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E-Book

Bauen, erleben, begreifen: Technikgeschichte mit fischertechnik

16 Meilensteine zum Nachbauen

AutorDirk Fox, Thomas Püttmann
Verlagdpunkt
Erscheinungsjahr2015
ReiheEdition Make: 
Seitenanzahl364 Seiten
ISBN9783864917912
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,90 EUR
Unternehmen Sie eine Reise durch die Geschichte der Technik - von der Frühzeit bis in das zwanzigste Jahrhundert. Dirk Fox und Thomas Püttmann stellen Ihnen 16 Meilensteine herausragender technischer Innovationen der Menschheit, ihre Geschichte und ihre Erfinder vor - vom Flaschenzug über die Uhr, die Rechenmaschine, die Dampfmaschine bis zum Hubschrauber. Diese Erfindungen prägen den technischen Fortschritt bis heute. Anhand von fischertechnik-Modellen vermitteln die Autoren die Funktionsweisen und technischen Hintergründe dieser herausragenden Errungenschaften. Durch ihre Einbettung in den geschichtlichen Kontext veranschaulichen sie die Herausforderungen, die die Erfinder zu bewältigen hatten, und unterstreichen ihre Bedeutung für die weitere Entwicklung. Zahlreiche Fotos und Abbildungen illustrieren die Ausführungen. Die Modelle eignen sich nicht nur zum Nachbauen, sondern auch für den Einsatz im Physik-, Mathematik-, Technik- oder Geschichtsunterricht und regen zur Entwicklung eigener Varianten an. Der Aufbau der fischertechnik-Modelle wird im Buch beschrieben; detaillierte 3D-Bauanleitungen stehen Ihnen zudem auf der Buch-Webseite zum Download zur Verfügung. Wer die fischertechnik-Modelle nachbaut, gewinnt ein tieferes Verständnis der Technik und ihrer Geschichte - und lernt spielerisch einige wesentliche technische Grundlagen kennen. In der 'edition Make:' erscheinen Titel, die vom dpunkt.verag gemeinsam mit der Redaktion der Zeitschrift 'Make:' ausgewählt werden. Inhaltliche Schwerpunkte dieser Reihe sind Maker'-Themen.

Dirk Fox ist Informatiker, Gründer und Geschäftsführer eines Beratungsunternehmens für IT-Sicherheit, Herausgeber einer Fachzeitschrift für Datenschutz und Datensicherheit, Vorstand eines großen IT-Netzwerks - und begeisterter 'fischertechniker'. Er gibt die fischertechnik-Zeitschrift 'ft:pedia' heraus und setzt sich für den Ausbau des Technikunterrichts an deutschen Schulen ein - mit fischertechnik. Thomas Püttmann ist außerplanmäßiger Professor für Mathematik an der Ruhr-Universität Bochum. Zur Vermittlung von Themen aus den Bereichen Mathematik, Technik und Naturwissenschaften entwickelt er gezielt lehrreiche Modelle, wenn möglich aus fischertechnik. Als echter Mathematiker optimiert er seine Konstruktionen so lange, bis man keinen Stein mehr weglassen oder verschieben kann. Regelmäßig schreibt er Beiträge für die ft:pedia.

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Leseprobe

1 Der Flaschenzug


Schon in der Frühzeit der Menschheitsgeschichte war die Überwindung der Begrenztheit menschlicher Kraft eine der großen Herausforderungen. Vor über 2000 Jahren entdeckten die Menschen eine technische Lösung, um selbst tonnenschwere Gegenstände, wie z. B. große Steinblöcke, mit Menschenkraft anzuheben.

Abb. 1–1 Kuppel des Doms von Florenz, Zeichnung von Filippo Brunelleschi (um 1419)

In einer Zeit, in der als Kraftquelle nur die Muskelkraft von Mensch und Tier zur Verfügung stand, war die Entdeckung einer Mechanik, mit der es gelang, die Kraftwirkung zu vergrößern, von größter Bedeutung. Neben dem Hebelgesetz, das bereits in der Antike von dem griechischen Mathematiker und Physiker Archimedes von Syrakus (287–212 v. Chr.) aufgestellt wurde und die Grundlage der Mechanik bildet, revolutionierte die Erfindung des Flaschenzugs die Bautechnik. Mit Flaschenzügen gelangen in der Antike und Renaissance architektonische Leistungen wie das Colosseum in Rom oder die Kuppel des Florenzer Doms von Filippo Brunelleschi (1377–1446), bis heute beeindruckende Meisterwerke.

Die Funktion eines Flaschenzugs – dessen Bezeichnung übrigens nichts mit Gefäßen für Flüssigkeiten zu tun hat, sondern von den Rollenhalterungen stammt, die dieselbe Bezeichnung trugen – ist schnell erklärt. Die für eine bestimmte Hubarbeit – das Anheben eines bestimmten Gewichts um eine definierte Höhe – erforderliche Kraft lässt sich über die Länge des zu überwindenden Hubwegs steuern, da die Hubarbeit als Produkt aus Kraft und Weg berechnet wird: Mit einem längeren Hubweg benötigt man weniger Kraft für dieselbe Hubarbeit.

Ein Flaschenzug verlängert nun künstlich den Hubweg, genauer: die Länge des für die Leistung der Hubarbeit aufzuwickelnden Zugseils. Damit ist weniger Kraft für die Hubarbeit erforderlich. Der Preis, den man für diese »Kraftverstärkung« zahlt: Man muss länger ziehen oder kurbeln.

Abb. 1–2 Flaschenzug

Faktorenflaschenzug


Wenn wir heute von einem Flaschenzug sprechen, meinen wir in der Regel einen Faktorenflaschenzug, der die Seillänge durch »Schlingen« und Seilrollen künstlich verlängert.

Schon ein einfacher Flaschenzug mit einer Schlinge verdoppelt die Länge des Zugseils und halbiert damit die benötigte Kraft: Ein Mensch, der maximal 50 kg bewegen kann, kann mit einem solchen Flaschenzug bis zu 100 kg Last anheben.

Abb. 1–3 Römischer Trispastos nach Vitruv

In der Antike wurden Flaschenzüge von Griechen und Römern in einfachen Kränen eingesetzt. Der römische Ingenieur Marcus Vitruvius Pollo (ca. 80–15 v. Chr.) beschrieb den zu seiner Zeit verbreiteten Trispastos, einen einfachen Kran mit Drei-Rollen-Flaschenzug, der die Kraft des Bedieners mit einem zusätzlichen Hebel an der Winde insgesamt etwa verzwölffachte (Abb. 1–3).

Solche Flaschenzüge waren wahrscheinlich schon seit etwa 750 v. Chr. bekannt und kamen auf Baustellen und im Theater zum Einsatz. Dabei sorgte der Flaschenzug für eine Verdreifachung der Kraftwirkung; der Hebel an der Winde (Haspel) bewirkte eine zusätzliche Vervielfachung der Kraft des Bedieners.

Abb. 1–4 fischertechnik-Modell eines Trispastos

Die beeindruckende Wirkung eines solchen »Kraftverstärkers« lässt sich durch einen Nachbau des Trispastos in fischertechnik demonstrieren. Abb. 1–4 zeigt ein Modell, das einen Verstärkungsfaktor von etwa 18 besitzt. Problemlos kann man mit dieser einfachen Konstruktion eine mit Gewindestangen gefüllte Kiste (450 g) hochziehen.

Die Krafteinsparung (oder -verstärkung) lässt sich mit weiteren »Schlingen« vergrößern: Die für die Hubarbeit benötigte Kraft FZ sinkt bei n Seilwegen (= Seilrollen) auf ein n-tel der Gewichtskraft der Last FL:

Daher liegt es nahe, die von einem Kran oder einer Seilwinde leistbare Hubarbeit zu vergrößern, indem man den Flaschenzug um weitere Rollen ergänzt.

Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Ansätze: die Anordnung der Rollen nebeneinander (horizontal) und die Anordnung übereinander (vertikal). Mit letzterer lässt sich der Flaschenzug schlanker realisieren; dafür reduziert sich konstruktionsbedingt die maximale Hubhöhe, da ein Teil für die vertikale Anordnung der Rollen benötigt wird.

Abb. 1–5 Flaschenzug von Leonardo da Vinci

Eine kompakte Konstruktion eines sowohl horizontalen als auch vertikalen Flaschenzugs mit 12 Rollen, bei der die Rollen sowohl nebeneinander als auch übereinander angeordnet sind, ist vom Universalgenie der Renaissance, Leonardo Da Vinci (1452–1519), überliefert (Abb. 1–5).

Flaschenzüge aus fischertechnik finden sich schon in der Anleitung zum Grundkasten aus dem Jahr 1966 (S. 20, Abb. 1–6).

In hobby 1, Band 1 [4] wurde dem Flaschenzug 1972 ein eigenes Kapitel gewidmet. Wirken die frühen fischertechnik-Flaschenzüge noch etwas plump und eher wie grobe Funktionsmodelle, gelingt unter Verwendung von Statikkomponenten wie z. B. den S-Laschen (oder den heutigen Laschen 21,2) eine deutlich elegantere Konstruktion (linke Variante in Abb. 1–7) – zu finden z. B. in der Anleitung zum Aufbau-Statikkasten 50S/3 aus dem Jahr 1975. Auch die Kreuzknotenplatten aus den frühen Statikkästen von 1970 erlauben eine ansprechende Konstruktion wie die zweite Variante von rechts in Abb. 1–7, zu finden z. B. in hobby 2 Band 4 [5], (S. 18, 20, 49).

Abb. 1–6 fischertechnik-Flaschenzug von 1966 (aus: Bauanleitung Grundkasten)

Das Rollenlager, 1990 eingeführt mit dem Modellkasten Starlifters, eignet sich ebenfalls zur Konstruktion eines Flaschenzugs (rechte Variante in Abb. 1–7).

Auch mit den Kupplungsstücken aus dem Universal-Baukasten von 1997, verwendet in der zweiten Variante von links in Abb. 1–7, lässt sich ein Flaschenzug konstruieren, siehe die zugehörige Bauanleitung (Abb. 1–8).

Abb. 1–7 Konstruktionsvarianten einfacher fischertechnik-Flaschenzüge

Bei der Montage der Seilrollen muss man darauf achten, dass die Rollen nicht eingeklemmt werden, sondern möglichst widerstandsarm frei rotieren.

Abb. 1–8 Flaschenzug im Baukasten Universal

Bei allen gezeigten Varianten wird das Seilende jeweils mit einer der Klemmbuchsen an der oberen Achse befestigt, über die untere Rolle und von dort über die obere Umlenkrolle zu einer Seilwinde geführt.

Will man mehr als eine Verdoppelung der Kraftwirkung erreichen, benötigt man einen Flaschenzug mit weiteren Seilrollen. Auch mit fischertechnik lassen sich die zusätzlichen Rollen sowohl vertikal als auch horizontal anordnen. Abb. 1–9 zeigt vier Realisierungsalternativen für n-fache Flaschenzüge.

Die drei linken Varianten sind auf jeweils vier Rollen beschränkt; damit lässt sich die Kraftwirkung vervierfachen. In der Anleitung zum Teleskop-Mobilkran von 1983 (S. 45) findet sich eine kompakte vertikale Konstruktion.

Abb. 1–9 Realisierungsalternativen für n-fache Flaschenzüge

Ein Flaschenzug mit horizontal angeordneten Rollen wird im hobby 2, Band 4 [5], (S. 10) vorgestellt. Er verwendet I-Streben, um Haken und Rollenachse miteinander zu verbinden. Die rechte Variante in Abb. 1–9 erreicht eine Verachtfachung der Kraftwirkung; sie kann zudem leicht um weitere Führungsrollen erweitert werden.

Abb. 1–10 7-facher Flaschenzug

Eine ähnliche Konstruktion findet sich im Abenteuer-Bau-Buch [6], (S. 50 ff.) aus dem Jahr 1985 (Abb. 1–10).

Zu weit sollte man es aber nicht treiben, denn auch mit einem fischertechnik-Flaschenzug lassen sich nicht beliebig große Gewichte anheben – die Hubarbeit geht irgendwann nicht mehr spurlos am Material vorüber.

Spätestens wenn am Antrieb (Schnecke, Zahnrad) Abrieb entsteht, sollte man das Gewicht reduzieren.

Potenzflaschenzug


Der Faktorenflaschenzug ist zwar der einfachste, aber keineswegs der einzige Flaschenzugtyp.

Eine andere Konstruktion liegt dem Potenzflaschenzug (Abb. 1–11) zugrunde. Man kann sich ihn als eine Art »Hintereinanderschaltung« mehrerereinfacher Faktorenflaschenzüge vorstellen. Dabei wird mit jeder zusätzlichen Rolle ein weiteres Zugseil eingeführt und damit die erforderliche Kraft halbiert.

Die für die Hubarbeit erforderliche Zugkraftliegt bei n »losen« Rollen also bei einem 2n-tel der Gewichtskraft der Last:

Die Wirkung ist größer als bei einem Faktorenflaschenzug, denn mit nur fünf losen Rollen erreicht man eine Verstärkung von 32. Dennoch findet man diesen Flaschenzugtyp eher...

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis5
Zur Einfu?hrung11
Der Flaschenzug15
Faktorenflaschenzug17
Potenzflaschenzug21
Differenzialflaschenzug22
Differenzialwinde23
Krane mit Wellrad24
Tretradkrane25
Literatur28
Das Getriebe29
Sakijen und Mühlen31
Steinsägemühlen33
Kraftverstärkung35
Übersetzungen36
Das Hodometer39
Der Antikythera-Mechanismus40
Literatur und Links43
Das Differential­getriebe45
Angetriebene Fahrzeuge46
Das White’sche Dynamometer47
Das White’sche Differenzialrad50
Mathematische Beschreibung51
Äquationsuhren54
Kompasswagen57
Literatur und Links63
Die Uhr65
Einleitung66
Uhren und Zeiteinteilung67
Spindel mit Waagbalken70
Frühe Uhren mit Schlagwerk73
Das Pendel73
Die Ankerhemmung75
Die Unruh76
Ruhende Hemmungen77
Das Turmuhr-Modell79
Aufbau und Funktion80
Die Antriebseinheit (Gehwerk)81
Die Spindelhemmung82
Stabpendel84
Gewichte und Seile85
Die Anzeigeeinheit85
Der Antrieb des Schlagwerks87
Die Auslösung des Schlagwerks88
Die Schlossscheibe88
Das Schlagrad89
Laufzeit und Genauigkeit91
Literatur und Links91
Das Planetarium93
Armillarsphären94
Astronomische Uhren99
Mondphasen103
Epizykel105
Wechsel des Weltbilds108
Tellurien110
Planetarien112
Merkur, Venus, Erde115
Der Aufbau117
Merkur- und Venusgetriebe120
Sonne und Planeten121
Bahngeschwindigkeiten121
Konjunktionen und Transite122
Sternbilder124
Venus- und Merkurphasen125
Motorisierung127
Literatur und Links128
Die Rechen­maschine129
Einleitung130
Geschichte130
Der Abakus132
Uhren und Zählwerke134
Die Rechenuhr135
Ein zweiter Anfang137
Leibniz138
Planetengetriebe141
Das Rechenmaschinenmodell145
Addierwerk145
Eingaberegister149
Koppeln mehrerer Maschinen151
Bedienung152
Literatur und Links153
Der Sextant155
Warnung156
Geschichte156
Der Quadrant159
Geografische Breite160
Mittagshöhe der Sonne162
Geografische Länge163
Standlinien165
Der Sextant167
Aufbau167
Handhabung und Funktion167
Nachbau169
Anbringen der Skalen169
Messungen170
Literatur und Links170
Die Dampf­maschine173
Geschichte174
Das Dampfmaschinenmodell183
Das Getriebe185
Das Schwungrad188
Die Geradführung190
Die Druckluftzufuhr192
Literatur196
Die Achsschenkellenkung197
Die Entwicklung der Lenkung198
Schwenkachslenkung198
Knicklenkung202
Einzelradlenkung203
Die Achsschenkellenkung205
Entwicklung207
Konstruktion209
Lenkfehler210
Spurkreis214
Varianten und Alternativen215
Funktionsmodelle215
Spezialteile für Lenkungen219
Literatur222
Der Elektromotor223
Funktionsweise226
Jakobi-Motor227
Repulsionsmotor229
Synchronmotor232
Synchronuhr233
Literatur238
Der Telegraf239
Optische Telegrafen240
Erster elektrischer Telegraf242
Nadeltelegrafen243
Zeigertelegrafen245
Morsetelegraf252
Literatur259
Die Normalzeit261
Die gesetzliche Zeit262
Das Zeitsignal264
Funksignal264
Referenzzeit266
Vollständige Zeitinformation266
DCF77-Zeitcode267
DCF77-Empfänger269
Die Hardware269
Die Software270
Weitere Funktionen274
Literatur275
Der Film277
Lichtbilder278
Bewegte Bilder279
Fotografie283
Projektoren286
Literatur293
Das Raupen­fahrzeug295
Geschichte296
Raupenkette298
Lenkung300
Getrennter Antrieb301
Kupplungen302
Schaltung303
Differenzial mit Bremse303
Kontrollierte Differenzialsteuerung304
Überlagerungsgetriebe305
Gleichlaufgetriebe307
Einsatz von Raupenantrieben309
Einbau in Raupenfahrzeuge309
Einbau in Wasserfahrzeuge310
Einbau in autonome Fahrzeuge312
Literatur313
Das Radar315
Geschichte316
Echoortung318
Ultraschallsensor319
Funktionsmodelle320
Fahrzeugradar320
Radarfalle325
Literatur326
Der Hubschrauber327
Dynamischer Auftrieb329
Drehflügler330
Entwicklung330
Igor Sikorsky332
Funktionsmodell334
Der Heckrotor334
Hauptrotor mit Taumelscheibe335
Literatur342
ZeitleisteMeilensteine der Technik343
Bildnachweise357
www.dpunkt.de357

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