlichen Austausch mit ihren Lesern. Infolgedessen wird ihnen im Gegensatz zur klassischen Werbekommunikation unweigerlich ein deutlich höheres Maß an Authentizität zugeschrieben. Gleichsam kann davon ausgegangen werden, dass die (Video-)Blogger in dem Bewusstsein handeln, beständig ihre ehrliche Meinung wiederzugeben, um folglich die Existenz ihrer Blogs und YouTube-Kanäle sicherzustellen. Sie werden verstärkt als 'Gleichgesinnte' wahrgenommen, deren Empfehlungen um einiges vertrauenswürdiger erscheinen als die Beteuerungen der Werbewirtschaft. Dieses Prinzip der Ehrlichkeit privater (Video-)Blogger wissen nicht nur ihre Abonnenten zu würdigen. Gleichermaßen haben die Unternehmen und Marken das damit einhergehende Potential erkannt und entfernen sich zunehmend von klassischer Werbekommunikation: Wenngleich sie die traditionelle werbliche Kommunikation nicht durch die 'Blogger-Relations' ersetzen, so gelten letztere gemeinhin als wichtiges PR-Instrument für kompetente Imagepflege und eine gezielte Markenpräsentation.

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Leseprobe

2 Theoretische Grundlagen


 

2.1 Theorie des kommunikativen Handelns


 

‚Authentizität‘ ist ein komplexes und mannigfaltiges Phänomen, welches innerhalb unterschiedlicher Fachrichtungen und unter divergenten Begleitumständen auf verschiedene Weise gedeutet werden kann. Dennoch haben sich wesentliche Charakteristika herauskristallisiert, entlang derer sich Authentizität beschreiben lässt: „Transparenz, Wahrhaftigkeit, Offenheit und moralisch-menschlich[e] Orientierung“ (vgl. Schultz 2012, o.S.; Knaller/Müller 2006, o.S.; Wetzel 2006, o.S.; zit. nach Utz 2013, S. 171).

 

Im Kontext der computervermittelten Kommunikation lassen sich eben diese Merkmale jedoch nur durch stattfindende Interaktionen, Darstellungen, Berichte oder Mitteilungen ausmachen. Die entscheidende Rolle spielten hier demnach die Beziehungen, die sowohl die medialen Akteure als auch die Rezipienten zu ihren jeweils eigenen, individuellen Realitäten besitzen.

 

Authentizität wird folglich vom jeweiligen Individuum ausgehend hergestellt und unterliegt somit einer spezifischen Bewertung. Insbesondere im Rahmen der computervermittelten Kommunikation erlangt diese Wertung einen speziellen Charakter durch die Zwischenschaltung der genutzten Medien.

 

Im Folgenden sollen nun wissenschaftlich fundierte Theorien vorgestellt werden, welche relevante Referenzpunkte zum Forschungsgegenstand dieser Arbeit liefern.

 

Einleitend sei an dieser Stelle die Theorie des kommunikativen Handelns (1981) des Philosophen und Soziologen Jürgen Habermas angeführt, welcher in seinen theoretischen Ausführungen eine Unterscheidung in vier Handlungsbegriffe vornimmt: Zu ihnen zählen das teleologische, das normenregulierte, das dramaturgische sowie das kommunikative Handeln (vgl. Habermas 1981, S. 126–128). Für die vorliegende Arbeit wird explizit der Begriff des kommunikativen Handelns ins Zentrum der Betrachtung gerückt, da er den Aspekt der ‚Interaktion‘ fokussiert, welche im Rahmen des hier behandelten Themas eine bedeutende Rolle spielt. So bezieht sich

 

„[der] Begriff des kommunikativen Handels […] auf die Interaktion von mindestens zwei sprach- und handlungsfähigen Subjekten, die (sei es mit verbalen oder extraverbalen Mitteln) eine interpersonale Beziehung eingehen. Die Aktoren suchen eine Verständigung über die Handlungssituation, um ihre Handlungspläne und damit ihre Handlungen einvernehmlich zu koordinieren. Der zentrale Begriff der Interpretation bezieht sich in erster Linie auf das Aushandeln konsensfähiger Situationsdefinitionen. In diesem Handlungsmodell erhält die Sprache, wie wir sehen werden, einen prominenten Stellenwert“ (ebd., S. 128, Hervorhebung im Original).

 

Konventionell kann man dann von einer Interaktion sprechen, wenn Akteure in ihren Handlungsweisen reziprok aufeinander Bezug nehmen. Als Grundvoraussetzung verweist Habermas in diesem Zusammenhang auf den Aspekt der „Verständigung“ (ebd., S. 142), welche als eine Intention der Akteure während des kommunikativen Handelns verstanden werden könne. Weiter gelte sie als ein „Prozeß der Einigung unter sprach- und handlungsfähigen Subjekten“ (ebd., S. 386).

 

Vor diesem Hintergrund stellt sich nunmehr die Frage, wie eben diese Verständigung möglich ist:

 

„Verständigung funktioniert als handlungskoordinierender Mechanismus nur in der Weise, daß sich die Interaktionsteilnehmer über die beanspruchte Gültigkeit ihrer Äußerungen einigen, d. h. Geltungsansprüche, die sie reziprok erheben, intersubjektiv anerkennen“ (ebd., S. 148, Hervorhebung im Original).

 

So würden beim kommunikativen Handeln folglich ‚ungesagt‘ die drei nachstehenden Geltungsansprüche veranschlagt:

 

1. (propositionelle) Wahrheit;

2. (normative) Richtigkeit;

3. (subjektive) Wahrhaftigkeit (Rath 2013, S. 18, Hervorhebung im Original).

 

Da Wahrhaftigkeit als Geltungsanspruch im Vergleich zu den Kategorien Wahrheit und Richtigkeit nur in „Handlungszusammenhängen“ erfahrbar sei (vgl. Habermas 1972, S. 140), soll diese in Anlehnung an den ‚Authentizitätsbegriff‘ als entscheidende Ordnung betrachtet werden.

 

Die Tatsache, dass es zur Darstellung sowie auch zur Feststellung bzw. Prüfung von Wahrhaftigkeit erst bestimmter Handlungszusammenhänge bedarf, lässt sich mit der Äußerung Raths verbinden. Dieser merkt hierzu an, dass „Authentizität, verstanden als Wahrhaftigkeit […] eine Handlungspräferenz [bezeichnet], d.h. die Praxis eines Menschen“ (Rath 2013, S. 20).

 

So muss Wahrhaftigkeit, und demzufolge auch Authentizität, innerhalb eines praktizierten Dialogs erst entstehen und erfordert einen beidseitigen Einsatz der Kommunikationspartner.

 

2.2 Authentizität und Glaubwürdigkeit


 

Authentizität kann, wie in Kapitel 2.1 gezeigt wurde, als ein signifikanter Faktor medialer Handlungsweisen betrachtet werden und müsse laut Prof. Dr. Dr. Matthias Rath – Professor an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg – „für die Ethik einer mediatisierten Welt berücksichtigt werden“ (Rath 2014, S. 92):

 

„Fragen wir nach Authentizität im ethischen Sinne, dann ist nicht ein Sachverhalt, sondern eine Praxis thematisiert. Hier kommt Authentizität in den Bedeutungen von Eigentlichkeit und Wahrhaftigkeit zum Tragen. Sie qualifizieren eine Praxis als Lebensvollzug und Handlungs-zusammenhang“ (ebd., S. 95, Hervorhebung im Original).

 

Demzufolge käme dem Verständnis von Authentizität, als eine Ausprägung von Wahrhaftigkeit, in der heutigen Mediengesellschaft ein gesonderter Stellenwert zu. Rath formuliert dies folgendermaßen:

 

Authentizität ist eine besondere Form der Wahrhaftigkeit, da sie sich nicht auf den [Inhalt] der Aussage eines Kommunikators bezieht, sondern auf seinen Selbstbezug, auf die beanspruchte Urheberschaft bzw. die Behauptung einer bestimmten Identität als Urheber. Authentisch ist ein Kommunikator dann, wenn er wahrhaftig über sich als Urheber seiner Kommunikationsangebote Auskunft gibt“ (ebd., S. 96 f., Hervorhebung im Original).

 

Ersichtlich wird, dass der Gesichtspunkt einer erforderlichen Symmetrie zwischen dem ‚dargestellten Selbst‘ und der eigenen Identität entscheidend in den Fokus rückt.

 

Versteht man Authentizität als ein ‚Qualitätsmerkmal kommunikativen Handelns‘, so bedingt dies unweigerlich einen dialogischen Bezugsrahmen. Die Authentizität einer Person ist demnach entlang eines Dialogs abzulesen, welcher zweifelsohne zwei (oder mehr) Akteure impliziert. Um Authentizität folglich ihren bedeutenden Stellenwert innerhalb von Kommunikationssituationen zu gewährleisten, sei eine Auffassung von Authentizität, welche beim medialen Akteur ansetze, eher untauglich (vgl. ebd., S. 99). Authentizität könne somit vielmehr als ‚Arbeit‘ der Rezipienten verstanden werden:

 

„[…] verstanden als Leistung des Rezeptionsaktes, wird aus der Authentizität als Schicksal eine Kompetenzleistung, nämlich die Fähigkeit, Kommunikationsprozesse gemäß meiner, des Rezipienten eigener Kommunikationsintention zu interpretieren und letztlich zu gestalten“ (ebd., S. 101 f.).

 

Die Interpretation eines bestimmten Sachverhaltes bzw. Kommunikationsprozesses durch den ‚Urteilenden‘ erfolgt unweigerlich auf der Basis seiner bislang gemachten ‚Erfahrungen‘. Letztere resultieren im Allgemeinen aus Erlebnissen sowie aus Reaktionen auf Handlungen und haben dementsprechend Einfluss auf das künftige Verhalten. Dieser Gedanke zur Deutung authentischer Darstellungen auf der Grundlage von Erfahrungen, auf den im Folgenden Bezug genommen werden soll, stammt von Paddy Scannell, dem britischen Wissenschaftler und Professor für Kommunikationswissenschaft an der University of Michigan. Dieser verwendet in seinem Aufsatz keinen ‚normativen‘ Authentizitätsbegriff, sondern begreift Authentizität vielmehr als etwas, das konstant dem „Subjekt“ (ebd., S. 93) zuzuschreiben sei. Er äußert sich in diesem Zusammenhang wie folgt:

 

„An authentic experience, whatever it may be, is something that is mine, that belongs to me, that is my own, that is part of my ownmost (inner) self. As such, it is a cherishable, a memorable aspect of ‘the me that I am’, the real, true, authentic me. An authentic experience is so because I own it, and thus I can claim it as my own experience and not anyone else’s” (Scannell 2001, S. 406).

 

Die subjektive Erfahrung des Rezipienten entscheide als wesentliches Bewertungskriterium darüber, ob und inwieweit ein Akteur als authentisch angesehen werden könne. In Bezug darauf sei es für den Akteur schwer, dem im Vorfeld gewährten Anteil...

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